... aber wenn du dies aller per Gesetz "bekämpfen" willst, leben wir bald in einem Orwell-Staat weil die Regelungswut ja keine Grenzen kennt.
Das ist der zentrale Punkt: Wollen wir weiter zuschauen, wie uns die Industrie immer mehr Geräte mit künstlich verkürzter Lebensdauer vorsetzt - oder wollen wir das nicht? Gäbe es das "böse Gesetz" mit der 2-jährigen Garantie nicht, würden alle Geräte mit Sicherheit nur paar Monate halten. Die Müllberge wären noch grösser, die Leute hätten kaum noch Geld zum Essen, weil sie die gleichen Geräte ständig neu kaufen müssten.
Ich ärgere mich z.B. auch darüber, dass Batterien und 2K-Kleber kein Herstellungs- bzw. Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) tragen - obwohl Batterien und 2K-Kleber nur begrenzt lagerfähig sind. Ganz besonders, weil ich schon überlagerte Markenbatterien gekauft habe, ebenso 2K-Kleber, wo sich der Härter nicht mehr ausdrücken lies. Beides gekauft für die Tonne. Die Hersteller und der Handel haben an einer MHD-Auszeichnung mit Sicherheit
kein Interesse, ich als Verbraucher jedoch schon. Welches Interesse ist nun höher zu bewerten?
Ähnliches gilt für die Vorratsdatenspeicherung, von der ich auch kein Anhänger bin: Wollen wir nach Öffnung aller Grenzen die organisierte Kriminalität im Land bekämpfen oder doch lieber zuschauen und uns weiterhin die Wunden lecken? Die Antwort ist ebenfalls schwierig, zumal einmal eingesammelte Daten für alles mögliche verwendet werden können.
M.E. sind bisherige Gesetze nicht aus Langeweile einiger Entscheidungsträger in der Politik entstanden, sondern viele Gesetze wurden zum Schutz des Verbrauchers eingeführt, um von der Industrie/Wirtschaft eingerichtete Verwerfungen zu korrigieren. Leider sitzen die Lobbyverbände beim Entwurf der Gesetzestexte meist mit am Tisch, so dass weiterhin eigentlich unmögliches möglich und legal ist. Wer sich gerne Verbrauchersendungen anschaut, der kann mittlerweile jeden Tag mehrere Stunden lang staunen, was die Wirtschaft so alles mit dem Kunden/Verbraucher treibt.
Aktuell gesehen eine Sendung zu "Luft in Verpackungen": Auch hier
muss der Gesetzgeber der Wirtschaft vorschreiben, wie viel Luft in Verpackungen sein darf. Nämlich max. 30%. Da gab es eine Unmenge an Beispielen zu sehen, man konnte nur noch staunen. Hier ein Beispiel aus dem alltäglichen Leben, diese YES-Törtchen waren mal so hoch wie diese seitliche Schutzpappe. Die Schrumpfung beträgt nachgemessene 30%. Wer glaubt an Zufall?
Hier hat sich die Wirtschaft sogar ein Hintertürchen einrichten lassen, so dass auch 80% Luft und mehr in der Packung sein darf, vorrausgesetzt, der Inhalt der Packung ist im Masstab 1:1 auf der Packung abgebildet. Leider hat der Gesetzgeber versäumt, den Herstellern explizit vorzuschreiben, wie die 1:1 Abbildung auf der Packung darzustellen ist. Als Folge wird die 1:1 Abbildung zu 90% transparent dargestellt und zusätzlich noch hinter dem knalligen Werbetext versteckt. In einem Test auf der Strasse hat nicht ein Passant diese kaum wahrnehmbare 1:1 Abbildung erkannt - sich jedoch über 80% Luft in der Packung geärgert. Sogar ein doppelter Boden in der Packung ist legal !
Wer meint, man kann die Wirtschaft machen lassen, wie sie will, ist naiv: Der Wirtschaft geht es um Marktanteile, Macht und letztendlich um Profit. Der Verbraucher ist Mittel zum Zweck, dieses Ziel zu erreichen. Ähnlich wie Nutzvieh in den Ställen - wie selbiges aus Profitgier gehalten wird, hat mittlerweile jeder schon mal sehen müssen. Auch hier
muss der Gesetzgeber laufend mit Regelungen eingreifen.
Übrigens: Nicht jeder hat den Intellekt oder die Zeit, sich zu informieren, hinter die Kulissen zu schauen und zu erkennen, was gespielt wird. Die Mehrheit macht das, was die anderen auch machen: man geht mit der Mode und folgt dem Mainstream, man kauft das, was die anderen auch kaufen - man kauft neu, wenn die anderen auch neu kaufen. Genau diese Mehrheit setzt nunmal den Status Quo. Die Wirtschaft versteht es nur zu gut, diese träge Masse zu formen und zu lenken. Hinterher heisst es dann, der Verbraucher wünsche dies alles so.
Sigi