Der Kleber-Thread oder alles was haften muss

Welchen Kleber eignet sich für eine Klebestelle zweier Kunststoffteile gleicher Art mit geringem Querschnitt? Ich habe einen Plastik Spork von Light my Fire und dieser ist in der Mitte gebrochen. Fläche ca. 1mm*1cm.

Bevor ich diesen Thread gesehen habe, wollte ich die Bruchstelle(n) mit dem Lötkolben vorsichtig erwärmen und dann wieder zusammenhalten und "verkleben".
 
Mal etwas Leben rein packen:
Aus dem Wiki hierher kopiert und etwas erweitert:

Ein kleines Experiment mit einem alten Deckel eines ThinkPad 365X:
Gewindeeinsätze, die mit ihrer Kunststoffummantelung abgerissen wurden und solche, die aus ihrer Ummantelung herausgebrochen waren, wurden mit einem 2-Komponenten Epoxdklebstoff von Conrad bestrichen, die zerbrochene Ummantelung verklebt und alles an seinem Platz mit diesem Kleber ohne Aufrauhen der Oberflächen "eingepackt".

Man muss natürlich Platz für das Scharnier und das Displaykabel etc. freihalten bzw. nach Aushärtung des Klebers ausfräsen.


Fertig sah das Ganze so aus:

2k-kleber-verklebt.jpg

Ein paar Tage später wurde eine lange Schraube in die beiden größeren Gewinde (oben und links) gedreht, mit dem Ergebnis, dass man die Schrauben mit dem normalen Kreuzschraubendreher so fest anziehen konnte, dass der Schraubenkopf sich runddrehen ließ.


Mit einer Imbusschraube kam man etwas weiter: Beim oberen Gewindeeinsatz löste sich dieser unter höherem Kraftaufwand mitsamt dem ihn umgebenden 2-Komponentenklebers von der Deckeloberfläche. Der untere Gewindeeinsatz hingegen saß so fest, dass ich die Schraube durch den Deckel drehen konnte.


Zum Vergleich: Die vordere Aufbauchung entstand an einem Gewindeeinsatz, wie er ab Werk verbaut war. Also war der untere Gewindeeinsatz (hier im Bild die obere Aufbauchung) noch original.

2k-kleber-schrauben.jpg
Hier die Flächen nach Ablösen der Gewindeeinsätze:

2k-kleber-ab.jpg
Ohne Entfernen der Lackschicht (dunkelgrau) lösen sich verklebte Gewindeeinsätze leichter. Wird diese entfernt, bis die hellgraue Schicht sichtbar wird, sitzen die Gewindeeinsätze bombenfest.
In diesem Beispiel wurde zur Veranschaulichung die Lackschicht nicht entfernt. Die roten Pfeile markieren Kleberreste von früheren fehlgeschlagenen Klebeversuchen.

Die gelbliche Färbung (rote Pfeile) stammt von einem früherem Klebeversuch mit Sekundenkleber, dessen Reste bewusst für diesen Versuch nicht entfernt wurden.


Man sieht deutlich, dass die Schwachstelle an der Farbschicht im Deckelinneren lag. Trotzdem saß der verklebte Gewindeeinsatz so fest, dass die Schraube nicht mehr mitspielte. Es reicht also vollkommen aus, die Gewindeeinsätze nach aufrauhen der umgebenden Fläche an ihre Plätze zu kleben und sie anschließend komplett (bis auf die Schraubenöffnung natürlich) mit einer 2-5mm dicken Schicht 2-Komponentenklebers zu ummanteln, sofern hierfür Platz ist.


Das Ganze macht natürlich nur Sinn, wenn die Ursache für die Ausbrüche behoben wurde: Schwergängige Scharniere, siehe hierzu Schwergängige Scharniere gangbar machen


Zum Klebstoff selbst:
Sehr gute Verarbeitbarkeit und Klebewirkung, aber sehr schlechte Verpackung. Die abnehmbare 2-Kanal Klebetülle ist nur für einen Arbeitsgang verwendbar, danach verstopft sie und es muss ohne sie gearbeitet werden. Der Kolben des Härters ist nicht sonderlich dicht - ein Teil des Härters kam am Kolben heraus.

Ein weiterer guter Kleber ist "Pattex Kraftmix (Power Mix) Extrem Schnell (2 x 12g) - 2 Komponentenkleber", der aber recht dünnflüssig ist. Aus diesem Grund verläuft er leicht und kann so die Gewindeeinsätze nicht bis ihrem oberen Rand ummanteln, um so für mehr Halt zu sorgen. Beim Anrühren der beiden Komponenten muss darauf geachtet werden, dass nicht zu viele Luftblasen eingeschlossen werden - die Festigkeit leidet darunter

Weitere Klebstoffe außer Heiß- und Sekundenkleber habe ich in diesem Zusammenhang nicht getestet

Fazit:

  • Gerade bei alten ThinkPads kann sich die Restauration mit 2-Komponentenkleber lohnen, da funktionierende Gehäuseteile inzwischen sehr rar geworden sind. Durch die damalige Modellvielfalt innerhalb einer Modellreihe ist auch nicht sicher, dass das erworbene Gehäuseteil passt (z.B. im Deckel des 365X sind die Befestigungspunkte für das LCD-Panels anders angeordnet, als beim 365XD)
  • Sekunden- und Heißkleber eignen sich überhaupt nicht für derartige Reparaturen. Heißkleber ist zu zäh, um in alle Ritzen vorzudringen, Sekundenkleber ist zu spröde und geht keine dauerhafte Verbindung mit dem ABS-Kunststoff ein.
  • 2-Komponentenkleber ist ideal, man muss/sollte vor dessen Verwendung wissen, ob er dünnflüssig oder mehr pastös für dessen Verarbeitung sein muss.
  • Vor Verarbeiten des Klebers muss grundsätzlich der Untergrund aufgerauht werden, Lack- und Schutzschichten müssen entfernt werden


Hier noch Bilder der Scharnierhalterungen eines IBM N51SX, deren zerbröselte Gewindeeinsätze auf die oben beschriebene Weise wieder aufgebaut wurden und nach Leichtgängigmachen der Scharniere klaglos ihren Dienst versehen:

n51sx_scharnierhalter_li.jpg
Linke Scharnierhalter des N51SX
Die Gewindeeinsätze wurden in ihre Kunststoffummantelung geklebt. Anschließend klebt man diese auf die Stümpfe únd umschließt das Ganze dick mit Klebstoff.

Als Klebstoff wurde 2-Komponenten Epoxdklebstoff von Conrad (siehe weiter oben) verwendet.


n51sx_scharnierhalter_re.jpg
Rechter Scharnierhalter des N51SX
 
Zuletzt bearbeitet:
Welchen Kleber eignet sich für eine Klebestelle zweier Kunststoffteile gleicher Art mit geringem Querschnitt? Ich habe einen Plastik Spork von Light my Fire und dieser ist in der Mitte gebrochen. Fläche ca. 1mm*1cm.

Bevor ich diesen Thread gesehen habe, wollte ich die Bruchstelle(n) mit dem Lötkolben vorsichtig erwärmen und dann wieder zusammenhalten und "verkleben".
Denke, es ist besser, einen geeigneten Kleber zu verwenden als mit dem Lötkolben, Bunsenbrenner etc. dies zu tun. Könnte sein, dass sich die chemische Struktur durch die starke Erhitzung verändert. Null Ahnung meinerseits, aber hier gibt es sicher Profis, die sich gleich dazu melden werden :).

@Morns: Danke für die Infos. Interessant.

LG Uwe
 
Welchen Kleber eignet sich für eine Klebestelle zweier Kunststoffteile gleicher Art mit geringem Querschnitt?
Ich nehm da immer "Contacta-Liquid" von Revell, bei diesem Kleber muss man aber aufpassen, dass sich das Plastik wirklich anlöst (der Kleber selbst macht keine feste Verbindung)
und solange der Kleber nicht ausgetrocknet ist lassen sich die verklebten Teile in alle Richtungen verschieben, also muss alles irgendwie grade gehalten werden (festhalten ist keine gute Idee ;) )
 
Naja, der Contacta vom Revell ist eig. nur für Polystyrol gedacht, weil er diesen Kunststoff anlöst und somit regelrecht verschweißt.

Die Verklebung von unterscheidlichen Kunststoffen unter sich und mit anderen Materialien ist schon eine Wissenschaft für sich. Im industriellen Bereich bzw. beim Autobau wird heute ja geklebt wie blöd, nur leider sind diese Klebstoffe kaum für Normalsterbliche zu bekommen :(
 
laut den infos aus dem netz ist der besagte spork aus tritan, einem polycarbonat, hergestellt. da hilft der modellbaukleber von revell afaik nicht.
 
Zitat Zitat von Calvin Beitrag anzeigen
Der UHU Endfest ist ein sehr guter Kleber. Im Labor verwenden wir den sogar auch im Ultrahochvakuum, wo sonst nur speziell zertifizierte Kleber zum Einsatz kommen.
Verwendet ihr auch Pattex? Welcher ist für Metalle respektive im Allgemeinen besser? UHU oder eben Pattex? Irgendwelche Erfahrungen in dieser Richtung?

Wir kleben damit mechanisch sehr empfindlich organische Kristalle für Untersuchungen mittels eines Tieftemperatur-Rastertunnelmikropes auf einem Probenträger fest. Das Gute an dem Kleber ist in diesem Falle, dass er bei Raumtemperatur aushärtet und unserer Erfahrung nach vakuumgeeignet ist.

Zum Kleben von Metall auf Metall kann ich leider nichts sagen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Denke, es ist besser, einen geeigneten Kleber zu verwenden als mit dem Lötkolben, Bunsenbrenner etc. dies zu tun. Könnte sein, dass sich die chemische Struktur durch die starke Erhitzung verändert.

Jip, bei einer gar nicht so kleinen Anzahl an Kunststoffen liegt der Zersetzungspunkt (also die Temperatur, ab der sich der Kunststoff chemisch verändert oder in seine Bestandteile auflöst) tiefer als der Schmelzpunkt. Solche Kunststoffe lassen sich also nicht wieder (ein)schmelzen.
Welche Kunststoffe das sind, weiß ich so aber auswendig nicht. Da hilft Google bestimmt weiter.
 
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