Ich habe diesen Thread eben erst entdeckt, aber ich würde trotzdem gern mal auf einige Beiträge antworten. Auch wenn hier jetzt ein bisschen Text folgt, vielleicht findet ja noch jemand was interessantes darunter...
SZ: "Ärzte erklären Patienten oft fälschlich für hirntot"
Das in dem Artikel dargestellte Problem ist im Endeffekt harmloser (soweit das heikle Thema überhaupt harmlos sein kann) als die Überschrift suggeriert. Von der SZ hätte ich eigentlich keine Überschrift erwartet, die man auch als "Lebende Patienten oft für hirntot erklärt" verstehen kann...
Zunächst einmal bezieht sich dieses "oft" ja auf eine einstellige Zahl an Fällen in mehreren Jahren.
Das große Problem ist hauptsächlich, dass nicht richtig dokumentiert wird, nicht alle der vielen Untersuchungen durchgeführt werden (die jede für sich schon recht sicher ist) oder an die Anästhetika nicht gedacht wird. Allerdings findet deswegen ja min. 12h später eine zweite Untersuchung durch einen zweiten Arzt statt, sodass die Einzelfälle Statistisch gesehen eher nicht zweimal pro Patient auftreten. Außerdem ist die Hirntoddiagnostik einer ständigen Verbesserung (relativ gesehen, eigentlich nur eine Vereinfachung der Methoden, da sie nach wissenschaftlichen Kriterien jetzt schon sicher ist) unterlegen, zB wird zur Zeit eine CT-Darstellung der Durchblutung im Gehirn diskutiert.
Einen Fall, dass jemand, der für hirntot erklärt wurde (meistens kommt es danach gar nicht zu einer Entnahme) und wieder aufgewacht ist, hat es in Deutschland (aus anderen Ländern mit ähnlichen Kriterien ist mir auch nichts bekannt) noch nie gegeben!
Tja, nachdem man mich nicht mal mehr als Blutspender haben will, stellt sich für mich diese Frage nicht.
Ich will dir nicht zu Nahe treten, da ich nicht weiß, was bei dir der Grund ist. Aber allgemein dazu kann ich was sagen:
Aufgrund der extremen Organknappheit relativieren sich vor dem Hintergrund des sicheren Tod des Empfängers, viele Erkrankungen des Spenders. ZB haben heutzutage antivirale Medikamente solche Fortschritte gemacht, dass teilweise Organe von HIV+ Spendern oder solchen mit Krebserkrankungen transplantiert werden.
Meine persönliche Einstellung: redundante Organe (z.B. Niere) JA, Lebensentscheidende Organe NEIN (ich würde dafür auch selbst ein künstliches Herz dem eines Toten vorziehen)
Solche Aussagen lassen sich leider leicht treffen, wenn man sich noch einer (relativ) guten Gesundheit erfreut. Mit Kunstherz bist du meist bis zur Transplantation oder dem Tod ans Krankenhaus gebunden.
Warum aber habe ich keinen OS-Ausweis? Mir ist klar, dass ich nur als O-Spender in Frage komme, wenn ich vor der Zeit abtrete, z.B. durch einen Unfall. Und diesen Gedanken lässt man irgendwie ungern an sich heran.
Aber wenn's fällig wär: meine Frau dürfte mich gern "freigeben".
Sorry, aber hier muss ich deutlich werden denn dafür habe ich am wenigsten Verständnis. Diese Einstellung finde ich um ein vielfaches schlimmer, als wenn man keine Organe spenden will. Nur weil DU dich nicht mit deinem Tod beschäftigen willst, strafst du deine Frau bewusst damit, dass sich sich auch noch mit dem Thema Oranspende auseinandersetzen darf, wenn du stirbst/gestorben bist.
Egal was man ankreuzt, Hauptsache man hat einen Ausweis!
einen älteren Mann (von dem die Ärzte sicher keine Organspende angefragt hätten) und weitere.
Auch das ist ein verbreiteter Irrglaube. Gerade die endo-/exokrinen Organe "halten" bei gesunder Ernährung ziemlich lange. Man darf nicht immer nur an das Herz denken beim Thema Organspende!
Das mit den Skandalen hat mich dann nur noch bestätigt. Mir ist es nämlich nicht egal, wer dann durch meine Organe weiterleben könnte. Wenn es so jemand wäre, der sich durch Bestechung oder andere unlautere Maßnahmen vordrängelt, dann bin ich der Meinung, dass der besser sterben bzw. zumindest meine Organe nicht bekommen soll, solche Leute gibt es schon mehr als genug auf der Welt.
Mir tut es auch leid um all die rechtschaffenden Personen, die sich trotz der Situation an die Regeln und die Reihenfolge halten und die dann trotzdem vergeblich auf ein Organ warten und das Zeitliche segnen. Aber wenn die Spendenbereitschaft nicht massiv (und damit meine ich noch stärker als jetzt) durch solche Skandale zurückgeht, dann entsteht auch kein Druck in der Politik, die Rahmenbedingungen zu ändern (wobei die aber wahrscheinlich auch bei 0% Spenderbereitschaft nichts ändern würde).
Genau das ist leider die falsche Reaktion. Du musst immer bedenken, dass nicht nur eine Person deine Organe bekommen würde, sondern du potentiell über fünf damit das Leben rettest. Provokant gefragt würdest du also eher fünf unschuldige Menschen sterben lassen bevor auch nur eine Person, die sich wie auch immer vorgedrängelt hat, ein Organ von dir bekommt? Das ist ja so paradox - mir fällt kein guter Vergleich ein - wie Hunger mit Waffen zu bekämpfen...
Die Skandale wurden (so schlimm wie sie sind) meiner Meinung nach für Quoten von den Medien aufgebauscht. Man muss bedenken, dass es immer noch Einzelfälle waren, und die
Verteilung jetzt so sicher ist, wie nie zuvor. Die Medien haben leider zu wenig über die Hintergründe aufgeklärt, viele Menschen denken, dass sie als
Spender in potentieller Gefahr sind. Hauptsächlich ist also die Bereitschaft durch Unwissenheit zurück gegangen.
3) Es müssten drastische Strafen für Ärtze her, denen man solche Bestechlichkeiten nachweisen kann. Die müssten in jedem Fall ohne Bewährung für mindestens 10 Jahre in den Knast, Entzug der Zulassung, Einzug des gesamten Vermögens, diese Leute müssen alles verlieren und abgenommen kriegen, was sie sich in ihrem Leben jemals aufgebaut haben, damit das Abschreckungspotential so hoch wie möglich ist (natürlich wird es trotzdem immer welche geben, die es trotzdem tun, ist ja klar).
Wo kommt eigentlich das Misstrauen gegenüber der gesamten Ärzteschaft her? Auch die Idee, dass sie deinen Ausweis verschwinden lassen würden? Vergleich doch bitte mal die Anzahl der korrupten oder betrügerischen Ärzte mit dem Anteil an Kriminellen in
allen anderen Berufsgruppen...
5) Hat sich jemand nicht zu Lebzeiten für Ja entschieden, dürfen die Angehörigen nicht befragt und die Organe nicht entnommen werden. Die Angehörigen haben keine Möglichkeit, irgendwelche Erlaubnisse zu erteilen. Das soll der Situation vorbeugen, dass die Angehörigen entweder von der Situation an sich oder von Ärzten unter Druck gesetzt werden und eine Entscheidnung treffen, die sie später bereuen.
Und genau dieser Situation kann JEDER selbst verhindern, auch ohne dass es da eine gesetzliche Lösung für gibt. Ich glaube zum Zeitpunkt deines Beitrages war schon beschlossen, dass die Krankenkassen jeden versicherten über den Organspendeausweis aufklären müssen. Wer dann noch keinen hat, der bringt seine Familie mutwillig in eine potentiell unangenehme Situation.
Außerdem, ohne die Möglichkeit, dass die Angehörigen der Organentnahme nachträglich noch zustimmen, wird die Anzahl der Organspenden auf einen Bruchteil der ohnehin viel zu kleinen Zahl sinken. Nur ca. 20% der Bevölkerung hat einen Ausweis. Einzige sinnvolle Lösung in der ganzen Misere ist meiner Meinung nach die Widerspruchslösung.
@
pubser
Alle diskutieren hier vernünftig und haben meist nachvollziehbare Argumente, nur du bist der einzige, der
mehrfach ohne Begründung und ohne an der Diskussion teilzunehmen, seine Einstellung "hier rein ruft". Wieso?