Wieso benötigen wir Inflation ?

Sigi

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Hallo,

eben in den Nachrichten gehört, sinngemäss: die Inflation sei viel zu niedrig, das sei schädlich für unsere Volkswirtschaft. 2% wären "gesund". Wieso eigentlich?

Ich versteh das irgendwie nicht, wieso soll ich jedes Jahr 2% meiner Ersparnisse im Klo runterspülen?
Für wen oder was soll das gut sein?

Sigi
 
Um auf der sicheren Seite vor Deflation zu sein.

Beim PC haben wir uns damit abgefunden, dass Warten sich immer lohnt. Einige warten seit C64, dass ein Computer billig wird. :)

Wenn sich das in allen Bereichen einsetzt dann hortet jeder Bargeld unter seiner Matraze denn er weiss ja es wird morgen alles billiger werden. Kauft aber keiner, dann muss man die Preise senken um sie los zu werden und so setzt die Spirale ein.

Andererseits habe ich mich als Laie immer gefragt warum Projekte immer schuldenfinanziert sein muss. Vor einigen Jahrhunderten gab es dieses Instrument gar nicht und trotzdem hat die Wirtschaft irgendwie funktioniert? Seit Fugger und Co. wo man Geld als "Handelsware" entdeckt hat scheint man gar nicht anders wirtschaften zu können?

Jedenfalls nehme ich mit Staunen zur Kenntnis, dass z.B. Apple trotz ihrer Mrd. an Barreserven bei der Bank vorspricht statt auf ihr Guthaben zurückzugreifen wenn investitionen fällig werden.
 
Inflation ist wichtig wenn man ein auf Wachstum fokusiertes Wirtschaftssystem hat. Gäbe es keine Inflation, hätten wir eine Deflation, d.h. sinkende Preise. Diese mündet dann wenn sie zu lange anhält und zu stark ist in einer verhängisvollen Abwärtspirale von sinkenden Preisen, Konsumentenzurüchkhaltung bei größeren Anschaffungen, Investitions und Kreditstau etc. - und führt zu einer Wirtschaft mit Nullwachstum oder Rezession. Das sieht man an Japan, die seit den 90ern mit einem deflationären Abwärtsstrudel zu kämpfen haben.

Volkswirtschaftlich gesehen kann eine moderate Inflation also sehr sinnvoll sein, so lange sie nicht in einer Hyperinflation endet. Daher sind 2 % von Zentralbanken und Politik als Richtlinie ausgegeben.

Andererseits habe ich mich als Laie immer gefragt warum Projekte immer schuldenfinanziert sein muss.
Schulden sind sozusagen das Schmiermittel der Wirtschaft - ohne Schulden läuft nix. Auch im Mittelalter gab es schon Verschuldung...

Jedenfalls nehme ich mit Staunen zur Kenntnis, dass z.B. Apple trotz ihrer Mrd. an Barreserven bei der Bank vorspricht statt auf ihr Guthaben zurückzugreifen wenn investitionen fällig werden.
Weil man sein Eigenkapital, das im Ausland bei Briefkastenfirmen liegt, 1. nicht versteuern und 2. nicht reduzieren möchte. Die Schulden werden dann wieder aus den laufenden Umsätzen bezahlt, während das Eigenkapital stabil bleibt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier mal ein, meiner Meinung nach gutes, Video zum Thema Verschuldung:www.youtube.com/watch?v=YWVE0uwJues
 
Die essentielle Frage ist, brauchen wir ein Wirtschaftssystem, das auf Wachstum ausgelegt ist?
 
Schulden sind sozusagen das Schmiermittel der Wirtschaft - ohne Schulden läuft nix. Auch im Mittelalter gab es schon Verschuldung...

Weil man sein Eigenkapital, das im Ausland bei Briefkastenfirmen liegt, 1. nicht versteuern und 2. nicht reduzieren möchte. Die Schulden werden dann wieder aus den laufenden Umsätzen bezahlt, während das Eigenkapital stabil bleibt.

Mittelalter und Verschuldung... Jain.

Die Kirche hat Zinswucher als es erfunden wurde als eine Sünde bezeichnet das man nicht nur ein- oder zweimal begeht sondern ständig in jedem Augenblick. Es hat eine Weile gedauert bis diese neumodische Kram akzeptiert wurde. Der Islam hat ja immer noch ein Problem damit und die Ölscheichs verloren zum Teil Geld.

Was Eigenkapital betrifft finde ich es doch komisch. Wenn man von einer Bank billiger Geld bekommt als vom eigenen Konto, ist das nicht ein Zeichen, dass man das Geld schlecht verwaltet?
 
Mein Problem bei dem Thema ist, daß ich die große Angst vor einer leichten Deflation gefühlsmäßig nicht nachvollziehen kann.
Warum sollten sich die Konsumenten mit Anschaffungen zurückhalten, wenn es für das Geld auf dem Konto keine Zinsen gibt?
Ich hätte eher gedacht, daß eher mehr konsumiert wird, weil die Anschaffungen durch die weggefallene Inflation eben gerade nicht teurer werden, und somit das Geld für etwas mehr reicht.
 
Jedenfalls nehme ich mit Staunen zur Kenntnis, dass z.B. Apple trotz ihrer Mrd. an Barreserven bei der Bank vorspricht statt auf ihr Guthaben zurückzugreifen wenn investitionen fällig werden.

Der Leverage Effekt könnte ein Grund sein.
Ein Projekt rein mit Eigenkapital finanziert bringt z.B. 10% EK-Rendite...bei hohem Fremdkapitalanteil können daraus schnell 80% werden...und man hat noch eine höhere Liquidität.
 
@netghost:
Wachstum als solches ist sicher nicht gut, weil das schnell auf kosten von Mensch und Umwelt geht.

Im 19. Jh hin Europa und heute in China gab es dieses Wachstum ohne Rücksicht. Früher oder später kommt die Einsicht, dass es langfristig nichts bringt, die Umwelt zu zerstören oder seine Arbeitskräfte auszubeuten.

Man hat ja z.b. auch Wachstum, wenn alle ihre Heizung von Braunkohle auf umweltfreundliche Quellen umstellen.
 
@Gummiente:
In DE würde ich auf steuerliche Gründe tippen. Investitionen kann man vom Gewinn abziehen, was die Steuerlast senkt. Das macht wahrscheinlich mehr aus, als die Kapitalertragssteuer bei Barreserven, zumal die nicht unbedingt kurzfristig verfügbar sind.
 
Gäbe es keine Inflation, hätten wir eine Deflation...
Na ja, wenn es nicht vorwärts geht, heisst das ja nicht zwingend, dass es rückwärts geht.
Warum geht nicht einfach ein neutraler Zustand?
Momentan liegt die Inflation nahe bei Null - und wo ist aktuell das grosse Problem damit?

Schuldner profitieren von einer Inflation. Warum muss das sein? Wieso soll einer profitieren - auf Kosten von anderen? Für Sparerer ist Inflation nämlich keine gute Sache. Allein für den deutschen Staat mit seinen knapp 2200 Mrd. Euro Schulden lösen sich bei 2% Inflation jedes Jahr 44 Mrd. Schulden in Luft auf. Der Bürger soll sparen und vorsorgen - gleichzeitig gilt die Empfehlung, ihm 2% seiner Vorsorge jährlich den Lokus runter zu spülen. Als Begründung liest man das übliche Matra vom Wachstum.

Fand im Netz einen Komentar eines Börsenberichtersatter, der meinte (sinngemäss): der Sparer solle nicht rummeckern, es gäbe ja gute Alternativen zum Sparen (Zocken an der Börse). Also auf in die Spielbank, denn dort locken saftige Gewinne für alle.

Sigi
 
Warum muss das sein? Wieso soll einer profitieren - auf Kosten von anderen? Für Sparerer ist Inflation nämlich keine gute Sache.
Für Sparer ist aber auch das was wir jetzt haben keine gute Sache - zwar kaum Inflation, aber dafür auch Zinsen nahe null bzw. erste Banken haben schon begonnen, den Zinssatz ins Negative zu drehen (!), zumindest für Geschäftskunden.

D.h. Geld haben Kostet bald Geld, statt dass es Zinsen einbringt^^

Momentan liegt die Inflation nahe bei Null - und wo ist aktuell das grosse Problem damit?
Das ist auch ein Indikator über den Gesamtzustand unserer Wirtschaft. Z.B. geben Banken seit der Finanzkrise verhältnismäßig kaum noch Kredite.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Problem bei dem Thema ist, daß ich die große Angst vor einer leichten Deflation gefühlsmäßig nicht nachvollziehen kann.
[...]

Nicht nur bezogen auf das Zitat, sondern auch auf die ursprüngliche Fragestellung des TE:

Bei Interesse kann man sich an einem ungemütlichen Winter-Wochenende einmal z.B. mit der Japan-Krise (Stichwort: The Lost Decade(s)) beschäftigen.
Dort wird deutlich, welche Auswirkung u.a. Deflation bzw. das Fehlen einer "gesunden" Inflation haben kann.
 
Z.B. geben Banken seit der Finanzkrise verhältnismäßig kaum noch Kredite.
Wenn's denn so wäre :rolleyes: Ich darf mindestens 2 mal im Monat die Kreditwerbung meiner Hausbank aus dem Postkasten fischen und die Kreditwerbungen im Fernsehen haben auch schon lange die für Wachstumssparen und co überholt (kaum noch Kredite sieht für mich anders aus).
Nebenbei wird noch fleißig über Privatinsolvenzen, unbezahlte Rechnungen, Spekulationsblasen und Spekulationen auf fallende Kurse gejammert, aber ändern tut sich höchstens was gegen die Sparer, weil die ja die Wirtschaft momentan nicht ankurbeln :pinch:

Wirtschaft ankurbeln auf Pump kann ja kurzfristig funktionieren,
aber spätestens wenn Firmen schließen, weil sie auf unbezahlten Rechnungen sitzenbleiben (da die Banken in dem Fall einer Privatinsolvenz immer schneller sind und zugleich näher an den Verbindlichkeiten sitzen), kehrt sich irgendwann der Spieß um.
 
Ich darf mindestens 2 mal im Monat die Kreditwerbung meiner Hausbank aus dem Postkasten fischen und die Kreditwerbungen im Fernsehen haben auch schon lange die für Wachstumssparen und co überholt (kaum noch Kredite sieht für mich anders aus).
Es geht um große Kredite (und damit meine ich wirklich "Groß"). Und zwar Kredite an Unternehmen und Kredite zwischen den Banken.

Was ist wohl der Grund, dass die Zentralbanken so viel billiges Geld auf den Markt werfen? Um die Kreditvergabe anzuheizen. ;) Selbst das hilft mittlerweile aber kaum noch...System kaputt^^

aber ändern tut sich höchstens was gegen die Sparer, weil die ja die Wirtschaft momentan nicht ankurbeln
Die Verbraucherleistung wird hier in Deutschland leider von den Ökonomen sehr geringgeschätzt. Keynesianismus wird hier seit der Regierung Schmidt kaum noch vertreten. Zu Weihnachten schmeißt der Verbraucher sein Geld ohnehin aus dem Fenster.

Worum es vor allem geht: Investitionen im Unternehmensbereich anheizen. Deshalb werden die Unternehmenskunden und die Konten mit hohen Guthaben ja auch zuerst mit der "Guthabengebühr" (aka Negativzinsen) belegt.
 
@Sigi
Die Sparzinsen sind seit langem unter der Teuerung und auch unter den Kreditzinsen.

Sparen mit Tagesgeld oder Sparbuch bringt generell wenig. 4% Zinsen auf Tagesgeld kling gut, auch wenn die Inflation bei 4,5 liegt und der Baukredit bei 10%.

Wer Ertrag will, muss das Risiko in Kauf nehmen und Glück haben.
 
Natürlich gibt es Kredite. Nur die Konditionen orientieren sich stark am Risiko für die Bank. Schau mal bei dieser Werbung ins Kleingedruckte: "Bonität vorausgesetzt".
 
Sparen mit Tagesgeld oder Sparbuch bringt generell wenig. 4% Zinsen auf Tagesgeld kling gut [...]
Mittlerweile klingt das sogar sehr gut :eek:
Aktuelle Tagesgeldkonten bringen im Schnitt unter 1% http://finanzen.check24.de/konto-kredit/tagesgeld/tagesgeld-vergleiche/

Wer Ertrag will, muss das Risiko in Kauf nehmen und Glück haben.
Oder alte Bausparer verteidigen (leider ist bei mir generell zu wenig Geld für sowas vorhanden :whistling:)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • ok1.de
  • ok2.de
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