So, ich habe mich an die T400 Scharniere gewagt, es ist zwar machbar die zu reparieren, steht aber in keinem Verhältnis zum Preis neuer Scharniere. Der Aufwand ist immens und daher ist das nicht mal eben schnell gemacht:
Und zwar ist der Aufbau wie folgt:
- Untere Aufnahme
- Bolzen
- Obere Aufnahme mit Reibungserzeuger
Wobei hierbei das Spiel im Reibungserzeuger entsteht und nicht in der Verpressung des Bolzens!
Anscheinend hat Lenovo bei der Verpressung des Bolzens im Vergleich zu denen der Vorgänger nachgearbeitet, der sitzt Bombenfest und ich bekomme ihn nicht demontiert.
Doch nun zum Knackpunkt, dem Reibungserzeuger.
Diesen habe ich demontiert, er besteht außen aus diesem Gehäuse:
Und den darin sitzenden 11 kleinen gestanzten Plättchen:
Diese Stanzteile werden wohl bei der Produktion in die Nut des Gehäuses gepresst, gefettet und anschließend wird das Gehäuse verstemmt (wie auf dem obigen Bild gut zu sehen ist musste ich die Verstemmung wegfräsen um den Reibungserzeuger zu öffnen).
Nun zum Verständnis ein kleiner Exkurs in die Welt der Stanzteile:
Stanzteile werden hergestellt indem ein Blech zwischen Stempel und Matritze gelegt wird, der Stempel fährt durch das Blech, in die Matritze und "schneidet" dabei glatt das Blech bis zu einer gewissen Stelle an der der restliche tragende Querschnitt so gering ist, dass der Rest einfach abreißt (ich hab das mal versucht in einer kleinen Grafik zu verdeutlichen).
Diese scharfen Kanten werden zwar in der Regel durch Trommelschleifen verrundet, ganz entfernt werden sie normalerweise aber nie, da sie entweder nicht stören, oder (wie hier) eine Funktion erfüllen.
Der tragende Teil Innen ist in diesem Fall die Schnittkante, außen jedoch der Abbruch! D.h. der Bolzen läuft in der glatten Schnittkante (mit Untermaß zum Bolzen um Reibung zu erzeugen) und wird somit sicher geführt, die Plättchen selbst jedoch halten nur dadurch im Gehäuse des Reibungserzeugers, dass der Abbruch außen Übermaß hat und diese Plättchen in die Nut des Gehäuses gepresst werden.
Wie wirkt sich nun Verschleiß auf unser Stanzteil aus? Dadurch dass innen die Schnittkante trägt wird bei Verschleiß der tragende Querschnitt größer und der Verschleiß reduziert sich ein wenig selbstständig, auch wenn die Vorspannung im Scharnier nach und nach ein wenig nach lässt entsteht kein Spiel. Außen jedoch, verschleißt der stehen gebliebene Abbruch! Hier entwickelt sich nach und nach Spiel, da hier keine, bzw. nur minimale Vorspannung existiert, ist diese erst mal weg und das Scharnier hat ein wenig Spiel, wird es schnell mehr und mehr bis irgendwann ein Bruch der Stanzteile oder der Nut durch die permanenten ruckartigen Lastwechsel auftritt.
Wenn man sich das Bild des Stanzteils genau anschaut sieht man was ich meine, innen steht die glatte Schnittfläche hervor (1) und stellt den Kontakt zum Bolzen her, außen ist der Abbruch bereits vollständig verschlissen (2).
Auf der Welle selbst sieht man auch schön die Laufspuren der einzelnen Plättchen:
Wie ließe sich das ganze nun theoretisch reparieren?
In dem man die Nut mit JB-Weld füllt und anschließend die Plättchen wieder einführt. Dies ist allerdings mit einigen Schwierigkeiten verbunden:
- muss zur Demontage die Verstemmung weggefräst werden
- lässt sich kaum Vermeiden dass dabei Kleber an Stellen gelangt wo er nicht hin gehört
- lässt sich beim rechten Scharnier die Verstemmung nicht so einfach wegfräsen, da hier die Anbindung des Displays im Weg ist, da diese ebenfalls verstemmt ist müsste diese aufgebohrt werden und wäre danach kaum wieder sicher zu befestigen
Von daher bin ich der Meinung dass eine Reparatur der T400 Scharnier konstruktionsbedingt so kompliziert wäre dass diese sich nicht lohnt. Die Chancen dabei das Scharnier endgültig unbrauchbar zu machen sind extrem hoch.
Tut mir leid dass ich dafür nur mit einer theoretischen Lösung aufkommen kann aber die Lenovo Ingenieure haben da mal wieder ganze Arbeit geleistet es so schwer wie irgend möglich zu machen
Zum Abschluss möchte ich noch Deufel danken für das zur Verfügung stellen der T400 Scharniere.