@caputo Ist ja nett, dass du mir meine Meinung zugestehst...
Gern geschehen. Aber wäre nicht schlecht, wenn Du anderen auch ihre zugestehen würdest, und sie nicht gleich als bescheuerte Verschwender abqualifizierst nur weil jemand zu einem anderen Schluss kommt als Du ("
Schwachköpfe", "Steuergelder verbraten").
Ich bleibe dabei. Letztlich kann man über die Hintergründe des Gutachtens nur spekulieren.
Das gilt aber für jedes Gutachten, auch für solche, die zu einem positiven Ergebnis für OSS kommen.
Warum hat es in München geklappt?
Was heißt "geklappt"? Natürlich läuft die Verwaltung weiter. Aber ob's unterm Strich besser ist / war, als weiter Windows zu benutzen ist hinterher immer eine sehr interpretationsfähige Geschichte, weil man für die jeweils nicht gewählte Variante immer nur Annahmen hat. Speziell München hat sich doch recht lang gezogen; natürlich hat die Verwaltung Zahlen veröffentlicht, dass ihre Variante besser war. Aber das wird derjenige, der etwas entschieden hat, hinterher immer tun, egal ob das Projekt jetzt LiMux oder Stuttgart 21 heißt.
Es ist auch eine Frage, wie es einem "verkauft" wird. Eine Frage des guten Willens. Ob auch die Admins richtig dahinter stehen oder selbst die es eher widerwillig tun.
Man kann davon grundsätzlich ausgehen, dass wenn eine Stelle sich für ein Projekt entscheidet, erst mal immer der Wunsch da ist, dass das auch ein Erfolg wird. Keiner will hinterher sagen müssen, dass er eine falsche Entscheidung getroffen zu haben (mal von Ausnahmen wie neue Regierung will alte schlecht machen abgesehen). Zu einer richtigen Entscheidung gehört übrigens auch eine richtige Einschätzung der Änderungsfähigkeit / Änderungswilligkeit der Organisation.
Dieser war etwa beim AA wohl auch nicht vorhanden.
Kannst Du das von außen beurteilen?
Du willst mir ja ansonsten sachlich kaum widersprechen, dass man Routinearbeiten mit Open- oder Libreoffice nach einer "gewissen" Gewöhnungsphase genauso gut erledigen kann, ohne ein Nerd zu sein.
Kommt ganz darauf an. Wenn man z.B. bei Datenformaten mit Inkompatibilitäten zu tun hat, sind die oben aufgeführten 3 Std. / Jahr schnell erreicht. Und wenn z.B. bestimmte Funktionalitäten von Office an manchen Arbeitsplätzen benötigt werden (z.B. Excel als OLAP-Client) dann steht man auch noch vor der Frage, ob es sinnvoller ist, in der jeweiligen Organisation teils MS Office, teils OpenOffice zu installieren, oder ob man besser einheitlich fährt. Oder dass z.B. Infopath für den Bereich ein ziemlich nützliches Tool ist, das in der Form als OSS nicht verfügbar ist. Oder dass z.B. im Bereich VBA-Skripts wesentlich mehr an fertigen Lösungen existiert. Wie gesagt, wenn einem der ganze Kram im Jahr drei Stunden spart, ist schon der break even erreicht. Einfach zu sagen "Libreoffice kostet nichts / ist OSS also ist es automatisch besser" ist eine ziemlich verkürzte Betrachtung.
Wenn es in Behörden so aussieht wie du sagst (und ich kann mir das sehr gut vorstellen), dann unterstreicht das leider im Grunde nur meine Aussage.
Ich habe lediglich gesagt, dass die Stunde Arbeit was kostet (und zwar gar nicht so wenig), dass Effizienz wichtig ist und dass Weiterbildung in der Regel in der Arbeitszeit stattfindet. Was da zu bemitleiden ist, verstehe ich nicht. Das trifft im Prinzip auf die meisten Jobs in der freien Wirtschaft genauso zu.
Im übrigen, ganz allgemein gesprochen, bin ich sehr strikt für OpenSource in öffentlichen Einrichtungen, und gegen ein sich-abhängig-machen des Staates von einzelnen Unternehmen.
Hm, und was soll passieren? Microsoft dreht den Office-Hahn zu? Verteilt das Verwaltungstodesupdate, das die deutsche Verwaltung lahmlegt, damit imperialistische amerikanische Panzer eine Invasion starten können? Software wird von sich aus nicht schlecht, insofern ist Gefahr doch eher mäßig.
Zudem kann eine Verwaltung sinnvolle Dinge beisteuern, die eine andere Verwaltung dann auch verwenden kann.
Ja, aber da bewegt man sich doch hauptsächlich im Bereich der Fachanwendungen. Da ist es sicher sinnvoll, wenn sich verschiedene Kommunen, die die gleichen Anforderungen haben zusammentun, die Anwendung gemeinsam und plattformunabhängig, am besten als Webanwendung entwickeln lassen und dann z.B. Kfz-Schilder / Strafzettel - / sonstwas-Verwaltung als Open Source veröffentlichen. Aber den Kram würde ich soweit es geht auch von solchen Geschichten wie einem bestimmten Linux oder einem Open / Libreoffice unabhängig machen, sonst hat man da Abhängigkeiten und muss für neue Versionen Anpassungen programmieren lassen.
Meine größte Kritik an solchen Geschichten wie LiMux ist übrigens, dass sie genau das anders herum gemacht haben: anstelle erst mal in aller Ruhe und Schritt für Schritt die Fachanwendungen durch plattformunabhängige Geschichten zu ersetzen und sich dann, wenn die Abhängigkeiten so weit als möglich beseitigt sind, dem Thema "welches Office" und "welches Betriebssystem" zu widmen, haben sie's genau anders herum gemacht. Der einzige logische Grund, diese Reihenfolge zu wählen, kann meiner Meinung nach der Wunsch nach Aufmerksamkeit gewesen sein. Na ja, aber in dem Punkt zumindest war's unstrittig ein voller Erfolg.