Ich repariere so hin und wieder ThinkPads und habe deshalb einige Erfahrung mit dem Versand von Laptops gesammelt, die ich hier zusammenfassen möchte.
Alles, was ich hier beschreibe, bezieht sich auf den innerdeutschen Versand eines Laptops. Dieser findet nämlich meines Wissens ausschliesslich auf der Strasse statt. Die Besonderheiten der Luftfracht werden hier nicht berücksichtigt.
Bei einer Suche nach Versandvorschriften bei der DHL habe ich nur eine Anforderung gefunden: die Kennzeichnungspflicht von Geräten mit LiIo-Akkus mit mehr als 4 Zellen. Diese müssen eine entsprechende Kennzeichnung aufweisen. Mir ist kein Fall bekannt, wo ein Transportdienstleister bei einem Privatkunden ein Paket zurückgeschickt hat, weil so ein Kennzeichen gefehlt hat.
Was ist die Besonderheit bei einem Laptop? Das Display ist druckempfindlich und egal wie dick eine Polsterung ist, sie gibt einen äußeren Druck immer auf den verpackten Gegenstand weiter. Aus diesem Grunde gibt es spezielle Laptop Verpackungen. Z.B. werden die meisten Thinkpads in der OVP von zwei Schaumstoffhalterungen an den Seiten gehalten, so dass im Karton in der Mitte ein freier Raum bleibt. Vorausgesetzt man drückt den Karton nicht völlig ein, verhindert dies jeglichen Druck auf das Display. Ebenso weit verbreitet sind Universal-Laptopkartons bei denen mittels einer Klarsichtfolie der Laptop auf eine Pappe gespannt wird, die seinerseits so gefaltet ist, das sie in der Mitte eines Kartons zu liegen kommt und wieder ein Luftpolster den direkten Druck auf das Display verhindert. Wenn man also so eine spezielle Laptopverpackung hat, dann ist man damit auf der sicheren Seite. So ein spezieller Laptopkarton sollte dann nochmals in einen weiteren, gut gepolsterten Umkarton gesteckt werden.
In der Praxis ist es aber wohl häufig so, dass so eine Spezialverpackung nicht zur Verfügung steht und man sich anderweitig behelfen muss.
Was muss die Verpackung alles aushalten? Die DHL spezifiziert das über Grenzwerte für Berstfestigkeit und Kantenstauchwiderstand. Für den Otto-
Normalverbraucher übersetzt heißt das: das Paket muss einen freien Fall aus 60 - 80cm Höhe aushalten, ohne das der Inhalt beschädigt wird. Wieviel Verpackung das bedeutet, hängt entscheidend vom Gewicht des verpackten Gegenstandes ab.
Beispiele:
- eine USB-C Docking samt Netzteil wiegt ca. 500gr. Dafür reicht selbst ein dünnwandiges, gelbes Postpaket mit ein paar cm Luftposlterfolie auf allen Seiten.
- ein 12" Laptop samt Netzteil bringt es schon auf ca. 1,5kg. Das würde ich so einem gelben Postpaket schon nicht mehr anvertrauen, da braucht es schon etwas stabileres, z.B. einen Amazon Karton. Und die Polsterung darf hier auch ruhig 10 cm auf allen Seiten betragen.
- größere Laptops bringen es locker auf 3 - 4 kg. Da sollte dann der Karton auch für hohe Gewichte ausgelegt sein, z.B. Getränkekartons und auch die Polsterung muss entsprechend dicker gewählt werden.
Was nehme ich als Polsterung? Für kleinere bis mittlere Gegenstände ist Luftkammerfolie / Luftkammerpolster oder auch Packpapier oder Schaumstoff gut geeignet. Man kann zur Not auch zusammengeknülltes Zeitungspapier nehmen, dabei muss man aber darauf achten, dass man es fest genug stopft. Grundsätzlich ist dabei folgende Regel zu beachten: wenn man das geschlossene Paket stark hin- und herschüttelt, darf sich innen nichts bewegen!
Akku getrennt oder eingebaut? Diese Frage stellt sich immer weniger, da es fast nur noch fest eingebaute Akkus gibt. Bei älteren Modellen mit wechselbaren Akku würde ich den immer eingebaut lassen. Zwar ist es richtig, dass der ausgebaute Akku das Gewicht und damit die Bruchgefahr im Falle eines "Falls" mindert, andererseits kann ein falsch platzierter Akku im Paket auch viel Unheil anrichten.
Wohin mit dem Netzteil? Am besten auf eine Seite. Niemals mittig über dem Display!!!
Kombiversand von Laptop und einer DockingStation (die großen, nicht die USB-C Dockings). Am besten Laptop und Docking in getrennte Kartons und dann beide in einen Umkarton. Niemals den Laptop auf die Docking setzen und zusammengesteckt versenden!!!
ThinkPads haben bekanntlich ein Schwachstelle: schon bei einem leichten Druck auf den Deckel (z.B. in einem Rucksack oder in einem Paket) berühren die Tasten das Display. Wird der Laptop nun noch ordentlich durchgeschüttelt (z.B. in einem LKW über mehrere hundert Kilometer deutsche Autobahn), dann kommt es schnell zu den berüchtigten Tastenabdrücken auf dem Display. Deshalb lege ich immer ein Blatt Schreibpapier zwischen Display und Tastatur.
Welchen Transportdienstleister soll ich nehmen? Es gibt von jedem Dienstleister beliebig viele Horrorgeschichten, wie sie mit Paketen umgehen. Ich glaube die einzelnen Dienstleister schenken sich da nichts. Geht in jedem Falle immer vom Schlimmsten aus und verpackt eure Laptops so, dass sie das überleben. Sollte es jemals zu einer Beschädigung kommen, vergeudet keine Zeit damit vom Dienstleister eine Entschädigung einzufordern. Die gibt es nur im Falle eines Totalverlustes oder wenn er das Paket aufgeschlitzt oder plattgewalzt hat. Glücklicherweise ist mir das noch nie passiert. Die Beschädigungen, die ich erlebt habe, waren immer auf eine mangelhafte Verpackung zurückzuführen.
Beachtet die Voraussetzung für einen Nachforschungsantrag: mindestens 2 Wochen keine Sendungsverfolgung. Aus juristischen Gründen kann nur der Versender so einen Antrag stellen (auch wenn der in der Regel die geringste Motivation dazu hat).
Hier noch ein paar juristische Details: das BGB ist, was den Versandhandel zwischen Privatpersonen betrifft, nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit.
Nach BGB trägt der Käufer bei einem Privathandel das volle Transportrisiko. Da heißt es im schönsten Juristendeutsch "der Käufer trägt das Riskio der zufälligen Verschlechterung oder des zufälligen Untergangs." Aus diesem Grunde sollte man als Käufer vor dem Kauf sich um die Verpackung kümmern und diese ggf. mit dem Verkäufer festlegen. Was ich da schon erlebt habe spottet jeder Beschreibung. Manchmal hat man den Eindruck, die Leute hätten anstatt eines Laptops einen Backstein verpackt. Beispiel: in der Bucht verkauft jemand einen 14" Laptop und bietet als Versand ein 2 kg DHL Paket an. Das kann nicht gut gehen, denn das 2 kg DHL-Paket hat die Maximalmaße 60x30x15 cm. Da bleibt auf der Schmalseite (30 cm) für die Polsterung nicht mehr viel übrig.
Letztendlich ist die Verpackung eines Laptops immer ein Kompromiss zwischen Material, Kosten und Zeit, die man aufbringen will, und zwischen
dem Wert des Laptops.
Und nun viel Erfolg beim Packen!