Ja, avi, ich sehe diese Entwicklung auch. Finde aber andererseits, dass nach Jahren des blanken Egoismus doch so langsam, langsam wieder ein Umdenken in Richtung zu "Gemeinschaft" kommt. Das sind in meinen Augen langfristige gesellschaftliche Strömungen. Aber das Klima ändert sich - auf allen Ebenen. Und wir bestimmen mit unserem Einkauf- und Lebensverhalten sehr wohl. Es ist Politik, ob ich mein Buch im kleinen Laden um die Ecke kaufe und dem Inhaber das Leben ermögliche oder ob ich das Buch bei einem großen online-Händler bestelle. Der kann mit seinen Angestellten und Resourcen u.U. anders umgehen - die soziale Kontrolle ist da geringer. Beim Händler um die Ecke ist die "Gefahr" das sich unsoziales Verhalten herumspricht m.M.n. größer. Natürlich stimmt das nicht immer und jederzeit - es geht mir um die generelle Richtung. Und es gibt kein endloses Wachstum. Und Geld ist kein Garant für Glück und Wohlergehen. Was macht glücklich? Das zu tun, was Spaß macht. Gute Freunde haben. Die Zeit, mit ihnen etwas zu machen. Gutes Essen und Trinken in ausreichender Menge. Machen Dinge glücklich? Einige, sicher. Viele aber nicht. Wie gesagt: Ist mir der Artikel es wirklich wert, Lebenszeit für ihn zu "opfern"? Und wenn es dann noch dahin geht, dass durch meinen Konsum andere Menschen geschädigt werden... Nur weil die Näherin in Bangladesh nicht zur Schule gehen kann, 14 Std. arbeitet usw. kann ich mir hier 10 T-Shirts pro Saison kaufen. Weil der Kaffeebauer nicht zum Arzt gehen kann, verseuchtes Wasser trinken muß usw. kann ich den Kaffee so billig kaufen, dass ich mir auch noch mehrere Kurzurlaube leisten kann oder was-weiß-ich. Ethisch handeln, ethisch kaufen - wo immer es möglich ist. Und es ist häufiger möglich als man denkt. Aber es geht u.U. mit Verzicht einher - ich sehe es mehr als eine Besinnung darauf, was wirklich ist. Und das ist oft erstaunlich wenig.
Nicht falsch verstehen, auch ich kaufe ein, auch ich genieße Dinge. Sehr sogar. Aber oft machen die einfachen Dinge glücklicher. Wenn ich beim hiesigen Obstbauern eine Wochenration Gemüse und Obst kaufe, frisch vom Acker. Das macht mich glücklicher als ein Großeinkauf mit allerlei Spezialitäten im Supermarkt.
Also - gucken was sind mir Dinge wert, was brauche ich, wie bekomme ich es so ethisch wie mir in der Situation möglich. Würden mehr Menschen so kaufen, würde das natürlich etwas ändern.
Als es mit den Öko-Läden anfing, wurden sie belächelt, beäugt. Heute verfügt jeder Supermarkt über eine Bio-Ecke, der Öko-Landbau hat enorme Zuwachsraten... Das ist Politik mit dem Portemonnaie.
EDIT: Diskussion bitte nicht zum Glaubenskrieg verkommen lassen... Tipps und Tricks, Meinungen. Aber entspannt bleiben!