Hallo,
Ich denke, die
G Suite Terms of Service sind diesbezüglich interessanter.
Da steht unter anderem explizit: "For clarity, Google will not process Customer Personal Data for Advertising purposes or serve Advertising in the Services."
Auch bei GMail haben sie ja vor einigen Jahren die Scans von Mails für Werbezwecke offiziell eingestellt. Insofern passt das und ist auch leidlich glaubwuerdig, denke ich. Allerdings haben sie es bis dahin getan, ohne es klar zu sagen. Grundsaetzlich also sind sie offenbar zur Nutzung von Inhaltsdaten willens. Und ich stimme zu: Was sie nicht ausdruecklich ausschliessen, koennen sie machen.
Und in einem
Blog-Post von Google heißt es bereits 2014:
Das ist natuerlich eine individuelle Entscheidung, aber ich vertraue google nicht so weit, dass ich einen alten Blogpost als Erstatz fuer eine verbindliche aktuelle DS-Erklaerung nehmen wuerde. Oder anders: Warum steht in den Terms of Service das nicht auch genau so?
Btw ist mir nicht klar, warum du in deinem obigen Post "erheben" von "speichern" abgrenzt, aber als mögliches "nutzen" interpretierst. Ich würde "erheben" viel eher als "sammeln" verstehen. Was danach passiert, steht auf einem anderen Blatt, aber "erheben" schon so halb mit "nutzen" gleichzusetzen, das sehe ich rein sprachlich nicht als gegeben.
Erheben ist etwas ganz, ganz anderes als speichern, naemlich die nach Erkenntnisinteresse strukturierte "Auslese" aus rein gespeicherten Daten. Und ich setze es aus zwei Gruenden dem "moeglichen Nutzen" gleich:
-zum einen ergibt es keinen Sinn, etwas zu erheben, was man nicht nutzen moechte und
-zum anderen ist "erheben" die technische und rechtliche Voraussetzung fuer "nutzen".
Und zur Frage, was Sie mit den Daten anfangen koennten:
Millionen von Menschen, Freiberuflern, Unternehmen speichern Kommunikation, Prozesse, Zahlen zu Finanzen, Entwicklungen, ... in einer Cloud. Damit werden sie sowohl individuell erhebbar als auch miteinander vergleichbar.
Ganz harmlose Idee: auf die Art lassen sich viel belastbarer als durch oeffentlich-rechtliche Daten die Wirtschaftsenwicklung, technische und gesellschaftliche Trends, soziologische Strukturen ... analysieren und vorhersagen.
Mittelharmlos: Unternehmen gleicher Groesse/Branche/Region werden unmittelbar vergleichbar, was Personal, Innovation, Finanzen angeht. Damit lassen sich
scores und
ratings erfassen, die dann weitergegeben werden duerfen, weil es ja nicht die Orignaldaten sind, sondern eben interpretiert, und das, ohne dass Sie ueber den genauen Algorithmus aufklaeren muessen. (Falls Dir das seltsam erscheint: die Schufa, Bertelsmann, nahezu jede Kreditkartenfirma machen genau das.). Diese Daten sind Gold fuer Finanzunternehmen.
Gar nicht harmlos: Die linguistischen Kompetenzen der Google-KI sind einigermaseen beruechtigt (trainiert uebrigens u.a. an echten Kundenemails). Es ist also ein leichtes, weltweit Startups nach Innovationen, deren technischen Details und wirtschafltichem Wachstum/Erfolg zu untersuchen, wenn die entsprechenden Daten bei google liegen. Damit sind sie ggf. Monate oder Jahre vor dem Markt informiert, wenn etwas spannendes in der Entwicklung oder Einfuehrung ist, und koennen ein frueheres und damit preiswerteres Finanzierungs- oder Uebernahmeangebot machen.
Ganz und ga rnicht harmlos: ... oder einfach die Idee klauen. Ideen sind naemlich nicht schutzwuerdig, sondern nur Patente oder konkrete urheberrechtliche Leistungen.
Und dabei haben wir die Themen Gesundheitsdaten (erklaertermassen eine der Hauptstossrichtungen Googles), Verkehr und Politik noch gar nicht angeschnitten und ein eventuell mal wirklich funktionierender Quantencomputer noch nicht einmal eingepreist.
Und nein: nichts davon ist paranoid. Wirf bei Zweifel einen Blick auf ein paar Einfuehrungstexte zu "data science" und extrapoliere dann, dass die Rechenkraft (s.o.) und mathematische Methoden der gaengigen Forschung der von Google eher unter- als ueberlegen sind ...
Gruss
Quichote