3D Drucker für ambitionierten Anfänger

normsen

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Servus miteinand

ich bin durch meine Tochter, die in Irland das geniale Fach 'Engineering' in der Schule hat, ins Maker-Fieber gekommen und denke mal wieder ernsthaft über einen 3D Drucker nach. Bin da noch nahezu vollkommen naiv.
Das einzige, was ich schonmal ausschliessen kann, sind Resin Drucker, das Kunstharz Zeug riecht mir in jeder Ausprägung zu stark, ausserdem ist mir die Nachbehandlung mit Waschen und Nachhärten irgendwie dann doch zu aufwändig.

Also Filamentdrucker. Und dazu ein paar Fragen:

1. Kann prinzipiell jeder Drucker jedes Filament verarbeiten? (Klar, Durchmesser muss passen, und Schmelztemperatur, aber davon ab)
2. Ich würde bei Bedarf auch Kunststoffersatzteile für den KFZ-Bereich drucken wollen, gibt es da 1. Hand Erfahrungen was die Haltbarkeit angeht? Nichts im Motorraum und nichst sicherheitsrelevantes, Zahnräder für die Lüftungssteuerung oder die Knöpfches für den Fensterheber z.B..
3. Gibt es absolute No-Gos, auf die ich bei der Auswahl achten sollte?
3.b. Könnt ihr mir eine Serie / Hersteller / Modell empfehlen? Ich habe kein Problem, selber zu bauen, nur die Präzisionsteile sollten vorgefertigt sein. Wie bei allem würde ich ein höherwertiges Gebrauchtgerät einem Neukauf vorziehen.
4. Wie hoch ist die Auflösung, die am Ende tatsächlich erreicht wird?
5. Würde so ein Filamentdrucker in einem eher kühlen Umfeld, meist so zwischen 10° und 20° zuverlässig funktionieren?
6. Wie kommen die Daten in den Drucker? Gibt es einen direkten PC-Anschluß (USB mass storage)?

Anforderungslevel ist derzeit noch Spielerei/Einsteiger, aber perspektivisch würde ich gern (s.o.) Ersatzteile drucken, die dann auch gewissen optischen und Präzisions- Ansprüchen genügen sollen. Budgetmäßig wäre mir möglichst günstig natürlich am liebsten, Obergrenze würde ich erstmal bei 500€ ziehen.
 
1. Jein, ab 250°C Schmelztemperatur nur Extruder ohne Teflon-Liner
2. Kein Problem, je nach Belastung und UV-Einstrahlung auf passend robustes Filament wie PETG, ABS (stinkt, braucht umhausten Drucker), Nylon etc. achten
3. Keine verdongelten Filament-Kassetten ;-)
3b. Großer, bewährter Klassiker ist der Crealtiy Ender 3 mit einer entsprechend großen Nutzer-Gemeinschaft --> Foren, tuning-STLs, YT-Videos etc.
Bei Deinem Budget ist da dann auch bei Neukauf noch viel Luft für Filament.
4. 1/10 mm
5. Ja
6. USB serial oder SD-Karte
 
1. Nein, du brauchst spezielle Düsen für gewisse Filamente (abrasiv - Carbon zum Beispiel) oder extruder(zu empfindlich - TPU/Gummi)
2. Im Auto brauchst du Filament das nicht leicht erweicht - PLA wird beireits ab 55° weich, PETG ab 65°. Das ist zuwenig im Auto - dort brauchst du ASA oder ABS
6. Ich empfehle entweder Netzwerkfähige Drucker oder eine Lösung mit Octopi/Klipper auf einem externen Rechner

Bei deinen Anforderungen benötigst du ein geschlossenes Gehäuse, mindestens eine beheizte Grundplatte, eventuell eine Gehäuseheizung (passiv reicht oft) und einen All-Metall Direktextruder (300°C)

Das könnte für 500 Euro schon schwer werden - neu würde mir da der K1 von Creality einfallen. Für Bamboo reicht das Budget nicht. Vielleich Qidi? Die typischen Bettschubser aller Ender 3 haben alle Probleme mit der Einhausung und brauchen oftmals neue Hotends/Düsen um dein Ziel zu erreichen - zum Basteln geht das natürlich aber.
 
Danke Euch beiden. Ich habe mir gestern sehr spontan einen Ender 3 S1 pro mit einem Haufen Ersatzteilen und Zubehör/Mods (SonicPad, geänderter Lüfter, Nozzle, versch. Grundplatten, Webcam) bei ebay für 320€ ergattert, da passt schonmal so einiges (ausser die Lügen sich bei den Specs in die Tasche), eingehaust wird der sowieso, weil ich in der Werkstatt auch 'klassisch' arbeite und Hobelspäne oder Sägemehl dem Drucker sicher keine Freude machen (und Alu- / Stahl-staub erst ). Was ist denn eine passive Heizung @qwali? Gedämmte Einhausung?
Basteln ist kein Problem, bin recht kreativ, nur Schöheitspreise gewinnt es nicht immer ;)
 
Sonicpad/Klipper ist schonmal nice. Der S1 ist eine solide Basis da bereits CR touch vorhanden, mit dem Sonicpad auch Inputshaper.
Ich weiß nicht was du für Düsen bekommen hast, aber das AllMetall Hotend kann schon von sich aus 300° - daher ABS/ASA problemlos. Für abrasive Filamente brauchst du Stahl oder ähnliche Düsen.

Ich würde dir trotzdem vorschlagen erst eine Weile mit PLA zu üben - ABS ist ein "unschönes" Filament (wenig tolerant, Schrumpfung, verzieht sich).

Die Specs von 160mm/s sind für einen Bettschubser zu hoch - selbst mit Klipper. Für gute Ergebnisse kannst du ungefähr die Hälfte davon nutzen.

Passive Heizung = vollständig geschlossenes Gehäuse (auch Deckel) wo durch das Heizbett die nötigen 50-60 Grad Innentemperatur erreicht werden.
 
Mein Fazit nach 8 Jahren exzessivem 3D Druck von technischen Teilen:
- Extruder mit Teflon: bei 235° musst du so alle 5-10 Kilo das Röhrchen tauschen. Fullmetal und PLA sind keine gute Kombi.
- Umhausung ist immer gut (PLA: offen lassen). Extra Heizung brauchst du nicht.
- Alle Filamente brauchen eine Trockenbox(PLA und TPU können auch ohne, aber der Druck wird besser mit). Die kann man sich selber bauen oder Drucken (wenn du eine brauchst kann ich dir auch eine schicken, hat Platz für 3x1kg). Nylon ist so stark hygroskopisch, da kommt sonst eher Schaum aus dem Extruder als was anderes.
- Geschwindigkeit ist nett, aber großteils Marketing. Ab 8 Stunden Druckzeit kannst du auch die Nacht durchdrucken. Langsamer ist genauer, Fuzzikleinteile setzen aber eine gute Silikonisolierung vom Heizelement nach unten Richtung Druck voraus - und gute Kühlung.
- Der Drucker ist ein Werkzeug. Wekzeugwartung muss sein, Werkzeugbau ist verlorene Zeit (ausser es ist dein neues Hobby).
- Dein 3D Programm ist dein wichtigstes Tool. Schau dir an was du findest, such' dir eines aus, lerne es perfekt. OpenSCAD ist eine geile Alternative für die Mausschubsprogramme - für Programmierer sowieso der leichtere Zugang.
- Dein Slicer ist das zweitwichtigste Tool. Wenn du ein paar Dinger gedruckt hast wirst du feststellen, dass die vereinfachten Einstellungen nicht das liefern was du brauchst. Wandstärke, Infill, Haftstruktur, Temperatur, Support - um die wichtigsten zu nennen - musst du an deinen Drucker und an dein Objekt anpassen.
- PETG drucke ich runter bis 5x5mm Footprint, Wandstärke 0.3mm. Skirt als Haftstruktur.
- ASA ist dankbarer als ABS, läßt sich aber nicht mit Azeton glätten.
- mit transparentem Filamenten lassen sich kleiner Objekte drucken - das Zeug ist auch im kalten Zustand härter.
 
Glaube dass sind nur die normalen Messingdüsen, aber die lassen sich ja leicht wechseln.
Und klar, geübt wird erstmal mit was einfachem, billigem ;) Die anspruchsvollen Sachen haben noch mindestens ein jahr Zeit, die Karren haben erstmal TÜV und auch sonst keinen Reparaturstau.
Trockenbox, mit Silicagel? Oder mit Heizung?
CAD... die Auswahl in Linux ist ja eher begrenzt. Freecad kenne ich ein wenig, gcad habe ich gerade festgestellt ist nicht mein Ding, das einzige, in dem ich als Anfänger in 2 Minuten einen Torus hingekriegt habe, der aussieht, wie ich will, ist tatsächlich openSCAD, also, lernen und hoffen, dass es viele templates gibt.
 
Trockenbox mit Silikagel. In den Behälter passt etwa 2/3kg, Trockenzeit für frische Filamente ist ~ 1 Woche. Hygrometer ist eingebaut - bei "Knochentrocken" zeigt es 10% :) Die Ungebrauchten Filamente haben am Ende der PTF-Tubes ein Hauberl aus transparentem PE-Schlauch mit Kugellagerkugel (zur Dichtung). Die ersten Fotos Zeigen eine Box in Verwendung, das letzte wie der Schleich im Extruder von meinem X-CF verschwindet. Die andern beiden Fotos zeigen eine offne Box mit Silikagelbehälter und Kleinteilen.
 

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Och, so boxen habe ich noch ein paar stehen, und für die Kleinteile habe ich ja dann einen 3D-Drucker. Abdecken wollte ich die Filamente sowieso, aber eher wegen Staub. Hätte jetzt gar nicht so gedacht, dass Kunststoff mit Feuchtigkeit Probleme macht. Hast Du Erfahrungen, wie sich aus Nylon gedruckte Teile dann im Ausseneinsatz verhalten? Oder ist das nach dem Druck unproblematisch? Hätte da nämlich so eine ständig brechende Kennzeichenbeleuchtung, die ich evtl. mit Nylon machen würde, aber die wird halt regelmäßig nass.

Mit Deinem know how und dem Setup, machst Du das gewerblich, oder sehr enthusiastisch als Hobby?
 
Servus miteinand

ich bin durch meine Tochter, die in Irland das geniale Fach 'Engineering' in der Schule hat, ins Maker-Fieber gekommen und denke mal wieder ernsthaft über einen 3D Drucker nach. Bin da noch nahezu vollkommen naiv.
Das einzige, was ich schonmal ausschliessen kann, sind Resin Drucker, das Kunstharz Zeug riecht mir in jeder Ausprägung zu stark, ausserdem ist mir die Nachbehandlung mit Waschen und Nachhärten irgendwie dann doch zu aufwändig.

Also Filamentdrucker. Und dazu ein paar Fragen:

1. Kann prinzipiell jeder Drucker jedes Filament verarbeiten? (Klar, Durchmesser muss passen, und Schmelztemperatur, aber davon ab)
2. Ich würde bei Bedarf auch Kunststoffersatzteile für den KFZ-Bereich drucken wollen, gibt es da 1. Hand Erfahrungen was die Haltbarkeit angeht? Nichts im Motorraum und nichst sicherheitsrelevantes, Zahnräder für die Lüftungssteuerung oder die Knöpfches für den Fensterheber z.B..
3. Gibt es absolute No-Gos, auf die ich bei der Auswahl achten sollte?
3.b. Könnt ihr mir eine Serie / Hersteller / Modell empfehlen? Ich habe kein Problem, selber zu bauen, nur die Präzisionsteile sollten vorgefertigt sein. Wie bei allem würde ich ein höherwertiges Gebrauchtgerät einem Neukauf vorziehen.
4. Wie hoch ist die Auflösung, die am Ende tatsächlich erreicht wird?
5. Würde so ein Filamentdrucker in einem eher kühlen Umfeld, meist so zwischen 10° und 20° zuverlässig funktionieren?
6. Wie kommen die Daten in den Drucker? Gibt es einen direkten PC-Anschluß (USB mass storage)?

Anforderungslevel ist derzeit noch Spielerei/Einsteiger, aber perspektivisch würde ich gern (s.o.) Ersatzteile drucken, die dann auch gewissen optischen und Präzisions- Ansprüchen genügen sollen. Budgetmäßig wäre mir möglichst günstig natürlich am liebsten, Obergrenze würde ich erstmal bei 500€ ziehen.
Moin,

wenn auch etwas spät, auch von mir noch ein paar Worte.
Angefangen habe ich vor 5 Jahren im privaten Umfeld mit einem Ender 3. Damals hatte der Drucker wirklich ein super Preis- Leistungsverhältnis.
Vor gut zwei Jahren bin ich dann auf den Prusa Mini umgestiegen, weil mir die ewige Fummelei und Bastelei mit dem Drucker auf die Nerven ging. Prinzipiell ist der Ender 3 ein toller Drucker, aber es drückt dann doch auch mal hier und dort der Schuh. Gerade was das Bed-Levelling angeht, ist der Mini eine Wohltat. Hinzu kommt, dass ich bei der Arbeit 4 Prusa Mini und 2 MK3S+ und einen CR-3D C1 Xtend betreue. Die Prusas sind wirklich sehr zuverlässige Arbeitstiere, die Ausfälle gehen - abgesehen vom nicht vermeidbaren Verschließ - gegen null.
Würde ich aktuell noch einen Prusa Mini kaufen? Wohl eher nicht. Bambulab hat wirklich tolle Drucker auf den Markt gebracht, um mit A1 mini und P1S nur zwei Modelle zu nennen. Die Drucker sind einfach deutlich moderner (v.a. schneller) und bieten eine Umhausung (P1S).

An deiner Stelle würde ich mich fürs erste auf PLA und PETG beschränken, diese Materialien sind einfach zu verarbeiten. Hast du dort erste Erfahrungen gesammelt, probiere auch ABS, das bietet hinsichtlich Stabilität und Temperaturbeständigkeit doch noch ein paar Vorteile. Die Stinkerei geht mir dabei aber ziemlich gegen den Strich, das ist nicht im Wohnraum zu verarbeiten, wovon ich jedoch sowieso abraten würde.

Das Filament getrocknet werden muss, habe ich bisher nur bei Nylon erlebt. PLA und PETG lagen bei mir und in der Firma auch mal ein Jahr in der Schublade und ließen sich immer noch gut verarbeiten.

Wenn ich dir noch einen Rat geben kann, dann setz am besten auf eine 0,6er Düse, das habe ich viel zu spät gemacht. Die Ersparnis der Druckzeit ist wirklich immens. Einschränkungen bei sehr filigranen Bauteilen gibt es natürlich, nutzt man eine 0,2er Schichthöhe fällt der Unterschied bei mittleren Bauteilen kaum auf.
 
Nylondruck ist so ziemlich das schwierigste, du brauchst eine Haube mit guter Isolierung - aber das Ergebnis ist halt Nylon, mit allen Vor- und Nachteilen. Also auch Wasserfest, maschinell nachbearbeitbar etc.. Das CF-verstärke Nylon ist schon toll (hab' mir den Qide X-CF dafür zugelegt). Warping ist problematisch, Support löst sich sehr schwer, und du musst das Filament vom Wasser fernhalten. Nylon zieht mehr als 2% Wasser --> du kannst das Zeug recht leicht färben - auch unfreiwillig mit Dreckwasser oder Karottensaft :)

Ich mach' das gewerblich, 3D Druck + CNC sind die Werkzeuge um Projekte umzusetzen.

Boxen: für die Durchführungen hol' dir Kupplungen, wo du den PTFE-Schaluch durchführen kannst.
Beitrag automatisch zusammengeführt:

ich bin durch meine Tochter, die in Irland das geniale Fach 'Engineering' in der Schule hat, ins Maker-Fieber gekommen
Sag' mal, hast du zufällig einen Link auf eine Behördenseite, wo das Fach präsentiert wird?
 
Zuletzt bearbeitet:
  • ok1.de
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  • thinkstore24.de
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