Also Blindtests mit MP3 vs. WAV habe ich auch schon gemacht. Leider waren die Kopfhörer eher was robustes und günstiges für Publikumsverkehr und weniger für Hifi und leider waren die Stücke mir allesamt unbekannt. Aber bei 128k konnte ich MP3s noch ziemlich zuverlässig von den WAVs unterscheiden, bei 160kbit/s wurde es schwierig, bei 192kbit/s ist es mir in dem Equipment nur noch selten zuverlässig gelungen. Mit bekannten Stücken und Hifi-Kopfhörern müsste aber zumindest bis 160 kbit/s der Unterschied noch hörbar sein.
Was die Kabel angeht: Ihr habt schon recht, eine digitale Übertragung ist entweder heile oder kaputt. Wenn sie heile ist, ist auch der Klang unverfälscht, da macht dann auch ein anderes Kabel keinen Unterschied. Wenn die Übertragung kaputt ist, hält das Kabel seine Spezifikationen nicht ein oder eingekoppelte Störungen sind zu stark (oder es wird falsch/außerhalb der Spezifikationen genutzt). Dann ist es natürlich Glückssache, ob dank Fehlerkorrektur noch irgendwas halbwegs kaputtes ankommt oder einfach gar nichts. Aber den Klang verändern Kabel bei digitalen Übertragungen niemals, sofern die Übertragung heile ist - und wenn sie nicht heile ist, hat man ganz andere Probleme.
Bei analogen Übertragungen müssen wir zwischen den Signalkabeln und den Lautsprecherkabeln unterscheiden. Bei Lautsprecherkabeln herrschen ganz andere Spannungen und Ströme. Da machen eingekoppelte Störungen im mV-Bereich nicht viel aus gegenüber den "großen" Spannungen des tatsächlichen Signals. Meist werden eingekoppelte Störungen daher nicht hörbar sein, weil die Lautsprecher-Chassis viel zu träge sind, diese Störungen abzubilden, also in Ton umzuwandeln. Theoretisch ist eine Veränderung des Klangs durch eingekoppelte Störungen aber möglich, die müssten aber wirklich stark sein. Aber auch innerhalb der Spezifikationen hat so ein Kabel einen Widerstand, eine Induktivität und eine Kapazität, die den Klang auf jeden Fall verändert. Der Widerstand dürfte nicht hörbar sein, da geringer Einfluss und durch höhere Aussteuerung des Verstärkers auszugleichen, aber er sollte natürlich trotzdem möglichst niedrig sein. Die Kapazität kann den Verstärker beeinflussen, sollte aber im Normalfall auch gering genug sein.
Aber die Induktivität des Kabels liegt durchaus in einem hörbaren Bereich. Ein
Kabel mit 1mm Radius (2mm Durchmesser, 3,14mm² Querschnittsfläche) und einem Abstand von 1cm zwischen den beiden parallel verlaufenden Adern hat eine Induktivität von knapp 1 µH (0,921 µH) und damit eine Impedanz von etwas mehr als 0,1 Ohm (0,116 Ohm) pro Meter bei 20 kHz. Der ohmsche Widerstand von Kupferkabel liegt dagegen ungefähr um Faktor 20 niedriger. Bei 10m Kabellänge und einer Frequenz von 20 kHz reden wir also von etwa 0,06 Ohm (0,0569 Ohm) ohmscher Widerstand und ca. 1,2 Ohm Impedanz. Bei 20 Hz liegt die Impedanz nur bei ca. 0,001 Ohm, also verschwindend gering. Wenn wir also unseren 100W-Lautsprecher mit 8 Ohm damit betreiben, dann fließen ca. 3,536A in den Spitzen. Damit liegen am Ausgang des Verstärkers 28,284 V an, wovon etwa 0,203 V bei 20 Hz und 3,849 V bei 20 kHz auf dem Kabel abfallen. Das bedeutet etwa 0,06 dB Dämpfung bei 20 Hz, aber 1,27 dB (und damit ca. 1,2 dB mehr) bei 20 kHz. Das ist schon definitiv im hörbaren Bereich. Kurz: Das Lautsprecherkabel kann sehr wohl Einfluss auf den Klang haben, speziell in den Höhen. Je nach Induktivität des Kabels, die man durchaus beeinflussen kann. Andererseits sind 1,2dB bei 20 kHz schon schwer zu hören; bei vielen vermutlich schon über der Grenze dessen, was sie noch hören.
Bei analogen Signalkabeln sieht es nun etwas anders aus. Hier sind zumindest die Störungen schon mal ein ganz anderer Faktor. Denn bei Signalpegeln von meist um 1V (maximal 2V bei Line "erlaubt"/vorgesehen, oft wird auch auf maximal 0dBU = 0,775V eingepegelt), bei Consumergeräten auch -10dBV ≈ 0,32V, sind dagegen eingekoppelte Störungen im mV-Bereich natürlich "mächtiger" - sie machen schließlich, verglichen mit dem Signal, deutlich mehr aus. Gerade billige Kabel sind auch gerne nur einfache Zwei-Draht-Leitungen, wo Störungen leichtes Spiel haben. Höherwertige Kabel nutzen verdrillte Adern oder Koaxialkabel und sind so deutlich weniger anfällig für Störungen, geben den Klang also "besser" ans Ziel. Aber auch dann ist es natürlich nicht zwingend "störungsfrei", denn hundertprozentige Schirmung gibt es nicht und da das Signal analog ist, gibt es auch keine Fehlerkorrektur. Störungen sind also immer vorhanden - es ist nur die Frage, wie stark (und damit, ob sie hörbar sind oder nicht). Aber auch ein Signalkabel hat Widerstand, Induktivität und Kapazität. Eine vereinfachte Rechnung findet sich hier:
http://www.elektronikinfo.de/audio/audiokabel.htm Dort wird gezeigt, dass man durchaus auch hier mit einer ungünstigen Kombination einen mess- und hörbaren Einfluss auf den Klang haben kann, im Beispiel -3dB bei 14,5 kHz. Andererseits wurde dafür mit Extremwerten gerechnet. In der Praxis ist der Effekt deutlich geringer - aber man sieht: er kann auftreten bei billigen Kabeln bzw. ungünstigen Kombinationen. Spätestens wer mal ein billiges Cinch-Kabel für höherfrequente Signale (z.B. FBAS/Composite Video) genutzt hat, wird auch auf den ersten Blick einen Unterschied zwischen einem schlechten und einem guten Kabel sehen. Das veranschaulicht den Effekt sehr gut, der bei Audio-Signalen auch auftritt - nur dass er halt bei Audio-Signalen deutlich geringer ist. Bei gutem Verstärker und gutem Kabel aber eben auch im unhörbaren Bereich liegen kann.
Fazit:
- Digitale Übertragungen funktionieren - dann ändert ein besseres Kabel nichts an Bild- oder Tonqualität - oder sie funktionieren nicht (gestört, kaputt, ..). Bei letzterem wird der Klang aber nicht in seinen Frequenzanteilen verändert, sondern es kommt zu Aussetzern o.ä. Kabel verändert bei digitalen Übertragungen also nichts am Klang!
- Analoge Übertragungen sind sehr wohl vom Kabel abhängig. Höherfrequente Signale werden immer stärker gedämpft als tieferfrequente Signale. Der Klang wird also "dumpfer". Ein gutes Kabel kann diesen Effekt verringern. Ob der Effekt aber im hörbaren Bereich liegt, hängt davon ab,
wie schlecht die Kabel vorher waren. Zwischen einem guten und einem sehr guten Kabel sind die Effekte also ggf. auch weit außerhalb des hörbaren Bereichs, bei Billigkabeln oder in Extremfällen kann es aber auch im hörbaren Bereich liegen.