Robert X. Cringely: Dann haben sie (die Leute von Xerox im Jahre 1979) es geschickt gemacht!
Steve Jobs: Ja. Sie zeigten uns alles, und das war auch gut so, denn die Technologie bei
Xerox versagte.
Robert X. Cringely: Was? Warum?
Steve Jobs: Ja, warum? Ich habe viel darüber nachgedacht, und später mit
John Sculley habe ich es besser begriffen. Inzwischen verstehe ich es! Was da passiert, ist folgendes ... wie zum Beispiel mit
John Sculley: John war vorher
CEO [1] bei
PepsiCo, und dort veränderte man das Produkt alle zehn Jahre. Für sie war ein neues Produkt eine neue Flaschengröße!
Als jemand im Produktbereich konnte man den Kurs der Firma kaum beeinflussen: Wer beeinflusst den Erfolg von
PepsiCo? Die
Sales- und
Marketingleute, daher waren sie es, die befördert wurden und die die Firma leiteten. Für
PepsiCo mag das in Ordnung gewesen sein, aber dasselbe kann auch in Technologieunternehmen passieren, wenn sie zum Monopol werden, wie
IBM und
Xerox. Wenn man im Produktbereich bei
IBM oder
Xerox ist, kann man durchaus einen besseren Kopierer oder Computer entwerfen!
Na und? Wenn man ein Monopol am Markt hat, macht das ja die Firma nicht erfolgreicher! Diejenigen, die den Erfolg beeinflussen, sind die
Sales- und
Marketing-Leute, und diese leiten dann die Firmen! Und die Produktleute werden aus dem Entscheidungsprozess gedrängt, und die Firmen vergessen, was es heißt, großartige Produkte zu machen!
Die Produktsensibilität, das Produktgenie, welches die Firma überhaupt erst in die Monopolstellung gebracht hat, wird ausgerottet von Leuten, die die Firma leiten und ein gutes nicht von einem schlechten Produkt unterscheiden können! Sie haben keine Ahnung, welche Fertigkeiten nötig sind, um eine gute Idee in ein gutes Produkt zu verwandeln! Meistens liegt es ihnen auch nicht am Herzen, dem Kunden wirklich zu helfen! So war das bei
Xerox: Die Leute im
Xerox Park nannten die Führung
Tonerheads. Diese
Tonerheads kamen nun zum
Xerox Park und hatten keine Ahnung, was sie sahen!
Robert X. Cringely: Für unsere Zuschauer: Was ist Toner?
Steve Jobs: Toner ist das, was man in den Kopierer schüttet.
Robert X. Cringely: Der Toner, den man in den Kopierer füllt?
Steve Jobs: Das schwarze Zeug! – Na, dieses schwarze Zeug.
Robert X. Cringely:Also waren sie Kopierdenker!
Steve Jobs: Sie hatten keine Ahnung, was ein Computer kann! Die Leute von
Xerox schafften es, den größten Erfolg der Computerindustrie zu einer Niederlage für sich zu machen!
Xerox hätte die ganze Computerindustrie besitzen können! Es hätte zehnmal so groß werden können wie damals, oder auch
IBM, das
IBM der 90er oder das
Microsoft der 90er. Aber das ist alles Geschichte, das spielt jetzt keine Rolle mehr!
Robert X. Cringely: Das stimmt! Sie haben IBM erwähnt ... Als IBM in den Markt eintrat, hat Sie das beunruhigt bei Apple?
Steve Jobs: Ja, sicher! Hier war
Apple, eine 1-Milliarden Dollar Firma, und da kam
IBM auf den Markt, was damals wohl 30 Milliarden wert war. Natürlich war das sehr beängstigend! Wir machten einen großen Fehler!
IBMs erstes Produkt (der 'Personal Computer') war zwar furchtbar, richtig schlecht: Aber wir machten den Fehler, nicht zu erkennen, dass viele Leute großes Interesse daran hatten,
IBM bei der Verbesserung zu helfen! Wäre
IBM auf sich gestellt gewesen, wären sie zugrunde gegangen. Aber
IBM's Ansatz war genial, nämlich viele andere Leute zu haben, die an ihrem Erfolg interessiert waren, und das hat sie am Ende gerettet.
[1] Chief Executive Officer
Source: "The Lost Interview", 1995