think_pad
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Mag jetzt überheblich klingen, aber ich kann die Frage von @AndreasBloechl absolut nachvollziehen. In einer guten Komposition ist nichts so zweitrangig, dass man es einfach abschneiden kann.
Da streiten jetzt die Experten über "die Kunst": Mein Großvater war promovierter Kunsthistoriker, ein Dürer-Experte, er malte selbst und hat auch mir das Zeichnen beigebracht. Danach gibt es zwei (oder mit der abstrakten Kunst natürlich noch viel mehr) Arten der Malerei und damit auch der Fotografie. Auch Zeitungsartikel sind so aufgebaut. Man "stellt ein Objekt dar" oder man "erzählt eine Geschichte". Man kann also ein ThinkPad, eine Kommode, ein Haus oder ein Windrad einfach perfekt darstellen und damit komplett abbilden, dann ist es erforderlich, alle Teile des Objektes möglichst sichtbar vollständig abzubilden. Oder man erzählt die Geschichte einer Fehlermeldung auf dem ThinkPad, einer offenen Schublade der Kommode, den menschenwuselnden Hauseingang des Hauses samt Klingelschild und Fahrradständer, dann ist es nicht notwendig, alle Teile der abgebildeten Objekte darzustellen, sondern sich auf den Charakter des Bildes und seine Konflikte einzulassen.
Dieses Bild erzählt die "konfliktreiche Geschichte" eines alten Fahrzeugs, dass moderne Windräder "bestaunt", die Erzählachse verläuft quer vom Bully zu den kleineren, übrigens vollständig dargestellten Windrädern. Das Bild wäre durch den abgeschnittenen Windradflügel tatsächlich "unvollständig", gäbe es nicht den Himmel, der über die Hälfte des Bildes ausmacht und den "Konflikt " damit vollständig deckelt. Zum ausgiebigen Wolkenhimmel kommen noch gepflügte Flächen, der Waldrand und ein Weg, die nun ihrerseits noch erzählen, dass sich bestimmte, natürliche Dinge nie ändern werden, auch wenn der Fortschritt in das Leben der unberührten Natur einbricht.
Es gibt auch "perfekte Bilder", die stellen ein Objekt vollständig dar und erzählen trotzdem eine Geschichte, allerdings ohne Konflikt: Diese Bilder nennt man kitschig. Wie man's also macht, es ist verkehrt...