Mein letzter Post war rhetorischer Natur ... also hier noch mal erklärt:
Es geht doch gar nicht darum, ob das Element bekannt ist oder nicht. Das hast du mit deiner Meinung, dass eine Unsichtbarkeit bei den von mir aufgezählten Elementen unangebracht sei, selbst bestätigt, denn
bekannt sind diese Alle. Und einige davon sogar prominenter als die Scrollbars.
Ich folgere daraus, dass es unterschiedliche Auffassungen darüber gibt, welche Bedienelemente man bevorzugt verwendet.
Maßt du dir an, du seist die entscheidende Instanz wenn es um die Frage geht, welche Bedienelemente es wert sind dargestellt zu werden und welche nicht? Kannst es nicht sein, dass jemand z.B. die Slider wesentlich häufiger benutzt als du?
Ich berücksichtige die Ansicht, dass der Desktop für jeden effizient benutzbar sein sollte. Denn
sichtbare, aber selten genutze Elemente stören weit weniger als Fehlende. Eine Ansicht, die dem erfahrenen Benutzer im Allgemeinen zuträglich ist, weil keiner etwas vermissen würde und darüber hinaus ist diese Ansicht für weniger erfahrene Anwender sogar
unbedingt notwendig. Denn längst nicht jeder Mensch auf dieser Welt kennt den Windows Desktop auswendig und auch die wenigsten Kinder werden mit Windows-Kenntnissen geboren.
Für den Fall, dass es sich um ein Missverständnis handelt, erkläre ich in den nächsten Absätzen nun ganz detailliert den Fall des Rahmenbeispiels
Die Notwendigkeit darauf hingewiesen zu werden, welches Bedienelement sich wo befindet besteht für mich nicht.
Aber es besteht Bedarf nach einem optischen
Orientierungspunkt, den man mit der Maus direkter und somit schneller ansteuern kann. Um die Frage ob ich weiß, dass ich einen Fensterrahmen ziehen kann geht es also nicht.
"Was macht das denn für einen Unterschied?" könnte man nun vielleicht fragen.
Der Unterschied ist:
Im Normalfall bedient ein erfahrener Anwender eine Oberfläche intuitiv, ohne bewusstes Nachdenken. Das bewusste Denken beschränkt sich auf die Arbeitsziele. Immer gleich bleibende, statische Vorgänge bei Bedienung der Oberfläche laufen dabei unbewusst ab. Der steigende Mangel an konkreten Orientierungspunkten aber erzwingt eine geistige Operation im Sinne von "zwischen diesen beiden farbigen Flächen muss der Fensterrahmen sein" oder ähnlich, wodurch ein Vorgang von einer, gefühlt, reinen Handbewegung zu einer bewussten Interaktion zwischen Gehirn und Hand verändert wird.
Dabei wird es
im Gegensatz zum ordentlichen Rahmen notwendig:
- Einen viel größeren Bereich zum Kennen der Ausgangslage erfassen (im Sinne von: was ist das für ein Fenster, und was liegt dahinter)
- Der Erfassung eines größeren, potentiellen "Zielgebietes" (wo wäre ungefähr der Rahmen gewesen?, was ist dort zu sehen?)
- Die Auswertung unter Berücksichtigung der obigen Faktoren
Das bewirkt nicht nur Warten der Hand auf den Gedanken, sondern zusätzlich auch noch eine Unterbrechung der Konzentration auf die eigentliche Arbeit. Es geht um unnötige Denkvorgänge im Bereich von winzigen Sekundenbruchteilen, die auf Dauer aber dennoch schneller zur Ermüdung führen und in Summe und durch gesenkte Konzentration eben Zeit kosten und frustrieren.
Warum dieser Vorgang, unabhängig von der Person, nicht so intuitiv ablaufen kann, wie das Arbeiten mit einem einheitlichen Rahmen:
Dadurch, dass dieser Übergang zwischen einem Fenster und dem dahinterliegenden Fenster, oder dem dahinterliegenden Desktop, oder beliebigen anderen Elementen in unendlicher Kombinationsvielfalt immer unterschiedlich aussehen kann, wird dieser Vorgang niemals genau so schnell ablaufen wie bei einem immer gleich aussehenden Rahmen, weil relativ gesehen immer ein höherer Verarbeitungsaufwand besteht. Dies Inkonstanz macht Intuiton unmöglich. Ordentliche Fensterrahmen sind ein Entgegenkommen der Bedienmethodik auf das menschliche Denken. Ehemals passte sich die Maschine diesbezüglich dem Menschen an, warum soll sich nun der Mensch an die Maschine anpassen?
Selbiges trifft im Übrigen auf nahezu alle dynamischen Bedienelemente zu: Diese sind nur für Gelegenheitsnutzer von Vorteil weil solche die Positionierung von Elementen nicht gezielt selbst vornehmen und dadurch Zeit bei der Suche sparen, weil sie ohnehin immer interaktiv anstatt intuitiv arbeiten; aber ein Nachteil für den erfahrenen Anwender, der paradoxerweise zur Suche gezwungen wird.
Ist das nicht ein unwesentlicher, theoretischer Effekt?:
Das hängt u.a. vom Arbeitstempo ab. Wenn ich einen Desktop bediene, dann läuft das in der Regel mit einem vielfachen der Geschwindigkeit ab, die zu beobachten die Meisten in der Lage sind, inklusive mir selbst. Ich habe z.B. gelegentlich damit zu kämpfen das bestimmte Elemente des GUIs noch gar nicht aufgebaut und interaktionsbereit sind, wenn ich schon auf diese Stelle klicken möchte, bis zu einem Grad dass auch diese "Wartezeiten" in die intuitive Bedienung übergehen. Und bei einem dementprechenden Arbeitstempo spürt man diesen Unterschied. Zur Orientierung ein Beispiel: Innerhalb dieses Zeitempfindens ist seit Vista auch der Aufbau von Detaillisten im Explorer quälend langsam, und damit meine ich nicht das Laden des Verzeichnisinhaltes sondern lediglich die Darstellung und Bereitstellung von interaktiven Elementen.
Es geht nicht nur um Rahmen...
Ich möchte noch einmal erwähnen, dass die Fensterrahmen nur ein ausgesuchtes Beispiel für eine Fehlentwicklung (nicht nur) des Windows-Desktops sind.
Aber ich habe kein Interesse ähnlich lange Erklärungen für jeden anderen, der Optik geschuldeten,Fehler zu verfassen.
Es gibt, denke ich, nur zwei erwähnenswerte Optionen, eigentlich sogar eher nur eine wirklich sinnvolle:
-Entweder überlässt man die Entscheidung jedem individuellen Anwender und macht solche Änderungen optional konfigurierbar (das ist der leider selten gewordene Optimalfall)
-Oder aber man zeigt grundsätzlich Alles an, was weniger optimal ist, aber immer noch besser als willkürlich mal hier und mal da herumzuschrauben.
BTW:
Ich finde übrigens, dass Windows auch bezüglich der Optionalität seit inkl. Vista nur noch gelitten hat. Es fehlen einfach Features, wo man früher feintunen konnte und diese Entwicklung scheint leider noch nicht am Ende zu sein.
Man bewirbt dieses Weglassen von Features gerne als "Vereinfachung", aber das Weglassen von Features als Feature zu verkaufen - das ist meiner Meinung nach eine Perversion!
Als Beispiel dafür, dass ich nicht einfach nur meckere, seien hier mal Desktops genannt, die es richtig machen: MATE und Cinnamon. Gerade der Letztere ist ja sehr jung, aber hat es dennoch nicht nötig für einen oberflächlichen Effekt die Bedienbarkeit zu opfern. Es wird also optische Modernität geboten, ohne dafür die Bedienung zu verschlechtern. Leider kann ich keinen von beiden unter Windows nutzen
, denn Windows macht es leider falsch.
Nach Apples Durchbruch hat es angefangen, dass die Hersteller, von unbändiger Angst Marktanteile zu verlieren getrieben, begonnen haben panische Veränderungen an ihren Oberflächen vorzunehmen, aber fast ausschließlich einfach nur um etwas
Neues bieten zu können, ohne dass dahinter wirklich tiefer gehende Überlegungen standen.
Dass Microsoft sich seitdem auf einer Irrfahrt des zufälligen Ausprobierens befindet, ist doch nach Wiedereinführung des "Aufwärts" Buttons und der von Degradierung von Metro zur sekundären Oberfläche, nicht mehr nur leicht erkennbar, sondern auch bewiesen.