Naja, die Reaktion von Westerwelle fand ich jetzt auch eher peinlich, obwohl er prinzipiell sogar Recht hatte- aber der Ton macht die Musik. Er ist halt furchtbar verklemmt und spaßbefreit. Das peinlichste, was er sich je geleistet hat war wohl sein Besuch bei Zimmer Frei. Im Vergleich dazu ist der mittlerweile richtig locker.
Genscher konnte zu Begin seiner Amtszeit als Aussenminister übrigens auch kein Englisch...und das finde ich auch nicht schlimm, selbt für einen Aussenminister. Wer nicht wirklich perfekt eine Sprache spricht und versteht sollte sich viel lieber auf professionelle Übersetzter verlassen, gerade in so heikelen Bereichen wie der Aussenpolitik. Wer sich und seine Sprachkentnisse da überschätzt, und sei es nur um höflich zu erscheinen begibt sich auf ganz dünnes Eis.
Und ich spreche da auch aus Erfahrung, weil ich mit recht geringen Englischkentnissen für 4 Jahre zum Arbeiten in die USA gezogen bin. Gerade bei heiklen Verhandlungen um Bezahlung etc. hätte es mich fast gleich am Anfang meinen Kopf gekostet, weil ich recht fordernd und wohl überhaupt nicht höflich genug rangegangen bin, was zu Allgemeinem Nichtverständnis des rüden Deutschen geführt hat, ganz ohne dass ich das beabsichtigt hatte.
Nach vier Jahren spreche und versteh ich nun sehr viel besser, und weiss auch ein Bisschen besser, wie überkanditelt höflich man sich verhalten muss, aber bei so wichtigen Geschichten wie Aussenpolitik würde selbst ich noch auf Übersetzung in meine Muttersprache und zurück bestehen.
Und ihn ständig auf seine Homosexualität zu reduzieren, zu der er ja immerhin (mittlerweile) offen steht, empfinde ich einfach nur als arm. Sowas haben die nicht Internet-Opas doch wohl mittlerweile nicht mehr nötig? Ist zwar nicht meine Baustelle, aber ich kenne viele homosexuelle, die ich persönlich sehr schätze und natürlich auch einige, die ich gar nicht mag-genau so wie bei heterosexuellen Männern und Frauen und homsexuellen Frauen- das mach ich doch nicht an der sexuellen Vorliebe fest, solange sie mich damit ausreichend in Ruhe lassen.Amerikanische Homosexuelle sind da fast schon überpietätsvoll, um einen andersdenkenden da bloss nicht zu brüskieren.
Da sollten einige mal etwas liberaler zu denken beginnen- obwohl sich die FDP (die ich ja gewählt habe und somit auch Westerwelle und da steh ich auch zu) größten Teils nur auf Wirtschaftsliberalismus beschränkt. In den USA ist liberal immer noch ein ganz böses Adjektiv, auch für Demokraten-ob uns das zu denken geben sollte?
Westerwelle würde ich trotzdem lieber als Finanz-, Innen- oder Wirtschaftsminister sehen, weil ihm das internationale Parkett sicher nicht liegen wird. Guttenberg als Aussenminister-der könnte was reissen, aber dafür hat der Rest der CSU einfach zu sehr auf den Sack bekommen.
Schade finde ich es eigentlich nur um den Peer Steinbrück- der hat mir als Finanzminister sehr gut gefallen (und mit schwierigeren Situationen hat er sich sogar noch gesteigert) und trotzdem muss er nun auch in der SPD mit den Prügelknaben geben. Wenn ich bei irgendjemand ein Parteihopping verstehen könnte, dann bei ihm-in Richtung bürgerlich, aber er hat ja leider nicht mal seinen Wahlkreis gewonnen. Statt dessen werden wir wohl den Hinze (aus der Asche) und den Koch als Minister irgeneines Resorts bekommen, der Koch hat ja wenigstens Ahnung von Finanzen, aber die Merkel kann ihn nicht leiden und sollte ihm auch nicht trauen- aber so stark ist sie leider auch in ihren eigenen Reihen nicht, um ihn zu verhindern.
Der Wahlabend war ja mit der ersten Prognose schon genauso langweilig wie der ganze Wahlkampf, aber die Kabinettsfindung hat einiges Unterhaltungspotential.