Hallo zusammen,
seit Anfang Mai 2016 war ich damit beschäftigt mein hier im Forum erworbenes ThinkPad X230 Tablet (hat mittlerweile einen neuen, glücklichen Besitzer gefunden) mit einem neueren und etwas größeren Nachfolger zu ersetzen. Zuerst erworb ich fünf verschiedene ThinkPad Yoga 14 bei NBWN, welche allesamt aufgrund von diversen Defekten (Lichthöfe, Displayverklebung löst sich, Scharnierprobleme, etc.) zurückgeschickt worden sind. Das Prozedere hat sich über einige Wochen hinweg gezogen. In der Zwischenzeit habe ich bemerkt, dass der deutlich verbesserte Nachfolger, das ThinkPad Yoga 460 mittlerweile ebenfalls in sehr erschwingliche Preisregionen kommt. Aufgrund dessen habe ich mir dann gegen Ende Juni 2016 ein neuwertiges ThinkPad Yoga 460 bei Lapstore bestellt. Wenig später hielt ich dann das Yoga 460 in perfekter Wunschausstattung in der Hand. Bei einer ersten Analyse ergab sich, dass das Gerät so gut wie nagelneu war und erst 7 Stunden gelaufen ist. Leider stellte sich nach wenigen Stunden dann aber auch schon die Ernüchterung ein: Der Akku lädt nicht richtig auf, d. h. mal lädt er bis 60 %, dann bis 80 % und einmal gar bis 95 %) und ich konnte auch nicht von den problemlos funktionierenden (am X230 Tablet getestet) Recovery Medien booten, sprich: USB Boot hat auch nicht funktioniert. Da das Gerät in Traumausstattung daherkam, wollte ich es nicht über den Händler einschicken um kein Risiko einzugehen, dass ich danach ein anders bestücktes Gerät bekommen würde, also entschloss ich mich den Weg über Lenovo zu gehen. Leider war das im Nachhinein keine gute Idee, denn mein neues Yoga 460 war fortan bis Oktober 2016 außer Reichweite. Immerhin bekam ich nun ein nagelneues Yoga 460 direkt ab Werk zurück und zu meiner Überraschung bekam ich obendrauf eine vierjährige Garantie dazu (zumindest wird das als Status bei der Abfrage der Seriennummer ausgegeben).
Nun möchte ich euch ein wenig von meinen Eindrücken berichten, die ich mit dem Yoga 460 im studentischen Alltag gemacht habe.*
Gehäuse
Das Design des Gerätes ist ThinkPad-typisch eher schlicht gehalten. Akzente auf dem dunkelgrauen, matten Kunststoff setzt hierbei vor allem das ThinkPad-Logo und der darin integrierte und zugleich leuchtende i-Punkt. Im Vergleich zum Vorgänger ist zu bedauern, dass der robuste Metalldeckel wieder einem Kunststoffdeckel weichen musste. Ebenso sind die Ränder um das Display leider relativ groß geraten, weshalb das Gerät im aufgeklappten Zustand schon nahezu die Ausmaße eines 15 Zöllers annimmt und daher in manchen Situationen störend ist.
Die Verarbeitung ist hingegen gut. Das Gerät wirkt sehr robust und macht einen stabilen Eindruck. Das Gehäuse scheint auch relativ kratzfest zu sein. Der Kunststoff bietet eine sehr angenehme Oberfläche zum Arbeiten und wird auch bei schweißnassen Händen nicht rutschig.
Die Scharniere hingegen machen untypischerweise keinen guten Eindruck, was sich nicht nur darin bemerkbar macht, dass sich das Gerät nicht einhändig aufklappen lässt, sondern auch und v. a. zeigen mir persönliche Erfahrungen mit dem Yoga 14, dass die Scharniere keine allzu hohe Belastung auszuhalten scheinen (ein stationär betriebenes Yoga 14 ist momentan aufgrund eines gebrochenen Scharnieres eingeschickt). Positiv ist hingegen zu bewerten, dass die Scharniere momentan das Display noch sehr gut in Position halten und das Display bei Berührung oder beim Tippen kaum nachwippt. Ebenso funktioniert das Kunststück, die 360 Grad Drehung, absolut problemlos und butterweich.
Des Weiteren gibt es für das Fehlen von Wartungsklappen ganz klar Punktabzug, denn ein schnelles Austauschen von Festplatte, RAM und Akku ist leider nicht möglich. Stattdessen muss für jeden Eingriff zuerst das komplette Basecover abgenommen werden, was laut Berichten im Netz die Stabilität des Gerätes erheblich beeinträchtigt und sogar zu Knarzen führen kann. Die Tastatur hingegen ist sehr einfach durch das Lösen von drei Schrauben zu tauschen, was ein definitiver Pluspunkt ist!
Das Gewicht von ca. 1.8 kg ist akzeptabel und ermöglicht eine bequeme Mitnahme im Rucksack. Ebenso ist es möglich das Gerät im Tabletmodus für einige Minuten zu halten um beispielsweise etwas zu demonstrieren oder zu erklären.
Anschlüsse und drahtlose Kommunikation
Das Gerät bietet eine vielfältige Anschlussauswahl. Darunter fällt unter anderem ein DisplayPort, ein Kensington-Port und drei USB 3.0 Type-A Anschlüsse. USB Type-C und LAN werden leider schmerzlichst vermisst. Stattdessen bietet Lenovo einen proprietären OneLink+ auf LAN + VGA Adapter an.
Ebenso wird der aktuelle WLAN ac Standard hervorragend unterstützt. Bluetooth funktioniert genauso problemlos wie die Verwendung des integrierten WWAN-Moduls von Qualcomm. Leider unterstützt dieses den GSM-Standard nicht mehr, was zu einer grundsätzlich schlechteren Netzabdeckung führt, sofern kein LTE Datentarif vorhanden ist.
Fingerabdruckleser
Der Fingerabdruckleser hatte bei mir keinen guten Eindruck unter Windows 10 Pro hinterlassen. Im Vergleich zu den alten Fingerabdrucklesern von AuthenTec bietet der neue Leser von Synaptics leider eine wesentlich weniger zuverlässige Erkennungsrate, was die Entsperrgeschwindigkeit deutlich verringert.
Garantie
Die Standardgarantiedauer von nur einem Jahr ist bei einem Neupreis von 1600 € (in meiner Konfiguration) meiner Meinung nach schlichtweg nicht akzeptabel.
Tastatur und Maus
Im Vergleich zu älteren Chiclet-Tastaturen der ThinkPad-Reihe (z. B. 30er Serie) fällt beim Yoga 460 der geringere Druckpunkt der Tastatur auf. Eine Umgewöhnung ist daher zu Beginn erforderlich.
Ebenso sind die Qualitätsunterschiede zwischen den Tastaturherstellern leider sehr groß. Persönlich hatte ich nun mehrere Tastaturen von LiteOn, welche allesamt einen recht schwammigen Druckpunkt besaßen und v. a. einen sehr schwergängigen TrackPoint hatten, welcher daher an der Grenze zur Unbenutzbarkeit gewesen ist. Die nun meinerseits eingebaute US-Tastatur von Chicony besitzt einen knackigeren Druckpunkt und einen sehr angenehmen, leichtgängigen Trackpoint. Nachteil ist ein vermehrtes Klappergeräusch beim Tippen.
Hier würde ich mir - gerade im Bereich der Trackpoints - wünschen, dass die Qualitätsunterschiede geringer werden. Ein schwergängiger Trackpoint macht einfach keinen Spaß in der Benutzung.
Neben dem TrackPoint steht als weitere Eingabemethode das große Touchpad zur Verfügung. Jenes funktioniert soweit recht gut. Die Oberfläche hingegen bietet schlechte Gleiteigenschaften, weshalb leicht feuchte Finger schnell ins Stocken geraten können. Das Touchpad ist für mich daher keine brauchbare Alternative.
Display
Beim Display fällt primär bei der ersten Inbetriebnahme auf und im Vergleich mit anderen ThinkPad Yoga auf, dass es anscheinend kein Panel mit einwandfreier Ausleuchtung zu geben scheint. Alle von mir verwendeten ThinkPad Yoga 14/460 weisen leider, auch im laufenden Betrieb bei helleren Flächen, gut sichtbare Lichthöfe auf und werden damit einem preislich derart hoch eingestuften Notebook nicht gerecht. Neben der schlechten Ausleuchtung fällt die geringe Helligkeit ins Auge, welche das Ablesen von Inhalten im Tablet-Modus in einem sonnigen Raum bereits zur Herausforderung macht. Des Weiteren ist die standardmäßige Kalibrierung deutlich zu blaustichig, weshalb man um eine nachträgliche Kalibrierung des Weißwertes kaum herumkommt.
Im speziellen Fall meines aktuellen Yoga 460 war leider die Kontrolle auf Pixelfehler unzureichend, weshalb mein Display einen toten Pixel aufweist.
Die matte Plastikfolie auf dem Display bietet eine unzureichende Entspiegelung und ist viel zu anfällig für Kratzer. Das wurde beim X230 Tablet wesentlich besser gelöst. Hier besteht dringend Bedarf zur Nachbesserung (evtl. matte Glasscheibe verbauen wie Sony beim Z5 Compact auf der Rückseite?).
Die sRGB Abdeckung ist laut Notebookcheck auch nur in einem sehr geringen Bereich, welchen auch bereits 500 € Notebooks abdecken.
Zu bedenken ist auch, dass bei einem Convertible stets Fingerabdrücke auf dem Display zu sehen sind, wieso ich empfindlichen Menschen von dieser Geräteklasse abraten würde.
Digitizer und Stift
Der Wacom AES Digitizer hat bei mir leider einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen. Einerseits ist die Präzision im Bereich Stiftspitze erkennen hervorragend. Die Spitze des Stiftes wird auch direkt am Displayrand noch sehr exakt geortet, weshalb das Treffen von schmalen Scrollbalken überhaupt kein Problem darstellt. Auch im Vergleich zu N-Trig Geräten hinterlässt die AES Technologie einen sehr positiven, wenn nicht sogar überlegenen Eindruck.
Andererseits neigt der Digitizer zur Erkennung von Fehleingaben (d. h. Schnörkel bei Buchstaben und ab und zu gerade Linien quer über den Bildschirm) und bei leichtem Anheben der Spitze vom Display fängt der Cursor bereits schnell das Zittern an und die Ortung wird deutlich ungenauer.
Hinzu kommt der für den täglichen Einsatz viel zu kleine Stift im Gerät (das war beim X230 Tablet deutlich besser!) und die Abhängigkeit von teuren AAAA Batterien bei größeren Stiften.
Im Vergleich zu Wacom EMR kann ich persönlich keine großartigen Vorteile der neuen Wacom AES Technologie entdecken und empfand Wacom EMR stets als zuverlässiger und präziser (abgesehen von der leichten Randungenauigkeit). Auch das Schriftbild ist mit anderen Technologien natürlicher. Dennoch ist auch Wacom AES immer noch ausreichend für den täglichen Einsatz in Vorlesungen als digitalen Papierersatz.
Leistung
Die Grafikleistung des Gerätes ist leider ernüchternd, was vor allem dem Single-Channel DDR3 RAM, sowie der vergleichsweise schwachen Intel HD 520 geschuldet sein dürfte. Ebenso setzt bei GPU Last sehr bald Throttling ein. Hier wäre eine Intel Iris Pro GPU in Verbindung mit Dual-Channel RAM und einem ausreichend dimensionierten Kühlsystem wünschenswert gewesen.
Gedrosselt wird leider auch die CPU im Tabletmodus, was einen stationären Betrieb des Notebooks schwierig macht.
Geräuschentwicklung
Der Lüfter des Gerätes ist die meiste Zeit komplett ausgeschaltet. Im Surfbetrieb und im Officebetrieb ist dieser so gut wie nie zu hören. Aktiviert sich der Lüfter dann doch einmal, dann ist dieser sehr ruhig und angenehm und erzeugt ein unauffälliges Windgeräusch ohne störende Nebeneffekte wie z. B. Pfeifen oder Klappern. Diesen traditionell von ThinkPads sehr gut gemeisterten Punkt meistert auch das Yoga 460 wieder perfekt! Großes Lob in diesem Punkt!
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit beträgt bei mir im Tabletmodus beim Mitschreiben meist um die 6 Stunden bei eingeschaltetem WLAN, Bluetooth und Mobilfunkmodem und bei mittlerer Helligkeit. Ein akzeptabler Wert, welcher für die meisten Studenten ausreichend sein dürfte.
Software
Als Betriebssystem verwende ich am Yoga 460 Debian Stretch in Verbindung mit dem GNOME Desktop. Die Konstellation funktioniert weitestgehend hervorragend. Nahezu sämtliche verbaute Hardware wird problemlos erkannt und perfekt in die Desktopoberfläche integriert. Sogar das Mobilfunkmodem ließ sich ohne große Probleme zügig einrichten.
Für die digitalen Mitschriften wird mangels brauchbarer Alternativen PDF Annotator eingesetzt, welcher es immerhin beherrscht Dokumente in Originalgröße einzufügen und die Seiten bequem zu verwalten, sowie ein ordentliches Schriftbild liefert. Leider legt er eine separate Ebene an, womit alternative PDF Software meist unzureichend zurechtkommt und es daher Kompatibilitätsprobleme gibt. Da der PDF Annotator nicht unter WINE, geschweige denn nativ unter Debian, läuft, habe ich das Programm in einer virtuellen, passend zugeschnittenen, Windows XP Maschine installiert, welche weder Zugriff auf USB Geräte, noch Zugriff auf Audio und Netzwerk bekommt. Diese Kombination funktioniert erstaunlicherweise sehr gut und hat sich im täglichen Vorlesungsbetrieb als sehr zuverlässig erwiesen. Die Akkulaufzeit wird dank sparsamen Windows XP kaum beeinträchtigt. Für die Zukunft experimentiere ich die Maschine zu ReactOS umzuziehen, was leider momentan noch nicht möglich ist. Eine native Version von PDF Annotator für Debian oder/und brauchbare Alternativen wären auch eine sehr willkommene Abwechslung.
Ansonsten verwende ich als Videoschnittsoftware Kdenlive, als Bildbearbeitungssoftware Krita (funktioniert ebenfalls sehr gut mit dem Stift) und GIMP, sowie als Officesoftware LibreOffice.
Um sämtlichen Überraschungen vorzubeugen (z. B. Diebstahl des Gerätes nach einer Vorlesung oder plötzlicher Wassereinbruch im Gerät) werden kontinuierlich alle Dateien auf der verschlüsselten Samsung SSD via Resilio Sync mit meiner (ebenfalls verschlüsselten) NAS abgeglichen. Diese wiederum synchronisiert die Dateien kontinuierlich mit Dropbox.
Fazit
Insgesamt bin ich mit dem Yoga 460 jetzt sehr zufrieden. Das Gerät lässt sich sehr vielfältigt in jeder Situation einsetzen, funktioniert sehr zuverlässig und bietet alles, was ich in einem Notebook erwarte (WWAN usw.). Das Design ist sehr ansprechend und schön schlicht, die Funktionstasten auf der Tastatur sind sinnvoll angeordnet und die Verarbeitung hochwertig, Ebenso funktioniert es sehr gut mit Debian Stretch, was das Gerät zu einem nahezu perfekten Notebook für Linuxnutzer macht. Das 14" Display bietet eine sehr angenehme Arbeitsfläche und passt trotzdem noch in jeden Hörsaal problemlos rein.
* Anmerkung: Ich nutze das Gerät im Grunde wie ein Blatt Papier. Das heißt: Ich schreibe alles handschriftlich mit, was andere auf ihr Blatt Papier schreiben würden.
Noch Fragen oder hab ich was vergessen bzw. nicht beachtet? Oder gibt's Kritik am Beitrag? Schreibt's einfach in den Thread
seit Anfang Mai 2016 war ich damit beschäftigt mein hier im Forum erworbenes ThinkPad X230 Tablet (hat mittlerweile einen neuen, glücklichen Besitzer gefunden) mit einem neueren und etwas größeren Nachfolger zu ersetzen. Zuerst erworb ich fünf verschiedene ThinkPad Yoga 14 bei NBWN, welche allesamt aufgrund von diversen Defekten (Lichthöfe, Displayverklebung löst sich, Scharnierprobleme, etc.) zurückgeschickt worden sind. Das Prozedere hat sich über einige Wochen hinweg gezogen. In der Zwischenzeit habe ich bemerkt, dass der deutlich verbesserte Nachfolger, das ThinkPad Yoga 460 mittlerweile ebenfalls in sehr erschwingliche Preisregionen kommt. Aufgrund dessen habe ich mir dann gegen Ende Juni 2016 ein neuwertiges ThinkPad Yoga 460 bei Lapstore bestellt. Wenig später hielt ich dann das Yoga 460 in perfekter Wunschausstattung in der Hand. Bei einer ersten Analyse ergab sich, dass das Gerät so gut wie nagelneu war und erst 7 Stunden gelaufen ist. Leider stellte sich nach wenigen Stunden dann aber auch schon die Ernüchterung ein: Der Akku lädt nicht richtig auf, d. h. mal lädt er bis 60 %, dann bis 80 % und einmal gar bis 95 %) und ich konnte auch nicht von den problemlos funktionierenden (am X230 Tablet getestet) Recovery Medien booten, sprich: USB Boot hat auch nicht funktioniert. Da das Gerät in Traumausstattung daherkam, wollte ich es nicht über den Händler einschicken um kein Risiko einzugehen, dass ich danach ein anders bestücktes Gerät bekommen würde, also entschloss ich mich den Weg über Lenovo zu gehen. Leider war das im Nachhinein keine gute Idee, denn mein neues Yoga 460 war fortan bis Oktober 2016 außer Reichweite. Immerhin bekam ich nun ein nagelneues Yoga 460 direkt ab Werk zurück und zu meiner Überraschung bekam ich obendrauf eine vierjährige Garantie dazu (zumindest wird das als Status bei der Abfrage der Seriennummer ausgegeben).
Nun möchte ich euch ein wenig von meinen Eindrücken berichten, die ich mit dem Yoga 460 im studentischen Alltag gemacht habe.*
Gehäuse
Das Design des Gerätes ist ThinkPad-typisch eher schlicht gehalten. Akzente auf dem dunkelgrauen, matten Kunststoff setzt hierbei vor allem das ThinkPad-Logo und der darin integrierte und zugleich leuchtende i-Punkt. Im Vergleich zum Vorgänger ist zu bedauern, dass der robuste Metalldeckel wieder einem Kunststoffdeckel weichen musste. Ebenso sind die Ränder um das Display leider relativ groß geraten, weshalb das Gerät im aufgeklappten Zustand schon nahezu die Ausmaße eines 15 Zöllers annimmt und daher in manchen Situationen störend ist.
Die Verarbeitung ist hingegen gut. Das Gerät wirkt sehr robust und macht einen stabilen Eindruck. Das Gehäuse scheint auch relativ kratzfest zu sein. Der Kunststoff bietet eine sehr angenehme Oberfläche zum Arbeiten und wird auch bei schweißnassen Händen nicht rutschig.
Die Scharniere hingegen machen untypischerweise keinen guten Eindruck, was sich nicht nur darin bemerkbar macht, dass sich das Gerät nicht einhändig aufklappen lässt, sondern auch und v. a. zeigen mir persönliche Erfahrungen mit dem Yoga 14, dass die Scharniere keine allzu hohe Belastung auszuhalten scheinen (ein stationär betriebenes Yoga 14 ist momentan aufgrund eines gebrochenen Scharnieres eingeschickt). Positiv ist hingegen zu bewerten, dass die Scharniere momentan das Display noch sehr gut in Position halten und das Display bei Berührung oder beim Tippen kaum nachwippt. Ebenso funktioniert das Kunststück, die 360 Grad Drehung, absolut problemlos und butterweich.
Des Weiteren gibt es für das Fehlen von Wartungsklappen ganz klar Punktabzug, denn ein schnelles Austauschen von Festplatte, RAM und Akku ist leider nicht möglich. Stattdessen muss für jeden Eingriff zuerst das komplette Basecover abgenommen werden, was laut Berichten im Netz die Stabilität des Gerätes erheblich beeinträchtigt und sogar zu Knarzen führen kann. Die Tastatur hingegen ist sehr einfach durch das Lösen von drei Schrauben zu tauschen, was ein definitiver Pluspunkt ist!
Das Gewicht von ca. 1.8 kg ist akzeptabel und ermöglicht eine bequeme Mitnahme im Rucksack. Ebenso ist es möglich das Gerät im Tabletmodus für einige Minuten zu halten um beispielsweise etwas zu demonstrieren oder zu erklären.
Anschlüsse und drahtlose Kommunikation
Das Gerät bietet eine vielfältige Anschlussauswahl. Darunter fällt unter anderem ein DisplayPort, ein Kensington-Port und drei USB 3.0 Type-A Anschlüsse. USB Type-C und LAN werden leider schmerzlichst vermisst. Stattdessen bietet Lenovo einen proprietären OneLink+ auf LAN + VGA Adapter an.
Ebenso wird der aktuelle WLAN ac Standard hervorragend unterstützt. Bluetooth funktioniert genauso problemlos wie die Verwendung des integrierten WWAN-Moduls von Qualcomm. Leider unterstützt dieses den GSM-Standard nicht mehr, was zu einer grundsätzlich schlechteren Netzabdeckung führt, sofern kein LTE Datentarif vorhanden ist.
Fingerabdruckleser
Der Fingerabdruckleser hatte bei mir keinen guten Eindruck unter Windows 10 Pro hinterlassen. Im Vergleich zu den alten Fingerabdrucklesern von AuthenTec bietet der neue Leser von Synaptics leider eine wesentlich weniger zuverlässige Erkennungsrate, was die Entsperrgeschwindigkeit deutlich verringert.
Garantie
Die Standardgarantiedauer von nur einem Jahr ist bei einem Neupreis von 1600 € (in meiner Konfiguration) meiner Meinung nach schlichtweg nicht akzeptabel.
Tastatur und Maus
Im Vergleich zu älteren Chiclet-Tastaturen der ThinkPad-Reihe (z. B. 30er Serie) fällt beim Yoga 460 der geringere Druckpunkt der Tastatur auf. Eine Umgewöhnung ist daher zu Beginn erforderlich.
Ebenso sind die Qualitätsunterschiede zwischen den Tastaturherstellern leider sehr groß. Persönlich hatte ich nun mehrere Tastaturen von LiteOn, welche allesamt einen recht schwammigen Druckpunkt besaßen und v. a. einen sehr schwergängigen TrackPoint hatten, welcher daher an der Grenze zur Unbenutzbarkeit gewesen ist. Die nun meinerseits eingebaute US-Tastatur von Chicony besitzt einen knackigeren Druckpunkt und einen sehr angenehmen, leichtgängigen Trackpoint. Nachteil ist ein vermehrtes Klappergeräusch beim Tippen.
Hier würde ich mir - gerade im Bereich der Trackpoints - wünschen, dass die Qualitätsunterschiede geringer werden. Ein schwergängiger Trackpoint macht einfach keinen Spaß in der Benutzung.
Neben dem TrackPoint steht als weitere Eingabemethode das große Touchpad zur Verfügung. Jenes funktioniert soweit recht gut. Die Oberfläche hingegen bietet schlechte Gleiteigenschaften, weshalb leicht feuchte Finger schnell ins Stocken geraten können. Das Touchpad ist für mich daher keine brauchbare Alternative.
Display
Beim Display fällt primär bei der ersten Inbetriebnahme auf und im Vergleich mit anderen ThinkPad Yoga auf, dass es anscheinend kein Panel mit einwandfreier Ausleuchtung zu geben scheint. Alle von mir verwendeten ThinkPad Yoga 14/460 weisen leider, auch im laufenden Betrieb bei helleren Flächen, gut sichtbare Lichthöfe auf und werden damit einem preislich derart hoch eingestuften Notebook nicht gerecht. Neben der schlechten Ausleuchtung fällt die geringe Helligkeit ins Auge, welche das Ablesen von Inhalten im Tablet-Modus in einem sonnigen Raum bereits zur Herausforderung macht. Des Weiteren ist die standardmäßige Kalibrierung deutlich zu blaustichig, weshalb man um eine nachträgliche Kalibrierung des Weißwertes kaum herumkommt.
Im speziellen Fall meines aktuellen Yoga 460 war leider die Kontrolle auf Pixelfehler unzureichend, weshalb mein Display einen toten Pixel aufweist.
Die matte Plastikfolie auf dem Display bietet eine unzureichende Entspiegelung und ist viel zu anfällig für Kratzer. Das wurde beim X230 Tablet wesentlich besser gelöst. Hier besteht dringend Bedarf zur Nachbesserung (evtl. matte Glasscheibe verbauen wie Sony beim Z5 Compact auf der Rückseite?).
Die sRGB Abdeckung ist laut Notebookcheck auch nur in einem sehr geringen Bereich, welchen auch bereits 500 € Notebooks abdecken.
Zu bedenken ist auch, dass bei einem Convertible stets Fingerabdrücke auf dem Display zu sehen sind, wieso ich empfindlichen Menschen von dieser Geräteklasse abraten würde.
Digitizer und Stift
Der Wacom AES Digitizer hat bei mir leider einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen. Einerseits ist die Präzision im Bereich Stiftspitze erkennen hervorragend. Die Spitze des Stiftes wird auch direkt am Displayrand noch sehr exakt geortet, weshalb das Treffen von schmalen Scrollbalken überhaupt kein Problem darstellt. Auch im Vergleich zu N-Trig Geräten hinterlässt die AES Technologie einen sehr positiven, wenn nicht sogar überlegenen Eindruck.
Andererseits neigt der Digitizer zur Erkennung von Fehleingaben (d. h. Schnörkel bei Buchstaben und ab und zu gerade Linien quer über den Bildschirm) und bei leichtem Anheben der Spitze vom Display fängt der Cursor bereits schnell das Zittern an und die Ortung wird deutlich ungenauer.
Hinzu kommt der für den täglichen Einsatz viel zu kleine Stift im Gerät (das war beim X230 Tablet deutlich besser!) und die Abhängigkeit von teuren AAAA Batterien bei größeren Stiften.
Im Vergleich zu Wacom EMR kann ich persönlich keine großartigen Vorteile der neuen Wacom AES Technologie entdecken und empfand Wacom EMR stets als zuverlässiger und präziser (abgesehen von der leichten Randungenauigkeit). Auch das Schriftbild ist mit anderen Technologien natürlicher. Dennoch ist auch Wacom AES immer noch ausreichend für den täglichen Einsatz in Vorlesungen als digitalen Papierersatz.
Leistung
Die Grafikleistung des Gerätes ist leider ernüchternd, was vor allem dem Single-Channel DDR3 RAM, sowie der vergleichsweise schwachen Intel HD 520 geschuldet sein dürfte. Ebenso setzt bei GPU Last sehr bald Throttling ein. Hier wäre eine Intel Iris Pro GPU in Verbindung mit Dual-Channel RAM und einem ausreichend dimensionierten Kühlsystem wünschenswert gewesen.
Gedrosselt wird leider auch die CPU im Tabletmodus, was einen stationären Betrieb des Notebooks schwierig macht.
Geräuschentwicklung
Der Lüfter des Gerätes ist die meiste Zeit komplett ausgeschaltet. Im Surfbetrieb und im Officebetrieb ist dieser so gut wie nie zu hören. Aktiviert sich der Lüfter dann doch einmal, dann ist dieser sehr ruhig und angenehm und erzeugt ein unauffälliges Windgeräusch ohne störende Nebeneffekte wie z. B. Pfeifen oder Klappern. Diesen traditionell von ThinkPads sehr gut gemeisterten Punkt meistert auch das Yoga 460 wieder perfekt! Großes Lob in diesem Punkt!
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit beträgt bei mir im Tabletmodus beim Mitschreiben meist um die 6 Stunden bei eingeschaltetem WLAN, Bluetooth und Mobilfunkmodem und bei mittlerer Helligkeit. Ein akzeptabler Wert, welcher für die meisten Studenten ausreichend sein dürfte.
Software
Als Betriebssystem verwende ich am Yoga 460 Debian Stretch in Verbindung mit dem GNOME Desktop. Die Konstellation funktioniert weitestgehend hervorragend. Nahezu sämtliche verbaute Hardware wird problemlos erkannt und perfekt in die Desktopoberfläche integriert. Sogar das Mobilfunkmodem ließ sich ohne große Probleme zügig einrichten.
Für die digitalen Mitschriften wird mangels brauchbarer Alternativen PDF Annotator eingesetzt, welcher es immerhin beherrscht Dokumente in Originalgröße einzufügen und die Seiten bequem zu verwalten, sowie ein ordentliches Schriftbild liefert. Leider legt er eine separate Ebene an, womit alternative PDF Software meist unzureichend zurechtkommt und es daher Kompatibilitätsprobleme gibt. Da der PDF Annotator nicht unter WINE, geschweige denn nativ unter Debian, läuft, habe ich das Programm in einer virtuellen, passend zugeschnittenen, Windows XP Maschine installiert, welche weder Zugriff auf USB Geräte, noch Zugriff auf Audio und Netzwerk bekommt. Diese Kombination funktioniert erstaunlicherweise sehr gut und hat sich im täglichen Vorlesungsbetrieb als sehr zuverlässig erwiesen. Die Akkulaufzeit wird dank sparsamen Windows XP kaum beeinträchtigt. Für die Zukunft experimentiere ich die Maschine zu ReactOS umzuziehen, was leider momentan noch nicht möglich ist. Eine native Version von PDF Annotator für Debian oder/und brauchbare Alternativen wären auch eine sehr willkommene Abwechslung.
Ansonsten verwende ich als Videoschnittsoftware Kdenlive, als Bildbearbeitungssoftware Krita (funktioniert ebenfalls sehr gut mit dem Stift) und GIMP, sowie als Officesoftware LibreOffice.
Um sämtlichen Überraschungen vorzubeugen (z. B. Diebstahl des Gerätes nach einer Vorlesung oder plötzlicher Wassereinbruch im Gerät) werden kontinuierlich alle Dateien auf der verschlüsselten Samsung SSD via Resilio Sync mit meiner (ebenfalls verschlüsselten) NAS abgeglichen. Diese wiederum synchronisiert die Dateien kontinuierlich mit Dropbox.
Fazit
Insgesamt bin ich mit dem Yoga 460 jetzt sehr zufrieden. Das Gerät lässt sich sehr vielfältigt in jeder Situation einsetzen, funktioniert sehr zuverlässig und bietet alles, was ich in einem Notebook erwarte (WWAN usw.). Das Design ist sehr ansprechend und schön schlicht, die Funktionstasten auf der Tastatur sind sinnvoll angeordnet und die Verarbeitung hochwertig, Ebenso funktioniert es sehr gut mit Debian Stretch, was das Gerät zu einem nahezu perfekten Notebook für Linuxnutzer macht. Das 14" Display bietet eine sehr angenehme Arbeitsfläche und passt trotzdem noch in jeden Hörsaal problemlos rein.
* Anmerkung: Ich nutze das Gerät im Grunde wie ein Blatt Papier. Das heißt: Ich schreibe alles handschriftlich mit, was andere auf ihr Blatt Papier schreiben würden.
Noch Fragen oder hab ich was vergessen bzw. nicht beachtet? Oder gibt's Kritik am Beitrag? Schreibt's einfach in den Thread