Und es tut mir ja leid, aber MS wird halt immer absurder.
MS Pro (Michael Seemann), der ziemlich viel über "Plattform-Kapitalismus" nachgedacht hat, nutzt hierfür den schönen Neologismus "
Enshittification" (der zurückgeht auf Cory Doctorov, der diesen Begriff
im November 2022 erstmals benutzt hat):
Mit "Enshittification" ist die Spätphase großer Plattformen gemeint, in der deren exponentielles Wachstum Geschichte ist, und in der aus Gründen pfadabhängiger Kapitalflüsse die Plattform-Nutzer zunehmend "gemolken" werden müssen – auf eine Weise, die ihnen immer weniger gefallen kann, und die schließlich diametral ihren ureigenen Interessen zuwiderläuft. Man könnte fragen, warum dann so viele dabeibleiben; der strukturelle Grund ist, dass die Masse der Nutzer dieser Dynamik mehr oder weniger hilflos ausgeliefert ist, weil sie durch Netzwerkeffekte an die Plattform gebunden sind.
Mit anderen Worten: für eine große Plattform in ihrer Spätphase der Kapitalisierung ist es um Dimensionen attraktiver, die eigenen Nutzer in einem ansteigenden Sumpf von Sch… bewegungsunfähig zu machen, als sich über das absehbare Ende des eigenen aktuellen Geschäftsmodells den Kopf zerbrechen zu müssen.
Man kann dies – in jeweils plattformspezifischen Ausprägungen – auch bei den anderen Großen beobachten: nicht nur bei Apple und Google, Facebook und Cisco, sondern auch bei Uber und Amazon, Netflix und "Twix", ….
Diese Effekte (hier könnt Ihr eintragen, was Euch bei den großen Plattformen schief im Magen liegt) sind erst der Anfang – so viel Realismus muss sein. Rechnet nicht damit, dass diese Plattformen bald "sterben" werden. Rechnet damit, dass sie Euch/uns Stück für Stück ausnehmen werden, bis nichts mehr da ist, das an Euch/uns erinnert.
Oder, wenn´s Euch/uns wichtig genug ist, sorgt / sorgen wir dafür, dass die Abhängigkeiten wieder geringer werden. Jedes Einzelnen, wie der Gesellschaft. Seid Euch / seien wir uns bewusst, dass das heute bereits sackschwer ist.
Dass es aber morgen noch schwieriger sein wird.