Ich finde es schade, wie es überall Aufruhr gegen diese Form der Kernenergiegewinnung gibt.
Schade ist aber nicht der Aufruhr selbst, sondern dass kaum einer von denen überhaupt irgendwelche Grundprinzipien dieser Technologie (oder auch zusätzlich von Elektrodynamik) versteht. Wer weiß, wovon er redet, der darf dagegen wettern und zwar mit aller Kraft. Aber sich immer darauf zu beruhen "Man sieht doch was in Tschernobyl und Fukushima passiert ist, mehr brauche ich nicht zu wissen" ist grob fahrlässig und meiner Meinung nach unangebracht in dieser Diskussion.
Ich kann Dir, als Kernenergiebefürworter, nur sagen sei froh dass es so ist. Denn wenn die Mehrheit der Menschen genau wüsste, was in einem AKW, bzw. dessen Reaktor, abläuft – so gäbe es mit Sicherheit kein einziges AKW mehr welches nur 1 KW/h Strom erzeugen dürfte.
Mit Tschernobyl verbinden die meisten Menschen den schlimmsten Unfall der in bzw. mit einem AKW passieren kann – nur dummerweise war Tschernobyl noch relativ „harmlos“ zu dem was wirklich hätte passieren können und aus nuklear-physikalischer Sicht noch nicht einmal ein Unfall. Schließlich gab es in Tschernobyl „lediglich“ eine Dampfexplosion mit anschließendem Graphitbrand.
Das es dann doch nicht zu dem echten Worst-case gekommen ist haben wir dem heldenhaften Einsatz vieler Menschen – die ihre eigene Gesundheit bzw. Leben riskiert haben – zu verdanken, die es verhinderten, dass die Reaktorschmelze mit dem Lösch –bzw. Grundwasser in Berührung und es damit nicht zu einer weiteren Explosion kam. Spezialisten gehen heute davon aus dass die sekundäre Explosion eine Sprengkraft von ca. 3 – 5 Megatonnen gehabt hätte. Diese Explosion hätte fast ganz Europa (inkl. Deutschland, Österreich & Schweiz) und große Teile von Asien für tausende von Jahren unbewohnbar gemacht und Millionen von Toten gefordert. Nur als Vergleich, die Atombombe die Hiroshima ausgelöscht hat, hatte eine Sprengkraft von gerade mal 13 Kilotonnen.
Fukushima ist ein sehr gutes Beispiel dafür welche Gefahren von einem abgeschalteten AKW ausgehen können.
Damit man sich mal ungefähr vorstellen kann was es bedeuten würde wenn so eine „Bagatelle“ wie Tschernobyl und Fukushima in Deutschland passiert wäre - hat die
Zeit eine wunderschöne Grafik erstellt, die zeigt wie viele Menschen in Deutschland davon betroffen wären. Allerdings zeigt diese Grafik nicht was bei einem Unfall aus nuklear-physikalischer Sicht passieren würde – denn dafür bräuchten sie einen Globus.
Auch wenn uns die Kraftwerksbetreiber Gebetsmühlenartig vorbeten das die Kernkraft sicher sei und es nur ein statistisches Restrisiko geben würde (1 Unfall in 100.000 – 1.000.000 Jahren) spricht die Realität gegen sie – 2 Unfälle in 25 Jahren sind 2 zu viel und führt die Statistik ad absurdum.
Wäre dieses Risiko tragbar, müsste es doch kein Problem für die Kraftwerksbetreiber sein, sich für die Schäden durch einen Unfall abzusichern – nur gibt es auf dieser Welt keine Versicherung die bereit wäre dieses Risiko zu tragen. Wenn selbst die Versicherungen es ablehnen, die teilweise die irrsinnigsten Sachen – gegen entsprechendem Obolus versichern, warum sollen wir Menschen, für den Profit einiger weniger, das nicht kalkulierbare Risiko tragen?
Auch die Aussage das Kernkraft billiger sei, ist an der Haaren herbei gezogen, denn wenn man die tatsächlichen Kosten, die durch den Betrieb eines AKW entstehen, einberechnen würde – dazu gehört der Bau, Betrieb, Gewinnung der Rohstoffe, Rückbau und Endlagerung sowie Rücklagen für Störfälle – dann wäre die Kernkraft die mit Abstand teuerste Form, Energie zu gewinnen – für die Betreiber leider aber auch die Gewinnträchtigste.
Denn solange man Gewinne privatisieren und Risiken sozialisieren kann, ist eine Berechnung der tatsächlichen Kosten nicht wirklich möglich.
Als Beispiel welche Kosten auf den Steuerzahler bei einem Störfall kommen können sei gesagt, dass laut Gorbatschow, Tschernobyl die ehemaligen Sowjetrepubliken im ersten Jahr knappe 60 Mrd. Dollar direkt gekostet hat und er geht von ca. 2 – 10 Mrd. Dollar pro Jahr für mindestens 50 Jahre an Folgekosten aus.
Selbst ohne Störfall – rechne Dir einfach mal die Kosten aus, die nur durch ein Endlager entstehen - für die nächsten 240.000 und im schlechtesten Falle 80 Mio. Jahre (Halbwertszeit von Plutonium). – selbst wenn nur 1 Mensch angestellt wäre käme man bei einem Monatsgehalt von 2500 Euro auf „lächerliche“ 7.200.000.000, bei 240.000 Jahren und auf noch lächerlichere 2,4x10^12 € bei 80 Mio. Jahren und das ohne Lohnanpassungen an die Inflation - an Gehaltserhöhungen wage ich noch nicht mal zu denken.
Allein nur das Gehalt von einem Menschen beweist wie „wahr“ die Aussagen der AKW Betreiber sind – und rechnet man noch Betriebskosten eines Endlagers hinzu - kostet ein Endlager mehr als die Menschheit in ihrer gesamten Geschichte an Geldmitteln gehabt hat.
VG JNS