Und wieder eine eine klassische nicht-so-wirklich-überrasche Linux vs. Microsoft Diskussion. Was ein Zufall...
Das hat Tradition, und wie bei alten Schöpfen so üblich, wird halt einfach daran festgehalten, was man seit anno dunnemals definitiv zu wissen glaubt, ohne sich der Gefahr einer Überprüfung althergebrachter Gewissheiten auszusetzen.
Als ich Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts meinen ersten 486er PC mit Windows for Workgroups 3.11 erwarb, war für meinen eigenen Nutzungsbedarf Linux in vielerlei Hinsicht eine echte Offenbarung, und diese DOS basierten Windows-Betrübssysteme vergleichsweise lächerlich. Allerdings kam ich aufgrund der recht frühen Gewöhnung an Linux nie in Versuchung, es mal mit einem richtigen Windows zu probieren, also NT oder 2000 und Konsorten. Auch konnte mich Windows nicht wirklich von Linux weglocken, da ich für meine eigenen Zwecke schlicht nie wirklichen Bedarf an nur unter Windows verfügbaren Programmen hatte.
Zwischenzeitlich erblickten dann berufsbedingt XP, Vista und Win7 das Licht meiner getrübten Wahrnehmung und ich gewöhnte mich mehr oder minder an die parallele Nutzung dieses Krams - zumindest in der Firma. Zum Glück laufen ja viele schon aus der Linux-Welt gewohnten Applikationen (Firefox/Thunderbird, Emacs, Cygwin, Putty) anstandslos unter Windows, so dass man sich sogar auch unter Windows ganz bequem einrichten kann.
Trotzdem, an MS Word/Excel/Outlook führt im professionellen Umfeld einfach kein Weg vorbei, das ist einfach der Standard und fertig. Vor allem sucht die durchaus gegebene Verschmelzung des Windows-Betriebssystems mit dem eigenen Office-Standard und dieses in der Regel mit dem gesamten weltweit über den Tellerrand der eigenen Firma hinausreichenden Unternehmensumfelds seinesgleichen. Das ganze MS-Ökosystem ist doch mittlerweile schlicht und einfach das übergreifende Betriebssytem, welches letztendlich über Landesgrenzen und Kontinente hinweg der Weltwirtschaft zugrunde liegt. Sowas gibt es in dieser Tiefe und Nachhaltigkeit im gesamten Open Source-Umfeld schlicht und ergreifend nicht, und damit muss man sich wohl einfach abfinden und letztendlich arrangieren, denn der Zug ist einfach schon abgefahren.
Sowas wie OpenOffice/Libreoffice nutze ich übrigens selbst unter Linux bestenfalls als Dokumentenbetrachter, zum richtigen Schreiben ist mir das genauso wie das vorgenannte MS Office-Zeugs unter Windows einfach zu blöde, so dass ich lieber bei Emacs und LaTeX bleibe, wenn ich mal was längeres zu schreiben habe. Es ist mir selbst einfach ein Rätsel, wie so viele Leute es tatsächlich schaffen mit diesen layout-orientierten Textverarbeitungen produktiv zu arbeiten, aber das liegt ganz sicher nur an mir.
Nichtsdestotrotz, obwohl mir selbst Linux einfach viel lieber ist, da es sowohl meinen Umgang mit Rechnern und Software und meine Arbeitsweisen geprägt hat, muss ich in Anbetracht meiner eigenen Parallelerfahrungen mit Windows einfach anerkennen, dass viele "lieb gewonnenen" Kritikpunkte an Windows einfach nur als Alltagsmythen abgehakt werden können.
Microsoft hat sich über fast zwei Jahrzehnte echte Mühe gegeben und verdammt gute Betriebssysteme und Software zustande gebracht, die trotz diverser lästiger Altlasten (Laufwerksbuchstaben!?) einfach meilenweit entfernt von dem noch so unausgegorenen Kram des vergangenen letzten Jahrtausends sind. Das muss man auch einfach mal anerkennen!
Ich denke, dass es letztendlich auch besonders Linux im Serverbereich und OpenOffice und Konsorten war und ist, was den nötigen Konkurrenzdruck für Microsoft darstellte, sich mal richtig auf den Hosenboden zu setzen und vernünftige Software zu produzieren. Und im Übrigen gilt das auch in umgekehrter Richtung, und man kann als Linux-Anwender Microsoft dafür eigentlich nur dankbar sein, dass die Latte gegenseitig so hoch gelegt wurde.
Also Hut ab und Respekt dafür, was Microsoft auf die Beine gestellt hat: Ehre wem Ehre gebührt!
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Bemerkung: Sorry für diesen letztendlich doch off topic Beitrag, aber das musste einfach mal gesagt sein. Ich werde mich an einer weiteren Diskussion dazu nicht beteiligen, es sei denn, sie würde zusammen mit diesem Beitrag in einen eigenen Thread überführt. Muss aber nicht wirklich sein.
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