Günter Wallraff als Paketzusteller

kommt drauf an, wo der arbeitet. Hat er Pech, ist er 5 Tage die Woche in irgendwelchen seltsamen Hotels unterwegs :)
 
Schade, wichtiges Thema und dann entgleist es...
Geht doch mal alle zum Arzt ;-)
 
Da ich aus der Logistikbranche komme (Sped. Kaufmann gelernt, jetzt studiere ich Logistik), kenne ich die Arbeitsbedingungen recht gut.

Fakt ist, dass Fahrer in Relation zur anfallenden Arbeit schlecht bezahlt werden. Dass die Fahrer um 5:00 Uhr anfangen und erst ab 17:00 Uhr Feierabend machen ist eine Tatsache, ebenso wie die Strafen bzw. der Druck von Seiten der Arbeitgeber. Doch warum ist das so?
Einerseits weil die Unternehmen immer mehr Gewinn machen wollen ohne Rücksicht auf die Angestellten, aber andererseits auch, weil wir unsere Sendungen am liebsten 5 Minuten nach der Bestellung erhalten wollen.
Ein anderes Problem ist, dass es zwar grundsätzlich Tarifverträge in der Logistikbranche gibt, diese aber nur von ein paar wenigen Speditionen bzw. Paketdienstleistern wirklich umgesetzt werden, da es einfach zu viele Schlupflöcher gibt. Von meinem Ausbildungsbetrieb kann ich sagen, dass es bei 3.800 Mitarbeitern, keinen Betriebsrat gibt, keinen Arbeitgeberverband, keine Gewerkschaften usw. Warum? Weil der Betrieb so gegliedert ist, dass es kein großer Betrieb ist, sondern sehr viele kleine die unter dem Dach einer Holding agieren.
Und da ich diese Missstände kenne, versende ich meine Pakete bevorzugt mit DHL und lasse mich in der Regel auch nur von DHL beliefern. Bei denen läuft zwar längst auch nicht alles rund, aber DHL ist nunmal das graue Schaaf unter all den schwarzen. Ein weißes Schaaf gibt es in dieser Branche einfach nicht (woanders übrigens auch nicht ;)).

Ein Mindestlohn bringt meiner Meinung nach nicht wirklich was, denn damit werden sich die Arbeitsbedingungen und die Zeiten auch nicht ändern... die Fahrtenbücher bzw. Fahrtenschreiber sollen den Fahrer eigentlich auch schützen, aber Möglichkeiten solche Maßnahmen zu umgehen gibts meist, bevor die Regelungen in Kraft treten.

Wirklich was erreichen könnten nur die Betroffenen selbst wenn sie sich mobilisieren und gemeinschaftlich die Arbeitgeber angehen, aber da die meisten schon Jahrelang mit diesen Zuständen leben haben sie sich meist mit ihrem Schicksal abgefunden.
 
Moldau schrieb:
Ein Mindestlohn muss ganz einfach her, dessen Einhaltung gewährleistet wird. Schaffen einige unserer europäischer Nachbarn auch.

Discount gibt es überall, wer das ändern will, sollte politisch oder gewerkschaftlich aktiv werden.
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genau, das kann ich unterstreichen.

r-f
 
Tick schrieb:
Es gibt eine Menge Berufe die von innnen alles andere als lustig sind - für eine Menge Leute bedeutet so einen MacJob auch einfach die einzige Möglichkeit zu überleben, die Anzahl dieser Jobs zu verringern in dem man sie teuerer macht ist wohl kaum des Rätsels Lösung - der Markt regelt so etwas normalerweise alleine. Leuten wie GW als alte Sozensocke und Berufsbetroffenen schmeckt das natürlich nicht...:rolleyes:
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Ich würde in diesem Fall auch noch hinzufügen "So jung kommen wir nicht mehr zusammen". Das ist zwar thematisch nicht verwandt, aber genauso ein Allgemeinplatz mit einer Sinnhaftigkeit, die nicht über die Wortzahl hinausgeht.
Sicher regelt der Markt alles, irgendwie - bloß nicht zum Vorteil eines Großteils derer die am Markt partizipieren. Ich freue mich aber gerne über ein Gegenbeispiel, bei dem der Markt alles schön geregelt hat.


Blacksmith schrieb:
derjenige muss es nicht machen. Besser in der Schule aufgepasst dann kann man den ganzen Tag im warmen sitzen.
Ver- und Entsorger beschweren sich auch nicht das Müll stinkt.
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[/QUOTE]
Aha, also die persönliche genetische "Startausstattung" spielt inzwischen keine Rolle mehr ? Ich hab drei Schulstufen durch, und kann aus eigener Beobachtung sagen, dass es durchaus (nicht wenige) Leute gab (und mit sicherheit auch noch heute gibt), die an einer Gleichung 1. Grades scheitern. Nicht weil sie den ganzen Tag nur RTL gucken oder schon den Wunsch "ich werde Hartz4 Empfänger" in die Wege gelegt bekommen haben, sondern weil sie einfach nicht die geistige Leistungsfähigkeit dazu besitzen, da nützt es ihnen auch nichts, wenn sie immer schön aufpassen.
Dies kann man natürlich unter "pech gehabt" verbuchen, aber ich persönlich möchte in einer Gesellschaft leben, die eben soetwas auffängt. Und ja, wenn dies bedeutet, dass ich dafür einen Teil meines Gehaltes hergeben muss, dann: verdammte Scheiße ja, wo muss ich unterschreiben - es wird soviel meines Gehaltes für irgendwelchen sinnlosen blödsinn verschleudert wird, da kommt es dann darauf auch nicht mehr an.
Zumal ich mich auch frage, was die Konsequenz daraus wäre, wenn alle gut in der Schule aufpassen ? Verschwindet dann auch automatisch der Bedarf an Briefträgern, Putzfrauen, etc. ?? Wer würde dann diese Arbeit noch erledigen wollen, wenn alle besser qualifiziert wären ?
Dem Rest kann ich allerdings nur zustimmen, es würde bestimmt schon eine erhebliche Verbesserung bringen, wenn man anfinge die ganzen Schlupflöcher mal zu stopfen.
 
thatgui schrieb:
Aha, also die persönliche genetische "Startausstattung" spielt inzwischen keine Rolle mehr ?
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nicht nur das: nicht umsonst wird dem deutschen Bildungssystem von den Machern der Pisa-Studie vorgeworfen auch sozial zu selektieren. Was bedeutet, dass auch das Kind des GLS-Fahrers es schwer haben wird im Leben.
 
Weiss eigentlich jemand, ob die Aussage aus dem NDR Bericht zur DHL aktuell noch stimmt? Da wird angegeben, dass DHL (bzw. die Post allgemein) 10% an Subunternehmer auslagert, UPS 30% und der Rest (GLS, Hermes usw.) 100%? Dann wäre man immerhin tendenziell mit DHL eher auf der sicheren Seite, oder?
 
ich weiss es nicht, aber nach allem was ich gehört habe, scheint DHL das Graue unter den schwarzen Schafen zu sein
 
Das mit den 10% bei DHL muss so nicht mehr stimmen, denn letztes Jahr ist meines Wissens eine gesetzliche Regelung außer Kraft getreten, die besagte, dass DHL nur dort Subunternehmer einsetzen darf, wo sie das Sendungsaufkommen nicht mit eigenen Fahrzeugen bewältigen kann (habe letztes Jahr eine Konkurrenzanalyse zum Thema Paketdienstleister gemacht). Trotzdem wird auch in Zukunft bei DHL wohl das allermeiste mit eigenen Fahrzeugen ausgerollt um die Qualität zu halten, denn egal wieviel Druck man einem Sub macht, am Ende hat man nur die eigenen Zusteller wirklich "im Griff".

Außerdem setzt kein KEP-Dienst, in Bezug auf alle Transporte, 100% Subs ein, da der Verkehr zwischen den Depots meist mit eigenen Fahrzeugen bedient wird (also der Hauptlauf). Aber im Vor- und Nachlauf (das was der Endverbraucher mitbekommt) mag das bei Hermes, GLS und Konsorten stimmen.
 
Nein. Ich denke, es werden inwischen ein paar mehr sein. Denn nun kann DHL in Gebieten, in denen eigene Fahrer zu teuer wären Subunternehmer einsetzen. Diese verdienen dann zwar weniger, da sie nicht an die Tarifverträge der DHL gebunden sind, aber gemessen an der gesamten Logistikbranche verdienen die Subs bei DHL immernoch überdurchschnittlich und haben viel bessere Arbeitszeiten.

Bei DHL sind aber der Großteil der Subs Kuriere, welche die DHL Express und High Value Sendungen zustellen, da bei solchen Sendungen das Aufkommen zu schwankend ist um mit eigenen Fahrzeugen zu planen.
 
soeschelz schrieb:
Diese verdienen dann zwar weniger, da sie nicht an die Tarifverträge der DHL gebunden sind, aber gemessen an der gesamten Logistikbranche verdienen die Subs bei DHL immernoch überdurchschnittlich und haben viel bessere Arbeitszeiten.
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Ufff... wenn das Subunternehmen aus dem NDR Bericht dem Standard bei DHL entspricht, will ich ja gar nicht wissen, was auf die armen GLS und Hermes Fahrer täglich zukommt :(
 
Wie gesagt die Branche ist kein Zuckerschlecken... allerdings haben sich die Subs auch selbst ursprünglich in eine solche Lage gebracht, da die sich in der Vergangenheit preislich gegenseitig unterboten haben nur um der Aufträge willen - ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es kaum einen Weg mehr zurück zu besseren Preisen gibt. Damit hat es angefangen und nun sind die Subs so in den Mühlen des Systems, dass keiner mehr auf einen grünen Zweig kommt (meist ist den den Verträgen ein Konkurrenzverbot vereinbart, auch nach Vertragsende) und das Nutzen die Unternehmen aus.
 
thatgui schrieb:
Aha, also die persönliche genetische "Startausstattung" spielt inzwischen keine Rolle mehr ?...
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Nun, es ging mehr in Richtung: jeder ist seines Glückes Schmied. Und nein, ich glaube nicht das es eine Rolle spielt. Denn eine gemachte Gesellschaftsklasse ist etwas anderes als eine geborene.
Und in beiden Fällen gibt es keinen Grund es nicht ändern zu wollen.

Sicher braucht es für unbeliebte Jobs auch Arbeitnehmer, die es ggf. durch eine höhere Bildung vielleicht nicht gäbe, bzw. der Anspruch dieser, zu recht, auch höher wäre.
Auf der anderen Seite würden diese aber auch in weniger tollen Jobs nicht alles mit sich machen lassen und sogar ihre Jobverhältnisse verbessern wollen.
Das beginnt mit einer Organisierung ihrer selbst (das hat im Amerikanischen Bergbau vor Jahren auch funktioniert, und die wurden zusammengeschossen)
und endet bei jedem Persönlich wie er sich seinen Arbeitsalltag verbessert. Und das unabhängig von dem "getrete" von oben.
So mancher Arbeitnehmer vom Band kann sich heute entspannt zurücklegen weil er durch Verbesserungsvorschläge ausgesorgt hat.
 
Ich erinnere mich noch als mehrere Hermes Pakete um 19:30 und später noch ausgeliefert wurden. Die Fahrerin sah vielleicht schlecht aus :(
Seit dem lasse ich von Hermes und ähnlichen die Finger und nehme nur noch Dhl. Hier sind die auf jeden Fall noch mit eigenen Leuten unterwegs.
Außerdem probiere ich, seit dem Youtube bericht (habe ich schon vor einigen Monaten gesehen) nicht einfach mal was zu bestellen und dann so wieder zurückzuschicken.
 
Bei Hermes bin ich auch nicht mehr, seitdem die Preise stark erhöht wurden (M Paket 5,90 online)
Nutze nun nur DHL Onlineversand (5,90€). Diese sind locker einen Tag schneller und die Fahrer scheinen zum sehr großen Teil auch fest eingestellt zu sein.:thumbup:
 
In der Hoffnung es nicht überlesen zu haben....gibt es den Beitrag irgendwo als Stream oder sonstiges?
 
Du meinst den vom Wallraff? Nein, das ist ein Artikel aus der Zeit. Ist doch nicht so lang und lesen bringt das Hirn in Gang ;)
 
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