Mal prinzipiell zu Wasserschäden
Ich wollte hier nur mal kurz beschreiben, was man machen sollte, wenn Flüssigkeit in das TP kommt. Durch meine Arbeit bekomme ich häufig elektronische Geräte in die Hand, die einen Flüssigkeitsschaden haben. Also, mal zusammengefasst:
Zuerst sollte man sehr schnell reagieren, da zählen Sekunden! Alle Strom-/Spannungsversorgungen schnellstens entfernen. Das heisst beim TP,Netzteil abziehen, Akku 'raus! Wenn möglich, dann aufschrauben und BIOS-Batterie abstecken. Dann kann man erstmal Luft holen...
Ist irgenwo auf der Platine zwischen Leiterbahnen ein Potenzialunterschied, setzt sofort die elektrolytische Zerstörung ein. Ist kein Potenzialunterschied mehr da, hat man etwas Zeit, dann kann "nur" noch der chemische Angriff wirken.
Dann kommt es natürlich darauf an, was da 'reingelaufen ist. Das Beste ist Wasser. Da passiert erstmal am wenigsten. Dann kommt Kaffee, Limonade, Cola, am schlimmsten sind Fruchstsäfte und Milch. Man kann das ungefähr nach dem Säuregehalt so sortieren.
Es heisst also: Gerät zerlegen und reinigen/trocknen. Ist die Flüssigkeit in's CD/DVD-LW geraten, kann man das meist vergessen. In solchen Laufwerken ist Elektronik, feine Mechanik und empfindlich Optik. Aber da das Laufwerk austauschbar und verhältnismäßig günstig zu bekommen ist, kann man sich später darum kümmern. Hauptaugenmerk sollte auf das Board gelegt werden. Entgegen anderen Meinungen, wasche ich es nicht mit Isopropanol, sonden mit entionisierem Wasser ab. Nichts gegen Isoprop, kann man auch verwenden, doch lässt es Kunststoffe quellen und dringt tief in das Leiterplattenmaterial ein. Auch löst es Flussmittelrückstände, die danach aktiviert werden, d.h. das (immernoch enthaltene) Kolophonium wird aufgelöst, die hygroskopischen Salze bleiben zurück und machen meist nach einiger Zeit erneuten Ärger. Also mit entionisiertem Wasser gründlich abwaschen (notfalls geht auch destilliertes Waser). In der Industrie werden Leiterplatten auch in Wasser gewaschen! Das allerwichtigste ist das Trocknen. Die besten Erfahrungen habe ich mit einem Umluftofen gemacht. Die Leiterplatte aus dem Wasser nehmen, etwas "Ausschütteln", um große Tropfen zu entfernen und dann bei 60° in den Umluftofen. Dort sollte die Platine mindestens 12 Stunden liegen bleiben, damit auch Wasser, was sich unter den Bauelementen befindet, mit Sicherheit verdunstet ist.
Ist die Platine dann im Ofen gewesen, habe ich gute Erfahrungen mit WD-40 gemacht. Einfach die komplette Platine damit einsprühen. Da kann nichts passieren. In WD-40 sind kriechende Öle, die wasserverdrängend wirken. Und blanke Teile werden geschützt (Kontakte usw.).
Schaden kann also nur entstehen, wenn die Flüssigkeit zu lange einwirkt. Gerade an Stellen, wo unterschiedliche Metalle elektrisch miteinander verbunden sind. Durch die Spannungsreihe entstehen kleine Elemente (in der Säure der Flüssigkeit), die das unedlere Metall zerstören. Das passiert hauptsächlich an Steckverbindern (Zinn/Messing). An Bauelementanschlüssen passiert meist nichts, da diese verzinnt sind.
Ich denke, ich konnte ein paar Tipps aus der Praxis geben!