Zum Thema:
Hmm, bei solchen Fragen bin ich mir ja nie so ganz sicher, ob Android als Linux zu zählen ist. Angenommen, es geht hier tatsächlich nur um den Desktop, bin ich wohl eher einer der "Ausprobierer". Ich versuche es mal mit einer einigermaßen ausführlichen Antwort:
...an die Ausprobierer, die wieder zurück sind
- Warum habt ihr Linux ausprobiert? Was war euer persönlicher Hauptgrund?
- Warum hat Linux für euch nicht gepasst? Was war euer persönlicher Hauptgrund, nicht dabei zu bleiben?
- Welche Distribution habt ihr ausprobiert und warum gerade diese?
Ich war Mitte der 1990-er Jahre noch Schüler. KDE 1.x war gerade im Entstehen begriffen, damals wohl überwiegend von S.u.S.E. gefördert, was heute wohl trotz mehrfacher Umfirmierung noch nicht völlig anders ist, und die verbreiteten Desktops für unixoide Systeme hießen noch CDE oder eben mwm, twm und dergleichen. Die Computer-AG wurde damals von WfW 3.11 - dem ersten Windows meines Lebens - irgendwann auf Linux migriert, ich glaube, es war S.u.S.E. Linux.
So schwach das auch klingt:
Die coolen Kinder hatten Linux und ich nutzte meinen noch recht neuen eigenen Rechner damals nur, um Solitär zu spielen und MP3s zu kopieren. Ich hatte keinen "Hauptgrund", es war mir nur einfach egal, also habe ich ebenfalls S.u.S.E. Linux eine Chance gegeben. (Aus einem ähnlichen Grund - es war mir egal - kam später immer mal wieder eine Linuxdistribution in einer virtuellen Maschine oder als Dual-Boot auf meine Systeme, darunter Obskuritäten wie Corel Linux. Mein letztes Desktop-Linux, Fedora 17 Beta, hat mir beim Update allerdings sämtliche Einstellungen und Daten zurückgesetzt. Das war der letzte Strohhalm; aber ich greife vor.)
Ich hatte also irgendwann ein Linux. Es hat funktioniert, KDE war schön groß und bunt und hat angenehm
anders ausgesehen, aber es hat mich furchtbar gelangweilt. Alles war anders, aber nichts war irgendwie besser. Jajaja, "kostenlos", nicht, wenn man es im Laden kauft, was ja damals noch üblich war - und meine Windows-OEM-CD hatte auch nichts gekostet und hatte auch ein hübscheres Solitär. Linux flog also nach einigen anderen Experimenten mit WinLinux, Red Hat Linux und dergleichen bald wieder runter und wurde erst Jahre später wieder interessant, als in meinem Bekanntenkreis eine zweite Linux-Hype-Welle hochschwappte. S.u.S.E., versteht sich - das erste wirklich einsteigerfreundliche Linux hat so manchen Konkurrenten überlebt. Allerdings fand es nie einen Platz in meinem Bootloader, Virtualisierung war damals fast so ein großes Ding wie Linux. Während ich in einer virtuellen Maschine diverse Linüxe auf ihre Ich-Tauglichkeit testete, begannen virtuelle Webserver preislich interessant zu werden. Auf so einen Webserver gehöre
natürlich Debian Linux, erzählte man mir, und ich habe das einfach mal geglaubt.
Damit hatte ich nun schon zwei verschiedene Linuxlaufbahnen: Die auf dem Server, die quasi mit einem Sprung ins kalte Wasser begann, und die auf dem Desktop. Während und weil mein Debianserver wuchs und gedieh, wurde Desktop-Linux wieder interessanter. Zu Ubuntu: Gesehen - gelacht - gelöscht. Unity hat das später auch keineswegs besser gemacht. Nach einigem Herumprobieren landete ich jedenfalls bei Linux Mint, das mich als erste Distribution seit den Uralt-S.u.S.E.s ausreichend angesprochen hat. Schöne Gestaltung, prima Vorkonfiguration, auf Wunsch auch mit Debian statt Ubuntu, das ja schon vor Jahren den Ruf einer ziemlich verbuggten Strokelei hatte, als Basis - genau, was jemand braucht, der gerade zu viel Langeweile hat.
Einige Monate vergingen, ich vermisste mal wieder nichts, wurde aber sehr schnell mit der Arroganz der Linuxgemeinschaft konfrontiert. Ich treibe mich ja gern in Foren herum, aber mir scheint, unter Linuxnutzern ist ein Zweifel an einigen Konzepten des Systems geradezu eine Blasphemie, die es zu bekämpfen gilt. Das ist ziemlich schade. - Egal, das System war hübsch. Der entscheidende Funke aber wollte nicht so ganz überspringen, und Ankündigungen wie die, dass LMDE (Linux Mint Debian Edition) einige Sicherheitsupdates künftig nur noch als zusammenfassendes "Service Pack" (wie drüben bei Microsoft) erhalten solle, haben mir auch nicht so ganz gefallen. Was tun? Nächster Halt: Fedora. Ungewohnt für Leute, die mit Red Hat Linux zuletzt in den Neunzigern zu tun hatten (das Bluecurve-Theme mochte ich damals so sehr, dass ich es auch unter Windows installiert hatte), aber beeindruckend, sobald man sich mal damit befasst hat.
yum history, der einzige Befehl, der mir bei Debian immer gefehlt hat, fasziniert mich auch Jahre nach meinen Fedora-Erfahrungen immer noch.
Zwischenzeitig hatte mein Debianserver ein Upgrade nicht überlebt. Das hatte mich so sehr aufgeregt, dass ich auf dem Server mein erstes FreeBSD installiert hatte, von dem es hieß, es sei "wie Debian in besser". Wenn grundlegende Aktionen wie Aktualisierungen des Systems das ganze System in die Tiefe reißen, spricht das nicht für das System. Vielleicht hatte ich was falsch gemacht, das war mir aber egal, mein Forschungsdrang war geweckt. Auf dem Desktop hielt sich Linux noch etwas länger: Fedora benutzte ich - neben Windows installiert - beinahe täglich, frickelte gern an Shellscripts herum und guckte, was die Linuxwelt so treibt. Bis Fedora 17 (Beta) kam und nach einem Upgrade nicht mehr starten wollte. Tja.
- Was hat euch gut gefallen?
Linux mag ein nettes System für diejenigen sein, die keine besonderen Anforderungen haben, die nur mal rumsurfen wollen oder die eben nichts "brauchen", was nur unter Windows brauchbar funktioniert. Würde ich heute auf Linux wechseln müssen, ich würde wohl schnell das Interesse verlieren. Unter Windows habe ich einen "Workflow", den ich quasi blind durchführen kann, unter Linux gibt es teilweise nicht einmal adäquaten Ersatz. Selbst die Bildbearbeitungssoftware ist unter Linux eher ein schlechter Witz; aber das ist mein Sonderfall, den ich auf keinen Fall auf andere Leute übertragen möchte. Wer aber mit Linux zufrieden ist, der wäre es in der Regel auch mit einem BSD oder einem der "großen" Unices. Aber ich schweife schon wieder ab. Die Frage, die ich eigentlich beantworten wollte: Was gefällt mir an Linux
besser als an anderen Systemen? Naja, dank systemd immer weniger. Eigentlich bleibt nur: Es kostet nichts. Aber das tut so ein Beipack-Windows auch nicht...
- Welches OS nutzt ihr nach Linux jetzt (wieder)?
Nach Linux nutze ich auf dem Desktop inzwischen ausschließlich (wieder) Windows und (für andere Zwecke) OpenBSD, auf Servern kommen verschiedene BSDs zum Einsatz.
Ne je regrette rien. Ein bisschen Linux ist noch auf meinem Android-Smartphone, das ja eher ein Hybrid aus einigen Unixoiden ist, und auf einigen meiner Webspaces, die ich bei einem großen CentOS-fixierten Anbieter gelagert habe, weil ich manche Projekte gern
einfach nur laufen lassen möchte - aber von "Linux nutzen" kann da eigentlich keine Rede sein.
Meines Erachtens fehlt bei der letzten Frage übrigens das entscheidende "und warum?", aber das lasse ich einfach mal beiseite. Ich nehme an, wer meine Beiträge liest, kennt die Begründung sowieso schon. ![Wink ;) ;)](https://cdn.jsdelivr.net/joypixels/assets/8.0/png/unicode/64/1f609.png)