Warum Wissenschaftler ihre Leser quälen ...

ingolf

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Ein Artikel in SPON (http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,758029,00.html) und mein erster Gedanke - Bauer, Goos: Informatik Erster & Zweiter Teil (:facepalm:). Ich weiß, beide Wissenschaftler zählen zur Elite der deutschen Informatik. Ich denke, dass sie in der Forschung einige Verdienste geschaffen haben. Das Vergnügen bei den Kollegen eine Vorlesung zu besuchen hatte ich (leider) nicht (ich - Uni Stuttgart), aber die Didaktik dieses grundlegenden Texts war aus meiner Sicht nicht leicht verdaulich. Interessant war (und ist), dass die muttersprachlich (US-) englischen Autoren selbst schwierige Sachverhalte um Klassen besser darstellen konnten (Compilerbau, BS-Grundlagen, ...).

Vielleicht habt Ihr ja auch interessante Titel, die Ihr benennen könnt.

Grüße, Ingolf.

P.S.: Auch ich denke, dass es MINT-Autoren gibt, die aus einer Banalität eine unverständliche Abhandlung gestalten können (und den Geisteswissenschaften da wohl ebenbürdig sind) :crying:.
 
Der Artikel sagt eigentlich aus, was man öfters denkt wenn man sich manche Literatur für Mathe usw. ansieht - hauptsache kompliziert ausgedrückt. Man glaubt gar nicht, wie viel Mühe man investieren kann, Sachen kompliziert auszudrücken.
 
Man kann sogar ganze Vorlesungen so aufziehen.
Wie einfach einige meiner Kurse (und die dazugehörigen Aufgaben) eigentlich waren, und wie unverständlich mir die Darstellung des ganzen Themas war (bis jemand mir an einem Nachmittag/Abend das komplette Semester erklärt hat) ist erstaunlich. Es geht sogar so weit, dass die langweilige und komplizierte Darstellung mancher Sachverhalte einen richtiggehend weghören lassen, nur damit man zwanzig Minuten später beim "mal wieder reinhören" nicht die leiseste Ahnung mehr hat worum es überhaupt geht. Und da das dann in gleich mehreren Fächern der Fall war, kam ich mir nach ner gewissen Zeit auch reichlich dumm vor, weil offensichtlich zu dumm um einfache Sachverhalte zu verstehen.
Den Vogel des "kompliziert ausdrückens" hat aber meiner Meinung nach der gute Martin Heidegger (ein 1976 gestorbener deutscher Philosoph) abgeschossen. Ich zitiere:
"Das Spiegel-Spiel der weltenden Welt entringt als das Gering des Ringes die einigen Vier in das eigene Fügsame, das Ringe ihres Wesens. Aus dem Spiegel-Spiel des Gerings des Ringes ereignet sich das Dingen des Dinges."
Ach, und fragt mich bitte nicht was das bedeuten soll. Es geht aber wohl um Phänomenologie.
 
Ich denke der Sinn und Zweck derartiger Formulierungen ist nur ein einziger:

Den Text so kompliziert auszudrücken, dass ein Gegenüber ihn nicht mehr versteht. Die Nachfrage nach einer eventuell nicht-verstandenen Passage wird damit gleich im Keim erstickt.

Methaphorisch:
Werfe ich einen Kiesel auf dich, wirfst du höchstwahrscheinlich zurück.
Werfe ich mit einem kleinen Felsen stehst du höchstwahrscheinlich nicht mehr auf.
 
...

Den Text so kompliziert auszudrücken, dass ein Gegenüber ihn nicht mehr versteht. Die Nachfrage nach einer eventuell nicht-verstandenen Passage wird damit gleich im Keim erstickt.

...

es kann auch anders herum gedacht sein: es derart kompliziert auszudrücken um ein Nachfragen zu provozieren, um weitere Anekdoten Preis zu geben und von seiner "interessanten" Arbeit zu berichten.

Gruß Pan
 
Ich denke der Sinn und Zweck derartiger Formulierungen ist nur ein einziger:

Den Text so kompliziert auszudrücken, dass ein Gegenüber ihn nicht mehr versteht. Die Nachfrage nach einer eventuell nicht-verstandenen Passage wird damit gleich im Keim erstickt.

Oder um Nichtwissen zu verschleiern?! Denn wie wir ja wissen, weiss Wissenschaft nix - Sie "schaft" (Pseudo) Wissen - wie sich aus dem Namen leicht ableiten lässt ;)
 
Teilweise ist es aber gerade im wissenschaftlichen Bereich extrem schwierig bis unmöglich, ohne die entsprechende Terminologie auszukommen. Man stelle sich vor, man müsste einen wissenschaftlichen Ausdruck umschreiben. Das bräuchte Unmengen von Silben und Zeit anstatt einfach den entsprechenden Terminus zu benutzen.

Aber ihr habt Recht... viele Artikel werden unnötigerweise dermassen verkompliziert, dass kein Mensch mehr durchblickt.

Edit: die einzige Sprache, welche weltweit gleich gesprochen wird, ist die Mathematik ;) .
 
Vielleicht sprechen (schreiben) diese Leute in ihren Publikationen ja auch nur so,
um Missversändnisse zu vermeiden bzw keine Unklarheiten entstehen zu lassen.

Ob das klappt oder nicht, sei mal dahingestellt.

btw.
Ein Mathe Witz zum Thema:

Ein Mathematiker lässt sich von seiner Frau scheiden, weil sie sagte: "Ich liebe Dich"
Sie hätte besser gesagt: "Ich liebe Dich, und nur Dich!"
 
Bezieht sich aber alles auf Geisteswissenschaften und da ist das mit der Wissenschaft eh so eine Sache. Komplexe und vielleicht nicht so populäre Formulierungen sind manchmal nötig um die Mängel natürlicher Sprachen auszugleichen.
 
Zum Glück bin ich Naturwissenschaftler...
Da ist die Standardsprache ohnehin Englisch und es kommt nicht auf die Form an (die ist zugegebenermaßen ab und zu eine Katastrophe ;)), sondern darauf, dass man versteht was gemeint ist.

P.S. - Diesen Mathematikerwitz finde ich sogar noch "lustiger":
Der Mathematiker kommt total betrunken nach Hause. Seine Frau fragt ihn: "Wieviel Bier hast du denn getrunken? Antwortet der Mathematiker: "Ich habe (mindestens) ein Bier getrunken".
 
Ähnlich kenne ich es noch aus meiner Erstausbildung in der Elektrotechnik.

Technologie in der Berufsschule . Ingenieur steht vorne und redet und redet. Ein großes Fragezeichen über allen Zuhörern. Er verlässt den Raum und ein fast einstimmiges Hääähhh geht durch den Raum.

Es betritt der jenige den Raum der nun im Anschluss eigentlich die Wirtschaftslehre vermitteln soll. Er sieht auf Tafel und Whiteboard, in die Gesichter seiner gegenüber und spricht : "aaaahhh das hat der Herr Kollege gerade vergeblich versucht zu vermitteln"

Er begann das Thema der letzten 4 Stunden aufzugreifen und vermittelte den gesamten Inhalt innerhalb 20 Minuten in verständlicher Form für alle.
 
Edit: die einzige Sprache, welche weltweit gleich gesprochen wird, ist die Mathematik ;) .

Da liegst du falsch.
Grundsätzlich ist es mathematisch gesehen eher schlecht eine solch allgemeingültige Aussage zu treffen, denn es genügt ein Gegenbeispiel um sie zu wiederlegen :=)

Du glaubst garnicht wie viele unterschiedliche Schreibweisen (und daher auch Sprechweisen) es für ein und die selbe Sache in der Mathematik gibt.
Auch in diesem Fachbereich soll es vorkommen das mehr als ein Wissenschaftler an mehr als einem unterschiedlichen Ort zu ähnlicher Zeit am gleichen Problem forscht. Das dabei dann unterschiedliche Fachtermini für gleiche Begebenheiten entstehen ist extrem wahrscheinlich und kommt vor.
 
Bezieht sich aber alles auf Geisteswissenschaften und da ist das mit der Wissenschaft eh so eine Sache...

Ich bin zwar kein Geisteswissenschaftler aber was soll das?

Das ist eine Wissenschaft. Punkt.

Diese missgünstigen Kommentare die anscheinend aus Unwissenheit geboren werden stoßen mir seit geraumer Zeit auf.
 
Soll als "Eineindeutigkeit" (Bijektivität) interpretiert werden. Ich finde ihn witzig... kannte ihn jedoch schon.

Das war schon klar, nur sind diese Witze trotzdem eher flach. Da gibts schon bessere, wer z.B. den "WIe fängt ein Mathematiker/Informatiker/Xyz ein Elefant ein?"- Witz kennt, der ist lustig ;) Aber das ist natürlich total subjektiv ;)

@Fahrplan
Reg dich nicht auf. Ich z.B. hab den Beitrag nach dem ersten Satz schon übersprungen ;)
Erst wegen deines Posts hab ich ihn dann doch ganz gelesen. ;)

Ansonsten denke ich haben die Geisteswissenschaftler die bessere Sprache und bessere Fähigkeit sich auszudrücken* und deswegen sind Lehrbücher im Naturwissenschaftlichen Bereich auch eher Katastrophe, wenns darum geht etwas in "normalen" Worten auszudrücken oder zu veranschaulichen.(!) (es geht nicht um Fachjargon ... der hat schon seine Berechtigung.).

*= Woran liegt das? Nunja, Geisteswissenschaftler gehören einfach meist zu kommunikativeren Sorte meiner Erfahrung nach (weder wertend noch abwertend!) und schreiben wesentlich mehr "Prosa"(=Text in normale Sprache) als es ein NaturWi das tut. Ausserdem erwartet man da auch mehr, das die Sprache in einem Text korrekt und fehlerfrei ist - bei den NaturWi's ist das eher nebensächlich.
(Das ist wie gesagt nicht wertend gemeint und nur auf Studis bezogen.)
 
man muss das alles nicht so kompliziert ausdrücken. zumindest aus der medizin (die ja angeblich auch eine wissenschaft sein soll;)) weiß ich, dass damit manchmal auch nur der patient unwissend gehalten werden soll.
das gleiche gilt für juristen (obwohl man hier mit dem argument wissenschaft vorsichtig umgehen sollte:D). hier wird halt manchmal um eine formulierung jahrelang gestritten.
die sprachverwirrungen der philosophie (liebe zur wahrheit) haben für mich auch ganz klar den auftrag andersdenkende zu diskreditieren (war jetzt fast doppelgemoppelt).

auch das verwaltungsdeutsch ist schwer verständlich. leider sind in den verwaltungen alle projekte zur vereinfachung der verwaltungssprache bisher gescheitert.

gruß in't huus

gatasa
 
Als ich den Artikel auf SPON gesehen hatte dachte ich mir gleich das es da doch sicherlich um die Geistes"wissenschaften" geht …
;)

Aber Satzkonstrukte die extra so aufgebaut sind, das sie auch ja niemand auf anhieb verstehen kann gibt es natürlich durchaus auch in den Naturwissenschaften, nur treten die da meiner Meinung nach nicht so häufig auf. auserdem gibt es da - meiner beobachtung nach - auch den willen sich klar, knapp und verständlich auszudrücken. Mir wurde schon in mehreren Veranstaltungen an deren ende eine "Artikel"/Essay zu schreiben war eingetrichter das man z.B. auf jeden fall Ellenlange Kettensätze vermeiden soll, und drauf schauen soll das die ganze Sache verständlich bleibt. Fachwörter sollen, bzw. müssen natürlich verwendet werden, daher ist das von Laienverständlich noch weit entfernt, aber mit solchem bescheuerten Geschwafel wie die Beispiele auf SPON hat das nix zu tun.

Ändert aber alles nichts dran das Deutsch eh kaum noch eine Rolle spielt. Literatur größtenteils auf English, Fachbegriffe größtenteils Englisch, vorlesungen Englisch, etc. Warum soll man dann noch auf Deutsch schreiben? liest ja dann eh keine Sau …

vert
 
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