Digitalzwang

ich denke, wie bereits vorher schon hier in der Diskussion angemerkt, sind wir hier an einer Schwelle der Entwicklung - genauso wenig wie es heute Pferdetränken in den Städten gibt, genauso wenig wird es in einigen Jahren diese Alternativen geben und keiner wird sie vermissen.
Ja, das ist dann halt Deine Meinung, ich habe halt eine andere :D
P.S. den Vergleich solltest Du nochmal überdenken. Denn die Tränken wurden erst abgeschafft, als es dort keine Pferde mehr gab. Die Dörfer und Städte haben nicht die Vieh-Tränken abgebaut und dann mal geschaut, ob Pferde denn auch ohne Wasser leben können ;)
 
Kann man die Pferde/Tränken-Analogie auch auf Bahntickets und Verkaufsstellen& Schaffner oder auf Eventim-Konzerttickets übertragen? ^^
 
Hier werden ja irgendwie mindestens drei Themen Durcheinander geschmissen.

Wir haben auf der einen Seite eine freie Marktwirtschaft. Ein Anbieter einer Dienstleistung oder Ware ist nicht gezwungen mit dem Kunden einen Vertrag zu schließen. Wir haben z.B. uns Eck inzwischen einen Kiosk, der aus Kostengründen ausschließlich EC-Zahlung akzeptiert (ja, auch kein SEPA). Da sollte und kann man nicht eingreifen. Es gibt hinreichend viele Beispiele, was passiert, wenn der Staat in die freie Wirtschaft eingreift.

Dazwischen haben wir das Problem der Privatisierung essentieller Infrastrukturen und Dienstleistungen. Gerade diejenigen Menschen, die nicht einfach zu digitalisieren sind, sind gleichzeitig deutlich stärker auf z.B. öffentlichen Personen(nah)verkehr angewiesen. Man kann ÖPNV und Grundversorgung nicht einfach für Analoge nicht-verfügbar machen. Aber durch die Privatisierung dieser Dienste kann man da auch nicht einfach eingreifen.

Und am anderen Ende stehen Behörden. Und da muss man ganz einfach sagen: macht sie doch digital. Vollständig. Und stellt in jedes Bürgerhaus, jede Verbandsgemeinde- und Kreisverwaltung und wo es sonst noch nötig sein kann ein bis n Terminals hin, setzt einen Beamten daneben, der hilft und gebt denjenigen, die die Möglichkeit, den Willen oder die Fähigkeit nicht haben, ihre Steuererklärung digital abzugeben die Möglichkeit, es auf dem Weg zu machen.
Soll er halt einen analogen Vordruck ausfüllen, damit zum samt laufen und dann hämmert man das gemeinsam in das Terminal ein. Dafür braucht es freilich wieder den ÖPNV als Nicht-Barriere.
 
Ich bin wie die meisten hier mit Technik aufgewachsen und war ein Internet-Pionier der ersten Stunde. Ich habe die Entwicklung verfolgt und war von vielem begeistert nur so langsam setzt eine gewisse "Sättigung" ein. Das Ganze hat für mich keinen Benefit mehr. Ich gehe heute sogar schon so weit (A-)Social Media, Web 2.0 und deren Auswüchse im überwiegenden als den Sargnagel unserer überinformierten und "gebildeten" Gesellschaft zu bezeichnen. Für den Service-Bereich sehe ich die digitalen Möglichkeiten sinnvoll genutzt vielfach als Bereicherung an. Aber nicht überall.

Meiner Ansicht nach trägt das digitale Leben vielfach zum auseinanderdriften unserer Gesellschaft bei. Der Abbau von Service "von Mensch zu Mensch" ist ein Abbau an Sozialkompetenz und sozialem Miteinander.

Nur ein Beispiel:
In meinem Supermarkt wo ich seit Jahrzehnten einkaufe und man sich mit der Zeit kennen und schätzen lernt, wurden 3 von 4 Kassen abgeschafft und durch Scannersysteme zur Selbstbedienung ersetzt. Das ist super schnell und praktisch, aber dieses System weist mich nicht darauf hin, dass der Yoghurtbecher einen feinen Riss hat, oder dass eine matschige Orange mit im Netz ist die ich nicht gesehen habe. Mit dem System kann ich auch nicht ab und an mal 2-3 nette Sätze austauschen und ein schönes Wochenende wünscht man mir auch nicht oder freut sich mich wiederzusehen. Einige MA wurden umgesetzt, andere wurden freigestellt. Ab Januar soll man zudem eine App benutzen, für was genau weiß ich noch nicht.

Es gab mal Zeiten wo nicht alles dem schnöden Mammon geopfert wurde und wo man die inländischen Märkte und ihre Arbeitsplätze durch Zölle geschützt hat. Aber in dem System konnten einige halt den Hals nicht so schnell voll bekommen wie heute. Ach ja: der Fortschritt wurde dadurch auch aufgehalten.
 
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Ich sehe das zwiespältig. Einerseits haben wir (speziell in Deutschland) einen Wust an Bürokratie im Alltag, der größtenteils auf Papierformularen stattfindet (mein aktuelles Lieblingsbeispiel ist die Tatsache, dass man sich beim Einzug in die eigene Eigentumswohnung selbst die Wohnungsgeberbestätigung ausstellen muss). Das alles kostet wahnsinnig viel Zeit, die man dann mit einer Wartemarke in der Hand auf braun gepolsterten Plastikstühlen verbringt. Wenn man so einen Unsinn schon nicht abschaffen kann, dann könnte man ihn wenigstens so digitalisieren, dass sich der Zeitaufwand reduziert.
Andererseits wird mittlerweile jeder Sch* irgendwie digitalisiert und ver-app-isiert - auch Vorgänge, die wunderbar analog funktioniert haben. So bekomme ich jetzt jedesmal eine Benachrichtung per App aufs Handy, dass meine Spülmaschine fertig ist. Ohne App konnte ich der Spülmaschine aber nicht beibringen, dass das Wasser hier den höchsten Härtegrad hat und sie ihre Enthärtungsanlage entsprechend einstellen soll. Früher war das ein Drehrädchen mit 5 Rastungen.
Meine Eltern haben einen neuen Audi gekauft, mit Navi-Übertragung vom Handy (also Google Maps via Android Auto). Bei der Abholung hieß es, dass man sich dafür die myAudi-App installieren und sich einen Account anlegen MUSS. Andernfalls dürfte der Verkäufer ihnen das Fahrzeug nicht aushändigen (!). Die App erfordert Android ?10?, jedenfalls funktioniert sie nicht unter dem Android 8 auf dem Smartphone meiner Eltern. Der Verkäufer hat das Auto dann "auf Kulanz" mit seinem Handy gekoppelt und meinen Eltern auferlegt, sich innerhalb einer Woche ein neues Smartphone zu kaufen.

Digitalisierung schön und gut - wenn alles funktioniert, werden viele Dinge einfacher und schneller. Es gibt aber trotz allem eine gewisse Gruppe an Menschen, die die "digitalisierten Versionen" von etwas aus irgendwelchen Gründen nicht nutzen kann oder will. Sei es, weil sie um ihre Daten besorgt sind, weil die Bedienung eines Smartphones sie überfordert, weil sie keine Lust haben, es ständig mitzunehmen (was ich angesichts der wachsenden Gerätegröße auch verstehen kann - es gibt keine vernünftigen Geräte im Bereich von 5" mehr) oder einfach wegen "will ich halt nicht". Und zumindest für diese Menschen muss es meines Erachtens möglich sein, die entsprechende Tätigkeit auch auf klassischem Weg zu erhalten.
 
Andernfalls dürfte der Verkäufer ihnen das Fahrzeug nicht aushändigen (!).
ok, dass ist jetzt allerdings krass und vollends daneben 🫣
Ohne App konnte ich der Spülmaschine aber nicht beibringen, dass das Wasser hier den höchsten Härtegrad hat
echt? Das ging bei unserer (Siemens, gekauft 09/23) problemlos aus offline - denn bei aller IT Affinität, meine Hausgeräte haben in meinem Netzwerk nix verloren…
 
Im letzten Jahr haben so ziemlich alle Hausgeräte nach 25 Jahren ihr Lebensende erreicht. Für alle Neugeräte gab es welche ohne Internetzugang. Funktioniert problemlos. Einzige Ausnahme ist die Heizung und die Raumthermostate, da die Einstellung von zig Parametern ohne Internet zwar möglich ist, aber doch ziemlich mühsam wäre.
Beim Auto suche ich eher nach Möglichkeiten, die ab Werk vermurksten Steuerungsmöglichkeiten (mit und ohne App) dauerhaft abzuschalten.
 
Hier ein Beispiel, wie es eben nicht sein soll:


Genau dasselbe wird ja bereits beim Deutschland-Ticket praktiziert. Erstens wird einem Nutzer da zwangsweise ein "Kundenkonto" an die Backe genagelt, zweitens schließt man die zwar jetzt nur noch 9% anderer Interessenten aus. Wobei bei der DB AG ja noch dazu kommt, dass aus Kostengründen zig Schalter geschlossen wurden und daher die relativ hohe Zahl "digitaler" Anwender alleine schon dadurch zustande kommen dürften, die per se "keine Wahl" hatten/haben.

Und es ist eben auch kein Geheimnis, dass über viele solcher Dinge (Meta)-Daten abgegriffen werden, die den Nutzer auch an Stellen gläsern werden lassen, wo dieser gar nicht damit rechnet. Die Portale der DB AG sind wie viele andere auch nicht sehr datenschutzfreundlich aufgebaut und es schnorren dort dann etliche Third-Party-Vereine mit ab, die es weder müssten noch sollten.


Das war jetzt nur ein Beispiel im Großen. Ich sehe das ähnlich wie viele User hier, dass nichts gegen eine bürgerfreundliche IT spricht, bei der Deppen-Dinge schnell und problemlos abgewickelt werden können. Das sollte dann aber möglichst auf Open-Source-Ebene und mit schmalen und zielgerichteten Anwendungen aufgebaut sein und nicht mit irgendwelchem Klopper-Code großer IT-Konzerne. Eine Rückfallebene für Menschen ohne PC/Smartphone muss dabei so oder so vorgehalten werden.

Der ganze andere Irrsinn, wo völlig unnötiig für jeden Mist irgendwelche Apps kreiert werden für Dinge, die man locker auch per Knopfdruck erledigen könnte oder dieser ganze Internet-of-Shit-Kram, wo keiner so wirklich nachvollziehen kann, wo Daten landen oder mangels Pflege/Support in kürzester Zeit Anwendungen unsicher werden, kann einem imho gestohlen bleiben.

Leider ist das eben alles cool und hip und siehe das Beispiel DB wird eben immer versucht, mittels nudging die Menschheit in die Richtung zu trimmen. Ganz ähnlich wie beim exzessiven Nutzen smarter Geräte und sozialer Netzwerke/Messenger wird schon wegen des Gewöhnungseffekts vieles easy für die Unternehmen, weil irgendwann keiner zum x-ten Male die Zugriffe einer App durchklickt, um alles abzuschalten oder zu prüfen, ob diese überhaupt nötig sind. Mensch denkt dann einfach irgendwann nicht mehr darüber nach! Aus früherer Zeit kann ich nur sagen, die Dienste hätten an solchem Spielzeug ihre helle Freude und Snowden rotiert vermutlich, weil seine Warnungen und sein persönliches Risiko, dass er eingegangen ist, mehrheitlich für die Katz´ sind.

Datenschutz geht mit Datensparsamkeit los und es passiert häufig genau das Gegenteil und oft ist der digitale Beifang mehr als das Nötige. Alleine aus dieser Warte ist es durchaus sinnvoll, wenn im immer so propagierten digitalen Zeitalter auch im GG ein Artikel existiert, der die rechte der Menschen stärkt und qua Gesetz einem übermäßigen Datenhunger von Behörden und Unternehmen zumindest theoretisch eine Hemmschwelle setzt.
 
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@Phil2009:

Mach´ einfach in Deinem Router eine Regel, dass Deine Spülmaschine nicht in´s Internet darf. Dann solltest Du Ruhe haben ...
Ich kann die Benachrichtigung auch abschalten. Wahrscheinlich könnte ich sogar die App jetzt wieder deinstallieren, ohne dass die Einstellung der Wasserhärte verloren geht. Ich wollte damit nur sagen: Erstens werden Funktionen ohne Not in eine App ausgelagert, die bisher wunderbar auch ohne funktioniert haben (Wasserhärteeinstellung). Zweitens gibt es Funktionen, die an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten sind, sich aber trotzdem irgendwer bei BSH mal gedacht hat "boah, das brauchen die Leute unbedingt".
Da gibt es übrigens noch mehr sinnfreie Funktionen - Fernstart, Spülmaschinentab-Zähler und Benachrichtigung, dass der Klarspüler alle ist. Nur den Button "räume das dreckige Geschirr aus der Spüle ein" habe ich noch nicht gefunden. Ich schweife ab...
 
Hier ein Beispiel, wie es eben nicht sein soll:

["BahnCard ab heute nur noch digital - Mit der Plastik-BahnCard ist es ab heute vorbei - die Bahn stellt nur noch eine digitale Variante des Rabatt-Abos aus. Verbraucherschützer kritisieren den Schritt, denn vor allem arme Menschen würden damit benachteiligt."]

Genau dasselbe wird ja bereits beim Deutschland-Ticket praktiziert.

Das "Nudging" ist da, aber entgegen der (wie gewohnt schlampig recherchierten) Tagesschau-Meldung gibt es nämlich ein (offizielles) Hintertürchen für die BahnCard in Papierform:

Per Mail kam bei mir (ich habe auch eine [Plastik-]Bahncard) im März ein länglicher Text an, in dem unter anderem das hier stand:
Ihnen steht kein Smartphone zur Verfügung?
Dann nutzen Sie als Nachweis für die BahnCard das Ersatzdokument, welches Ihnen ab dem 09.06.2024 [also genau ab dem heutigen Tag!] ebenfalls in Ihrem Kundenkonto unter bahn.de/bcservices als Download zum Ausdrucken zur Verfügung gestellt wird.
Wenn man sucht, findet man das auch auf bahn.de (aber man muss wirklich suchen!).

Wer sich in seinem Kundenkonto auf der Bahn-Webseite eingeloggt hat ("Kundenkonto verwalten"), der findet unter dem Punkt "BahnCard" rechts oben drei kleine Pünktchen, "Optionen". Draufklicken, -> "Ersatzdokument anzeigen" und dann nochmal "Ersatzdokument anzeigen". Dann generiert das Backend der Bahn ein PDF der aktuellen BahnCard zum Ausdrucken (ich hab´s ausprobiert).

Ich möchte hier die Bahn absolut nicht in Schutz nehmen: Deren Intention, Nutzer davon abzuhalten, etwas anderes als deren Datensammel-App zum Bahnfahren zu nutzen, liegt auf der Hand. Und offenbar soll die Papierform nur für Menschen zugänglich sein, die mit Digitalmedien umzugehen gewohnt sind - welch eine Farce!

Mike Kuketz hat übrigens 2022 die BahnApp unter die Lupe genommen. Und katastrophale rechtliche Verstöße gefunden. Digitalcourage hat daraufhin der Bahn ein Ultimatum gestellt, die Rechtsverstöße zu beenden. Worauf die Bahn sinngemäß geantwortet hat: "Mag sein, dass das nicht ganz rechtskonform ist. Machen wir aber trotzdem. Warum? Weil wir´s können. Wenn´s Euch nicht passt, klagt doch dagegen!" Am 20. Oktober 2022 hat Digitalcourage Klage eingereicht. Die Verhandlung hat bisher noch nicht stattgefunden, die Bahn sammelt weiterhin rechtswidrig Nutzerdaten.
 
Ich möchte hier die Bahn absolut nicht in Schutz nehmen: Deren Intention, Nutzer davon abzuhalten, etwas anderes als deren Datensammel-App zum Bahnfahren zu nutzen, liegt auf der Hand. Und offenbar soll die Papierform nur für Menschen zugänglich sein, die mit Digitalmedien umzugehen gewohnt sind - welch eine Farce!

Mir geht es dabei auch nicht um nur diesen einen Fall. Aber es zeigt plakativ, wie Sachverhalte selbst geschaffen und ausgenutzt werden, um "Kunden" in Richtung digital und Datensammelei zu schubsen.

Und nicht nur bei der DB, sondern auch bei anderen Szenegrößen wie T-Online passiert das. Meine letzte Freude war das "Bestätigen" von Konten- und Zugangsdaten meines Mail-Accounts für die Rechnung per Mail als Link aus einer anonymen Mail - irgendwie auch in der Machart klassische Spammer-Methoden, vor denen die Telekom selber warnt. Ganz ähnlich wie bei Deinem Beispiel war dabei weder im Kundencenter noch normal auf der Webseite ohne Weiteres ein Link zu finden, der das klipp und klar und vor allem ohne Synapsenkollaps ermöglicht hätte, sich dort anzumelden und die Daten sauber einzugeben statt über eines Links mit drölfzig Referern.

Das ist nicht nur bei solchen Sachen so, sondern generell bei Einstellungen, die ggf. auch dem unnötigen Abführen von Daten dienen. Was sich da für Mühe durch alle Anbieter gegeben wird, so etwas praktisch unauffindbar zu machen, ist schon eine Glanzleistung - kryptische Sprache, ein völlig irres Optionenmenü uswusf.

Wenn dann selbst IT-affine Menschen ausrasten, wie sitzt dann jemand vor der Kiste, der kein Nerd ist und ggf. die Sprache schlecht beherrscht? Das hat jedenfalls in vielen Fällen System.

Genug gerantet, ich halte eine so ergänztes GG für sinnvoll.
 
Genau dasselbe wird ja bereits beim Deutschland-Ticket praktiziert. Erstens wird einem Nutzer da zwangsweise ein "Kundenkonto" an die Backe genagelt, zweitens schließt man die zwar jetzt nur noch 9% anderer Interessenten aus. Wobei bei der DB AG ja noch dazu kommt, dass aus Kostengründen zig Schalter geschlossen wurden und daher die relativ hohe Zahl "digitaler" Anwender alleine schon dadurch zustande kommen dürften, die per se "keine Wahl" hatten/haben.
Über die Deutsche Bahn könnte ich Storys erzählen :D
Da gab es ein Angebot für ein Ticket ab 60, einen Monat kostenlos testen und bei Nichtgefallen problemlos kündigen, ohne Kündigungsfrist. Damals auch als Plastikkarte.
Das 9€ Ticket war zum Zeitpunkt meines Geburtstags bereits angekündigt und ich dachte, ich könnte mit dem Monat die Zeit bis dahin überbrücken und das 60+ Ticket nach dem 9€ Ticket danach regulär buchen. Bis ich das verdammte Ticket hatte (bzw. 2 davon) und wieder los war (und zwar tatsächlich alle beide) und auch nichts mehr abgebucht wurde (für keins von beiden), habe ich unzählige Mails geschrieben :D

Als dann das Deutschlandticket in der 49€ Variante eingeführt wurde, hat die DB so getan, als würde es generell nur eine Smartphone-Variante geben. Hätte ich nicht durch die Lektüre unzähliger Artikel genau gewusst, das es auch eine Version mit Karte geben muss, wäre ich wohl darauf reingefallen. So habe ich weitergesucht und bei einem anderen Anbieter dann einen Vertrag mit Kartenversion abgeschlossen. Und es ist nicht so, das es beim ÖPNV immer chaotisch zugehen muss: der RNV war problemlos in der Lage mit mir einen Vertrag abzuschließen und auch die Kündigung ein gutes halbes Jahr später war problemlos machbar und es wurde auch nicht zu lange abgebucht. Einziger Schönheitsfehler war das Ticket in Papierform, eigentlich war das nur für eine Übergangszeit gedacht, bis die Plastikkarte kommt, aber die kamen mit der Kartenerstellung wohl nicht hinterher.
 
Also zu der Bahn Card, die haben das durchaus offen kommuniziert, dass es die Karte auch zum Download geben wird. Es stand in der Email, die ich als Bahn Card Besitzer erhalten haben, klar und deutlich drin, und auch auf der Website wird es kommuniziert. Klar nicht direkt im ersten Absatz, aber wer was Digitales bewerben will, erwähnt natürlich nicht in der selben Zeile die analoge Alternative. Spätestens bei den FAQ die es auf der Bahnseite gibt, steht es auch sehr deutlich. In Presseberichten stand es ebenfalls meistens. Man kann ja viel an der Bahn kritisieren, aber es wurde eben nicht! irgendwie verschleiert nur für Eingeweihte zu finden, versteckt oder so.
 
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Mike Kuketz hat übrigens 2022 die BahnApp unter die Lupe genommen. Und katastrophale rechtliche Verstöße gefunden. Digitalcourage hat daraufhin der Bahn ein Ultimatum gestellt, die Rechtsverstöße zu beenden. Worauf die Bahn sinngemäß geantwortet hat: "Mag sein, dass das nicht ganz rechtskonform ist. Machen wir aber trotzdem. Warum? Weil wir´s können. Wenn´s Euch nicht passt, klagt doch dagegen!" Am 20. Oktober 2022 hat Digitalcourage Klage eingereicht. Die Verhandlung hat bisher noch nicht stattgefunden, die Bahn sammelt weiterhin rechtswidrig Nutzerdaten.

Nicht nur die Bahn handhabt das so, sondern fast alle großen Konzerne. Ausgestattet mit einer Armada von Anwälten werden solange schmutzige Geschäfte betrieben, bis es doch mal knallt, was leider selten der Fall ist. Der kleine David muss eben einsehen, dass er gegen Goliath nichts ausrichten kann. Und das trifft am Ende ncht nur den Kunden, sondern auch den kleinen Mitarbeiter mit winzigem Gehalt, der bewusst missbraucht wird, indem er zu unlauterem Geschäftsgebaren angeleitet wird.
 
Und das trifft am Ende ncht nur den Kunden, sondern auch den kleinen Mitarbeiter mit winzigem Gehalt, der bewusst missbraucht wird, indem er zu unlauterem Geschäftsgebaren angeleitet wird.
So etwas ist mir erst jüngst passiert. Ein einfacher Mitarbeiter schickte sich an, einen (Standard-)Prozess durchzuführen, der klar rechtswidrig ist. Ich wies ihn auf diesen Umstand hin. Seine Entgegnung war, dass dieser Prozess (eine Implementierung eines großen, deutschlandweit tätigen Dienstleisters) nach Anweisung seines Arbeitgebers stets so durchgeführt werden müsse; wenn er dies nicht tue, riskiere er seinen Arbeitsplatz. (Ich kann hier nicht weiter in´s Detail gehen.)

Ich habe keinen Zweifel, dass mir dieser Mitarbeiter die Wahrheit gesagt hat. Wie soll er einen solchen Interessens-/Gewissenskonflikt auflösen? Da muss die Aufsichtsbehörde (in diesem Fall der BfDI) tätig werden. Der BfDI wurde inzwischen von mir informiert und ist in dieser Sache tätig.

Den Mitarbeiter trifft wirklich keine Schuld; solche Konflikte werden, wie @Numinos erwähnt hat, auf dem Rücken derer ausgeführt, die sich nicht wehren können.
Das ist absolut nicht in Ordnung.
 
Den Mitarbeiter trifft wirklich keine Schuld;
Wirklich nicht? Spätestens nachdem er auf die Rechtswidrigkeit seines Handelns hingewiesen wurde, halte ich das für zweifelhaft.
"Ich habe nur Befehle befolgt." wird viel zu oft als Ausrede benutzt um die Verantwortung des eigenen Handelns von sich zu schieben.

Natürlich steht er in einem Interessenkonflikt: Anweisungen seines Dienstherren, oder geltende Gesetze befolgen. Ein Arbeitnehmer ist in der Regel ein mündiger Bürger. Dem muss meiner Meinung nach zugemutet werden können, eine Entscheidung über die Richtigkeit seines Handelns zu treffen, inklusive des Tragens der sich daraus ergebenden Konsequenzen. (Gegen die eventuelle Abmahnung/Entlassung durch seinen Arbeitgeber kann er ja dann klagen.)
 
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