Günter Wallraff als Paketzusteller

andy

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Als Online-Händler arbeiten wir täglich mit verschiedenen Paketdiensten, sie bringen uns die bestellte Ware und liefern die Pakete an unsere Kunden. Natürlich ist das fast immer eilig, wir werde ungeduldig wenn die am Vortag bestellte Ware mal ein paar Std später bei uns ankommt und unsere Kunden können es meist auch kaum erwarten das neu bestellte Notebook endlich in Händen zu halten.

Wenn wirklich mal ein Paket einen Tag später als erwartet ankommt ist die Aufregung groß.

Bevor wir uns nun bei einem Paketdienst beklagen empfehle ich dringend den von Günther Wallraff verfassten Erfahrungsbericht in der Zeit zu lesen.

Ich finde es traurig zu lesen, unter welchen Bedingungen Menschen in unserem Land arbeiten müssen und wär gerne bereit bei jeder Sendung ein paar % mehr zu bezahlen damit die Leute die uns die Ware ins Haus bringen zumindest anständig bezahlt werden.

Gruß
Andy
 
jetzt wirds hanebüchen. Ein Mediziner hat nach dem Studium ein Einstiegsgehalt (!!!) von 48000€/Jahr. plus Nachtdienst-, WEdienst und Bereitschaftszuschläge. Das Durchschnittseinkommen eines niedergelassenen Mediziners in Deutschland beträgt nach Abzug aller Unkosten 164.000€/Jahr.
Ich gönne den Ärzten jeden Euro, aber das Gejammere geht mir auf den Senkel

Bevor der Thread unter Popcorn verschwindet :D:
3600 Euro brutto/m für einen Assistenzarzt gibt es bei einer Wochenarbeitszeit von üblicherweise 60-70 Stunden, im operativen Bereich mit viel Verantwortung, die über den Feierabend hinausgeht.
Die Vergütung von Bereitschaftsdiensten richtet sich nach dem Budget der Klinik und findet ab einem bestimmten Punkt schlichtweg nicht mehr statt. Rechnet dann mal den Stundenlohn aus! Wer das nicht mindestens sechs bis sieben Jahre lang mitmacht, wird kein Facharzt.

Problem scheint doch zu sein, dass die Spitzen an den Pyramiden einer jeder Profession gnadenlos abkassieren und für die "Ameisen" wenig bis zu wenig zum Leben übrigbleibt. Einen Mindestlohn finde ich überfällig - leben und leben lassen. Und hört auf, euch Gedanken zu machen, was einige sich "leisten können" und andere nicht.
 
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3600 Euro brutto/m für einen Assistenzarzt gibt es bei einer Wochenarbeitszeit von üblicherweise 60-70 Stunden, im operativen Bereich mit viel Verantwortung, die über den Feierabend hinausgeht.
TVöD, Entgelttabelle Ärzte (38 Stunden Woche, Überstunden mit Freizeitausgleich oder ausgezahlt, städtisches Haus).
Das von dir genannte kenne ich aus so mancher Uniklinik. Allerdings wird das auch gerne in Kauf genommen, da so eine Uni-"Karriere" die besten Aussichten auf Oberarzt- oder Chefarztposten gibt.
Wie gesagt: ich gönne ihnen jeden Cent, aber das Gejammere mag ich nicht mehr hören :), und: wir sind oT

update: übrigens: Bereitschaftsdienstentgelt ab der 97. Stunde 5% höher
 
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3600 Euro brutto/m für einen Assistenzarzt gibt es bei einer Wochenarbeitszeit von üblicherweise 60-70 Stunden, im operativen Bereich mit viel Verantwortung, die über den Feierabend hinausgeht.
Die Vergütung von Bereitschaftsdiensten richtet sich nach dem Budget der Klinik und findet ab einem bestimmten Punkt schlichtweg nicht mehr statt.

Also unter'm Strich, ein offenes Geheimnis, dass jeder angehende Medizin-Student schon im Vorfeld weiß.

Zu promovieren, und sich dann über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen als Arzt(!) zu beschweren ist schon ziemlich grotesk und einfach nur jammern auf höchstem(!) Niveau - deshalb nervt's auch die Allermeisten.

Mindestlohn finde ich überfällig

Und woher kommt der bzw. wer bezahlt den?

Und hört auf, euch Gedanken zu machen, was einige sich "leisten können" und andere nicht.

So sprechen meistens die, die sich darüber keine wirklichen Gedanken machen müssen (u.a. auch Ärzte!).
 
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deshalb nervt's auch die Allermeisten.

was ist denn Deine Quelle für diese doch sehr deutliche Aussage?

Mich nervt es nicht, im Gegenteil: ich verstehe die Leute und bin der Meinung, dass Ärzte und Pflegepersonal (deutlich) zu gering entlohnt werden. Bei der Wochenarbeitszeit und massiver Verantwortung über Menschenleben würde ICH für das Geld nicht aufstehen, ganz ehrlich.

Natürlich weiß man das vorher. Aber macht es das besser und darf man deshalb nicht seinen Unmut äußern?? Im Umkehrschluss weiß ich doch auch als Paketfahrer vorher, dass der Job besch...en ist und auch genau so bezahlt wird. Also dürfte man dann auch da nicht drauf aufmerksam machen?
 
Mich nervt es nicht, im Gegenteil: ich verstehe die Leute und bin der Meinung, dass Ärzte und Pflegepersonal zu gering entlohnt werden.
ich habe zwar kA, wie wir von Paketfahrern auf Ärzte kommen, aber klick auf meine Links: das ist die aktuelle Gehaltstabelle für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (der Tarif für Unikliniken ist auf der gleichen Seite zu finden, und noch mal ein bisschen höher :)).
Die 164.000 Durchschnittsgehalt für Niedergelassene stammt übrigens von der Standesvertretung, der Kassenärztlichen Bundesvereinigung :)
 
ich kenne die Tabellen, ja. Und nein, weder ich, noch Verwandte sind Ärzte. Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, die ich oben kundgetan habe. Wir könnten jetzt natürlich noch den Bogen zu Managementgehältern (die ich übrigens ok finde - auch das ehemalige eines J. Ackermann - Leistung & Qualität haben ihren Preis, auch beim Personal. Ich kann nunmal keine HighPerformer für ein kleines Gehalt bekommen) oder noch besser: Sportlergehältern (bei den "Top-Sportarten wie Fußball, Tennis, Formel1, etc.) spannen. Aber das würde den Thread endgültig abdriften lassen und das ist denke ich weder in Deinem, noch in meinem Sinne. :)

Übrigens ist auch mir schleierhaft, wie der Thread auf Ärzte abdriften konnte, jedoch ist er es nunmal. Und mich stören diese Pauschalisierungen à la "das nervt die allermeisten!".
 
Zu promovieren, und sich dann über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen als Arzt(!) zu beschweren ist schon ziemlich grotesk und einfach nur jammern auf höchstem(!) Niveau - deshalb nervt's auch die Allermeisten.

Beschwert habe ich mich nicht, nur die Realität geschildert.
Von dem Beruf eines Arztes scheinst du ein falsches Bild zu haben, ich empfehle dir die Lektüre des ZEIT magazins vom 16. Mai 2012. Körperliche und seelische Belastung sind in Gesundheitsberufen immens. Genauso wie viele andere Arbeitnehmer ist ein Arzt in einem aus meiner Sicht perversen System gefangen. -> http://www.zeit.de/2012/21/Klinik-Gesundheitsreform

Und woher kommt der bzw. wer bezahlt den?
Wir alle, das ist doch vollkommen klar!

So sprechen meistens die, die sich darüber keine wirklichen Gedanken machen müssen (u.a. auch Ärzte!).
Wer sich dauernd mit anderen vergleicht, wird darüber verrückt werden. Mich juckt es nicht, wenn ein Paketzusteller 10 Euro die Stunde verdient. Hauptsache ist, er kann damit ein vernünftiges Leben führen.
Mit meinem eigenen Einkommen komme ich klasse zurecht und ziehe wie viele andere Menschen auch einen Gewinn aus meinem Beruf, der (mir) einfach Spaß macht.
 
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nur halte ich 46.000 + Zuschläge eben nicht für ein kleines (Einstiegs-) gehalt. Ich kenne wenige Akademiker, die in dem Bereich anfangen :)
 
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was ist denn Deine Quelle für diese doch sehr deutliche Aussage?

Eigentlich "nur" ein offenes Ohr, ab und zu ein Blick in TV- und Printmedien und ein durchschnittlich großer Bekannten- und Freundeskreis.

Mich nervt es nicht, im Gegenteil:

Glaube ich gerne, jede etwaige Gruppierung hat Lobbyisten und das ist auch gut so.

dass Ärzte und Pflegepersonal (deutlich) zu gering entlohnt werden.

Pflegepersonal, ja! Ärzte:D

Bei der Wochenarbeitszeit und massiver Verantwortung über Menschenleben würde ICH für das Geld nicht aufstehen, ganz ehrlich.

Musst Du ja auch nicht - deshalb leben wir in einer Demokratie und keiner wird zu einem Job gezwungen.

Im Umkehrschluss weiß ich doch auch als Paketfahrer vorher, dass der Job besch...en ist und auch genau so bezahlt wird.

Ich würde mal behaupten, dass der Kurier, seinen Job größtenteils aus einer Notsituation heraus macht (ja es gibt auch Ausnahmen). Während der Arzt seinen Beruf ganz bewusst wählt (bestenfalls) aus Berufung macht.

Folglich sehe ich da schon einen erheblichen Unterschied.
 
Beschwert habe ich mich nicht, nur die Realität geschildert.
Von dem Beruf eines Arztes scheinst du ein falsches Bild zu haben, ich empfehle dir die Lektüre des ZEIT magazins vom 16. Mai 2012. Körperliche und seelische Belastung sind in Gesundheitsberufen immens. Genauso wie viele andere Arbeitnehmer ist ein Arzt in einem aus meiner Sicht perversen System gefangen. -> http://www.zeit.de/2012/21/Klinik-Gesundheitsreform
ich kenne das Gesundheitssystem aus eigener Erfahrung, und ja, da läuft einiges verkehrt. Aber das Arztgehalt gehört idR nicht dazu ;)
Die Arbeitsbedingungen sind teilweise sicher schlecht (was es in anderen Berufen auch gibt), und die Gesundheitsreform hat schlecht Auswüchse, war aber auch überfällig: ein System, das Freitags keinen mehr entlassen hat, weil nach Tagessätzen bezahlt wird, und die Leute da noch über das WE gebunkert werden, ist nicht mehr bezahlbar
 
nur halte ich 46.000 + Zuschläge eben nicht für ein kleines Gehalt Ich kenne wenige Akademiker, die in dem Bereich anfangen :)

und die haben auch alle Verantwortung über Menschenleben und 70-80 Stunden pro Woche - inkl Doppel- und Nachtschichten? Eben.
 
nur halte ich 46.000 + Zuschläge eben nicht für ein kleines Gehalt Ich kenne wenige Akademiker, die in dem Bereich anfangen

Habe ich doch auch nicht behauptet. Relativiert wird es aber durch die immense Arbeitszeit und Verantwortung. Was bei Juristen in größeren Kanzleien übrigens noch extremer sein kann.
 
und die haben auch alle Verantwortung über Menschenleben und 70-80 Stunden pro Woche - inkl Doppel- und Nachtschichten? Eben.
in kommunalen Krankenhäusern gilt eine 38,5 Stunden Woche. 80 Stunden/Woche :eek: -- habt ihr euch mal klargemacht was das heisst?? 11 Stunden an 7 Tagen die Woche??? Soviel habe ich in 17 KH-Jahren noch keinen Arzt arbeiten sehen :cool:
Menschenleben, ja, gut ok. Deshalb habe ich auch schon mehrfach geschrieben, dass ich ihnen ihr Geld gönne, die Jammerei nervt mich. Wie will man Verantwortung für Menschenleben bezahlen? sind 80.000 da genug? Oder zu wenig? 100.000???

und, btw: ein Ingenieur im Luft- und Raumfahrtbereich, ein Informatiker in der Entwicklung einer Kraftwerksteuerung.... Alle haben auch Verantwortung für Menschenleben :)
 
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Mich juckt es nicht, wenn ein Paketzusteller 10 Euro die Stunde verdient. Hauptsache ist, er kann damit ein vernünftiges Leben führen.

Das glaube ich Dir gerne.

Aber der Satz hätte vermutlich so weiter lauten müssen: "Hauptsache ist, ich muss das nicht bezahlen!"

Mit meinem eigenen Einkommen komme ich klasse zurecht und ziehe wie viele andere Menschen auch einen Gewinn aus meinem Beruf, der (mir) einfach Spaß macht.

Glückwunsch. Leider ist das aber nicht bei allen Leuten so.

Jetzt müsstest Du ~30% Deines Verdienstes abgeben, damit ein Kollege, der einen "untergeordneteren" Job macht, wenigstens in Richtung "klasse zurecht" kommt (von Spaß mal ganz zu schweigen)...das wäre für Dich okay!?

Und wenn Du jetzt "ja" sagst, gleich die Frage, warum machst Du's dann nicht?
 
Was soll denn diese blöde Neiddiskussion.
das ist keine Neiddiskussion. Es geht darum, dass hier:
Habe gerade heute mit einem Augenarzt gesprochen: Der bekommt für eine nächtliche, das Augenlicht erhaltende Not-OP einen Lohn von 41 Euro.
Discount gibt es überall, wer das ändern will, sollte politisch oder gewerkschaftlich aktiv werden.
ein darbender Augenarzt mit einem GLS-Subunternehmer quasi auf gleiche Stufe gestellt wird :D
 
80 Stunden/Woche -- habt ihr euch mal klargemacht was das heisst??

Mo-Fr:
07:00 Eintreffen auf der Station, Erkundigung beim Pflegepersonal nach besonders kritischen Patienten, Umziehen
07:30 Frühbesprechung mit den OÄ
08:00 Vorbereitung der Visite, Anamnese, Blutentnahme
10:00 Visite mit dem OA
11:00 Neuaufnahmen, Untersuchung
13:00 Pause
14:00 Entlassungberichte, Arztbriefe
15:00 Stationsrundgang, Gespräche mit Patienten und Angehörigen
16:00 Übergabevorbereitung an die Nachtschicht -> Eigentlich Dienstende!!!
17:00 Bearbeitung von Arztbriefen und Konsilliardienst
18:00 Sichtung von den letzten Untersuchungsergebnissen aus dem eigenen Haus, die über den Tag so eintrudeln
19:00 Dienstende

Mindestens an zwei Wochenden: Doppelschicht im Haupt- oder Hintergrunddienst
 
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Hallo,

was mich immer wieder wundert; eigentlich sollte doch jeder Personaler mittlerweile den Wallraff kennen:rolleyes:

Aber irgendwie schon sagenhaft was dieser Mensch alles aufdeckt. Tja, wenn man aus irgendwelchen Gründen, wie auch immer, auf das Geld angewiesen ist sieht die Welt halt doch etwas anders aus.
Gibt dann doch nur die Wahl zwischen auf die Zähne beißen, Schnautze halten und einen armseligen Lohn kassieren oder wieder ohne Job dazustehen. Oder halt wieder eine neue Stelle suchen. Das was man dann auf die Schnelle findet ist dann meist auch nicht wirklich besser.

Die, die die Leute einstellen haben meist auch keinen Spielraum und sind auch nur ein kleines Rädchen im System mit exakten Vorgaben.:cursing:

Glücklicherweise ist es mir nicht passiert den Wallraff einzustellen.:) Der arme Personalverantwortliche...:facepalm:


Gruß Frank
 
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