Leitfaden zur Behandlung von Lithium-Akkus

txg

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Da leider im Internet (und auch hier) des öfteren Fehlinformationen vorliegen, wie man mit seinen teuren Akkus denn im Sinne einer langen Lebensdauer am besten umgehen sollte, möchte ich hier mal einige Tipps zusammentragen. Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit Akkutechnik und bin auf diesem Gebiet meines Erachtens ziemlich fit, trotzdem bin ich auch nur ein Mensch und übernehme demzufolge keine Verantwortung für Schäden, die aus der Anwendung des hier niedergeschriebenen resultieren.

Dieser Leitfaden gilt für alle Geräte die mit Lithium-Ionen-Akkus (und auch Lithium-Polymer) laufen, d.h. für alle halbwegs neueren (ab ca. Baujahr 2000) Laptops, Handys, Mp3-Player etc.


1. Wodurch werden Lithium-Akkus schlechter?

-Ladezyklen: Akkus halten nur eine begrenzte Anzahl an Zyklen, wobei der letztendliche Wert irgendwo zwischen 200 und 2000 liegt, je nach Qualität des Akkus und Behandlung. Ein Zyklus ist definiert als vollständige Entladung und Aufladung, entsprechend gilt zweimaliges Entladen und Aufladen um 50% ebenfalls als Zyklus

-Zeit: Lithium-Akkus lassen auch ohne Benutzung langsam nach, in welcher Stärke dieser Faktor in die Lebensdauer reinspielt ist ganz stark vom letzten Faktor abhängig:

-Temperatur: Hohe Temperaturen sind Gift für Lithium-Akkus, bei 50°C halten sie kein Jahr.

2. Wie behandle ich meine Akkus im Laptop am besten?

-Am wichtigsten: Aufladen wenn das Ladegerät greifbar ist. Leider liest man im Netz immer wieder von der Empfehlung, doch erst zu Laden wenn der Akku komplett leer ist, das ist falsch und stammt noch aus der Zeit der Nickelbasierten Akkus, denn bei Lithium gibt es keinen Memory-oder Lazy Battery-Effekt, hierdurch wird der Akku nur weiter abgenutzt. Der einzige Sinn des komplett leerlaufen lassens ist eine Rekalibrierung der Akkuelektronik. Dieses Rekalibrieren sorgt NICHT dafür dass der Akku besser wird o.ä., lediglich dafür dass die Akkuelektronik Bescheid weiß, wie es um den Akku steht, so dass die Anzeige der Restlaufzeit korrekt ist. Eine häufige Rekalibrierung nützt also nichts, sondern nutzt ebenfalls nur den akku weiter ab. Meine Empfehlung ist eine Rekalibrierung nach dem Kauf, und dann je nach Nutzung alle 50-100 Zyklen oder 2-3 Monate.

-Ladeschwellen einstellen: Laborversuche von Handyherstellern haben ergeben, dass Lithium-Akkus auf 100% entspr. 4.2V geladen, ca 500 Zyklen halten, bis die Kapazität auf 80% des Anfangswertes abgesunken ist. Werden die Akkus jedoch nur auf 90% entspr. 4.1V geladen, steigt die Zyklenzahl auf 2000! Hierbei muss allerdings erwähnt werden, dass diese Laborbedingungen (gleichbleibende Temperatur, kein Einfluss der Zeit da direkt aufeinander folgende Lade-Entladezyklen) in der Praxis nicht zutreffen, ich würde aber überschlagsmäßig davon ausgehen dass allein diese Maßnahme die Lebensdauer des Akkus bei Vielnutzern (ein Zyklus pro Tag oder sogar noch mehr) verdoppelt. Die Einstellung für den Aufladebeginn des Akkus sollte 5-10% unter der Ladeendschwelle liegen, denn Lithium-Akkus mögen es nicht, andauernd ein ganz kleines Bisschen geladen zu werden. Natürlich kann man die Ladeschwellen noch tiefer einstellen, aber irgendwo ist das Laptop ja auch zum mobil arbeiten gedacht...

Im Idealfall sollte die Schwelle so eingestellt sein, dass die Akkunutzung im Normalbetrieb im mittleren Bereich liegt, d.h. eine Ladung auf 80% und folgende Entladung auf 20% ist 100%/40% bzw. 60%/0% vorzuziehen.

-Tools wie RMClock können helfen, die Temperatur des Laptops und damit auch des Akkus zu senken. Wie schon oben geschrieben, verlängert diese Maßnahme die Lebensdauer, abhängig davon wie der Rechner aufgebaut ist. Bei meinem alten X31 war der Akku vorne und hat sich praktisch überhaupt nicht aufgewärmt, beim X60s wird der Akku deutlich wärmer, da er direkt hinter der CPU sitzt.

-Falls klar ist, dass der Akku Monatelang nicht genutzt werden soll, Laptop ohne Akku benutzen und Akku lagern:

3. Wie lagere ich Lithium-Akkus am besten?

-Kühl. Ein Kellerraum hilft schon, wer sich daran nicht stört kann die Akkus auch im Kühlschrank lagern. Manchmal liest man von der Empfehlung die Akkus in die Gefriertruhe zu packen. Hiervon würde ich allerdings abraten, da bisher noch nicht geklärt ist, ob das nicht doch schädlich ist auf die Dauer.

-vor dem Einlagern auf 60% aufladen. Lithium-Akkus sollten mit ca. 50% gelagert werden, aber da durch die Akkuelektronik und die Selbstentladung der Energiegehalt des Akkus langsam abnimmt, ist man mit 60% auf der sicheren Seite. Da der Akku nicht längere Zeit tiefentladen gelagert werden sollte (hier ist aber momentan auch keine sichere Aussage möglich) sollte man nach ein paar Monaten mal schauen, wie hoch die Selbstentladung bisher war und ggf. wieder auf 60% aufladen. Bei höherem Ladestand nimmt die Lebensdauer des Akkus schneller ab.


So, mehr fällt mir erstmal nicht ein. Anregungen, Fragen und konstruktive Kritik sind gerne gesehen.
 
Dankeschön. Jetzt wirds klarer. Aber mit Schwellen z.B. Aufladen ab 75 und stoppen bei 80 kann ich ja nicht wirklich mobil arbeiten. Was empfehlt ihr zum mobil arbeiten?
 
wieso kannst du damit nicht mobil arbeiten?

Aufladen ab 75 heisst, dass der Akku aufgeladen wird, sobald der Ladestand auf <=75% gefallen ist UND das Notebook am Netz hängt. Hängt das Notebook nicht am Netz, läuft es trotzdem so lange bis der Akku komplett leer ist.

Mfg,
Lukas
 
Ich nutze seit über 3 Jahren erfolgreich (über 99% Restkapazität) als untere Schwelle 39% und als obere Schwelle 58%. Sofern ich mobil arbeiten muss, wird die obere Schwelle auf 75%-95% angehoben, je nach Bedarf.
 
Das stimmt schon, aber wie will ich dann bei mobilem Einsatz die schädlichen Werte von 20/80 vermeiden. Ich mein wenn ich zwar 75/80 einstelle, aber im mobilen doch mal bis auf 20 runterkomme, hab ich ja wieder eine Ladung die schlecht für den Akku ist.
 
Tja, man muss sich halt entscheiden, ob man das Notebook nur hat, um den Akku zu schonen, oder ob man manchmal auch damit arbeitet, und den Akku als Gebrauchsgegenstand ansieht, und ihn leiden lässt, damit man das halt tun kann.
 
Die Lithiumzellen werden bei zu geringfügiger Nutzung übrigens auch träge, d.h. ab und an sollte man einen kompletten Zyklus fahren. z.B. durch alle 3-4 Monate rekalibrieren.

Der Akku sollte ja auch seinen Zweck erfüllen können. Sofern der nicht ständig auf 100% geladen ist oder einmal die Woche komplett entladen wird, ist das idR unkritisch. Bei Nichtgebrauch eben bei 40-60% Ladezustand belassen.
 
okay, meiner ist seit 2 Monaten mit 83 Prozent im Book welches ständig am Netz hängt.
 
@Aviator: Die gleiche Frage hatten wir doch schonmal:
MrCromulent' schrieb:
Wie sieht es bei einem Desktop-Ersatzgerät aus, das zu 99,9% der Zeit am Netzteil hängt, der Akku aber im Gerät verbleiben soll?
Und wie war noch gleich die Antwort?
txg' schrieb:
@mrCromulent:
Akku im Gerät lassen und Ladeschwellen auf Ladebeginn bei 45% und Ladeende bei 50% stellen. Benutzen brauchst du den Akku nicht.

Naja, jedem das Seine...
 
ich hab doch nicht gefragt wie ichs machen soll. Ich hab lediglich festgestellt, dass ichs falsch gemacht hab.
 
So, jetzt hab ichs (glaub ich).
Meine Laptops stehen jetzt beide auf 60% (untere Ladeschwelle) und 80% (obere Ladeschwelle). Beim x200 werd ich ggf. die obere noch etwas erhöhen, da Wwan ganz schön Strom zieht.

Ich glaube ich korriegere beim Bett- und Couchlaptop die unter LS auf 20%. Damit hab ich dann immer die günstige Belastung von 60% und nicht bei einer Entnahme von ~1h gleich darauf wieder eine Ladung.
 
Eine jahreszeitl. angepasste Frage dazu...

- eiskalten Akku (0°C) erst "auftauen" lassen oder kann man den quasi gleich schadlos am ext. Lader laden? :S
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(das sich's laden der eiskalten Akkus im eiskalten Notebook verbietet, ist klar ;) )
 
würde ich erst akklimatisieren lassen, da sonst krichströme auf der oberflächenfeuchtigkeit entstehen könnten,

außerdem, so eilig kann man es doch gar nicht haben ;)
 
Ergänzend möchte ich den Link vom ElKo hinzufügen.

Ich finde der Artikel ist wirklich gut geschrieben und leicht verständlich.

Grüße
Audrey
 
da steht, dass sich die Wärme des Geräts auf den Akku überträgt, ist bei mir aber nicht der Fall. Mein Akku fühlt sich deutlich kühler an als der Unterboden meines Books.
 
Ach, du meinst also dein Akku zeigt dir bei Last auch mal 35°C oder mehr an, weil es in dem Aufenthaltsraum so warm ist?

@ u.mac
Würde auch erst mal aufwärmen lassen. ;)
 
mal eine kleine Frage hier an die Experten:

Was hat es zu sagen, wenn die Spannung des Akkus statt 10,8 Volt bei 11,88 Volt liegt? Wie schlecht ist das?
 
das ist überhaupt nicht schlecht ;)

bei meinen Akkus mit 14,4 V Nennspannung fangen die nach dem laden mit z.B. 16,2 V an und kommen dann mit abnehmender Kapazität in % bei 14,4 V an; an diesem Punkt wird dann auch gegebenenfalls die angezeigte Kapazität insgesamt geändert und irgendwo zwischen 14,4 und 14,0 V (Kapazität << 10%) schält das thinkpad ab, wenn man nicht das Netzteil dranhängt
 
okay, der Akku hat noch 81 Prozent und 11,78 da wollen wir doch mal sehen wo er am Ende ankommt. Danke dir
 
maho' schrieb:
Ich habe bei meinem TP die Schwellen auch eingestellt, undzwar von 50 bis 85 prozent. Wenn es jedoch lange am Netz ist, lädt der plötzlich bis 100% hoch 8| Hat jemand ne ahnung wieso.
Danke
Die Frage ist damals irgendwie untergegangen. Konnte das Problem auch bei meinem R400 feststellen. Trotz oberer Schwelle von 89% lädt er ab und an auf 100% auf. Wieso ist das so? Feature oder bug?
 
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