Digitalzwang

@hikaru

Ja, so sollte es sein mit dem mündigen Bürger, aber aus eigener Erfahrung(beruflich wie privat) kann ich sagen, dies ist sehr oft nicht der Fall - da wird einfach ohne zu hinterfragen nur stupide "abgearbeitet" oder jede Aussage (auch von einem Arzt) für bare Münze gehalten ohne es zu hinterfragen oder eine Zweitmeinung einzuholen - ist ja irgendwo auch gewollt, siehe die eine Dame auf der Republica 2024...

Auch haben es die letzten Jahre eindrucksvoll gezeigt, der Bürger soll ich nicht mehr denken - die ganze "Digitalisierung" trägt dann noch zum Abschalten der letzten Denkzellen bei.

Sorry, wenn ich das so hart formuliere, aber aus meiner Sicht haben wir den intellektuellen Zenit überschritten - das wird hier nichts mehr🙈
 
Ja, so sollte es sein mit dem mündigen Bürger, aber aus eigener Erfahrung(beruflich wie privat) kann ich sagen, dies ist sehr oft nicht der Fall - da wird einfach ohne zu hinterfragen nur stupide "abgearbeitet" oder jede Aussage (auch von einem Arzt) für bare Münze gehalten ohne es zu hinterfragen oder eine Zweitmeinung einzuholen - ist ja irgendwo auch gewollt, siehe die eine Dame auf der Republica 2024...
Ja, so ist die Realität. Mein Aufhänger war ja aber der Zweifel daran, ob ein Arbeitnehmer der auf diese Weise rechtswidrig handelt, tatsächlich keine Schuld auf sich lädt, weil nur Befehle/Anweisungen befolgt.
Ich finde, so leicht dürfen wir es ihnen (und v.A. uns selbst) nicht machen.
 
Sorry, wenn ich das so hart formuliere, aber aus meiner Sicht haben wir den intellektuellen Zenit überschritten - das wird hier nichts mehr🙈
Das ist ein Punkt den man oft hört. Angeblich ist der Wissensstand von Abiturienten heute geringer als noch vor 20 Jahren und Experten sagen, dass gut 1/3 der Studierenden überhaupt nicht die Voraussetzungen für ein Studium mitbringt. Und den Unis wird Druck gemacht weil sie in den ersten Semestern zu hohe Durchfallquoten haben um diese Spezies wieder rauszufiltern. Die sollen also die Meßlatte tiefer hängen.

BTT:
Die Vorteile dieses angeblichen Fortschritts zu dem auch die Digitalisierung gehört, streichen die Bosse der Konzerne pp. gerne ein. Die Nachteile werden auf den Sozialstaat abgewälzt. Der Pfeift jedoch so ziemlich aus dem letzten Loch aber man betreibt politisch nur Augenwischerei und versucht das Problem strategisch auf die nächste Generation zu verlagern (siehe Rentendiskussion).
Schuld sind aber mMn nicht nur strategische Fehler der Regierung sondern auch der Volkssport "wie bescheiße ich meinen Staat" der sich in der Gesellschaft nicht nur in den oberen Klassen etabliert hat. Da muss man sich nicht wundern...
 
Zuletzt bearbeitet:
@hikaru: Ich verstehe Deinen Einwand voll und ganz. Du hast wirklich recht. Und ich bin mir dessen sehr bewusst, wo das hinführt, wenn die blinde Ausführung von Befehlen zu einer Praxis wird, in der das Unrecht zur Regel wird: zwischen 1933 und 1945 hat das dazu geführt, dass das Nazi-Regime seine Grausamkeit erst richtig entfalten konnte (und ich bin mir auch bewusst, dass wir aktuell in einer Situation sind, in der wir höllisch aufpassen müssen, dass sich das nicht wiederholt).

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde u.a. in Reaktion hierauf das "Institut für Sozialforschung" an der Universität Frankfurt gegründet, die sogenannte "Frankfurter Schule", wo die "Kritische Theorie" zuhause ist. Max Horkheimer, Theodor Adorno und Jürgen Habermas sind hier die wohl bekanntesten Vertreter.
Vor allem Habermas hat den sogenannten "herrschaftsfreien Diskurs" entwickelt (und vertreten): dass man sich auf Augenhöhe begegnen müsse, um dann in der freien Darlegung von Argumenten zu einer Überzeugung zu gelangen, die handlungsleitend wird ("Theorie des kommunikativen Handelns").

Aber dieser schöne Ansatz ist ziemlich blind dafür, dass die Realität eine ist, in der Machtverhältnisse und Bildung sehr, sehr ungleich verteilt sind. Und selbst wer gebildet ist, hat mitunter nicht die Möglichkeit (oder den Mut), die Konsequenzen eines Handelns zu tragen, von dem er oder sie weiß, dass es richtig wäre, so zu handeln.

Deswegen habe ich tiefes Verständnis (und Mitleid) für den einfachen Mitarbeiter. Es fällt mir schwer, ihm eine Schuld im moralischen Sinn zuzuweisen. Und ich weiß, dass ich selbst manchmal nicht den Mut oder die Energie aufbringe, so zu handeln, wie ich (im Kantschen Sinn) eigentlich gerne hätte, dass ich behandelt werde (bzw. wie ich mir wünsche, dass Andere handeln sollten).
 
(und ich bin mir auch bewusst, dass wir aktuell in einer Situation sind, in der wir höllisch aufpassen müssen, dass sich das nicht wiederholt).
Wie meinst du das?

Das ist ein Punkt den man oft hört. Angeblich ist der Wissensstand von Abiturienten heute geringer als noch vor 20 Jahren und Experten sagen, dass gut 1/3 der Studierenden überhaupt nicht die Voraussetzungen für ein Studium mitbringt. Und den Unis wird Druck gemacht weil sie in den ersten Semestern zu hohe Durchfallquoten haben um diese Spezies wieder rauszufiltern. Die sollen also die Meßlatte tiefer hängen.

So ist es auch, man muss sich ja nur das Schulsystem anschauen - heutzutage darf oder soll ja jeder Abitur machen - selbst da haben einige nicht die notwendige Reife für.

Ein Studium von heute kannst man auch nicht mehr mit früher vergleichen und es ist schon gar kein Indiz dafür, dass jemand etwas drauf hat.

Aber ich möchte nicht noch weiter abschweifen ;)
 
@hikaru: Ich verstehe Deinen Einwand voll und ganz. Du hast wirklich recht. Und ich bin mir dessen sehr bewusst, wo das hinführt, wenn die blinde Ausführung von Befehlen zu einer Praxis wird, in der das Unrecht zur Regel wird: zwischen 1933 und 1945 hat das dazu geführt, dass das Nazi-Regime seine Grausamkeit erst richtig entfalten konnte (und ich bin mir auch bewusst, dass wir aktuell in einer Situation sind, in der wir höllisch aufpassen müssen, dass sich das nicht wiederholt).
So weit brauchen wir gar nicht zurück schauen. Ich kenne einen ehemaligen DDR-Grenzsoldaten. Er musste nie schießen, aber als ich ihm mal die Frage gestellt habe, ob er es getan hätte, hat er gesagt. "Ja, aber daneben." Nun kann man streiten, ob man ihm den Schuss als Demonstration der Systemtreue trotzdem zur Last gelegt hätte, oder den Mut zum Fehlschuss als stillen Widerstand anrechnet. So oder so, ehrlicher wäre es gewesen, zu schießen um zu treffen, oder den Schuss bzw. den Dienst insgesamt zu verweigern (jeweils mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen).
Heute machen wir das Mittelmeer zum Massengrab.

Vor allem Habermas hat den sogenannten "herrschaftsfreien Diskurs" entwickelt (und vertreten): dass man sich auf Augenhöhe begegnen müsse, um dann in der freien Darlegung von Argumenten zu einer Überzeugung zu gelangen, die handlungsleitend wird ("Theorie des kommunikativen Handelns").

Aber dieser schöne Ansatz ist ziemlich blind dafür, dass die Realität eine ist, in der Machtverhältnisse und Bildung sehr, sehr ungleich verteilt sind.
Eben das ist der Knackpunkt: Habermas' herrschaftsfreier Diskurs und Kants kategorischer Imperativ funktionieren nur in einer Gesellschaft, in der sich ihre Mitglieder zumindest auf Augenhöhe begegnen wollen. Es sind Schönwettertheorien.
In der Realität gibt es Machtgefälle, und zwar nicht einfach gottgegeben, sondern weil diejenigen die Macht inne haben daran interessiert sind ihre Macht zu erhalten und auszubauen.

Und selbst wer gebildet ist, hat mitunter nicht die Möglichkeit (oder den Mut), die Konsequenzen eines Handelns zu tragen, von dem er oder sie weiß, dass es richtig wäre, so zu handeln.
Die Möglichkeit die Konsequenzen seines Handels selbst zu tragen hat jeder. Nur den Mut haben die Allerwenigsten, und da nehme ich mich nicht aus. Aber schon wenn man sich selbst einredet, dass man keine Wahl gehabt hätte, korrumpiert man sich.

Deswegen habe ich tiefes Verständnis (und Mitleid) für den einfachen Mitarbeiter. Es fällt mir schwer, ihm eine Schuld im moralischen Sinn zuzuweisen.
Verständnis ja. Mitleid vielleicht. Aber keine Schuldzuweisung? Nein! Da hört es bei mir auf. Jeder ist für sein eigenes Handeln in erster Linie selbst verantwortlich, zumindest morgens vor dem Spiegel. Wenn wir das nicht mehr von mündigen Bürgern erwarten können, dann können wir uns das Konstrukt das wir "Gesellschaft" nennen auch sparen.
 
Ich habe die IT-Entwicklung seit der Lochkarte im Hersteller-Service (Kundenbetreuung) mitgemacht. Mein Unverständnis bei der heutigen "Digitalisierung" fängt bei den Leuten an, die sich von vorgegebenen Prozeduren regelrecht gängeln lassen und nicht mehr nachdenken. Früher wurde "die IT" (EDV, Abläufe, Programme) an die User angepaßt. Die Entwickler gingen zum User und danach wurde entwickelt. Zur Organisation gab es (noch vor Studiengängen, die erst in den 70ern aufkamen) IHK-Berufsbilder im EDV-Bereich, z.B. auch EDV-Organisation (heute ein Fiasko, weil jeder meint, "der PC macht das"). Wegen der Vielfältigkeit der Nutzung wurden dann Programme standardisiert, sind inzwischen bis in die H/W (Firmware) gewandert und der User muß den Vorgaben folgen (ob Abi, Studium oder sonst was gebildet) - Friß oder Stirb.

Man ist eben nicht sehr intelligent digital unterwegs, wenn man nur noch nach IPhone-App oder PC/Thinkpad-Anleitung handelt. Wir wären in der Nachkriegsjahren auf die Barrikaden gegangen (ein Teil machte es, aber .... ziemlich sinnfrei), wenn uns wie heute dauernd jemand Vorschriften gemacht hätte. Allerdings - auch wenn es bissig erscheint - rein heute gefühlt mußten wir mehr für unseren Lebenunterhalt tun als die heutige Jugend - sehr analog. Die Zeiten müssen nicht wieder kommen, aber etwas mehr Eigenständigkeit und weniger "Digital-Gehorsam" würde ich mir schon wünschen. Es gehören immer zwei dazu: der eine scheffelt Geld mit IT und der ander macht jeden IT-Blödsinn mit (IT als Digital-Synonym).

Schönes Buch dazu: Manfred Spitzer; Digitale Demenz, Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen, Droemer Taschenbuch 2014, ~13 Euro. Sollte zu jedem Thinkpad dazu gelegt werden ..... *duck*

Gruß Peter

Zu den vorausgehenden Posts: die 30er Jahre waren nicht ganz so trivial wie es heute kolportiert wird. Es gab genügend Zwänge, die nicht nur den trafen, der sich entscheiden mußte, sondern die gesamte Familie getroffen hätten. Mein Großvater wurde als höherer Beamter "zwangs-eingegliedert" (erst im Krieg) und bei Verweigerung säße ich mit ziemlicher Sicherheit jetzt nicht hier am PC. Historiker schreiben viel, aber aus Betroffenen-Ansicht sieht einiges anders aus. Das sog. "Nazi-Regime" ging durch alle Schichten und war nicht die Mehrheit der Bevölkerung, zum Teil war es leider auch der "normale Nachbar um die Ecke".
 
Zuletzt bearbeitet:
ich erlebe es am beispiel meiner eigenen mutter,
wie es ist einen älteren menschen heutzutage ohne smartphone oder pc
bei behörden/öpnv/krankenkasse usw. zu begleiten.

dazu kommt noch, das auch ich mit apps dazu gezwungen werde ein kundenkonto zu eröffnen,
auch wenn ich die app zb. nur für wenige male benutzen muss. ( zb . freischalten)
bis jetzt habe ich mich dann schlichtweg geweigert, die app zu installieren.

das beispiel mit dem autoverkäufer und dem nicht "entsperrbaren " kauf (auto)
sagt eigentlich alles.



(kleine anekdote nebenbei:
nen kumpel, (begeisterter auto/technik fan)
hatte damals vor ca. 8 jahren den " neueren passat"
wegen des "ständigen gepiepses" und der unauffindbarkeit der einfachsten funktionen
am lenkrad wieder zurückgegeben, und sich einen gebrauchten älteren gekauft.
er war damals ca mitte fünfzig..:)
 
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Also ich kann @LisaE gut verstehen, wenn ich an meine Berufstätigkeit zurückdenke, dann fällt mir die Unfähigkeit etlicher Arbeitskollegen im Alter 60+ auf, eigentlich schon im Alter von 50+, die nichtmal in der Lage waren einen Computer einzuschalten geschweige denn mit ihm zu arbeiten. Mein ehemaliger Chef arbeitete noch mit Schreibblock und Kugelschreiber weil er der Meinung war, wenn ein Computer abstürzt dann sind die Daten futsch aber die Notizen im Schreibblock dann nicht. Sein Büro-Nebenzimmer war voll mit DIN A 4 Ordnern, die laut Gesetz mindestens 10 Jahre aufbewahrt wenden müssen um Geschäftereignisse zurückverfolgt werden können. Da war nix mit Digitalisierung.
 
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.... die Unfähigkeit etlicher Arbeitskollegen im Alter 60+ auf, eigentlich schon im Alter von 50+, die nichtmal in der Lage waren ....... Mein ehemaliger Chef arbeitete noch mit Schreibblock und Kugelschreiber ........... Da war nix mit Digitalisierung.
Ich oute mich jetzt mal nicht exakt mit X0+, aber mal etwas locker an die "Jugend hier im Forum": Es ist bei weitem nicht immer eine (oft vorgeschobene) Unfähigkeit, sondern schlichtweg der Unwille, einfach jeden neuen Trend mit zu machen. Ich verweigere mich z.B. konsequent einem Navi und auch einem Smartphone. Bis vor Corona klappte die Weigerung auch zum Onlinebanking (jetzt mit ChipTAN und Starmoney) und auch bis dahin Nutzung der Geldautomaten mit 4stelliger PIN (bei deren Entwicklung bzw. IT-Installation ich mit supported habe).

Wenn mir jemand sehr penetrant alles mögliche "digitales" aufdrängen will und auch noch erklären will, bin ich einfach nur noch freundlich alt und verstehe nur noch Bahnhof :) . Zur Not greife ich auf mein dem Beratenden bekanntes Geburtsdatum zurück und erkläre ihm, daß ich bereits zum break-even Punkt einer Maßnahme nach gültiger Sterbetafel statistisch durchschnittlich tot bin. Spätestens dann habe ich meine Ruhe :) . Anekdoten zur "Unfähigkeit":

Die Zeit der ersten Farbbildschirme (80er): Ein IT-Abteilungsleiter (vom Typ der Schreibblöcke wie vor) bekam einen Bildschirm. Bei einem Meeting in seinem Büro bemerke ein Kollege (von mir, also Externer), daß kein Koax angeschlossen war. Bei der Nachfrage gab es Gelächter: "Ich brauche den nicht, aber wenn ich als IT-Chef hier keinen Bildschirm stehen habe, halten mich die anderen für blöd".

Freundeskreis: zwei identische Fälle - Bankdirektor i.R. gefragt: "Machst Du eigentlich selber Online-Banking?" Amüsierte Antwort: "Bin ich denn Buchhalter ?? Mein Enkel hat einen PC von mir gekriegt und macht das für mich.".

Als "Silberkopf" im PC-Fachgeschäft nach einem COMx-Y-Kabel gefragt (TP365XD hatte noch COM1, Y als Split für GPS und Funkgerät). Junge freundliche Dame nach eingehender Musterung ihres Kunden etwas entrüstet: "Das geht überhaupt nicht. Da kann immer nur ein Gerät dran. Wofür brauchen Sie das denn ??" Spiel mit gemacht und freundlich "Für einen Hypothenusen-Quadratur-Modulator". Roter Kopf "Ich frage mal den Chef". War nette Unterhaltung, hatte er nicht, selber basteln angesagt.

Man gewöhnt sich mit der Zeit an die Theorie "Alt = Blöd" und solange das freundlich bleibt, spiele ich zur Not mit. Was soll's, ......... Spruch dazu: Lieber den Mund halten, als auf zu machen und jeden Zweifel beseitigen. *LOL*

Gruß Peter
 
Irgendwie hat diese Diskussion einen recht erwartbaren Verlauf genommen. Da passt ein Zitat von Douglas Adams vielleicht mal ganz gut (aus The Salmon of Doubt: Hitchhiking the Galaxy One Last Time; habe mir herausgenommen, es ein bisschen freier zu übersetzen):

(...) Regeln, die unsere Reaktionen auf Technologien beschreiben:
  1. Alles, was bereits in dem Moment existiert, an dem du geboren wirst, ist normal und gewöhnlich und ein natürlicher Teil der Welt.
  2. Alles, was zwischen deinem fünfzehnten und fünfunddreißigsten Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär, und man kann damit wahrscheinlich Karriere machen.
  3. Alles, was nach deinem fünfunddreißigsten Lebensjahr erfunden wird, verstößt gegen die natürliche Ordnung der Dinge.
Und nein, das sollte jetzt keine generelle Wertung der vielen einzelnen Kommentare meinerseits darstellen. Höchstens eine kleine Anregung, sich mal zu prüfen, wieviel davon auf einen selbst zutrifft. Denn es gibt ja auch die Erkenntnis, dass der Mensch weniger ein rationales und mehr ein rationalisierendes Wesen ist. Also gut darin, immer ein Argument dafür zu finden, warum die eigene Position oder Handlungsweise selbstverständlich die einzig richtige ist.

;)
 
Sagen wir mal so:
Im Laufe der Jahre sieht man, dass nicht alles, was neu ist, auch wirklich gut ist. - "Es ging ja früher auch so" ist das häufigste Argument.

Dass beispielsweise die Behörden digitalisiert und auch (untereinander) vernetzt werden, ist durchaus sinnvoll, aber warum unbedingt über öffentliche Transportmedien, die jeder angreifen kann?

"Spinnen" wir doch mal die "Vision" eines bekannten Wirtschaftsministers weiter:
Es ist einer der groß angekündigten Stromausfälle eingetreten. Jetzt versucht mal einzukaufen, beim Arzt mit der "Krankheitskarte" anzumelden, eine Fahrkarte für Zug oder S-Bahn zu kaufen (wozu auch, wenn Stellwerke digitalisiert sind), eine dämliche App verwenden, um irgend etwas zu erhalten, während mangels Nachladestrom das Wischhandy abschaltet.

Je vernetzter die Gesellschaft wird, desto leichter ist sie auszuschalten und zu lähmen, besonders, wenn "Offline-Alternativen" stringent abgeschafft werden.
Dieser sog. "App-Zwang" geht in meinen Augen einfach zu weit, besonders vor dem Hintergrund, dass man permanent versucht, darüber Daten abzugreifen und der Aspekt "Sicherheit" IMMER hinterherhinkt.

Ich denke, die Mischung macht es und nicht alles, was gemacht werden kann, muss man unbedingt durchziehen.

P.S.: Gibt es den "Familienbenutzer" von Loriot eigentlich schon als App?
 
Darum geht es aber ursprünglich nicht. Sondern darum, egal ob und wann das Smartphone erfunden wurde, das ein Leben auch ohne möglich sein sollte. Egal, ob man nicht kann, nicht mehr kann oder nicht will.
 
Wie Du oben siehst (und das ist, was ich in meinem Beitrag angeschnitten habe) wird immer mehr ein Leben ohne Wischhandy erschwert. Wenn aber schon von "oben" eine Wischhandy-App vorgeschrieben wird, "analoge" Alternativen (siehe Bahncard 100) abgeschafft werden, kannst Du Dir selbst ausmalen, welche Lebensqualität Dir schlussendlich in einer analogen Welt bleiben wird. - Und das geht zu weit.
 
Naja, bei einem groß dimensionierten Kollaps der Energieversorgung ist es dann auch herzlich egal, ob die Endgeräte von Privatpersonen noch funktionieren oder nicht. Die sind ja nur ein Mosaiksteinchen im gesamten Komplex Digitalisierung. Das eigentliche Problem wäre da der Ausfall derjenigen Systeme, durch die der Geld- und Warenfluss im Hintergrund organisiert und abgewickelt wird. Ob mein Kommunikationsgerät in so einer Situation ein Smartphone oder ein Wählscheibentelefon ist, ist in so einem Szenario irrelevant. Um im Bild von Douglas Adams zu bleiben - dass so gut wie alle Prozesse in unserer Gesellschaft und Wirtschaft irgendwie davon abhängig sind, dass elektrischer Strom fließt, ist kein Thema, weil es den schon längst selbstverständlich gab, als wir alle hier geboren wurden. Das Thema sind die als kontrovers wahrgenommenen Entwicklungen und Erscheinungen, deren Entstehen wir mitbekommen haben. Dass das im Zitat am biologischen Alter "35 Jahre" festgemacht wird, ist natürlich ein satirisches Stilmittel.

Das ist das, was ich meinte mit dem erwartbaren Verlauf der Diskussion, dass der Blick oft sehr auf Einzelaspekte fokussiert, von denen man sich - aus welchem Grund auch immer - am stärksten betroffen sieht. Und dass daraus dann die Szenarien konstruiert werden, die aus der Perspektive natürlich auch logisch und folgerichtig sind. Es aber aus einer anderen Perspektive heraus nicht unbedingt sein müssen.
 
hmm, das beispiel mit meiner mutter zb. trifft aber auch auf mehrere (hundert?) tausend andere kinder zu...
ich sehe da ehrlich gesagt keine "ego schienen" sicht.
 
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......., dass elektrischer Strom fließt, ist kein Thema, weil es den schon längst selbstverständlich gab, als wir alle hier geboren wurden. .....
Sorry, ich bin nicht schnell genug gewesen und habe das meiste wieder gelöscht, sprengt den Rahmen hier. Den "selbstverständlichen elektrischen Strom" gab es zu Kriegesende allenfalls für Radio und Beleuchtung. Es kamen erst nach und nach weitere Geräte und Entwicklung dazu. Wenn man physisch noch "freiere analoge und auch unelektrische Zeiten" erlebt hat, wird es schwierig zu diskutieren.

Ich will die Zeit nicht zurück wünschen, aber muß man heute wirklich alles mitmachen und sich immer tiefer in Abhängigkeit begeben??

Ich lasse es so stehen, eine bessere Kurzform schaffe ich nicht. Ich möchte schlicht und einfach so weit wie möglich unabhängig bleiben können. Ich bin leider schon vor der "elektrischen Selbstverständlichkeit" geboren und könnte im Prinzip sehr viel "analoger" zurecht kommen. Veränderungen ja, jederzeit, aber bitte nicht zu weiterer Abhängigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Prinzip wurde es hier schon zum Ausdruck gebracht, aber nicht so ausformuliert. Ist es denn nämlich nicht so, dass es mehr als nur bloßer Technokraten bedarf, wenn eine strukturelle tiefgreifende und schwer bis unmöglich umkehrbare Entwicklung in Gang gebracht wird? Ich mein es sind bereits etliche Stimmen laut geworden die vor Fehlentwicklungen im Zusammenhang mit dem Digitalen Umgang warnen und die haben das Recht gehört und wenn nötig anerkannt zu werden. Es ist ja nicht so dass die Psychologie, Soziologie, Pädagogik und verwandte Disziplinen diesbezüglich untätig geblieben ist. Bereits seitenweise Literatur und Forschung in diese Richtung wurden veröffentlicht. Es gilt diese nun auch im breiten Umfeld von Politik und Zeitgeschehen zu erörtern. Technik-Tools will ich sie mal nennen, die im Interesse des Menschen beworben und 'vermarktet' werden, sollten auch im Dienste des Menschen stehen.*

Erinnern wir uns auch daran dass der Mensch ein analoges Wesen ist und auf absehbare Zeit auch bleiben wird. Ich verteufel im Übrigen gar nichts, was unaufhaltsam voranschreitet ist des Menschen sein eigenes Werk, im Guten wie im Schlechten. Aber es gibt Werte die immer aktuell sind, dazu zähle ich Zivilcourage als auch Mut zur Veränderung.



* Der8auer hat dazu jüngst ein sehr interessantes Video gebracht, wo es um die Sinnlosigkeit von KI geht.
 
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