Günter Wallraff als Paketzusteller

andy

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Als Online-Händler arbeiten wir täglich mit verschiedenen Paketdiensten, sie bringen uns die bestellte Ware und liefern die Pakete an unsere Kunden. Natürlich ist das fast immer eilig, wir werde ungeduldig wenn die am Vortag bestellte Ware mal ein paar Std später bei uns ankommt und unsere Kunden können es meist auch kaum erwarten das neu bestellte Notebook endlich in Händen zu halten.

Wenn wirklich mal ein Paket einen Tag später als erwartet ankommt ist die Aufregung groß.

Bevor wir uns nun bei einem Paketdienst beklagen empfehle ich dringend den von Günther Wallraff verfassten Erfahrungsbericht in der Zeit zu lesen.

Ich finde es traurig zu lesen, unter welchen Bedingungen Menschen in unserem Land arbeiten müssen und wär gerne bereit bei jeder Sendung ein paar % mehr zu bezahlen damit die Leute die uns die Ware ins Haus bringen zumindest anständig bezahlt werden.

Gruß
Andy
 
ich weiss nicht woher du diesen Tagesablauf hast, aber etwas ähnliches kenne ich aus den späten 80er Jahren an der Uniklinik. Nur dass das da die meisten freiwillig machen (und von 19:00-22:00 noch ins Forschungslabor), um 5 oder 6 Jahre später den Chefsessel zu besteigen.
In durchschnittlichen Häusern ist meistens gegen 17:00 Schluss. Und das kenne ich bei vielen Berufen: bei uns steht demnächst ein neues release an, da habe ich auch keine 40 Stunden Woche
 
Aber der Satz hätte vermutlich so weiter lauten müssen: "Hauptsache ist, ich muss das nicht bezahlen!"
Mit dieser Aussage entlarvst du dich jetzt aber selbst. ;)

Jetzt müsstest Du ~30% Deines Verdienstes abgeben, damit ein Kollege, der einen "untergeordneteren" Job macht, wenigstens in Richtung "klasse zurecht" kommt (von Spaß mal ganz zu schweigen)...das wäre für Dich okay!?
Warum sollte ich das machen? Warum sollte ich auf Lohn verzichten? Mit meinem Netto vom Brutto bezahle ich andere Professionen so gut ich kann und jage keinen Schnäppchen hinterher. Oder wünscht du eine direkte Umverteilung?

ich weiss nicht woher du diesen Tagesablauf hast, aber etwas ähnliches kenne ich aus den späten 80er Jahren an der Uniklinik.
Ja, Uniklnik. Unbesetzte Stellen, Mutterschutz, Krankheit, Fortbildungsvertretungen.
 
deshalb leben wir in einer Demokratie und keiner wird zu einem Job gezwungen
Na, das wird ja ne Reihe Hartz4-ler freuen, das endlich zu erfahren! Die müssen nämlich zB den Kurierfahrer machen, wenn es das Jobcenter will! Übrigens auch, wenn er/sie eine gründliche Ausbildung hat. Das spielt nämlich gar keine Rolle mehr.

Wie praktisch: für die Lohnaufstockung ist dann dasselbe Jobcenter zuständig: der Mann, die Frau arbeitet, muss aber trotzdem über jeden Cent, den er/sie verdient, oder geschenkt bekommt etc., genau Rechenschaft ablegen. Was zuviel ist, wird abgezogen. Während der Arbeit"geber" ganz demokratisch vom Staat den miesen Lohn, den er zahlt, auch noch subventioniert kriegt. Mannomann!
 
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Ich halte Walraff für einen extrem Linken und deswegen wird die Wahrheit aller Paketdienstfahrer wohl irgendwo in der Mitte liegen ;)
Auf der anderen Seite muss man sehen, daß das alles seinen Ursprung hat in der völligen übersteigerten Wertschätzung des "Shareholder Value", was von Börse, Tagespresse etc. auch noch gebauchpinselt wird. Die Kapitalisten haben die ehemals soziale Marktwirtschaft derart ausgehöhlt, dass es zu solchen Misständen kommt.
Deswegen sind Occupy & Co. und alle mit der Maske gar nicht so falsch.
Man muß den Kapitalismus wieder auf ein normales Maß zurecht stutzen, dazu gehört staatliche Regulation und Kontrolle genauso wie wählerisches Verbraucherverhalten und das heißt eben nicht immer "Geiz ist geil"...
Ein Blick auf die Entwicklung in Frankreich ist vielleicht nicht falsch.

Dass es hier um eine gewisse "untere" soziale Schicht von Arbeitnehmern geht macht das ganze natürlich schwer und einfach - je nach Perspektive. Aber das ist die derzeit regierende Marktwirtschaft, das "sozial" ist leider entfallen.
 
ich weiss nicht woher du diesen Tagesablauf hast, aber etwas ähnliches kenne ich aus den späten 80er Jahren an der Uniklinik.
Der Plan ist doch realistisch, während der FA-Ausbildung auf jeden Fall. Dass Arztgehälter immer eine Neiddiskussion auslösen müssen... :facepalm:

BT:
Die Undercover-Einsätze von Wallraff haben mir schon vor 30 Jahren eines klargemacht: Die Kohle fällt nach oben! Daran wird sich nichts ändern, so ist die Menschheit. Eine Lohn-Untergrenze sollten wir meiner Meinung nach einführen.

Was innocent gesagt hat, finde ich richtig: Nicht nur auf andere gucken, besonders nicht nur nach "oben".
Packt euer Leben selbst an und wenn Zeit übrig bleibt (und die bleibt übrig!), tut was für andere und engagiert euch, kämpft für eure Ziele. Hoffentlich nimmt mir das als "Arzt-Bonze" jetzt einer ab! :D
 
Der Plan ist doch realistisch, während der FA-Ausbildung auf jeden Fall. Dass Arztgehälter immer eine Neiddiskussion auslösen müssen...
nein, er ist so zumindest nicht der Regelfall. In vielen kommunalen Häusern, die ich kenne, läuft das eben nicht so ab. In manchen Unikliniken immer noch (aber das hab ich weiter oben schon geschrieben)
Aber dass Mediziner eine Diskussion über ihr Gehalt immer als Neiddiskussion hinstellen, das passt da gut ins Bild:
1. bin ich nicht neidisch
2. habe ich vom ersten Beitrag an gesagt, dass ich den Ärzten ihr Geld gönne, mir nur die Jammerei auf den Sack geht
 
Ich habe mich extra aus der Gehaltsdiskussion raushalten wollen, aber dass nach diversen Gesundheitsreformen ein niedergelassener Arzt nach Pauschalsystem mit xx .- EUR (zweistelliger Betrag) pro Patient und Quartal bezahlt wird, schlägt für mich dem Faß den Boden aus. Ich wünsche es niemandem, aber ich habe das Gesundheitssystem nach einem schweren Motorradunfall mit anschließender mehrjähriger Arbeitsunfähigkeit kennengelernt und war positiv überrascht, was da geleistet wird.
Zu jener Zeit wurde eine erforderliche, große Operation in einer Uni-Klinik mehrfach verschoben, weil es keine OP-Schwestern gab, die Ärzte standen wohl Gewehr bei Fuß....
Durch diese Mangelerscheinung wurde wohl das Standing der OP-Schwestern mittlerweile derart verbessert, daß es daran nicht mehr liegen sollte.
Paketfahrer haben es da wahrscheinlich aber schwerer, da hier Ersatz einfacher zu realisieren ist.
 
Wer nach den 7 Seiten noch fragt, wo unsere Probleme liegen, der hat irgendwas nicht verstanden, denn nahezu alles findet sich hier wieder. Da können sich scheinbar einige direkt bei der genannten Firma als Manager bewerben, die suchen bestimmt!

Zum Thema Arzt: Dass so jemand 7,8,9,10 Jahre studiert hat, lässt man natürlich auch einfach unter den Tisch fallen, den anderen geht es gut, nur mir geht es schlecht, gell? Ich hab zwar nicht Medizin studiert, aber es gab vor Jahren auch schon Ärzte, die am WE in England gearbeitet haben, weil es nicht gereicht hat. Gut, keinem geht es schlecht wie den "Menschen"(kann man das noch sagen?) im Artikel, aber die meisten haben wohl ähnlich wenig vom (Privat-)Leben.

Immer diese Kapitalismus-, Neid-, Eifersucht-, Mir-am-Meisten-Scheisse. :facepalm:

Edit: sry. hab ein paar Mal editiert...
 
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Durch diese Mangelerscheinung wurde wohl das Standing der OP-Schwestern mittlerweile derart verbessert, daß es daran nicht mehr liegen sollte.
nein wurde es nicht. Es wurde -nach Schweizer Vorbild- ein neuer Ausbildungsberuf (TOA - Technische Operationsassistentin) geschaffen, trotzdem fallen wegen Mangel immer noch OPs aus, und Intensivbetten sind geschlossen.
 
wer nach den 7 seiten noch fragt, wo unsere probleme liegen, der hat irgendwas nicht verstanden, denn nahezu alles findet sich hier wieder. Da können sich scheinbar einige direkt bei der genannten firma als manager bewerben, die suchen bestimmt!

Zum thema arzt: Dass so jemand 7,8,9,10 jahre studiert hat, lässt man natürlich auch einfach unter den tisch fallen, den anderen geht es gut, nur mir geht es schlecht, gell? Ich hab zwar nicht medizin studiert, aber es gab vor jahren auch schon ärzte, die am we in england gearbeitet haben, weil es nicht gereicht hat. Gut, keinem geht es schlecht wie dem gls menschen, aber die meisten haben wohl ähnlich wenig vom leben.

Immer diese kapitalismus-, neid-, eifersucht-, mir-am-meisten-scheisse. :facepalm:

+++++1!

Scnr
 
Was hat diese Diskussion über Ärzte eigentlich mit dem Ausgangsthread zu tun? (Oder soll sie nur davon ablenken?)
 
Zum Thema Arzt: Dass so jemand 7,8,9,10 Jahre studiert hat, lässt man natürlich auch einfach unter den Tisch fallen, den anderen geht es gut, nur mir geht es schlecht, gell? Ich hab zwar nicht Medizin studiert, aber es gab vor Jahren auch schon Ärzte, die am WE in England gearbeitet haben, weil es nicht gereicht hat.
die durchschnittliche Studiendauer im Medizinstudium beträgt unter 13 Semester. Das sind 6,5 Jahre. Ein Sozialarbeiter studiert bis zum Master vielleicht ein Jahr weniger, kommt auf das Gehalt einer Krankenschwester. Und bevor ich mich verdächtig mache: nein, das ist kein Neid, nur ein Beispiel dafür, dass eine lange Studienzeit keine Begründung für in hohes Einkommen ist.
Es gibt auch Ärzte, die gehen komplett ins Ausland: ein Freund von mir ist in der Niederlanden, einer in England. Natürlich ist da auch der Verdienst höher, der grösste Anreiz sind aber bessere Arbeitsbedingungen
 
Was hat diese Diskussion über Ärzte eigentlich mit dem Ausgangsthread zu tun? (Oder soll sie nur davon ablenken?)

Hab ich mich auch gefragt, 1 Seite übers Thema, 6 Seiten Anfeindungen. :confused:


die durchschnittliche Studiendauer im Medizinstudium beträgt unter 13 Semester. Das sind 6,5 Jahre. Ein Sozialarbeiter studiert bis zum Master vielleicht ein Jahr weniger, kommt auf das Gehalt einer Krankenschwester. Und bevor ich mich verdächtig mache: nein, das ist kein Neid, nur ein Beispiel dafür, dass eine lange Studienzeit keine Begründung für in hohes Einkommen ist.

Ich bin mir nicht sicher ob du jetzt Pro Arzt oder Pro Sozialarbeiter argumentierst .. ich wollt dich schon attackieren :p

Nein im Ernst: Medizin zu studieren ist mal richtig heftig und als Arzt zuarbeiten auch. Ich finde das kann man durchaus anerkennen. Ich würde es nicht machen wollen, man kann einfacher mehr Geld verdienen. Aber halt .. man betreibt ja schon Bemühungen für einen Medizin-Bachelor. Geiz ist Geil wird auch hier ankommen.
 
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Interessante Diskussion unter ungleichen Vorzeichen.
Der angehende Arzt im Praktischen Jahr arbeitet viel, kann von seinem Gehalt leben und seine finanzielle Situation wird sich verbessern.
Der Paketzusteller arbeit viel, verdient zu wenig und seine Situation wird sich nicht verändern.
Wir alle werden ihn "stützen" müssen - schon recht bald.
Provokannte Frage: "Kann ein Paketzusteller ein Burn-out Sydrom empfinden, oder hat er keine Zeit dafür?"
 
Aber gibt es für so Leute denn keinen Ausweg? Ich meine .. gut in BW ist es jobmäßig vllt. gut, aber man kann doch was finden wenn man will, (denke ich)?
Alles ist besser als das ...

Wer wollt noch gleich keinen Mindestlohn mit Argumenten wie "man darf nicht zu sehr in die Wirtschaft eingreifen blabla" ..? Gut, man kann sich ja denken wer da das Spendenkonto füllt.

Aber das würde die Paketdienste ja eh nicht kümmern, es ist ja das Problem des Subs, er ist ja selbständig.
 
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Nein im Ernst: Medizin zu studieren ist mal richtig heftig und als Arzt zuarbeiten auch. Ich finde das kann man durchaus anerkennen.
Noch ein letztes Mal: das wird ja auch anerkannt. Die verdienen dicke Kohle (und die ist ihnen auch gegönnt). Nur wenn dann hier im Thread (und so ging diese oT Diskussion los), ein Mediziner kommt, und einen darbenden Augenarzt mit einem GLS-Fahrer vergleicht, spätestens dann finde ich so einen Vergleich nicht zulässig. Und jammern müssen Ärzte hierzulande nicht. Und wenn sie bei ihren Tarifverhandlungen mal etwas mehr auf die Arbeitsbedingungen, und weniger auf die Kohle abzielen würden, dann könnte sich auch an menschenverachtenden Arbeitszeiten was ändern.
So, jetzt ist aber Schluss von mir :)
 
Noch ein letztes Mal: das wird ja auch anerkannt. Die verdienen dicke Kohle (und die ist ihnen auch gegönnt).

.. dick Kohle. Das war mal. Ich behaupte mal, dass jeder halbwegs gute BWL Student es zu mehr bringen kann, erst recht wenn man es mal pro Arbeitszeit, also Studenlohn sieht. Klar, nicht gegenüber den Ärzten, die es geschickt anstellen oder gut getroffen haben, aber bestimmt gegenüber einem Krankenhausarzt.
 
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nicht jeder halbwegs gute BWL Absolvent steigt mit knapp 50.000/Jahr als Berufseinsteiger ein. Die Masch-Bauer sind derzeit mit am gesuchtesten, und die können direkt nach dem Studium mit 45.000 - 50.000 (je nach Region) rechnen
 
Ja, der BWLer hat aber 1-2 Jahre Vorsprung und eine etwas nettere Arbeitszeit gegenüber dem Mediziner .. mal von der fehlenden Verantwortung und nervlichen Belastung abgesehen ;)

Wenn man das alles betrachtet, finde ich steht ein "normaler" Arzt im Krankenhaus oder so nicht mehr so gut da. Eher sogar schlecht.
Die meisten Pflege-/Medizin-/etc. Berufe sind unterbezahlt. Es werden immer mehr Stellen gestrichen oder bei mehr Belastung niemand eingestellt, sprich die bleibenden Leute müssen einfach die Arbeit für 2 machen, bei gleichem Gehalt. So pralle ist das nicht.
 
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  • ok1.de
  • ok2.de
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