Das sind aber alles Angaben unter Optimalbedingungen, 2 grad mehr in der Küche und schon sieht das anders aus.
Also laut Stiftung Warentest wird für das EU-Datenblatt bei 25 Grad Raumtemperatur mit leerem Kühlschrank und leerem Gefrierfach gemessen. Legen sie (also Stiftung Warentest) je 100l Volumen 10kg Kühlgut mit einer Temperatur von 25 Grad ein und lassen dieses entsprechend runterkühlen und messen außerdem bei 10, 25 und 32 Grad Raumtemperatur, dann liegen sie im Mittel bei ~16% mehr als im Energielabel angegeben. Klar sind +16% nicht ohne, aber 2 Grad mehr in der Küche machen da noch nicht viel aus.
Außerdem hat man auch Verlust welchen die Hersteller in den Soll-Zahlen nicht einpreisen.
Welchen Verlust sollte man haben, der da nicht eingerechnet ist? Das ist ja schon quasi die Verlustleistung. Hätte man keinen Verlust, hätte der Kühlschrank einen Stromverbrauch von 0, abgesehen vom Runterkühlen wärmerer Speisen.
Bei A++ Geräten, in Mittelgroß mit Gefrierfach liegt man effektiv bei 300-400kwh im Jahr. Habe ich selbst bei mehreren quasi neuen Geräten gemessen.
Neue Geräte? Vor wie viel Jahren (Jahrzehnten)? A++ Kühlschränke gibt es nicht (mehr). Seit etwa 3,5 Jahren ist die höchste Energieeffizienzklasse das A und einen Einbau-Kühlschrank mit "klassischem" Gefrierfach gibt es aktuell nicht besser als B. Bei Idealo gibt es mit den Kriterien (Einbau-Kühlschrank, Gefrierfach im Kühlschrank oben drin) aktuell 326 Geräte, davon liegen die meisten bei E (169 Geräte), gefolgt von dem noch schlechteren F (77 Geräte). Nur 60 Geräte sind mit D ausgewiesen, bei C sind es nur noch 13, bei B 3. Übrigens kommen alle 16 Geräte der Klassen B und C von Liebherrr, kein anderer Hersteller schafft das, alle anderen liegen bei D oder schlechter.
Aber zurück zum Stromverbrauch: 300-400 kWh, das ist in etwa das, was zwei (!) Kühlschränke mit Gefrierfach der schlechtesten Kategorie F aktuell verbrauchen. Oder so viel wie vier (!) Kühlschränke aus der Kategorie A. Ich weiß ja nicht, was für "aktuelle" Geräte du da gemessen hast, aber das ist Fernab der heutigen Realität. Selbst der Kühlschrank meiner Eltern liegt bei unter 200 kWh, und der müsste ganz knapp unter 30 Jahre alt sein. War allerdings damals ein sehr guter und hat kein Gefrierfach. Aber mit neuen Geräten, wie du es schreibst, ist man weit weg von den Werten, trotz Gefrierfach. Laut Verbraucherzentrale NRW lag der Wert für einen durchschnittlichen Kühlschrank mit Gefrierfach 1990 bei 412 kWh, 1995 bei ~325kWh. 300-400 kWh für ein Neugerät jetzt wäre also absurd hoch.
Den Rest kannst du aus #44 entnehmen: Mein aktueller Kühlschrank (groß: ~1,8m Höhe, mit Gefrierfach, mit Kaltlagerfächern, zusätzlich auch im "normalen" Raum sehr kalt eingestellt) braucht etwa 135kWh im Jahr (164kWh laut EU-Datenblatt, ergibt ein D). Selbst mit aktuell sommerlichen Temperaturen wäre man hochgerechnet auf's ganze Jahr bei 155kWh, wenn wir das ganze Jahr so ein Wetter hätten, also immer noch sogar unter dem Wert aus dem Datenblatt und (weniger als) die Hälfte von dem, was du da gemessen hast.
Wenn das Teil älter ist, die Dichtigungen nicht mehr so gut sind und eine schlechte Energieklasse vorliegt ziehen die Teile auch gerne um die 700kwh oder bei defekten sogar mehr. (Auch das habe ich schon selbst gemessen und den Kühlschrank bei meiner Mutter z.B. ausgetauscht)
Da werden wir uns einig. So ein 700 kWh-Modell habe ich auch ausgewechselt. Aber der war halt auch billig und 20 Jahre oder eventuell auch noch deutlich älter.
Ganz böse sind auch alte Trockner & Waschmaschinen.
Bei den Trocknern ja, bei den Waschmaschinen begrenzt. Meine Waschmaschine (Waschtrockner) von vor gut 12 Jahren war zwar schon schlechter im Verbrauch als meine jetzige, aber die Unterschiede sind beim Waschen im Prozentbereich, nicht um Faktor x. Und: Das war das billigste Modell, was Quelle damals hatte. Verglichen mit einem Premium-Modell eines Premium-Herstellers jetzt.
Bei Trocknern gebe ich dir aber recht. Die alten Abluft-Modelle und auch die alten Kondens-Modelle brauchen wesentlich mehr als aktuelle Wärmepumpen-Trockner. Da reden wir dann doch wieder von einem Stromverbrauch mit locker Faktor 3, gerne auch Faktor 5 bei alten Modellen.
Auch Vorsicht bei alten Ceranfeldern & Backöfen.
Backöfen: Ja, da gibt's tatsächlich etwas Unterschiede. Bei Ceranfeldern sind die Unterschiede gering gegenüber früher. Wie auch, die produzieren Hitze, bei Nicht-Induktionsfeldern zu 100% Abwärme. Klar geht davon was am Topf vorbei, aber das gibt's jetzt keine Möglichkeit, das stark zu verbessern. Einen Ofen kann ich besser isolieren, damit er die Wärme nicht so verliert. Beim Kochfeld ist das schwer
Ebenso könnte deine Gastherme (keine Ahnung ob du eine betreibst) das Problem sein. Da gehen auch gerne pumpen und dergleichen kaputt, welche dann dauerhaft auf höchstlast Strom ziehen.
Die alten Pumpen ziehen zwar wesentlich mehr Strom als die neuen, aber das tun sie dauerhaft. Er sucht ja gerade nach etwas, das sich verändert hat. Und selbst wenn die festsitzen: Ja, dann ziehen sie viel Strom. Aber dann geht auch die Heizung nicht mehr. Das merkt man schnell
Das wären so die Dinge, welche ich bei plötzlichem Anstieg des Verbrauches, ohne das was anders ist als im Vorjahr, prüfen würde.
Viele deiner Tipps sind aber keine plötzlichen Anstiege. Oder genau genommen eher alle. Das sind Verbraucher, die alt halt viel verbrauchen, neu deutlich weniger. Aber die keinen plötzlichen Anstieg erklären.
i.d.R sollte man solche Geräte alle 5 Jahre tauschen, das spart Geld weil die sich meist nach 3-4 Jahren amortisieren.
Wow. Ich hoffe, das machst du nicht tatsächlich. Mein 5 Jahre alter Kühlschrank war zwar deutlich kleiner und wurde nur wegen Umzug verkauft, hat aber Verbrauchstechnisch bei ca. 100 kWh gelegen. Der beste aktuelle Kühlschrank in der Größe liegt bei ca. 35kWh weniger pro Jahr. Das sind ca. 10€. Da dauert es gerade einmal 123 Jahre, bis sich das ammortisiert hat
Vielleicht ein paar Jahre eher, weil die Stromkosten bis dahin wohl steigen werden.
Der billigste Einbau-Kühlschrank laut Preisvergleich liegt bei 114kWh im Jahr für 150€ Anschaffung. Damit sich der Austausch eines 3-4 Jahre älteren Modells lohnt, müsste das zu ersetzende Modell ~256 kWh im Jahr verbrauchen. Das ist für ein 3-4 Jahre altes Modell extrem viel. Der Durchschnitt eines Kühlschranks ohne Gefrierfach lag zuletzt etwa 1996-1997 auf dem Level. Das sind "etwas" mehr als 3-4 Jahre.
Die Verbraucherzentrale NRW hat übrigens auch mal ausgerechnet, wann es sich lohnt, einen Kühlschrank auszutauschen. Wirtschaftlich und ökologisch. Damit kommt man auf noch deutlich größere Werte als ich oben rein wirtschaftlich ausgerechnet habe. Für 3 Jahre alte Geräte sind es im Schnitt 321 Jahre, bei 4 Jahre alten Geräten 152 Jahre. Wirtschaftlich lohnt es sich daher erst nach frühestens 12 Jahren im besten Fall, nach 18 Jahren im schlechtesten. Im Mittel 14,3 Jahre. Ökologisch sind es im Mittel sogar 19,6 Jahre.
Das war jetzt nur für Kühlschränke, aber ich würde behaupten, dass es in den anderen Kategorien ähnlich aussieht. Die alte Gasheizung meiner Eltern ist z.B. inzwischen 40 Jahre alt. Der Austausch gegen eine neue Gasheizung amortisiert sich aber wirtschaftlich auch erst nach so langer Zeit, dass sie das nicht erleben werden. Ich vielleicht auch nicht. Mit einer Wärmepumpe sähe es aufgrund der hohen Anschaffungskosten nicht viel anders aus: Meine Eltern würden die Amortisation vermutlich trotzdem nicht erleben.