Generell würde ich mir zu dem Thema einfach denken: Mehr wissen ist immer gut und kann nicht schaden. Also wenn ich meinen Kind einen PC erklären möchte, gesetzter Fall er will in Zeiten von Tablets und Konsolen überhaupt noch was davon wissen, dann erklär ich ihm sicher nicht PC=Windows sondern dass das erstmal ein Haufen totes Elektrozeug ist, dass man ja irgendwie in Betrieb nehmen muss, und dass es dazu eben verschiedene Möglichkeiten gibt.
Allerdings muss man das natürlich auch irgendwie vormachen. Wenn alle in der Familie Windows nutzen, warum soll es das Kind anders machen? Aber damit schlägt man ja 2 Fliegen mit einer Klappe. Man erweitert sein eigenes Wissen und kann also auch mehr beibringen. Was der Sprössling letztendlich damit anfängt und was nicht, das wird sich eh noch zeigen. Bestimmt stellen sich auch Anhänger der großen Glaubensgemeinschaft der angebissenen Scheinfrucht diese Frage. Irgendwann kommt die Frage "Papa, was ist Windows? Was ist Apple? Wieso, weshalb, warum?". Ich finde, in der heutigen Zeit, wo es selbst für Handys, und das wird wohl das erste sein, was son kleines Monster in die Hände kriegt, verschiedene Betriebsysteme haben und Android auch nicht gleich Android ist, kann man sich es dort auch nichtmehr einfach machen. Denn hier brauch man einen breiten Blickwinkel, um alles einzuordnen, zu verstehen und richtig anzuwenden und bewusst zu entscheiden.
Wir kommen noch aus einer anderen Zeit. Das kam Stück für Stück. Anderes OS hieß damals auch gleich anderes Gerät, Amiga vs. Atari ST, PC vs Mac, C64 vs Spectrum usw... Nintendo vs Sega
Die jahre der absoluten Dominanz von DOS und Windows auf dem PC-Markt, mit kurzen Nischenprodukten wie OS2 und NovellDos 7, haben bei uns alt eingesessenen PC Leuten eben auf ganz natürliche Weise eine gewisse Einbahnstraße erzeugt. Es ist nicht verwunderlich, dass viele mit "Linux" die Desktopoberfläche da, die sie da vor sich sehen (obwohl es davon zig viele gibt), meinen und dann eben aus altehrwürdiger Gewohnheit an den Stellen suchen, an denen man auch bei Windows Einstellungen und Programme und was auch immer gefunden hat. Find ich's nicht, kann's es nicht, oder wie? Ja zumindest ist da schon für viele Schluss, am Anfang auch für mich.
Linux ist aber so anders als Windows, von ganz von Anfang an schon anders. Linux ist halt einfach nur der Kern. Drumrum ist eine wundervolle Vielfalt gestrickt, die, richtig zusammengestellt, ein bis zur Perfektion auf den Nutzer/den Einsatzweck abgestimmtes System ergeben kann, wie es kein Windows oder MacOSX vermag. Es hat, wie jedes System, aber seine eigene Philosophie. Und die will erlernt werden, was für uns (und mich auch damals) wirklich schwer war, denn Windows nahm einem viel in dieser Hinsicht ab. Der Irrweg ist nicht so offensichtlich, und es ist leichter sich zu beschweren, dass man Funktion A oder Software B ja nicht gefunden hat oder installieren konnte. Das habe ich selbst lange gedacht, und kam mir dann ziemlich doof vor, als es dann eben doch ging, nur eben anders als erwartet und ich ich nachhinein zugeben musste, dass mein Ärger und Urteil verfrüht und falsch war. Vieles hatte seine Vorteile in Linux, andere Dinge waren Nachteile im Vergleich zu Windows. Aber der Blick über den Tellerrand und hinter die Kulissen bei Linux, und das verlangt es einem eben oft ab, hat bewirkt, dass ich jetzt auch deutlich besser verstehe wie Windows funktioniert, was es ja bemüht ist zu verstecken.
Was mich alles letztendlich dazu geführt hat, dass ich jetzt für bestimmte Zwecke eben Windows und woanders eben Linux einsetze, weil ich das jetzt viel bewusster beurteilen und entscheiden kann. Und gerade in dieser Zeit von einer unglaublichen Bandbreite von Systemen, die es heute im Gegensatz zu damals im Consumer-Bereich gibt, sollte man da meiner Meinung nach nicht den Fehler machen und irgendwo eingleisig fahren, sofern man es denn vermeiden kann.