Bzgl. der 'unperfekten 1b-Lösung' würden mich deine schlechten Erfahrungen etwas detaillierter interessieren. So pauschal ist das leider nicht hilfreich.
Na ja, ich habe das über die Jahre 3 Mal probiert, einen Mac als "hauptsächliche" Arbeitsmaschine zu verwenden: 2012, als das erste Retina-MBP rauskam, 2017 mit einem 5K-iMac und 2021/2022 mit dem M1-MBA.
Alle drei waren zum jeweiligen Zeitpunkt aus dem einen oder anderen Grund für mich so interessant, dass ich dachte, es könnte sich lohnen, ernsthaft zu versuchen, auf dem Gerät Windows-Entwicklung (hauptsächlich .net-basiert, oft auch SQL Server als DB) zu betreiben.
Ich habe das Ganze sowohl mit Bootcamp als auch mit Parallels als auch nativ (neuere .Net-Versionen auf dem aktuellen MBA) versucht.
Keine der Varianten war für mich100%ig zufriedenstellend:
- Bootcamp hatte ich hauptsächlich auf dem 2012er RMBP -> Bootcamp-Treiber fürs Energiesparen waren nicht besonders gut, unter Windows lief das Gerät relativ warm und hat die Batterie schnell runtergerockt. Damals haben auch noch recht viele Windows-Programme HiDPI-Displays nicht so richtig gut unterstützt. Außerdem war das Rebooten, um wieder zu MacOS zu kommen ziemlich umständlich und die Bootcamp-Partition ist mir ein oder zweimal ohne ersichtlichen Grund "verloren gegangen", was natürlich nicht so toll war. Außerdem muss man sich um 2 Betriebssysteme + Updates / neue Versionen etc kümmern, was natürlich auch mehr Aufwand als nur 1 OS zu verwenden.
Trotzdem war insgesamt gesehen diese Variante für ihre Zeit die beste Entwicklungsvariante, die Kiste war für damals recht fix und unter Bootcamp hat alles funktioniert.
- Parallels: hat die HiDPI-Displays besser unterstützt als Bootcamp. Aber: war für Nutzung mit Visual Studio immer eher lahm, so dass größere Projekte wirklich keinen Spaß gemacht haben, sowohl auf dem RMBP als auch auf dem iMac. Wenn man Visual Studio plus noch z.B. SQL Server mit einer nicht ganz kleinen DB nutzen will, steigen die RAM-Anforderungen, weil man der Windows-VM mindestens 16GB geben will und bei der Festplatte muss man auch mindestens ein Upgrade mehr nehmen. D.h. man landet schnell bei irgendwas im 32GB/1TB-Bereich oder drüber - was bei Apple natürlich entsprechend teuer ist. Bei Macbooks heißt das dann schnell irgendwas im ca. 3000€ plus-Bereich.
Und bei aktuellen M1-Macs kommt dazu, dass man nur ARM-Windows ausführen kann, was nativ wiederum auch nur ein Subset der Windows-Anwendungen für x86 ist, den Rest kann man nochmal langsamer emulieren. Das "ich muss jetzt 2 Betriebssysteme pflegen"-Thema hat man natürlich auch. Und man muss Parallels kaufen und jährlich updaten. Plus Windows.
- Native .net-Entwicklung auf M1: Ist dann wirklich gut, wenn man nur mit dem arbeitet, was auch unter Mac nativ verfügbar ist, also z.b. mit Rider oder VS Code eine ASP.NET-Anwendung auf einer Postgres-DB bauen. Problem hier ist, dass man, sobald man aus irgendeinem Grund etwas braucht, was nicht nativ verfügbar ist (und das ist immer noch einiges, alleine schon das "richtige" VS), was man für ein Projekt gerade benötigt, man sofort wieder in die Parallels-Variante kommt (und dann stellt sich die Frage, ob man das Gerät mit genügend RAM + SSD gekauft hat, wenn man eigentlich nicht Parallels nutzen wollte..).
Am Ende des Tages ist es halt einfach so, dass Windows-Programme auf Windows immer noch am besten laufen. Parallels etc. ist ok, wenn man das für "Nebenthemen" macht. Aber wenn die hauptsächlichen Arbeitstools Windows-zentriert sind, dann hat man auf einem anderen OS immer eine gewisse Reibung und Probleme, die man bei direkter Nutzung von Windows eben nicht hat.
Apple ist super für native Apple-Sachen. Aber nicht ganz so super, um hauptsächlich Windows-zentrische Dinge darauf zu machen.
Die Hardware ist oft toll, und das war auch der Grund, warum ich das über die Jahre immer mal wieder probiert habe (abgesehen von meinem Spieltrieb), aber unterm Strich habe ich damit mehr Komplexität und Arbeit gehabt als auf einem Windows-Laptop, auch wenn das weniger sexy ist.
Nicht falsch verstehen: ich mag mein M1-MBA. Ich nutze es öfter mal zum Surfen auf der Couch und für ein paar Hobbyprojekte in golang. Ab und zu arbeite ich auch mal für eine Stunde in Rider an einem C#-Projekt auf dem MBA. Aber ich versuche definitiv nicht mehr, es als hauptsächliche Entwicklungsmaschine zu verwenden.
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Edit:
Was die Problematik vielleicht am besten verdeutlicht ist, dass ich mich in den Phasen oft nach einer Weile dabei erwischt habe, dass ich zwei Geräte verwendet habe: einmal den Mac, auf dem ich eigentlich arbeiten wollte und zusätzlich einen Windows-Rechner, den ich dann verwendet habe, wenn irgendwas, was ich brauchte, auf dem Mac nicht richtig lief. Und dass ich auf dem Mac gleichzeitig teilweise noch zwei Umgebungen laufen hatte und auch noch immer wieder Sachen von dem einen Rechner auf den anderen rüberschieben musste, damit ich dort die aktuelle Version der Datenbank / der Files / wasauchimmer hatte. Und dass ich für dieses zeitfressende Chaos auch noch eine schöne Stange Geld bezahlt hatte.
Das war dann meistens der Moment, in dem ich wieder was einfacheres wollte. Bis es mich dann 4-5 Jahre später wiede gejuckt hat...