Warum eine klassische Dockingstation aus meiner Sicht besser ist als ein Thunderbolt 3 Portreplikator, in sechs Akten.
Erstens ist es absolut infantiles naives Wunschdenken, dass jedes Thunderbolt 3 Dock an jedem Thunderbolt 3 Anschluss jedes Thunderbolt 3 Chips in jedem Laptop funktioniert. Jeder Hersteller - nicht nur Laptophersteller sondern auch Dockhersteller - kocht hier sein eigenes Süppchen und Interoperabilität ist bei Thunderbolt 3 genauso wenig gegeben wie bei proprietären Dockinganschlüssen an der Unterseite oder proprietären Geräten wie den OneLink / OneLink+ Portreplikatoren.
Zweitens ist das Gefrickel jeden Tag oder sogar mehrfach täglich mit dem Kabel ein absoluter Graus. Bei einem Dock komme ich an den Schreibtisch, richte das Laptop grob aus, drücke es in das Dock und kann sofort arbeiten. Bei Thunderbolt 3 muss ich - außer ich habe Apples aktuelles 2016er MacBook Pro oder das 12" Retina MacBook - schon mal mindestens zwei Kabel anstecken, denn außer bereits erwähntem MacBook (Pro) kein weiteres Gerät bekannt, das über Thunderbolt 3 auch geladen wird. Anschließend muss ich das TB3-Kabel einstecken und dafür unter Umständen erst hinter das Notebook greifen weil der TB3-Port hinten ist, oder mich links/rechts verrenken um das filigrane Kabel einzustecken. Das ist alles kein Problem, wenn man es nur alle paar Tage mal macht. Aber mein Arbeitsalltag sieht sehr oft so aus, dass ich aufspringe, das Laptop zuklappe und in derselben Bewegung aus dem Dock nehme und in Richtung Besprechung laufe. Wenn ich zurückkomme wird es eingeklickt und ich arbeite weiter. Und das ganze an einigen Tagen bis zu 10x täglich.
Drittens will ich den TB3-Port sehen, der über drei Jahre lang tägliches An- und Abstecken ohne Verschleißerscheinungen übersteht. TB3 ist ein Consumerprodukt und auch als solches konzipiert und entwickelt worden. Die verfügbaren Ports mögen bei normaler gelegentlicher Benutzung lang genug durchhalten um nicht auszuleiern, aber wer täglich mehrfach das Kabel an- und wieder absteckt wird früher oder später einen Problem am Kabel oder, was wahrscheinlicher ist, am TB3-Port im Notebook bekommen. Die Dockinganschlüsse an der Unterseite sind per Design für andauerndes An- und Abstecken konzipiert, denen macht das also nichts aus.
Viertens kann ich ein Notebook in einem Dock - zumindest bei Dell und Lenovo, mit HP-Docks kenne ich mich nicht aus - mit geschlossenem Deckel betreiben, da die Docks dafür vorgesehen sind und einen Ein/Ausschalter bieten. Ich brauche das Gerät also nicht aufzuklappen um damit zu arbeiten, wenn ich beispielsweise zwei große externe Bildschirme nutzen will.
Fünftens kann ich ein Notebook in einem Dock - zumindest bei Dell und Lenovo, mit HP-Docks kenne ich mich nicht aus - mit Schlüssel absperren und per Kensington-Lock sichern. Das Gerät ist dann samt Dock gegen Mitnehmen im Vorbeilaufen geschützt.
Sechstens kann ich in einem Dock Zusatzhardware unterbringen, wie beispielsweise ein DVD-Laufwerk oder eine zusätzliche Backupplatte. Das geht natürlich nicht bei jedem Dock, daher muss man hier wieder einschränken, aber es geht prinzipiell da der Raum dafür vorhanden ist. Bei TB3 Portreplikatoren muss ich dieses Gerät extern per USB (oder anderweitig) anschließen, das hätte dann denselben Effekt jedoch weiteren Verhau auf dem Schreibtisch.
Aber ich weiß schon jetzt, was gleich wieder als Gegenargument kommt: brauch ich nicht, mach ich nicht, nutz ich nicht, hab ich nicht, ist nicht sicher, etc. pp. Aber für mich persönlich ist jeder einzelne dieser sechs Punkte wichtig und eine Dockinstation aus meiner Sicht daher einem Thunderbolt 3 Portreplikator - egal wie oft man ihn Dock nennt - deutlich überlegen und damit absolut nicht vergleichbar. Ein Thunderbolt 3 Dock ist ein möglicher Ersatz, jedoch mitnichten ein vollwertiger. Und sollte Lenovo die Dockingstation tatsächlich streichen ist das für mich ein absolutes KO-Kriterium. Wem es nichts ausmacht mit dem filigranen Kabel den passenden Port an der Rückseite eines aufgeklappten Laptops zu suchen und anschließend unter den Schreibtisch zu kriegen um das Stromkabel vom Boden aufzuklauben, weil es wieder mal maximal schlecht erreichbar runtergefallen ist (Anmerkung: darüber sollte man mal eine wissenschaftliche Untersuchung durchführen: warum fallen Kabel immer maximal schlecht runter?) und einzustecken, dem wird ein Dock auch nie fehlen. Mir schon.