Fremdgehen: MacBook Air M2

elarei

Well-known member
Themenstarter
Registriert
2 Aug. 2009
Beiträge
3.287
Hallo zusammen,

wie wir alle wissen, macht ein bisschen fremdes Aluminium von Zeit zu Zeit jede Beziehung interessanter, oder so ähnlich. Ich bin sehr günstig an ein MacBook Air M2 mit einem kräftigen Sturzschaden gekommen. Einmal die Zange in die Hand genommen und kräftig gebogen, bin ich nun stolzer Besitzer eines nicht mehr ganz taufrischen, aber voll funktionsfähigen MacBooks. Das ist (fast) mein erster Kontakt mit der Mac-Welt und wahrscheinlich wäre das nie passiert, wenn ich es nicht zu einem superbilligen Tarif bekommen hätte, aber nun ist es da.

Look and Feel
Das MacBook Air war (2010 oder so) eines der ersten superflachen superleichten Geräte. Damals waren alle so, boah, krass, wie geht das, toll, lass auch mal Ultrabooks erfinden. Heute ist das MacBook Air richtig schwer für die Größe. Es ist mit 1,25kg ein ganzes Stück schwerer als ein identisch großes X1 Carbon oder HP Dragonfly. Wenn ich es in die Hand nehme, frage ich mich immer, was Apple sich dabei denkt, immer noch Aluminium zu verwenden, zumal die verwendete Midnight-Blue-Lackierung jeden Kontakt mit z.B. einem USB-C-Konnektor mit kleinen Kratzern bestraft. Dafür fühlt sich Aluminium natürlich wertig an.

Was mich gleich am ersten Tag zu nerven anfing, war der Öffnungswinkel des Displays. Bei Apple ist irgendwo bei 120° Schluss. Auf dem Schoß mit angezogenen Beinen Serien gucken wird da schnell ungemütlich. Ich habe nie verstanden, warum wir im Thinkpad-Kosmos aus den 180° so ein großes Ding machen, bis ich beim "Narcos"-Gucken plötzlich von schräg oben auf das MacBook-Display gestarrt habe.

Display
Auf den ersten Blick: Was für eine Wucht. Ich komme von einem WUXGA-Display in 14" und ich sehe jetzt schon nicht, wie ich jemals zurückkommen soll. Fotos sind gestochen scharf, Schrift ist super sauber, Farben und Kontraste sind fast so gut wie ein OLED. Wahrscheinlich merkt man da auch die fehlende Mattierung (die mich - trotz Winter - gelegentlich nervt, wenn ein Fenster in der Nähe ist). Eine Augenweide, dieses Display.

Ein bisschen schade dann, dass das Display sich dumm anstellt, wenn es per AppleTV streamt. Ich bin als Lehrer ungefähr die Hälfte meines Arbeitstages mit AppleTVs verbunden, an denen ich präsentiere. Das Display des MacBook skaliert sich dann auf die Auflösung des angeschlossenen Beamers herunter. Im Ergebnis bekomme ich eine ziemlich unscharfe Darstellung, weil die Interpolation der Pixel nicht besonders geglückt ist. Das ist umso ärgerlicher, als ich im Unterricht immer wieder Phasen habe, in denen ich bei eingefrorenem Beamer-Bild am Laptop weiter arbeite (Anwesenheiten eintrage usw.) - da muss ich also jedes Mal die Verbindung zum AppleTV trennen, wenn ich nicht durch einen Tränenschleier aus unscharfen Pixeln schauen möchte.

Tastatur
Die Tastatur ist ordentlich. Ich finde sie nicht viel schlechter als im X1 Carbon oder im HP Dragonfly. Etwas weniger Travel und deutlich weniger "Knack" im Anschlag, aber völlig benutzbar. Ich mache nicht mehr und nicht weniger Fehler als mit anderen Geräten. ABER! Mit dem absoluten WAHNSINN, der einen erwartet, wenn man sich für einen Power-User hält und viele Tastatur-Shortcuts benutzt, habe ich wirklich nicht gerechnet. Apple hat sich die Mühe gemacht, so gut wie jedes Sonderzeichen, ganz zu schweigen von Tastaturkommandos wie "Kopieren", auf irgendeine andere Tastaturkombination zu legen als am PC, und um es perfekt zu machen, schreibt Apple sie auch nicht (wie am PC) auf die Tastatur, sondern man muss sie einzeln nachschlagen - ein riesen Reinfall für Leute, die zwischen den Systemen leben. Glücklicherweise gibt es eine deutsche "PC-Tastaturbelegung" für den Mac. Wenn man dann noch control/option/command/command-r mit Karabiner-Elements so umbelegt, dass sie mit ctrl/windows/alt/alt-gr am PC vergleichbar sind (im Wesentlichen muss man control und command tauschen und command-r mit option belegen), funktionieren endlich alle meine Sonderzeichen und Hotkeys so, wie ich sie zum Programmi{[]}\}eren brauche.

Betriebssystem
Ich habe nie verstanden, was die Leute an MacOS finden. Es ist in meinen Augen ein optisch aufgehübschtes Linux mit dem riesigen Manko, dass ich kein GTA spielen kann...... dachte ich. Zu meiner Überraschung kann man mit CrossOver ganz schön viele Spiele erfolgreich zum laufen bekommen. Und das eine oder andere aktuelle Spiel wird sogar nativ für MacOS portiert. Vielleicht erleben wir da auch noch eine Revolution in den nächsten Jahren.

Wenn man MacOS mit einer gehörigen Portion Windows- und Linux-Erfahrung trifft, überrascht einen wenig. Für die meisten "Standardwünsche" gibt es das passende Einstellungsmenü, wobei ich die Struktur schon mal verwirrend fand - ganz wie in der Windows-Welt. Hat man konkrete Vorstellungen, wird es schnell weiß auf schwarz und man fühlt sich wie bei Ubuntu. Ich wollte z.B. alle meine Ordner "windowsmäßig" sortiert haben und habe dann per Konsole alle Einstellungen für Ordneransichten systemweit gelöscht... wie gesagt, fühlt sich unter der Haube sehr schnell nach Linux an.

Die meisten Programme, die ich unter Windows mag und brauche, gibt es auch für MacOS. Thunderbird, VLC, BitWarden, Cryptomator, Nextcloud, LibreOffice, Texmaker/Miktex, Anki, FileZilla, Visual Studio Code, ... funktioniert alles reibungslos oder zumindest mit ganz wenig Fummelei.

Multitasking und Workflow
Was die "Fluffizität" des Betriebssystems und der Bedienung angeht, verstehe ich nach ca. einer Woche nun, was die Apple-Jünger daran schätzen. Viele Sachen funktionieren wirklich überzeugend reibungslos. Ich habe insbesondere mich sehr, sehr schnell in die verschiedenen virtuellen Desktops und ihre Integration ins Betriebssystem verliebt. Maximiere ich ein Fenster, ploppt einfach ein neuer virtueller Desktop mit diesem Fenster auf. Mit command-links/rechts hüpfe ich superschnell und "smooth" animiert zwischen diesen Desktops herum. Am MacBook habe ich noch kein einziges Mal meinen 49"-Super-Ultra-Wide-Fünf-Fenster-parallel-Bildschirm vermisst, der mir am Laptop gefühlt alle zwei Minuten gefehlt hat. Ich habe versucht, diese Funktion in Windows nachzuvollziehen, aber sie ist dort so vergleichsweise mies integriert (ruckelt, zäh, zeitlicher Versatz beim Ändern des Hintergrundes, auf irgendwelchen anderen virtuellen Desktops aufgehende Apps, ...), dass ich nicht weiß, wie ich je wieder von diesem MacBook loskommen soll.

Während diese Form des Multitaskings am MacBook famos funktioniert, ist der "Splitscreen"-Betrieb ein mittleres Fiasko. Programme können nur im Splitscreen gezeigt werden, wenn sie sowieso "ziemlich schmal" sind. Vergesse ich, im PDF-Viewer das Inhaltsverzeichnis links auszublenden, ist der Viewer breiter als ein halber Bildschirm und kann absolut und partout nicht überredet werden, sich den Bildschirm mit meinem Textverarbeitungsprogramm zu teilen. Windows ist da deutlich schmerzfreier - das Programm wird zwar total verquetscht, aber der Benutzer sieht dann auch, wo das Problem liegt und kann die Leiste einfach schließen. Ich bekomme es am Ende immer "hin", aber unter Windows knalle ich die Fenster einfach links und rechts an den Rand und fertig - das ist weit besser gelöst.

Andere Sachen finde ich nach wie vor obskur. Die unterschiedlichen Arten, Programme zu installieren (manchmal "ziehe Icon auf Icon", manchmal "klicke auf Knopf", manchmal "extrahiere nach xy", manchmal "sieht wie ein Windows-Installer aus"), sind mir einigermaßen suspekt und erfüllen mich mit Angst davor, irgendwas mal irgendwann irgendwo deinstallieren zu müssen.

Mikrofon
Ich nehme regelmäßig etwa zwanzigminütige "Podcasts" für meinen Unterricht auf, die ich z.B. zur Wiederholung auf Klausuren einsetze sowie als Zusammenfassung für Leute, die die Sitzungen verpasst haben. Diese Tracks zeichne ich direkt über das Laptopmikrofon auf. Der Unterschied ist erschreckend.

Die Audioqualität der Dateien, die das Mikrofon meines HP Dragonfly wie meines X1 Nano und X1 Carbon ausspuckte, war durch die Bank ähnlich und "nicht schlecht". Aber seit ich das Mikrofon das MacBooks gehört habe, weiß ich nicht mehr, wie ich vorher arbeiten konnte. Die Tonqualität ist um so viel besser, dass es auch meinen Schülern sofort aufgefallen ist. Am Aufnahmeprogramm kann es eigentlich nicht liegen, da ich auf beiden Systemen die gleiche App (Ardour) einsetze. Für den direkten Vergleich hier zwei Audiodateien.

Stromverbrauch
Ich wusste, worauf ich mich einlasse, ich lebe ja nicht hinter dem Mond: Apples M-Prozessoren sind der Brüller, wenn es um Akkulaufzeiten geht. Wo ich am X1 Carbon immer den Bildschirm dunkler gedreht habe, um genug Akku für den Tag zu haben, reicht bei mir der Akku des MacBook Air für zwei echte Arbeitstage. Ich habe heute den ganzen Tag relativ intensiv mit dem MacBook gearbeitet (d.h. jede Menge Office, Internet, Präsentationen, Latex-Kompilierung...) und der Akku ist, gestartet bei 100%, bei 50% gelandet. Das ist einfach völlig jenseits von allem, was ich in der Windows-Welt jemals gesehen habe. Im HP Dragonfly G3 mit 68Wh-Akku habe ich auch einen ganzen Arbeitstag geschafft, aber abends war die Kiste dann auch leer. Mit dem MacBook habe ich absolute Sicherheit, dass ich durchkomme, komme was wolle. Habe ich das Laden vergessen, reicht eine Viertelstunde Top-Up in der Mittagspause garantiert bis zum Abend. Das fühlt sich sehr beruhigend an.

Fazit
Wie das beim Fremdgehen immer so ist, läuft man Gefahr, dass aus dem kleinen Kitzel eine ernsthafte Sache wird. Ich möchte eigentlich nicht dauerhaft in der Apple-Welt leben. Geplant war, hier ein nettes Spielzeug zu kaufen, damit zu spielen und es dann wieder loszuwerden. Ob ich das schaffe, bin ich mir jetzt nicht mehr sicher. Ich verabscheue Apples kundenfeindliches Produktdesign mit fünfeckigen Schraubköpfen und solchem Kram. Das hippe Image der Marke, die abstruse Idee, nur 256GB auf das Mainboard zu löten, die grenzdebile Vorgehensweise bei der Sonderzeichenbelegung, die Zombies im Apple-Store und die hanebüchene Bezeichnung dieser Leute als "Genius", all das Getue stößt mich eigentlich schwer ab. Und doch haben die ein paar echte Punkte mit ihren MacBooks, die mich ernsthaft verunsichern, ob ich da nochmal wegkomme. Wir werden sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich persönlich kann mit Apple Tastaturen nichts anfangen. Der Hub und Anschlag ist furchtbar für mich. Bei den MacBooks gehts vielleicht noch, aber ironischerweise sind deren externe Tastaturen im Anschlag noch viel "flacher" (ein besseres Wort fällt mir nicht ein). Das fühlt sich einfach so an, als würde ich versuchen auf einer auf Papier gedruckten Tastatur zu tippen.
Aber externe Tastaturen kann man jede nehmen. Wenn eine Windows PC kommt nimm ich ja auch nicht die mitgelieferte Tastatur. BT Tastaturen von Logitech finde ich ganz nett
 
Bin zwar auch kein Freund des Verlötens, aber ein wesentlicher Punkt sind auch die Aufpreise für mehr RAM / SSD.
Wenn ich wie bei Lenovo einigermaßen überschaubare Aufpreise habe und mit ein paar hundert Euro in einen Bereich komme, der für absehbare Zeit absolut ausreichend ist (32/64GB), dann ist das zwar nicht ideal, aber ich kann damit leben.

Bei Apple ist das Problem halt, dass die rabattierten Angebote meistens nur für die niedrig ausgestatteten Basis-Varianten verfügbar sind. Die besser ausgestatteten Sachen sind nicht rabattiert und die Aufpreise für Upgrades sind (verglichen mit dem, was RAM und SSDs normalerweise kosten) absolut irre. Und Apple Care sollte man dabei auch nicht vergessen.

Das ist ein einziges Upsell-Drama, bei dem man am Ende wo ganz anders rauskommt als da, wo man preislich eigentlich sein wollte.
 
Ja sicher, gehen geht das alles auch irgendwie anders. Habe die anderen Browser auch alle drauf und durch, aber meine hochobjektive Diagnose ist: die sind doch Käse. Auf iOS will man Safari, mit Adressleiste unten, Tab Groups und sowas. — Seht Ihr, das machen diese Jesuskisten mit einem. Eben noch ganz normaler Windows-Frickler und schwupps geht‘s einem wie dem TE in seinem letzten Absatz.
Es gibt Vivaldi Browser für iOS , einige Appleuser schwören drauf.
 
Dir ist doch bekannt sein, dass diesen Trend nicht nur Apple/MacBooks beschränkt ist, sondern weit bereits bei neueren Laptops, wo RAMs usw. fest verlötet sind und man daher es nicht mehr erweitern kann.
Naja, bei Windows hast du halt die Auswahl zwischen Geräten, die extrem aufrüstbar/variabel sind, bis hin zu voll verlöteten Geräten. Man hat die Wahl - auch auf absehbare Zeit. Bei Apple hat man die Wahl nicht.
 
Meine größte Angst war der fehlende Trackpoint - ich stell mich bei Windows Notebooks so dämlich mit dem Touchpad an. Anfangs war es auch wirklich seltsam und komisch - aber man hat sich da sehr sehr schnell dran gewöhnt - und man kann das so gut konfigurieren und es fühlt sich einfach so gut an - kein vergleich zu den Touchpads bei unseren Dells hier auf der Arbeit.

Siehst de, da gehen Meinungen total auseinander. Ich finde das Apple Touchpad nicht gut. Der Widerstand, den meine Finger beim Sliden haben empfinde ich als bremsend. Über andere Touchpads bewegen meine Finger sich deutlich geschmeidiger.

Meine Gründe gegen Apple, sind die Tastatur, das Touchpad, als jemand von Linux kommend, die erheblichen Einschränkungen in der OS Konfig (allerdings gebe ich zu, dass ist bei Windows nicht anders), und Apples Preispolitik bzw. wie sie mit Kunden umgehen. Die indirekte Nötigung von Kunden zum Neukauf, Adapter kauf (früher ne riesen Sache, inzwischen ja nicht mehr so schlimm) etc..., in dem viele ihrere Produkte genau so konzipiert sind, dass Kunden immer wieder zum weiterkauf gedrängt werden und auch ihr "Wir sind die Helden des Datenschutzes" Imagegerede, da inzwischen klar ist, dass das nicht so ist, wie sie sich gerne hinstellen.
 
Aber externe Tastaturen kann man jede nehmen. Wenn eine Windows PC kommt nimm ich ja auch nicht die mitgelieferte Tastatur. BT Tastaturen von Logitech finde ich ganz nett
Wobei das bei einem Laptop ja irgendwie nicht Sinn der Sache ist, sich zusätzlich eine Tastatur dranzuhängen.

Ich habe vor einiger Zeit ja auch gedacht, ich könnte komplett zu Apple umziehen (nach iPhone und Watch alles aus einer Hand zu haben, klingt ja ganz gut). Aber mein Umzug zum Air M1 war nach 10 Monaten vorbei.
Was mich gestört hat, ist wie bereits schon im Thread erwähnt, der geringe Öffnungswinkel des Displays. Die Tastatur finde ich eine Katastrophe was das Schreibgefühl angeht, von der Belegung ganz zu schweigen.
Und Mac OS finde ich fürchterlich: Der Finder :mad:, dann die dauernden Updates des OS, mal funktionierte das WLAN danach nicht mehr, die Unterstützung für schon etwas ältere Scanner und Drucker ist ein Glücksspiel oder nur mit viel Frickelei hinzubekommen und viele Kleinigkeiten, die mich einfach genervt haben. Ich habe daher entschieden, mir das in meinem Alter nicht weiter anzutun.

Akku-Laufzeit und Display (trotz Spiegel) sind die einzigen wahren Pluspunkte. Aber für meine Einsatzzwecke ist mein jetziges X13G2 der optimale Begleiter.
 
Wunderschön geschrieben! :) Erinnert mich in fast allen Punkten auch an meine "Kritik" bei Mac bei meinem Testbericht als ich erste Berührungspunkte mit Apple Silicon Chips und nach ca 10 Jahren MacOS hatte. Freut mich das ich hier nicht alleine bin und schade das Apple das scheinbar nicht sieht oder sehen will.


Dein Fenstermanagement kannst du mit Magnet oder Rectangle hin bekommen.
Ja der Öffnungswinkel, der hält mich momentan noch vom Kauf ab, vielleicht sind wir aus der ThinkPad Welt einfach zu verwöhnt... :unsure:
Bei mir war es immer so das ich Laptops als Privatnotebooks bezeichnet habe wenn der Öffnungswinkel nicht 180 Grad ist...

Und von der nicht vorhandenen Installationsroutine mag ich gar nicht anfangen, mich gruselt es hier auch immer was da so alles nach und nach auf der Platte schlummert.

Danke für deinen Bericht und deine Eindrücke!
 
Es ist schon fast zum Heulen, wie viel besser Apple Silicon in Sachen Energieeffizienz ist – mit allen Konsequenzen: längere Akkulaufzeit, geringere Wärmeentwicklung, dadurch leisere Kühlung, weniger Stromverbrauch, … aber dann stecken diese Chips halt nur in Apple-Maschinen mit all ihren anderen Nachteilen. Hätte Intel oder AMD so einen Coup gelandet und den allgemeinen Laptop-Markt damit geflutet, hätte sich für alle Nutzer sehr viel verbessert.

(… oder die Webseiten würden einfach von 2MB JavaScript-Müll auf 20MB aufrüsten, damit am Ende alles genauso langsam läuft wie vorher …)
 
Hätte Intel oder AMD so einen Coup gelandet und den allgemeinen Laptop-Markt damit geflutet, hätte sich für alle Nutzer sehr viel verbessert.
Ja, man müsste "nur mal eben" Millionen von Windows-Programmen umprogrammieren, um auf ARM laufen zu können....
Windows ist Kompatibilität, nicht mehr und nicht weniger. Unternehmen setzen es ein, weil sie wissen, dass die Software die sie haben, darauf laufen wird. Und das auch mit Software die dreißig Jahre alt ist. Spieler setzen es ein, weil die meisten Spiele dafür entwickelt werden.

ARM ist effizienter - ist bekannt, wissen wir. Aber was Apple durchboxen kann, wird Microsoft nicht gelingen.

Windows auf ARM-Prozessoren gibt es ja, und es setzt sich einfach nicht durch - zu wenige Softwarefirmen entwickeln für Windows auf ARM, wieso auch? Es ist ja kein Druck da, über 99% hat schließlich x86-Prozessoren. Und die Nutzer sind nicht bereit, hinzunehmen, dass etwas nicht läuft, da das ja der Grund war, warum man überhaupt Windows verwendet. Auch bieten viele Hardwarefirmen gar keine Treiber für ARM-CPUs an. Das macht dann noch weniger Spaß.

Bei Apple ist das natürlich etwas anderes. Es gibt nur einen Hardwarehersteller, und der hat die Richtung vorgegeben. Die andere Hardware verschwindet vom Markt, die Apple-eigene Software ist längst an das neue Betriebssystem angepasst. Für alle anderen Softwarehersteller (und das sind deutlich weniger als bei Windows) gilt: Anpassen, oder untergehen. macOS auf x86 wird verschwinden.

Apple kann auch nicht zaubern. Sie nutzen lediglich ihre Macht über ihre Plattform und ihre Nutzerbasis, um das gesamte System auf eine andere Prozessorarchitektur zu bringen. Diese ist deutlich effizienter als die alte x86-Welt, in der Windows fest steckt.

Das war schon ein eindrucksvoller Coup von Apple, ich will den Erfolg da nicht klein reden. Und das Ergebnis ist überzeugend.
Die Frage ist nur, was machen sie in 4-5 Jahren? Sie können schlecht noch mal auf ARM wechseln...

Evtl. wurde bis dahin wieder eine effizientere Plattform für Mobilgeräte (ARM v2?) entwickelt, die ihren Weg dann in das Macbook 2030 findet.
 
Dir ist doch bekannt sein, dass diesen Trend nicht nur Apple/MacBooks beschränkt ist, sondern weit bereits bei neueren Laptops, wo RAMs usw. fest verlötet sind und man daher es nicht mehr erweitern kann.
Ja natürlich. Mir ging es mit der Aussage aber darum, dass dies genau der Grund ist, warum mein MacBook Pro nicht durch ein neues Apple Notebook ersetzt wurde.
 
ARM ist effizienter - ist bekannt, wissen wir. Aber was Apple durchboxen kann, wird Microsoft nicht gelingen.
Nun, in meiner Fantasie-Zauberwelt hätte Intel oder AMD auch auf x86 ein Durchbruch gelingen können, der die Effizienz verdoppelt oder verdfreifacht ;)

Aber Du hast natürlich Recht, wir sind hier nicht bei Harry Potter: Die Festkörperphysik und die bestehenden Ökosysteme von CPU-Architekturen und Software sind an Realitäten gebunden, die über Jahrzehnte gewachsen sind. Und angesichts dieser Realitäten war es tatsächlich der beste realistische Schachzug, um die Energieeffizienz auf einen Schlag zu verfielfachen: von x86 zu ARM. Aus Sicht von Microsoft steht so einem Vorhaben (neben vielen anderen Schwierigkeiten) ihr Jahrhundert-Commitment zur Rückwärtskompatibilität in Windows entgegen. Wie Du gesagt hast, Windows für ARM ist ein Reinfall.

Der Sweetspot könnte Linux auf Apple Silicon sein: schließlich ist *nix-Software seit jeher auf Portabilität ausgelegt (jedenfalls viel mehr als alles aus der Windows-Welt). Dann hätte man die beste Hardware und sehr gute Software vereint. Aber es steckt kein Geld hinter diesem Traum, sondern höchstens ein paar motivierte Bastler – und Apple legt keinerlei Wert auf Interoperabilität bei seiner Hardware. So wird Linux auf den M1/2/3/… wohl noch lange (oder ewig?) ein Traum bleiben.

Aber wer weiß? Ein Menschenjahr sind zehn Hardware-Jahre ;) Man darf gespannt bleiben.
 
Apple hat aber nicht auf einen Schlag von Intel auf ARM gewechselt, sondern sie haben jahrelang ihre Phone und Tablett Prozessoren verbessert bis an den Punkt gekommen sind, da könnte MacOS auf dem Tablett laufen. Sie haben Kontrolle über das Chipdesign und das Betriebssystem, wenn sie einen Flaschenhals haben kann man auch beides ändern.
 
...
Der Sweetspot könnte Linux auf Apple Silicon sein: schließlich ist *nix-Software seit jeher auf Portabilität ausgelegt (jedenfalls viel mehr als alles aus der Windows-Welt). Dann hätte man die beste Hardware und sehr gute Software vereint. Aber es steckt kein Geld hinter diesem Traum, sondern höchstens ein paar motivierte Bastler – und Apple legt keinerlei Wert auf Interoperabilität bei seiner Hardware. So wird Linux auf den M1/2/3/… wohl noch lange (oder ewig?) ein Traum bleiben.

...
Auf dem Heise youtube-Kanal c't3003 wird Asahi-Linux auf einem MacBook genutzt. Zwar noch nicht komplett kompatibel, aber schon sehr nice.
 
Wie Du gesagt hast, Windows für ARM ist ein Reinfall.
Vielleicht noch ein interessanter Datenpunkt hierzu, warum ARM und Windows so schlecht funktioniert: Der Exklusivvertrag zwischen Microsoft und Qualcomm. Dieser verhindert aktuell noch, dass andere CPU-Hersteller mitmischen und es bleibt bei den bisher verwendeten, schlechten Qualcomm Chips.

Der Sweetspot könnte Linux auf Apple Silicon sein: schließlich ist *nix-Software seit jeher auf Portabilität ausgelegt (jedenfalls viel mehr als alles aus der Windows-Welt).

Aber wer weiß? Ein Menschenjahr sind zehn Hardware-Jahre ;) Man darf gespannt bleiben.
In der Tat kann ich mir vorstellen, dass das für sehr viele Entwickler interessant sein wird, und glaube auch, dass Asahi mehr Anhänger finden wird als der tausendste Fork einer bestehenden x86-Distribution.
Ein schöner Nebeneffekt könnte sein, dass immer mehr Linux-Anwendungen dann ARM-fähig gemacht würden.
Wenn Valve zukünftig die Möglichkeit bekommt, noch effizientere (mobile) Chips für ihren Handheld Steam Deck zu bekommen, würden sie evtl. auch für ARM entwickeln. Valve ist ein großer Faktor, um Gamer ins Boot zu bekommen, und hat auch schon eine Menge für Gaming unter Linux getan.
Dann wäre Windows langfristig nur noch im Business-Umfeld relevant, alle anderen könnten in Ruhe ihr Unix-like genießen.

Ich hatte deinen Beitrag zunächst falsch interpretiert @mtu , aber jetzt, wo du es etwas ausgeführt hast, schließe ich mich an.
Wenn man träumen dürfte, wäre das meine Version der Zukunft :)
 
  • Like
Reaktionen: mtu
Übrigens ist Windows on ARM gar nicht so schlecht - ich habe mir 2020 aus Neugierde ein Samsung Galaxy Book S gekauft, und, abgesehen davon, dass die Tastatur fast gar keinen Hub hat ist das für Office + Web sehr gut nutzbar. Batterielaufzeit ist auch ziemlich lang.
Sicher gibt es Programme, die nicht nativ verfübar sind und das ist dann langsam - aber für viele reicht das eben schon aus, es macht nicht jeder Videoschnitt etc.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

Und bzgl. "schlechte Qualcomm-Chips": bei den Smartphone-Chips liegen die aktuellen Chips nicht unbedingt weit auseinander: https://www.androidauthority.com/snapdragon-8-gen-3-vs-apple-a17-pro-3383666/.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade herrlich gelacht bei dem 3003 Video als man das Thank you von Tim Cock mit nem Biep unterlegt hat.
 
Übrigens ist Windows on ARM gar nicht so schlecht - ich habe mir 2020 aus Neugierde ein Samsung Galaxy Book S gekauft

Huch, davon hatte ich ja noch nie gehört. Sind das dezidierte ARM-Netbooks mit nativem ARM-Windows? Wie nennt man diese Klasse von Gerät?

Oder hast Du Android oder ChromeOS weggemacht und selbst Windows drauf gehauen?
 
Das kann man von der (allerdings kleinen) Stange kaufen. Das ThinkPad X13s ist genau so ein Gerät. Leider ist in der Windows-Welt der Druck gering, passende Apps rauszubringen, sodass ich nicht annehmen würde, dass man sein ganzes Sortiment da zum laufen bekommt. Wenn der Großteil eures use Case im Webbrowser passiert, ist das aber schon eine Option.
 
  • ok1.de
  • ok2.de
  • thinkstore24.de
  • Preiswerte-IT - Gebrauchte Lenovo Notebooks kaufen

Werbung

Zurück
Oben