Der einzige Grund, sich privat jetzt ein neues Thinkpad zu kaufen ist i.) man will auf jeden Fall was aktuelles, ii.) man hat so viele Daten und Programme, dass man sich den Aufwand mit der Migration nur einmal antun will und iii.) das jetzige Notebook ist defekt oder den Ersatzakku gibt's nicht mehr.
Es gäbe schon noch einen (bereits skizzierten) Grund Nr. iv.) Das Alte verkaufen, solange man noch etwas dafür erlösen kann, und durch etwas (moderat) Neueres ersetzen, bei dem in der näheren Zukunft weniger technische (Software wie Hardware) Probleme bzw. Herausforderungen zu erwarten sind.
Angeblich weit über 200 Mio. voll funktionsfähige PCs können wegen TPM 2.0 oder sonstigem Firlefanz nicht auf Win11 migrieren und Microsoft muss/wird da was machen müssen um Ärger zu vermeiden.
Dieses Jahr zu Ende Oktober, wo der Support für Windows 10 ausläuft, werden die ältesten für Windows 11 offiziell tauglichen Geräte bereits 7 Jahre alt sein. Wie wir hier sehen, kann man auf dem Gebrauchtmarkt so ein Gerät (d.h. ein ThinkPad) schon für um die 200 € bekommen. So gut wie alle PCs, die jetzt und zukünftig bei Firmen ausgemustert werden, erfüllen die Hardwarevoraussetzungen für Windows 11, die Zahl solcher Geräte auf dem Gebrauchtmarkt wird also nicht kleiner, sondern größer werden, ergo wird der Preis eher sinken als steigen (von etwaigen kurzfristigen Ausschlägen nach oben mal abgesehen). Bei einer angenommenen Nutzungsdauer von 5 Jahren lägen also die Kosten für den Ersatz eines ganz alten durch einen weniger altes ThinkPad bei um die 40 € pro Jahr.
Und auch bezogen auf den Elektroschrott muss man einrechnen, dass ein sehr großer Teil der dann über 7 Jahre alten Systeme sowieso meistens in den nächsten paar Jahren dort gelandet wäre. Während man auf der anderen Seite auch jetzt schon kein Neugerät kaufen muss, um Windows 11 mit offiziellem Support betreiben zu können, sondern auf einen großen Pool an bereits früher produzierten Geräten auf dem Gebrauchtmarkt zugreifen kann. Meiner Einschätzung nach wird die Zahl an tatsächlich verschrotteten Geräten über einen längeren Zeitraum betrachtet eher nicht massiv ansteigen, weil zu erwarten ist, dass ggf. "vorzeitig" angeschaffte Neugeräte bei Privatpersonen dann tendenziell länger behalten werden. Während bei Firmen allein durch die üblichen Beschaffungszyklen ein großer Teil der PC-Hardware bereits jetzt die Hardwarekriterien von Windows 11 erfüllt, weil die älteren Geräte halt schon aufgrund ihres Alters ausgemustert wurden, ganz unabhängig von der Betriebsfähigkeit unter Windows 11.
Dass die Mengen an Elektroschrott absolut gesehen zu hoch und die Recyclingquoten zu niedrig sind, ist selbstverständlich ein Problem und kein kleines. Aber es greift zu kurz, sich in dem Zusammenhang auf die Hardwareanforderungen von Windows 11 einschießen zu wollen.
Zudem erscheinen ja mittlerweile selbst in Zeitschriften wie der Computer Bild Artikel zu Installation und Betrieb von Linux auf PCs, ausdrücklich als Alternative zu Windows 11. Das dürfte schon ein paar Leute dazu bewegen, sich bei ihren PCs daran zu versuchen. Ist doch auch OK so.