Ach ja, vielen Dank euch allen für die Anteilnahme... :whistling:
Das wir da lange gestanden haben (es ging erst nach mehr als 7 Stunden endlich weiter!) ist sicherlich persönliches Pech und keiner Erwähnung wert. Aber was mich auch im Nachhinein noch erschüttert ist die Gleichgültigkeit, mit der die paar hundert Menschen dort auf der Autobahn zwischen der letzten Anschlußstelle und dem Unfallort behandelt wurden. Mornsgrans hatte ja schon richtigerweise darauf hingewiesen, dass sich darunter auch ältere Personen und kleine Kinder befanden. Und wer gestern in der Umgebung unterwegs war, wird wissen, dass es gegen Abend schnell empfindlich kühl wurde, der aufziehende Nebel tat ein übriges...
Versteht mich nicht falsch, natürlich hat die Versorgung und Betreuung der unmittelbar an dem Unfall beteiligten Personen absoluten Vorrang! Denen und ihren Angehörigen gilt auch mein tiefes Mitgefühl. Und selbstverständlich steht die Bergung der Unfallfahrzeuge und somit die Räumung der Autobahn an zweiter Stelle auf der Prioritätenliste. Aber wenn ich als zuständiger Einsatzleiter nach etwa 2 Stunden (nach dieser Zeit wird wohl zumindest die Versorgung und der Abtransport der Opfer sowie die Einleitung der Räumungsmaßnahmen bzw. der Unfallvermessung abgeschlossen sein) bemerke, dass es wohl noch weitere Stunden dauern wird, bis sich hinter der Unfallstelle wieder was bewegt, dann müssen auch die Personen hinter der Absperrung in meinem weiteren Vorgehen eine Rolle spielen. Irgendeinen Beamten werde ich doch wohl finden können, der mit einem Megafon bewaffnet diesen Leuten zumindest alle Stunde mal eine Information übermittelt. Das KANN kein unüberwindbares Problem darstellen. Eine Stufe besser wäre es, wenn dieser Beamte sich sogar zu den einzelnen Fahrzeugen begeben würde, um sich nach dem Befinden der Insassen zu erkundigen. Dann könnte er sogar reagieren, falls irgendwo Not am Mann ist. Und die ganz hohe Schule wäre es gewesen, wenn man eine karitative Einrichtung (die Samariter beispielsweise) damit beauftragt hätte, sich um die Leute zu kümmern und mit ein paar Decken und vielleicht warmen Getränken oder einer Suppe zu versorgen (eine mobile Toilette wäre das allerhöchste der Gefühle, denn man kann wohl kaum von einer über 80-jährigen erwarten, dass sie sich im Dunkeln seitwärts in die Büsche schlägt). Von einer Räumung der Autobahn entgegen der Fahrtrichtung (ja, auch so etwas ist möglich und wird auch durchaus praktiziert!) will ich ja gar nicht sprechen. Nun gut, nach 2- 3 Stunden war auch die Umleitungsstrecke hoffnungslos überlastet, aber wenigstens Meter für Meter zu fahren, ist besser, als mehr als 7 Stunden an einem Fleck zu stehen. Ohne Toilette, Getränke oder gar einem warmen Aufenthaltsort.
Ich gebe zu, dass ich mich noch niemals zuvor in einer solchen Situation befunden habe und mir auch zuvor nie Gedanken darüber gemacht habe, was mit den Menschen passiert, die in einem solchen Stau wirklich nur stehen und warten können. Aber ich kann mich einfach nicht damit abfinden, dass dies die Regel sein soll. Wenn das so üblich wäre, müsste dringend mal darüber nachgedacht werden, wie man zukünftig solche Situationen "entschärft". In Sachen Krisenmanagement hat in meinen Augen auf jeden Fall der zuständige Einsatzleiter vor Ort ziemlich versagt. Und ich möchte eigentlich nur, dass bei künftigen Unglücken mit ähnlichen Folgen (wir alle wissen, dass es sie immer wieder geben wird) anders vorgegangen wird. Und ich denke, man kann dem Verantwortlichen nur dann sein Versagen bewusst machen, wenn man ihn gezielt darauf anspricht, damit er in Zukunft seine Fehler ausmerzen kann.
Deshalb hatte ich mir gestern nach etwa 5 Stunden Wartezeit die Nummer des hessischen Rundfunks von Mornsgrans (Danke nochmals!) übermitteln lassen. Bei anderen Stellen war ich - wie ihr euch vorstellen könnt - gar nicht erst durchgedrungen. Ich werde dieser Sache auch noch weiter mit Leserbriefen und Schreiben an die zuständige Polizeidirektion nachgehen, denn ich möchte gerne anderen Menschen eine solche Erfahrung ersparen. Und meine Vorschläge sind doch nun wirklich nicht völlig abwegig.
hajowito