Wie angedroht, folgt jetzt der ausführliche Bildbericht - könnte etwas bahnlastig ausfallen. Hilfreiche Ergänzungen für weniger bahnaffine User habe ich deshalb in eckigen Klammern hinzugefügt
Auf den Weg gemacht habe ich mich gestern um kurz vor 6 Uhr, der erste von vielen Zügen an diesem Tag fuhr kurz nach halb 7. Für die frühe Stunde war der Dieseltriebwagen BR 650 [
Bild] ganz ordentlich ausgelastet.
In Ulm ging es dann mit IRE 4221 weiter, in dem Chris bereits seit Stuttgart saß. Nach dem Lokwechsel auf Diesel ging es dann im modernen Doppelstockwagen die Südbahn runter [Die Südbahn gehört zu den wenigen zweigleisigen Hauptbahnen in Deutschland, die noch nicht elektrifiziert sind. Der Bau der Oberleitung wird ungefähr einmal jährlich noch weiter in die Zukunft verschoben].
In Friedrichshafen leerte sich der Zug dann deutlich, in Lindau stieg nur eine Handvoll Leute aus. Am Gleis gegenüber stand bereits der alex bereit. [alex steht für "Arriva Länder-Bahn-Express" und beschreibt eine Privatbahn, die unter anderem die Strecke Lindau-Kempten-München bedient]
Hier machten wir es uns in einem Abteil bequem:
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Für einen Regionalzug waren die Sitze nicht mal schlecht, außerdem verstellbar. Da am Abend ein Fußballspiel in München stattfand, stiegen auf den Unterwegsbahnhöfen etliche lederhosentragende Bayernfans zu, die sich im Zug mit Bier auf das Ereignis vorbereiteten. Landschaftlich war aber auch einiges geboten:
Ab Immenstadt wurde ein Zugteil aus Oberstorf angehängt, der auch über einen Speisewagen verfügte. Leider fährt der edle TEE-Speisewagen [
Bild] nicht nach Lindau, sodass wir mit einem normalen alex-Treff-Wagen Vorlieb nehmen mussten (auch hier saßen etliche Bayernfans beim Weißbier).
Wir haben uns dort in weiser Voraussicht Sandwiches besorgt. Preislich durchaus akzeptabel, essen konnte man sie auch - aber bei in Folie verpacktem Essen kann man natürlich keine lukullischen Genüsse erwarten
In Kempten angekommen hatten wir eine Viertelstunde Zeit, in der wir festgestellt haben, dass auf dem Kemptener Hauptbahnhof vollkommen tote Hose ist - und das an einem Bahnhof, an dem immerhin mehrere IC- und EC-Züge halten...
Weiter ging es dann mit der Regionalbahn nach Reutte in Tirol auf der Außerfernbahn. Bei diesem Fahrzeug handelt es sich um einen Siemens Desiro.
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[Die Außerfernbahn ist eine recht besondere Bahnstrecke, da sie von Kempten nach Garmisch-Partenkirchen ein gutes Stück durch Österreich verläuft. Sie wird auf der gesamten Strecke von der DB betrieben.]
Etliche Halte sind hier "Bedarfshaltestellen" - man muss zum Aussteigen die Haltewunschtaste betätigen und sich zum Einsteigen am Bahnsteig bemerkbar machen. Der Zug fährt hier nie schneller als 60 km/h. Meist nur Tempo 30, es gibt einige Stellen, wo nur 10 km/h erlaubt sind. Blumenpflücken während der Fahrt verboten
. Pfeiftafeln gibt es reichlich [
Pfeiftafel]
In Reutte stiegen wir dann um auf die Regionalbahn nach Garmisch-Partenkirchen. Leider erwartete uns statt dem Talent 2 ein Zug der Baureihe 425, der zu den unkomfortabelsten Zügen der DB gehört. Wenigstens wurden die Sitze nachgepolstert. Zum Aussteigen muss man hier keine Haltewunschtaste betätigen, sondern die Sprechstelle im Türbereich, die eine Verbindung zum Triebfahrzeugführer ["Lokführer"] herstellt.
Auch hier ein sehr reizvoller Blick nach draußen:
In Garmisch-Partenkirchen angekommen, begann die letzte Etappe. Vom "normalen" Bahnhof erreicht man durch die Unterführung den Bahnhof der Zugspitzbahn. [
Infos]. Wer ein Bayernticket hat, kommt kostenlos bis nach Grainau oder für 6 Euro Aufpreis bis zum Eibsee. Die Fahrt bis zum Zugspitzgipfel schlägt übrigens mit 41,50 € zu Buche und es gibt keine Studentenermäßigung.
Die Strecke ist zweigeteilt: Den Talabschnitt legt man mit einer konventionellen Schmalspurbahn zurück:
Wir hatten den Wagen nicht ganz für uns allein, viel los war allerdings nicht.
In Grainau steigt man auf die Zahnradbahn um:
Auch dieser Zug war nicht sonderlich voll.
Bei beiden Zügen sind die Fahrzeiten übrigens sehr großzügig ausgelegt.
Nach rund neun Stunden Fahrt erreichten wir dann schließlich mit dem Eibsee das Ziel unserer Reise. Der Blick von dort auf den Zugspitzgipfel war leider durch eine dichte Wolkendecke versperrt:
Das ist die Eibsee-Seilbahn, die zum Zugspitzplatt führt. Einen Eindruck, wie es bei schönem Wetter aussieht, bekommt man hier:
http://www.youtube.com/watch?v=4k5VbEEWFrI
Natürlich musste der Besuch mit den Thinkpads an prominenter Stelle dokumentiert werden - hier war sicherlich noch kein Thinkpad:
und auch die Dokumentation der Dokumentation durfte nicht fehlen:
Zum Schluss dann noch ein Gruppenfoto. Wie leicht zu erkennen ist, wird Kälte von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich empfunden:
Danach ging es wieder mit der Zugspitzbahn talwärts. Diesmal waren die Züge zwar etwas voller, aber auch nicht übermäßig belegt.
Zurück in Garmisch-Partenkirchen erwartete uns dann ein Talent 2 zur Fahrt nach München. Diese Züge sind äußerst umstritten, da sie häufig ausfallen und an einer Vielzahl von technischen Problemen leiden sollen. [
Infos dazu
Nach der Fahrt von Garmisch-Partenkirchen nach München können wir diese Kritik nicht teilen. Der Zug war laufruhig, die Sitze recht bequem und die Ankunft in München auf die Minute pünktlich. Dank Tisch konnten wir uns etwas ausbreiten:
Der Zugbegleiter schien mit seinem "Moooin, die Fahkaaaden bidde" ein Spaßvogel zu sein - im Gespräch mit anderen Fahrgästen kam der ortsübliche Dialekt zur Anwendung
In München machten wir uns dann auf den Weg zur Gaststätte Bavaria, über das dortige Treffen werde ich im entsprechenden Thread noch ein paar Worte schreiben.
Den Rückweg traten wir dann mit einem Regionalexpress nach Ulm an. Auf dieser Strecke werden Triebwagen des Typs Alstom Coradia Continental eingesetzt. [Spitzname "Mopsgesicht"]
Komfortmäßig war das mit der schlechteste Zug des Tages, da die Sitze nicht sonderlich bequem waren und der Wagenübergang [Faltenbalg, Ziehharmonika...] ständig quietschende Geräusche von sich gab. Zusätzlich war die Toilettentür defekt.
Wie Chris bereits im anderen Thread angemerkt hat, haben wir hier noch einen Triebfahrzeugführer der Stuttgarter S-Bahn getroffen, der auf unsere Fachsimpeleien aufmerksam geworden war und uns einige interessante Dinge erzählen konnte.
Für die letzte offizielle Etappe von Ulm nach Stuttgart hatten wir uns eigentlich auf Doppelstockwagen gefreut, stattdessen stand ein Zug aus n-Wagen bereit [
Bild]. Nach Halten auf den meisten Unterwegsbahnhöfen (das ist abends der letzte Zug von Ulm nach Stuttgart) kamen wir dann um kurz nach Mitternacht am Stuttgarter Hauptbahnhof an, wo sich Chris auf den Weg zur S-Bahn machte und ich die endgültige Heimfahrt wiederum mit einem Zug der Baureihe 650 antrat. Für eine Abfahrt um halb eins war dieser Zug recht gut gefüllt.
Schließlich und endlich kam ich dann gegen 2.20 Uhr wieder zu Hause an - nach über 22 Stunden wach und fast 21 Stunden unterwegs
Fazit: Das Treffen war mal wieder sehr gelungen. Ausnahmslos alle Züge waren pünktlich und alle Anschlüsse haben geklappt. Das Wetter war akzeptabel, wenn auch nicht ganz optimal - auf der Fahrt durchs Außerfern kam aber die Sonne raus. Die lange Fahrzeit ist natürlich nur etwas für Hartgesottene, aber im Sommer wird es definitiv eine (etwas kleinere) Fortsetzung geben.