Dann übernehme ich noch einmal den Part des Advocatus Diaboli.
1.) Dein Kaufrausch ist nachvollziehbar, aber nicht hilfreich.
Ich war vor kurzem in einer ähnlichen Situation: Hatte mich wochenlang jede freie Minute mit dem Kauf eines neuen Notebooks auseinandergesetzt und dann irgendwann einen starken Kaufzwang entwickelt. Das ist psychologisch verständlich, hilft aber in der Sache nicht weiter, wenn noch nicht die nötige Abklärung stattgefunden hat, was Du überhaupt brauchst.
2.) Du willst ein Urteil fällen, bevor Du überhaupt die Beteiligten gehört und Beweise erhoben hast.
Weißt Du schon, wie ein Jurastudium abläuft? Hast Du bereits die Veranstaltung "Lerntechniken" für Jurastudenten" besucht? Hast Du schon bei älteren Semestern recherchiert? Hast Du schon in Erfahrung gebracht, welche unterstützenden Materialien es in den Lehrveranstaltungen gibt, wie die vorliegen (auf Papier, als PDF, ...), wann es die gibt und wie sich diese am besten einsetzen lassen?
3.) Ein Jurastudium hat seine Besonderheiten.
Auch wenn man im Jurastudium viel pauken muss, gibt es da eine Besonderheit: Entscheidend ist, das juristische Denken zu lernen. Sonst fliegt man in den Klausuren - und erst recht in den mündlichen Prüfungen! - durch. Es geht darum, an einem (z.T. konstruierten) Fall aus dem Leben juristische Grundsätze anzuwenden, dabei das Problem aus juristischer Sicht überhaupt erst zu erkennen und herauszuarbeiten und dann eine juristische Lösung zu erarbeiten. Wie so etwas funktioniert, demonstrieren die Profs und Lehrbeauftragten in den Vorlesungen und Veranstaltungen - und das meistens rhetorisch brilliant. In den Arbeitsgruppen wird das vertieft. Es ist daher im Jurastudium wichtig - vermutlich sogar entscheidend - sich die angesprochenden Fallbeispiele und die dabei demonstrierte Vorgehnsweise einzuprägen und zu verinnerlichen.
4.) Mittippen in Juraveranstaltungen kann schaden
Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, in einer der Juraveranstaltungen, die ich im Rahmen meines Wirtschaftsstudiums besucht habe, mittippen zu wollen. Ich würde sogar behaupten, dass dies geschadet hätte. Ich habe stattdessen immer versucht, aufmerksam zuzuhören, mich mit der anderen Art des Denkens von Juristen auseinanderzusetzen und zu schauen, wie ich an die Sache herangegangen wäre und was ich vom Vortragenden lernen kann. Wenn ich Glück hatte, gab es ein Papierskript, wo ich dann Anstreichungen, Ergänzungen, Anmerkungen vorgenommen habe, um mich später beim Nachbereiten und dann noch mal beim Lernen möglichst gut an die Kernaussagen des Vortragenden erinnern zu können. Ein solches Ankern funktioniert erfahrungsgemäß um so besser, je individueller und persönlicher die *handschriftlichen* Anstreichungen und Anmerkungen sind. Dabei können auch spezielle eigene Abkürzungen und Zeichen hilfreich sein. Das ist beim Tippen nicht möglich. Tippen lenkt zudem stark ab, wenn man es nicht absolut blind kann (Notebook-Tastaturen haben übrigens ihre Eigenheiten, die beim Blindtippen stören können - auch die x6x!). Normales Tippen unterbricht dagegen den Blickkontakt - und damit den Draht - zum Dozenten (jedenfalls in kleinen Räumen). Manches mag ja in Köln mit seinen Mega-Vorlesungen anders sein, aber auch dort wird es kleinere Arbeitsgruppen u.ä. geben.
5.) Auch ein Jurastudium erfordert kreative Arbeitstechniken
Z.B. Brainstorming, Mindmapping oder Entscheidungsbäume zum gedanklichen Sammeln für das Lösen eines Falles. Etwas Kreatives in der Art (aber in einem anderen Zusammenhang) mache ich heute noch auf Papier, weil das Tippen auf einem Notebook mit seinen starken Einschränkungen mich dabei auf die Dauer stört. Wer so etwas papierlos machen will, kommt nicht umhin zu prüfen, ob so etwas nicht auch auf einem Tablet funktioniert (dazu kann ich nichts sagen, weil ich derzeit selbst in der Vorbereitungsphase für die Anschaffung eines Tablets bin).
Mein Urteil über die bisherige Diskussion
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Es ist sinnvoll, dass Du Dich nach Deinen Erfahrungen mit den Aufzeichnungen in Schule mit den Möglichkeiten der elektronisch basierten Mitschriften beschäftigst.Aber dann mach das auch richtig. Mein EDV-Prof hat in einer der Erstsemester-Vorlesungen erzählt, dass er bei seinen Vorträgen vor mittelständischen Unternehmern immer wieder ungläubiges Staunen erntete, wenn er erzählte, dass in diesem Bereich im Schnitt das Doppelte der Hardwarekosten für Software anfällt, das Dreifache der Hardwarekosten jedoch für die individuelle Anpassung der Software, Schulungen etc und sogar das Vierfache dafür, überhaupt zu analysieren und zu ermitteln, was das Unternehmen braucht. Ein Student ist natürlich kein mittelständisches Unternehmen und inzwischen gibt es auch viel freie Software, aber um eine grundlegende Analyse, was Du brauchst, und um die notwendige Recherchen dafür wirst Du kaum umhinkommen, wenn die Entscheidung Hand und Fuß haben soll.
Natürlich kannst Du Dir jetzt mehrere Notebooks kaufen, dafür viel Geld und noch mehr Zeit verwenden (beim Einrichten, Optimieren, Wiederverkaufen) - Jurastudenten sind ja zeitmäßig eh chronisch unterfordert
- aber ob das sinnvoll ist, wage ich immer noch zu bezweifeln. Ich würde mich viel mehr mit den genannten Recherchefragen widmen, schauen, welche Software für mich in Frage käme - also z.B. Onenote, PDF-Annotationsprogramme und vielleicht auch Spracherkennung - und mir Erfahrungsberichte von Studenten dazu anschauen (hier im Forum lässt sich über die Suche einiges dazu finden).
Edit: Ach ja, vielleicht liest hier ja doch noch ein Jurastudent mit, der sich outet und aus seiner Sicht etwas dazu sagt. Das wäre der Wahrheitsfindung sicherlich dienlich.