Descartes´ blinder Fleck: Er kann sich nicht selbst denken ohne den semantischen Raum, in dem sein Denken stattfindet.
(Das ist das grundstürzend Neue, noch nie Dagewesene bei KIs [bzw. LLMs/LRMs]: dass in diesem von uns Menschen hervorgebrachten sprachsemantischen Raum zum erstenmal auch nicht-menschliche Akteure auf für uns Menschen nachvollziehbare Weise, also "sinnvoll" navigieren.)
Die KI macht nichts anderes, als das wiederzugeben, was wir ihr beigebracht haben, indem wir sie mit Daten gefüttert haben.
Sie entwickelt keine Eigendynamik, die nicht mehr nachvollziehbar ist. Die Berechnungen werden nur so komplex, dass man sie als Mensch nicht mehr in einer kurzen Zeit nachvollziehen kann (Black Box aufgrund der Komplexität). Ursprung ist aber nichts "magisches" oder "sich selbst erzeugendes", sondern nur enorme Rechenleistung und Datenmengen, die ein Mensch manuell nicht mehr fassen kann.
Der Ursprung bleibt demnach im semantischen Raum des denkenden Menschen, weil dieser eben die KI geschaffen hat.
Natürlich wäre es unhaltbar, zu glauben, "Bewusstsein" finde gewissermaßen im luftleeren Raum statt, und habe keine Entsprechung in der physikalischen Welt. Das "Selbst" ist materiell.
Wieso ist das "natürlich" unhaltbar? Woher diese Selbstverständlichkeit? Weil es in der Schule so beigebracht wird?
Hast du Quellen, Nachweise oder in irgendeiner Form belastbare Belege dafür, dass das Selbst "materiell" ist?
Dann ist dir der Nobelpreis sicher. Wenn nein, ist das einfach eine Behauptung, die wissenschaftlich nicht haltbar ist.
Momentan ist das nichts weiter, als ein dogmatisches Weltbild (was sich über die Menschheitsgeschichte immer mal wieder gewandelt hat), fast schon eine Religion, die man den Materialismus nennen könnte, weil wir an etwas glauben, was wir aber nicht belegen können.
Zu jeder Zeit dachten die Menschen, sie wissen bescheid und sind unheimlich erleuchtet vom Wissen.
Dann kommen wir aber schnell wieder zur Ausgangssituation: Welches der Neuronen in meinem Kopf bin denn nun "ICH"?
Sicher ist nur, dass wir nichts wissen und offen sein sollten, bevor wir uns Weltbildern schmücken, die wir nicht im Ansatz belegen können.
Wenn du die Paper auf der Homepage liest, ist das materielle Substrat nicht der Träger des Bewusstseins. Das ist zugegeben ein abenteuerlicher Ansatz, allerdings auch nicht mehr spekulativ, als alle anderen Hypothesen zum Bewusstsein, die momentan gleichwertig nebeneinander existieren.
Für mich ist beides denkbar: Ich weiß es eben einfach nicht. Und wenn ich Behauptungen aufstelle, muss ich Fakten liefern!
Wir können hier nur von Hypothesen sprechen. Und die momentane Hypothese der Neurowissenschaften lautet: Im Kopf findet Verarbeitung von Information statt und am Ende entsteht dabei "irgendwie" Bewusstsein. So schreiben wir es in die Schulbücher. Das ist allerdings so, als würde ich behaupten, das Fernsehprogramm entsteht im TV, weil ich vom Satellitensignal selbst als elektromagnetische Strahlung bis dato noch nie etwas wahrgenommen habe. Keppler verfolgt einen anderen Ansatz, der die Funktionsweise des Gehirns mit den physikalischen uns bekannten Regeln vereint. Ob das nun richtig oder falsch ist weiß natürlich noch niemand. Noch ist es ein theoretisches, aber dafür mathematisch korrektes Modell nach wissenschaftlichen Standards. Dabei ist es egal, ob sich das richtig oder falsch anfühlt.
Unsere ganze Welt beruht auf "komische Prozesse": Irgendwie entsteht aus dem "Nichts" "etwas", ist eingebettet in Raum und Zeit, welche kein Anfang und kein Ende haben, aber irgendwie doch, weil sie sich ausdehnen, um dann wieder in sich selbst zusammen zu fallen. Und dann entsteht auch irgendwie noch zufällig Leben in diesem Irrsinn, was sich seiner selbst bewusst wird.
Schaut man genauer hin, sieht man, dass sich z.B. Relativitätstheorie und Quantenmechanik in Teilen deutlich widersprechen aber trotzdem beide wichtige Anwendung in unserer Welt finden. Versucht man die Theorien z.B. in der Stringtheorie zu vereinen, ist man plötzlich wieder bei Aussagen, die fast philosophisch wirken. Und in alle dem ist dann der Mensch, der denkt, er versteht, wie die Welt funktioniert.
Danke für den guten Austausch.
