Weihnachten in Kabul

Mornsgrans

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Eben erhielt ich von einem Freund, der zur Zeit in Kabul Dienst tut, folgende E-Mail als Antwort auf meine Weihnachtsgrüße:


Danke, Vxxxxxx! Dir und Deiner Familie wuensche ich auf diesem Weg ein frohes und besinnliches Weihnachten!
Gruss aus KABUL...
xxxxx


Einsatzweihnacht
Merry Christmas! KABUL am ersten Weihnachtstag, ein Morgen mit strahlendem Sonnenschein, trocken und kalt. Um die Stadt herum schneebedeckte Berge. Eigentlich ideale Urlaubsbedingungen. Aber nicht hier und nicht fuer uns. Weihnachten im Einsatz, was ist das? Nun, der Auftrag geht weiter, allerdings nur "Low Operation". Patrouillen und Sicherung werden durchgefuehrt, was muss, das muss. Aber sonst ist es heute ruhig im Lager, keine Besprechungen, kein Routinedienst. Selbstverstaendlich sind alle Soldaten in Bereitschaft. Ueberall sind die Bereiche festlich geschmueckt, da viel zu wenig Weihnachtsschmuck (Baeume, Adventskraenze u. a.) geliefert wurde ist Improvisation Trumpf. Aber das kann die Truppe! Sieht manches auch komisch aus, uns gefaellt es und dank musikalischer Beschallung aller vertretenen Nationen gibt es auch ein Weihnachten am HINDUKUSCH. Gestern um 1500 Uhr waren wir in der Christmette, danach gab es eine kleine Feier der Deutschen. "Stille Nacht, heilige Nacht" und "O Tannenbaum" wurden vor unserem geschmueckten Baum gesungen. Da lief es mir kalt den Ruecken hinunter. Sentimentale Stimmung, vereinzelt feuchte Augen. Weihnachten in der Fremde, ueber 5000km entfernt von den Lieben zuhause. Weihnachten, das Familienfest ohne Familie. Was bleibt ist die "kleine Kampfgemeinschaft", die Kameraden, die auch diese Herausforderung miteinander teilen. Dafuer sind wir dankbar. Schueler einer Schule aus BAYERN haben jedem deutschen Soldaten einen Weihnachtsbrief geschrieben. Das hat uns alle sehr bewegt, bei mir war es Matte aus der 7 D. Eine tolle Aktion, Balsam fuer die Seele. In DEUTSCHLAND sind wir nicht vergessen!
Die Geschenke des Bundesministeriums der Verteidigung sind ausgeblieben, irgendwo unterwegs verloren gegangen. Aber das macht uns nichts aus, abends sitzen wir bei zwo Weizen oder einem Rotwein im Kerzenschein zusammen. Weihnachtslieder und danach "normale" Musik. Ein besinnlicher Abend im Kameradenkreis, schoen wars! Danach der Anruf zuhause. Alles in Ordnung? Ja, alles in Ordnung. Die Familie sitzt beisammen und denkt an mich, ein gutes Gefuehl. Ich erfahre das ich "Opa" werde, meine Schwiegertochter ist im dritten Monat schwanger. Grossvater mit 46, wow! Kann es ein schoeneres Weihnachtsgeschenk geben? Nein, ich bin uebergluecklich. Dann aber ab ins Bett, der Tag war lang genug.
Um 1300 Uhr gibt es gleich wieder einen Gottesdienst und heute abend ist ein "Christmas-Dinner" zusammen mit kanadischen Soldaten angesetzt. Darauf freue ich mich schon sehr. Weihnachten im Einsatz!
Abschliessend noch tausend Dank für die vielen Gruesse, guten Wuensche und Geschenke zum Weihnachtsfest. Fuer uns Soldaten im Einsatz fern der Heimat ist das eine unschaetzbare und unvergessliche Erfahrung. Das Internet aber auch die gute alte Feldpost sind die Bruecken zu unseren Familien und Freunden in DEUTSCHLAND. Und das ist zu Weihnachten natuerlich ganz besonders wichtig. Dank dem wird mir auch diese zwote Einsatzweihnacht in AFGHANISTAN stets in bester Erinnerung bleiben. Danke von ganzem Herzen!
Mit weihnachtlichem Gruß aus dem Einsatz...

xxx
Oberstabsfeldwebel
HQ ISAF, KABUL (AFG)

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"Verschwenden" wir auch mal einen Gedanken an diejenigen, die Weihnachten nicht zu Hause bei ihren Familien sein können...
 
der verfasser ist schon aus eigenverpflichtung da unten oder? (mein jetzt als berufs oder zeitsoldat).

Kann einem schon leid tun der arme Teufel. Hoffe er hat nicht mehr allzu lang dort unten zu verweilen.

*für qwertz ne sperre wegen taktlosigkeit und verletzung des höflichkeitsgebots anreg*
 
Er ist als Berufssoldat jetzt zum zweiten Mal hintereinander für vier Monate über Weihnachten dort und war in den 80ern 8 Jahre lang mein Kamerad in der gleichen Kompanie, später im Bataillon.
 
Na dann, schöne Grüße auch an den Hindukusch.

Alles weitere, was ich dazu sagen könnte wäre kontraproduktiv, da die Jungs und Mädesl da unten nun nichts dafür können.

Gibt es Thinkpads eigentlich auch in Wüstentarnfleck?
 
Sicher nicht - aber schwarz ist eine sehr gute Tarnfarbe :D
 
Hi,

auf den ersten Blick habe ich auch gedacht: Was macht so ein Beitrag hier im ThinkPad-Forum? Aber dann dachte ich , es gibt hier noch viel abwegigere und vor allen Dingen sinnlosere Beiträge. Was solls, dass ist dann eben der sozialen Komponente eines Technik-Forums zu zu schreiben. :D

Man darf ja auch nicht vergessen, dass die Jungs und Mädels "dort unten" in unserem Auftrag, ja auch in unserem, den Frieden sichern und so etwas Verantwortung für Deutschland im internationalen Rahmen übernehmen. Andererseits sind sie doch alle dort freiwillig und werden, wie man immer wieder von Soldaten hört, gut entlöhnt. Sie haben diesen Berufsweg eingeschlagen und müssen sich schon im Klaren sein, was Soldatsein heißt. Daher bin ich allen Soldaten "da unten" und in anderen Einsatzregionen sehr dankbar, aber Mitleid empfinde ich nicht. Ich glaube auch nicht, dass dort Soldaten auf unser Mitleid wertlegen. :)


BUergerNB
 
@ Mornsgrans
VIELEN DANK für den ergreifenden beitrag. ich habe ihn sehr gern gelesen. und gute grüsse an deinen freund vom tp-forum.
 
Ein persönlicher, ungefilterter und lesenswerter Einblick in ein ungewöhnliches Weihnachten. Danke.
 
also ich hab echt auch Respekt vor dem Einsatz der deutschen Soldaten dort. Find ich schön, dass die sich zu Weihnachten soweit möglich auch ne schöne Zeit machen können und Grüße oder ähnliches aus dem Heimatland bekommen. Kann ich mir gut vorstellen, dass die Freude da groß ist.
 
@burgernb, guter lohn hilft aber nicht über traumata hinweg. In dieser Beziehung stehen die Deutschen Soldaten dann doch ziemlich allein da. Hab da mal n beitrag auf zdf drüber gesehen, die psychologische Hilfe zur Bewältigung eventueller Kriegstraumata ist in der Bundeswehr so gut wie nicht vorhanden.
 
Ich möchte da auch noch zwei, drei kleine Anmerkungen zu machen....
... allerdings ist das Thema damit auch für mich abgeschlossen...

a.
Weil ich das selber schon mitmachen musste, allerdings an Bord und OHNE www oder Telefon....

unb b.
Weil ich den Bescheidwissern hier noch mal sagen muss....

NEIN, es sind nicht nur/ausschließlich freiwillige Soldaten dort unten im Einsatz.
Und JA sie haben sich dazu entschieden, Soldat zu sein...
Aber teilweise noch zu einem Zeitpunkt...
... da waren deutsche Interessen am Hindukusch nicht ansatzweise ein Thema...
Darüber kann man sowieso streiten - oder auch nicht...

ähnlich wie der HQ ISAF Mailautor - "ältere" (OSFw 46 J. und angehender Opi)....

Soll der jetzt kündigen???? Ist formal schon möglich, aber wer stellt den denn ein?

Man hat ja auch für und bei einer BundesWEHR unterschrieben - nicht bei einer "möchtegerne" Armee.....
Dahingehend ist die Verfassung bis heute nicht angepasst worden.....

Die Einsatzkontingente werden mittlerweile außerdem doch schon mal über Befehl aufgefüllt...
...da es nicht mehr ausreichend Freiwillige für bestimmte Verwendungen gibt...
Und wer noch was werden will beim Chef..............

Weihnachten fern ab von Zuhaus ist eben kein richtiges Weihnachten...

Schönen Abend noch
Gruß
Trimmi
 
Original von Trimmi
Und JA sie haben sich dazu entschieden, Soldat zu sein...
Aber teilweise noch zu einem Zeitpunkt...
... da waren deutsche Interessen am Hindukusch nicht ansatzweise ein Thema...
Darüber kann man sowieso streiten - oder auch nicht...

Ich möchte Deinen Post vervollständigen:
Die Bundeswehr ist auf ausdrücklichen Wunsch Afghanistans dort im Lande.
Die Beziehungen zwischen Deutschland und Afghanistan sind schon weit über 100 Jahre sehr eng.

Kein Mensch weiß, oder will es wissen, dass Afghanen und Deutsche Arier sind - eine Volksgruppe, die früher im Raum des heutigen Afghanistans lebte.
Ich rede jetzt nicht von der "Arier"-Version, die von den Nationalsozialisten missbraucht worden war, sondern die Arier waren eine indo-iranischer Volksgruppe im 3. Jahrtausend v.Chr.
Die Besiedlung des späteren Germaniens erfolgte von dort über das heute westliche Russland/Weißrussland, Polen ins heutige Norddeutschland.

Zu Kaiser Wilhelms Zeiten wurde Afghanistan von Deutschland militärisch unterstützt mit dem Kalkül, dass im Kriegsfall Afghanistan auf Deutschlands Seite gegen England in einen Krieg eintritt - etwas, was der Afghanische König freundlich, aber bestimmt ablehnte, als es soweit war.
Dennoch hatte die deutsch-afghanische Beziehung nie darunter gelitten.
Nach der Machtübernahme durch die Taliban (nach Abzug der Sowjetischen Truppen) flohen nicht ohne Bedacht die afghanischen Interlektuellen und Akademiker überwiegend ausgerechnet nach Deutschland.

Die Bundeswehr legt besonderen Wert darauf, dass sie Gast am Hindukusch ist und verhält sich auch dementsprechend.
Inzwischen mussten die übrigen NATO-Staaten, die dort eingesetzt sind, erkennen, dass das Auftreten und Verhalten als GAST die nachhaltig sinnvollste Art des Auftretens ist. - Leider gibt es immer noch ein oder zwei NATO-Staaten, die eher als BESATZER auftreten und haben entsprechende Verluste...

Erinnert sich noch jemand von Euch an die "aus heiterem Himmel" aufgetreten Unruhen im Kossovo?
Damals (vor etwa 2-3 Jahren) brachen plötzlich scheinbar ohne erkennbaren Grund Unruhen aus. Markant war, dass kurz danach das Mandat der Bundeswehr im Kossovo auslaufen sollte, was die dortige Bevölkerung nicht wollte, weshalb die Unruhen "angezettelt" worden waren. Sie hatten ihr Ziel erreicht, der Bundestag hatte kurz darauf das Mandat verlängert...

In diesem Zusammenhang gesehen, halte ich den Einsatz unserer Soldaten in den Krisengebieten für unabdingbar, besonders dann, wenn ausdrücklich von den Gastgeberländern dies gewünscht wird.

Ich selbst habe nach 12 Jahren meine Dienstzeit beendet, hätte ich die Laufbahn des Berufssoldaten gewählt, wäre ich sicher auch dort.

Der von Aviator ganz kurz geratene Einwand der mangelhaften "Nachsorge" im Traumafall ist leider aus meiner Sicht ein großes Manko in der Fürsorge für unsere Soldaten, denen traumatische Erlebnisse widerfahren.
 
mornsgrans, leider konnte ich ihn nicht länger bringen, da mein erinnerungsvermögen so schlecht ist.
 
Genau

Man hat ja auch für und bei einer BundesWEHR unterschrieben - nicht bei einer "möchtegerne" Armee.....

Denkt Ihr auch so an die ( Deutschen ) Jungs in der Fremdenlegion ?

Grüsse, Gedanken OK aber sicher kein Mitleid.

Ciao
ticino
 
ja, beide haben sich entschieden Soldat zu sein.
wenn sie nicht wissen, was die Aufgaben sind,
haben sie in der Schule ( Geschichte ) nicht aufgepasst.
Wenn nichts anliegt kann die BW schon angenehm sein.
Da gibt es schon einige "Liegestuhl" Tätikeiten :-)
Die sollen ja auch die Wehrpflichtigen haben.
Aber die Berufssoldaten sollten wissen für was sie unterschrieben haben.
Deshalb meine ich Ja.

ticino
 
@ticino:
Diese Menschen wollen und brauchen kein Mitleid. Sie brauchen nur ab und zu eine Bestätigung und Anerkennung ihrer Arbeit - egal ob es Soldaten, Polizisten, Bahnbedienstete oder Andere sind, die auch Nachts, an Wochenenden und Feiertagen arbeiten, damit wir zufrieden und satt vor unsereen Rechnern sitzen können und "gelangweilt auf der Tastatur rumhauen"... ;)

Achja: "Liegestuhltätigkeiten" gibt es überall - sei stolz darauf, Geld für Nichtstun zu "verdienen".
 
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