@cuco
Das ist so nicht richtig. Zum einen werden an den Datenbörsen keine Volumina gehandelt, sondern Bandbreite (etwa 1MBit, was grob 250GB im Monat wären), zum anderen ist nur der Traffic zwischen den Knotenpunkten umsonst, nicht aber zum Kunden. Auch stimmt das Behauptete nur, wenn der Traffic eben annähernd gleich ist zwischen den Providern. Das aber ist schon lange nicht mehr so. Die Telekom klagt, dass sie weit mehr Daten durchleiten muss, als sie selbst "schickt".
Etwas überspitzt: Das ist eine Sache der Preisgestaltung zwischen den großen Providern, und hat uns als Endkunden nicht zu interessieren. Wenn die Telecom zu viel für den Traffic ausgibt, müssen halt die Paketpreise steigen.
Kabelgebundenes Internet ist nun mal kein durch physikalische Gegebenheiten stark limitiertes Medium wie z.B. Mobilfunk - auch im Falle von Shared-Medium Internetverbindungen wird halt insofern gedrosselt, dass alle Teilnehmer sich die maximale Bandbreite des nächsten Knotens teilen müssen. Das hat aber nichts mit einer künstlichen Drossel zu tun.
Weiter muss Bandbreite (und damit Traffic) über den Tag verteilt betrachtet werden. Bucht ein Privatkunde eine 50MBit Leitung, wird er diese anders nutzen als ein gewerblicher Kunde, der sie zu Geschäftszeiten benötigt. Bei cleverem Ausbau könnte so der gewerbliche Kunde seine Leitung tagsüber voll nutzen, der Privatkunde abends und die Telekom müsste nur den Ausbau sowie die Kosten für eine einzige Leitung tragen. Buchen aber einhundert Privatkunden die 50MBit, klappt das nicht mehr. Dann muss theoretisch auch Bandbreite für einhundert Leute da sein, in der Praxis wird man aber vielleicht die Hälfte bereit halten. Das ist so ähnlich wie der Flieger, den die Fluggesellschaft überbucht, weil sie genau weiß, dass einige Passagiere nicht den Flug antreten.
Da wirfst Du aber ganz gewaltig Bandbreite und Traffic durcheinander - Du behauptest zwar, sie würden direkt zusammen hängen, aber das stimmt so nicht. Bleiben wir mal bei der Bandbreite: Ob eine Leitung zu 100% ausgelastet ist oder nicht, juckt doch keinen außer den Nutzern, die unmittelbar an dem gleichen Knoten hängen.
Sagen wir mal, mein Nachbar hängt am gleichen Kabelverteiler, und saugt mit seinen vollen 100MBit. Worst Case: Meine Kabelleitung kriegt nur noch max. 50MBit... Wenn 10 Parteien am gleichen Verteiler hängen, sind's halt 10MBit, und bei 100 Parteien 1MBit.
1. Ist das so schlimm? Wenn es bei Stoßzeiten zu Problemen kommt, muss halt noch ne Leitung gelegt werden... aber ganz ehrlich: Wo in Deutschland ist das denn bitte noch ein Problem? Das habe ich ja seit Jahren nicht mehr gehört.
2. Was bringt da eine Drosselung ab x GB? Wenn ich unbedingt meine gebuchten 100MBit brauche, weil ich eine große Datei jetzt und sofort runterladen muss und die auch dringend haben will, bringt es mir doch nichts, wenn der Nachbar erst in 6 Stunden gedrosselt wird, weil er eh erst zu diesem Zeitpunkt seine 200GB Trafficgrenze erreicht...
Seien wir also mal nicht vollkommen naiv und nennen das Problem beim Namen: Peering Agreements werden für die Provider zu teuer, und diese Kosten wollen Provider auf vollkommen absurde Art und Weise auf den Endkunden abwälzen... die Provider zahlen ja wie von Dir behauptet auch nicht nach Traffic, sondern nach Bandbreite. Klar, wenn jemand mehr Bandbreite verbraucht, wird auch der Provider mehr Bandbreite buchen müssen, d.h. jemand mit einer 100MBit Leitung kann wesentlich mehr "Schaden" verursachen als jemand mit einer 16MBit Leitung.
Demzufolge müsste doch einfach die 100MBit Leitung das Sechsfache kosten, und alles ist wieder im Lot.
Aktuell ist es halt so, dass man für 3x mehr Bandbreite (z.B. Sprung von DSL 16MBit auf VDSL 50MBit) ~5€ mehr zahlt, also (ausgehend von 30-40€ Paketpreis für die 16MBit) gerade mal so 12-17% Aufpreis. Sollte da die VDSL Leitung nicht eher (50/16)*30€ kosten?
Was aber, wenn nun immer mehr Privatkunden immer mehr Bandbreite in Beschlag nehmen? Dann muss die Telekom die Anschlüsse bis zu den Kunden ausbauen, was Geld kostet. Eine Drosselung hingegen würde der Telekom Planungssicherheit verschaffen. Sie müsste dann nur noch mit Maximalmengen rechnen (Gewährter Traffic X + Menge ab Zeitpunkt der Drosselung = ein deutlich geringerer Maximalwert als bisher).
Aber was, wenn viele Kunden gleichzeitig ihr Datenvolumen aufbrauchen? Da bringt es doch auch nichts, wenn später gedrosselt wird... konkret läuft es dann darauf hinaus, dass die ersten 5 Tage im Abrechnungszyklus das Netz vollkommen überlastet ist, und dann der Rest des Monats (für die noch ungedrosselten User) alles schön flott ist. Das bemerkt man im Mobilfunkbereich teilweise schon jetzt.
Dass die Telecom dagegen nur "Fremdnutzung" vermeiden will, glaube ich irgendwie nicht so ganz. Die angebotenen Dienste sind ja tatsächlich "netzintern", d.h. die für Entertain usw. verwendete Bandbreite verursacht auch keinerlei Peering-Extrakosten.