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- 2 Aug. 2009
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Hallo zusammen,
wie wir alle wissen, macht ein bisschen fremdes Aluminium von Zeit zu Zeit jede Beziehung interessanter, oder so ähnlich. Ich bin sehr günstig an ein MacBook Air M2 mit einem kräftigen Sturzschaden gekommen. Einmal die Zange in die Hand genommen und kräftig gebogen, bin ich nun stolzer Besitzer eines nicht mehr ganz taufrischen, aber voll funktionsfähigen MacBooks. Das ist (fast) mein erster Kontakt mit der Mac-Welt und wahrscheinlich wäre das nie passiert, wenn ich es nicht zu einem superbilligen Tarif bekommen hätte, aber nun ist es da.
Look and Feel
Das MacBook Air war (2010 oder so) eines der ersten superflachen superleichten Geräte. Damals waren alle so, boah, krass, wie geht das, toll, lass auch mal Ultrabooks erfinden. Heute ist das MacBook Air richtig schwer für die Größe. Es ist mit 1,25kg ein ganzes Stück schwerer als ein identisch großes X1 Carbon oder HP Dragonfly. Wenn ich es in die Hand nehme, frage ich mich immer, was Apple sich dabei denkt, immer noch Aluminium zu verwenden, zumal die verwendete Midnight-Blue-Lackierung jeden Kontakt mit z.B. einem USB-C-Konnektor mit kleinen Kratzern bestraft. Dafür fühlt sich Aluminium natürlich wertig an.
Was mich gleich am ersten Tag zu nerven anfing, war der Öffnungswinkel des Displays. Bei Apple ist irgendwo bei 120° Schluss. Auf dem Schoß mit angezogenen Beinen Serien gucken wird da schnell ungemütlich. Ich habe nie verstanden, warum wir im Thinkpad-Kosmos aus den 180° so ein großes Ding machen, bis ich beim "Narcos"-Gucken plötzlich von schräg oben auf das MacBook-Display gestarrt habe.
Display
Auf den ersten Blick: Was für eine Wucht. Ich komme von einem WUXGA-Display in 14" und ich sehe jetzt schon nicht, wie ich jemals zurückkommen soll. Fotos sind gestochen scharf, Schrift ist super sauber, Farben und Kontraste sind fast so gut wie ein OLED. Wahrscheinlich merkt man da auch die fehlende Mattierung (die mich - trotz Winter - gelegentlich nervt, wenn ein Fenster in der Nähe ist). Eine Augenweide, dieses Display.
Ein bisschen schade dann, dass das Display sich dumm anstellt, wenn es per AppleTV streamt. Ich bin als Lehrer ungefähr die Hälfte meines Arbeitstages mit AppleTVs verbunden, an denen ich präsentiere. Das Display des MacBook skaliert sich dann auf die Auflösung des angeschlossenen Beamers herunter. Im Ergebnis bekomme ich eine ziemlich unscharfe Darstellung, weil die Interpolation der Pixel nicht besonders geglückt ist. Das ist umso ärgerlicher, als ich im Unterricht immer wieder Phasen habe, in denen ich bei eingefrorenem Beamer-Bild am Laptop weiter arbeite (Anwesenheiten eintrage usw.) - da muss ich also jedes Mal die Verbindung zum AppleTV trennen, wenn ich nicht durch einen Tränenschleier aus unscharfen Pixeln schauen möchte.
Tastatur
Die Tastatur ist ordentlich. Ich finde sie nicht viel schlechter als im X1 Carbon oder im HP Dragonfly. Etwas weniger Travel und deutlich weniger "Knack" im Anschlag, aber völlig benutzbar. Ich mache nicht mehr und nicht weniger Fehler als mit anderen Geräten. ABER! Mit dem absoluten WAHNSINN, der einen erwartet, wenn man sich für einen Power-User hält und viele Tastatur-Shortcuts benutzt, habe ich wirklich nicht gerechnet. Apple hat sich die Mühe gemacht, so gut wie jedes Sonderzeichen, ganz zu schweigen von Tastaturkommandos wie "Kopieren", auf irgendeine andere Tastaturkombination zu legen als am PC, und um es perfekt zu machen, schreibt Apple sie auch nicht (wie am PC) auf die Tastatur, sondern man muss sie einzeln nachschlagen - ein riesen Reinfall für Leute, die zwischen den Systemen leben. Glücklicherweise gibt es eine deutsche "PC-Tastaturbelegung" für den Mac. Wenn man dann noch control/option/command/command-r mit Karabiner-Elements so umbelegt, dass sie mit ctrl/windows/alt/alt-gr am PC vergleichbar sind (im Wesentlichen muss man control und command tauschen und command-r mit option belegen), funktionieren endlich alle meine Sonderzeichen und Hotkeys so, wie ich sie zum Programmi{[]}\}eren brauche.
Betriebssystem
Ich habe nie verstanden, was die Leute an MacOS finden. Es ist in meinen Augen ein optisch aufgehübschtes Linux mit dem riesigen Manko, dass ich kein GTA spielen kann...... dachte ich. Zu meiner Überraschung kann man mit CrossOver ganz schön viele Spiele erfolgreich zum laufen bekommen. Und das eine oder andere aktuelle Spiel wird sogar nativ für MacOS portiert. Vielleicht erleben wir da auch noch eine Revolution in den nächsten Jahren.
Wenn man MacOS mit einer gehörigen Portion Windows- und Linux-Erfahrung trifft, überrascht einen wenig. Für die meisten "Standardwünsche" gibt es das passende Einstellungsmenü, wobei ich die Struktur schon mal verwirrend fand - ganz wie in der Windows-Welt. Hat man konkrete Vorstellungen, wird es schnell weiß auf schwarz und man fühlt sich wie bei Ubuntu. Ich wollte z.B. alle meine Ordner "windowsmäßig" sortiert haben und habe dann per Konsole alle Einstellungen für Ordneransichten systemweit gelöscht... wie gesagt, fühlt sich unter der Haube sehr schnell nach Linux an.
Die meisten Programme, die ich unter Windows mag und brauche, gibt es auch für MacOS. Thunderbird, VLC, BitWarden, Cryptomator, Nextcloud, LibreOffice, Texmaker/Miktex, Anki, FileZilla, Visual Studio Code, ... funktioniert alles reibungslos oder zumindest mit ganz wenig Fummelei.
Multitasking und Workflow
Was die "Fluffizität" des Betriebssystems und der Bedienung angeht, verstehe ich nach ca. einer Woche nun, was die Apple-Jünger daran schätzen. Viele Sachen funktionieren wirklich überzeugend reibungslos. Ich habe insbesondere mich sehr, sehr schnell in die verschiedenen virtuellen Desktops und ihre Integration ins Betriebssystem verliebt. Maximiere ich ein Fenster, ploppt einfach ein neuer virtueller Desktop mit diesem Fenster auf. Mit command-links/rechts hüpfe ich superschnell und "smooth" animiert zwischen diesen Desktops herum. Am MacBook habe ich noch kein einziges Mal meinen 49"-Super-Ultra-Wide-Fünf-Fenster-parallel-Bildschirm vermisst, der mir am Laptop gefühlt alle zwei Minuten gefehlt hat. Ich habe versucht, diese Funktion in Windows nachzuvollziehen, aber sie ist dort so vergleichsweise mies integriert (ruckelt, zäh, zeitlicher Versatz beim Ändern des Hintergrundes, auf irgendwelchen anderen virtuellen Desktops aufgehende Apps, ...), dass ich nicht weiß, wie ich je wieder von diesem MacBook loskommen soll.
Während diese Form des Multitaskings am MacBook famos funktioniert, ist der "Splitscreen"-Betrieb ein mittleres Fiasko. Programme können nur im Splitscreen gezeigt werden, wenn sie sowieso "ziemlich schmal" sind. Vergesse ich, im PDF-Viewer das Inhaltsverzeichnis links auszublenden, ist der Viewer breiter als ein halber Bildschirm und kann absolut und partout nicht überredet werden, sich den Bildschirm mit meinem Textverarbeitungsprogramm zu teilen. Windows ist da deutlich schmerzfreier - das Programm wird zwar total verquetscht, aber der Benutzer sieht dann auch, wo das Problem liegt und kann die Leiste einfach schließen. Ich bekomme es am Ende immer "hin", aber unter Windows knalle ich die Fenster einfach links und rechts an den Rand und fertig - das ist weit besser gelöst.
Andere Sachen finde ich nach wie vor obskur. Die unterschiedlichen Arten, Programme zu installieren (manchmal "ziehe Icon auf Icon", manchmal "klicke auf Knopf", manchmal "extrahiere nach xy", manchmal "sieht wie ein Windows-Installer aus"), sind mir einigermaßen suspekt und erfüllen mich mit Angst davor, irgendwas mal irgendwann irgendwo deinstallieren zu müssen.
Mikrofon
Ich nehme regelmäßig etwa zwanzigminütige "Podcasts" für meinen Unterricht auf, die ich z.B. zur Wiederholung auf Klausuren einsetze sowie als Zusammenfassung für Leute, die die Sitzungen verpasst haben. Diese Tracks zeichne ich direkt über das Laptopmikrofon auf. Der Unterschied ist erschreckend.
Die Audioqualität der Dateien, die das Mikrofon meines HP Dragonfly wie meines X1 Nano und X1 Carbon ausspuckte, war durch die Bank ähnlich und "nicht schlecht". Aber seit ich das Mikrofon das MacBooks gehört habe, weiß ich nicht mehr, wie ich vorher arbeiten konnte. Die Tonqualität ist um so viel besser, dass es auch meinen Schülern sofort aufgefallen ist. Am Aufnahmeprogramm kann es eigentlich nicht liegen, da ich auf beiden Systemen die gleiche App (Ardour) einsetze. Für den direkten Vergleich hier zwei Audiodateien.
Stromverbrauch
Ich wusste, worauf ich mich einlasse, ich lebe ja nicht hinter dem Mond: Apples M-Prozessoren sind der Brüller, wenn es um Akkulaufzeiten geht. Wo ich am X1 Carbon immer den Bildschirm dunkler gedreht habe, um genug Akku für den Tag zu haben, reicht bei mir der Akku des MacBook Air für zwei echte Arbeitstage. Ich habe heute den ganzen Tag relativ intensiv mit dem MacBook gearbeitet (d.h. jede Menge Office, Internet, Präsentationen, Latex-Kompilierung...) und der Akku ist, gestartet bei 100%, bei 50% gelandet. Das ist einfach völlig jenseits von allem, was ich in der Windows-Welt jemals gesehen habe. Im HP Dragonfly G3 mit 68Wh-Akku habe ich auch einen ganzen Arbeitstag geschafft, aber abends war die Kiste dann auch leer. Mit dem MacBook habe ich absolute Sicherheit, dass ich durchkomme, komme was wolle. Habe ich das Laden vergessen, reicht eine Viertelstunde Top-Up in der Mittagspause garantiert bis zum Abend. Das fühlt sich sehr beruhigend an.
Fazit
Wie das beim Fremdgehen immer so ist, läuft man Gefahr, dass aus dem kleinen Kitzel eine ernsthafte Sache wird. Ich möchte eigentlich nicht dauerhaft in der Apple-Welt leben. Geplant war, hier ein nettes Spielzeug zu kaufen, damit zu spielen und es dann wieder loszuwerden. Ob ich das schaffe, bin ich mir jetzt nicht mehr sicher. Ich verabscheue Apples kundenfeindliches Produktdesign mit fünfeckigen Schraubköpfen und solchem Kram. Das hippe Image der Marke, die abstruse Idee, nur 256GB auf das Mainboard zu löten, die grenzdebile Vorgehensweise bei der Sonderzeichenbelegung, die Zombies im Apple-Store und die hanebüchene Bezeichnung dieser Leute als "Genius", all das Getue stößt mich eigentlich schwer ab. Und doch haben die ein paar echte Punkte mit ihren MacBooks, die mich ernsthaft verunsichern, ob ich da nochmal wegkomme. Wir werden sehen.
wie wir alle wissen, macht ein bisschen fremdes Aluminium von Zeit zu Zeit jede Beziehung interessanter, oder so ähnlich. Ich bin sehr günstig an ein MacBook Air M2 mit einem kräftigen Sturzschaden gekommen. Einmal die Zange in die Hand genommen und kräftig gebogen, bin ich nun stolzer Besitzer eines nicht mehr ganz taufrischen, aber voll funktionsfähigen MacBooks. Das ist (fast) mein erster Kontakt mit der Mac-Welt und wahrscheinlich wäre das nie passiert, wenn ich es nicht zu einem superbilligen Tarif bekommen hätte, aber nun ist es da.
Look and Feel
Das MacBook Air war (2010 oder so) eines der ersten superflachen superleichten Geräte. Damals waren alle so, boah, krass, wie geht das, toll, lass auch mal Ultrabooks erfinden. Heute ist das MacBook Air richtig schwer für die Größe. Es ist mit 1,25kg ein ganzes Stück schwerer als ein identisch großes X1 Carbon oder HP Dragonfly. Wenn ich es in die Hand nehme, frage ich mich immer, was Apple sich dabei denkt, immer noch Aluminium zu verwenden, zumal die verwendete Midnight-Blue-Lackierung jeden Kontakt mit z.B. einem USB-C-Konnektor mit kleinen Kratzern bestraft. Dafür fühlt sich Aluminium natürlich wertig an.
Was mich gleich am ersten Tag zu nerven anfing, war der Öffnungswinkel des Displays. Bei Apple ist irgendwo bei 120° Schluss. Auf dem Schoß mit angezogenen Beinen Serien gucken wird da schnell ungemütlich. Ich habe nie verstanden, warum wir im Thinkpad-Kosmos aus den 180° so ein großes Ding machen, bis ich beim "Narcos"-Gucken plötzlich von schräg oben auf das MacBook-Display gestarrt habe.
Display
Auf den ersten Blick: Was für eine Wucht. Ich komme von einem WUXGA-Display in 14" und ich sehe jetzt schon nicht, wie ich jemals zurückkommen soll. Fotos sind gestochen scharf, Schrift ist super sauber, Farben und Kontraste sind fast so gut wie ein OLED. Wahrscheinlich merkt man da auch die fehlende Mattierung (die mich - trotz Winter - gelegentlich nervt, wenn ein Fenster in der Nähe ist). Eine Augenweide, dieses Display.
Ein bisschen schade dann, dass das Display sich dumm anstellt, wenn es per AppleTV streamt. Ich bin als Lehrer ungefähr die Hälfte meines Arbeitstages mit AppleTVs verbunden, an denen ich präsentiere. Das Display des MacBook skaliert sich dann auf die Auflösung des angeschlossenen Beamers herunter. Im Ergebnis bekomme ich eine ziemlich unscharfe Darstellung, weil die Interpolation der Pixel nicht besonders geglückt ist. Das ist umso ärgerlicher, als ich im Unterricht immer wieder Phasen habe, in denen ich bei eingefrorenem Beamer-Bild am Laptop weiter arbeite (Anwesenheiten eintrage usw.) - da muss ich also jedes Mal die Verbindung zum AppleTV trennen, wenn ich nicht durch einen Tränenschleier aus unscharfen Pixeln schauen möchte.
Tastatur
Die Tastatur ist ordentlich. Ich finde sie nicht viel schlechter als im X1 Carbon oder im HP Dragonfly. Etwas weniger Travel und deutlich weniger "Knack" im Anschlag, aber völlig benutzbar. Ich mache nicht mehr und nicht weniger Fehler als mit anderen Geräten. ABER! Mit dem absoluten WAHNSINN, der einen erwartet, wenn man sich für einen Power-User hält und viele Tastatur-Shortcuts benutzt, habe ich wirklich nicht gerechnet. Apple hat sich die Mühe gemacht, so gut wie jedes Sonderzeichen, ganz zu schweigen von Tastaturkommandos wie "Kopieren", auf irgendeine andere Tastaturkombination zu legen als am PC, und um es perfekt zu machen, schreibt Apple sie auch nicht (wie am PC) auf die Tastatur, sondern man muss sie einzeln nachschlagen - ein riesen Reinfall für Leute, die zwischen den Systemen leben. Glücklicherweise gibt es eine deutsche "PC-Tastaturbelegung" für den Mac. Wenn man dann noch control/option/command/command-r mit Karabiner-Elements so umbelegt, dass sie mit ctrl/windows/alt/alt-gr am PC vergleichbar sind (im Wesentlichen muss man control und command tauschen und command-r mit option belegen), funktionieren endlich alle meine Sonderzeichen und Hotkeys so, wie ich sie zum Programmi{[]}\}eren brauche.
Betriebssystem
Ich habe nie verstanden, was die Leute an MacOS finden. Es ist in meinen Augen ein optisch aufgehübschtes Linux mit dem riesigen Manko, dass ich kein GTA spielen kann...... dachte ich. Zu meiner Überraschung kann man mit CrossOver ganz schön viele Spiele erfolgreich zum laufen bekommen. Und das eine oder andere aktuelle Spiel wird sogar nativ für MacOS portiert. Vielleicht erleben wir da auch noch eine Revolution in den nächsten Jahren.
Wenn man MacOS mit einer gehörigen Portion Windows- und Linux-Erfahrung trifft, überrascht einen wenig. Für die meisten "Standardwünsche" gibt es das passende Einstellungsmenü, wobei ich die Struktur schon mal verwirrend fand - ganz wie in der Windows-Welt. Hat man konkrete Vorstellungen, wird es schnell weiß auf schwarz und man fühlt sich wie bei Ubuntu. Ich wollte z.B. alle meine Ordner "windowsmäßig" sortiert haben und habe dann per Konsole alle Einstellungen für Ordneransichten systemweit gelöscht... wie gesagt, fühlt sich unter der Haube sehr schnell nach Linux an.
Die meisten Programme, die ich unter Windows mag und brauche, gibt es auch für MacOS. Thunderbird, VLC, BitWarden, Cryptomator, Nextcloud, LibreOffice, Texmaker/Miktex, Anki, FileZilla, Visual Studio Code, ... funktioniert alles reibungslos oder zumindest mit ganz wenig Fummelei.
Multitasking und Workflow
Was die "Fluffizität" des Betriebssystems und der Bedienung angeht, verstehe ich nach ca. einer Woche nun, was die Apple-Jünger daran schätzen. Viele Sachen funktionieren wirklich überzeugend reibungslos. Ich habe insbesondere mich sehr, sehr schnell in die verschiedenen virtuellen Desktops und ihre Integration ins Betriebssystem verliebt. Maximiere ich ein Fenster, ploppt einfach ein neuer virtueller Desktop mit diesem Fenster auf. Mit command-links/rechts hüpfe ich superschnell und "smooth" animiert zwischen diesen Desktops herum. Am MacBook habe ich noch kein einziges Mal meinen 49"-Super-Ultra-Wide-Fünf-Fenster-parallel-Bildschirm vermisst, der mir am Laptop gefühlt alle zwei Minuten gefehlt hat. Ich habe versucht, diese Funktion in Windows nachzuvollziehen, aber sie ist dort so vergleichsweise mies integriert (ruckelt, zäh, zeitlicher Versatz beim Ändern des Hintergrundes, auf irgendwelchen anderen virtuellen Desktops aufgehende Apps, ...), dass ich nicht weiß, wie ich je wieder von diesem MacBook loskommen soll.
Während diese Form des Multitaskings am MacBook famos funktioniert, ist der "Splitscreen"-Betrieb ein mittleres Fiasko. Programme können nur im Splitscreen gezeigt werden, wenn sie sowieso "ziemlich schmal" sind. Vergesse ich, im PDF-Viewer das Inhaltsverzeichnis links auszublenden, ist der Viewer breiter als ein halber Bildschirm und kann absolut und partout nicht überredet werden, sich den Bildschirm mit meinem Textverarbeitungsprogramm zu teilen. Windows ist da deutlich schmerzfreier - das Programm wird zwar total verquetscht, aber der Benutzer sieht dann auch, wo das Problem liegt und kann die Leiste einfach schließen. Ich bekomme es am Ende immer "hin", aber unter Windows knalle ich die Fenster einfach links und rechts an den Rand und fertig - das ist weit besser gelöst.
Andere Sachen finde ich nach wie vor obskur. Die unterschiedlichen Arten, Programme zu installieren (manchmal "ziehe Icon auf Icon", manchmal "klicke auf Knopf", manchmal "extrahiere nach xy", manchmal "sieht wie ein Windows-Installer aus"), sind mir einigermaßen suspekt und erfüllen mich mit Angst davor, irgendwas mal irgendwann irgendwo deinstallieren zu müssen.
Mikrofon
Ich nehme regelmäßig etwa zwanzigminütige "Podcasts" für meinen Unterricht auf, die ich z.B. zur Wiederholung auf Klausuren einsetze sowie als Zusammenfassung für Leute, die die Sitzungen verpasst haben. Diese Tracks zeichne ich direkt über das Laptopmikrofon auf. Der Unterschied ist erschreckend.
Die Audioqualität der Dateien, die das Mikrofon meines HP Dragonfly wie meines X1 Nano und X1 Carbon ausspuckte, war durch die Bank ähnlich und "nicht schlecht". Aber seit ich das Mikrofon das MacBooks gehört habe, weiß ich nicht mehr, wie ich vorher arbeiten konnte. Die Tonqualität ist um so viel besser, dass es auch meinen Schülern sofort aufgefallen ist. Am Aufnahmeprogramm kann es eigentlich nicht liegen, da ich auf beiden Systemen die gleiche App (Ardour) einsetze. Für den direkten Vergleich hier zwei Audiodateien.
Stromverbrauch
Ich wusste, worauf ich mich einlasse, ich lebe ja nicht hinter dem Mond: Apples M-Prozessoren sind der Brüller, wenn es um Akkulaufzeiten geht. Wo ich am X1 Carbon immer den Bildschirm dunkler gedreht habe, um genug Akku für den Tag zu haben, reicht bei mir der Akku des MacBook Air für zwei echte Arbeitstage. Ich habe heute den ganzen Tag relativ intensiv mit dem MacBook gearbeitet (d.h. jede Menge Office, Internet, Präsentationen, Latex-Kompilierung...) und der Akku ist, gestartet bei 100%, bei 50% gelandet. Das ist einfach völlig jenseits von allem, was ich in der Windows-Welt jemals gesehen habe. Im HP Dragonfly G3 mit 68Wh-Akku habe ich auch einen ganzen Arbeitstag geschafft, aber abends war die Kiste dann auch leer. Mit dem MacBook habe ich absolute Sicherheit, dass ich durchkomme, komme was wolle. Habe ich das Laden vergessen, reicht eine Viertelstunde Top-Up in der Mittagspause garantiert bis zum Abend. Das fühlt sich sehr beruhigend an.
Fazit
Wie das beim Fremdgehen immer so ist, läuft man Gefahr, dass aus dem kleinen Kitzel eine ernsthafte Sache wird. Ich möchte eigentlich nicht dauerhaft in der Apple-Welt leben. Geplant war, hier ein nettes Spielzeug zu kaufen, damit zu spielen und es dann wieder loszuwerden. Ob ich das schaffe, bin ich mir jetzt nicht mehr sicher. Ich verabscheue Apples kundenfeindliches Produktdesign mit fünfeckigen Schraubköpfen und solchem Kram. Das hippe Image der Marke, die abstruse Idee, nur 256GB auf das Mainboard zu löten, die grenzdebile Vorgehensweise bei der Sonderzeichenbelegung, die Zombies im Apple-Store und die hanebüchene Bezeichnung dieser Leute als "Genius", all das Getue stößt mich eigentlich schwer ab. Und doch haben die ein paar echte Punkte mit ihren MacBooks, die mich ernsthaft verunsichern, ob ich da nochmal wegkomme. Wir werden sehen.
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