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"The Design of Everyday Things" ... oder wie die Suche nach einem Mobiltelefon zur Qual wird
Hallo ins Forum:
Angeregt durch einen Anruf meines Mobilfunkproviders habe ich mich dieses Wochenende einmal mit der potentiellen Nachfolge für meinen Palm Treo 650 beschäftigt. Das aktuelle Fazit nach dem Lesen zahlreicher Berichte (auch hier im Forum) und diversen Video-Vorstellungen auf YouTube - mir scheint, daß man vergessen hat, was Design im Sinne der Aufgabenangemessenheit bedeutet.
Vorausschicken muß ich, daß ich mein Treo als Telefon mit Zusatzapplikationen verwende. Neben den normalen Palm-Applikationen noch ActionNames als Kalender-Kontakte-Aufgaben-Integration, FTBPro als (vom Finanzamt anerkannte) Fahrtenbuchanwendung, SplashID zur Verwaltung diverser Daten (Paßwörter, Logins, Kontodaten, Softwarelizenzen, ...), HAFAS Palm für DB-Fahrpläne, PocketFly für Flugpläne, Treo Butler für diverse Einstellungen (z.B. verschiedene Alarme) und MegaLauncher als GUI.
Den Treo habe ich mittlerweile über 5 Jahre und habe mit dem ersten Akku eine Betriebsdauer von knapp einer Woche (ich habe allerdings keinen MP3-Player oder Mail-Anwendungen installiert).
So, meine Recherche begann ich mit einem Palm Pre Plus, da ich trotz der wechselvollen Geschichte von Palm doch noch ein wenig Palm-Treue verspüre. Aber das, was ich über den Palm Pre Plus erfahren habe, läßt mich doch diese Treue überdenken. Mit WebOS ist wohl ein interessantes OS geschaffen worden, aber die Bedienung über Gesten ist aus meiner Sicht nicht optimal. Beim Treo habe ich Tasten mit Mehrfachbelegung und die Anwendung ist da oder geschlossen. Und das was ich an Anwendungen gesehen habe - haben denn die Entwickler noch nie was über die Integration diverser Datenbanken i.S.v. ActionNames gehört. Von den anderen Anwendungen, die ich gesehen habe, möchte ich nicht reden - nur soviel - ich bin schwer enttäuscht. Ich gebe zu, daß ich mit den Standardanwendungen des Treo auch nicht so glücklich wurde, aber durch relativ günstige (und stabile und relativ ressourcenschonende) Zusatzprogramme bietet der Treo deutlich mehr Features als sein Ur-Enkel. Die Probleme der Synchronisation mit einem lokalen Outlook (Standard ist ein Google-Mail Anbindung) und die starke Anbindung ans Internet (z.B. ein Feature zur Vollsicherung des Palm Pre Plus sichert das System auf einem Server bei Palm - wieso ist hier keine Sicherung via WLAN ins lokale Netz möglich?) werten den Palm Pre Plus in meinen Augen weiter ab. Abschließend wurde in vielen Tests noch die Laufzeit des Akkus mit "real" max. 1 Tag beziffert und das ist dann das K.O. für den Palm Pre Plus.
Wer nun sagt, daß iPhone ist das ideale SmartPhone. Mag sein, aber nicht für mich, da ich die Geräte für überteuert halte.
Die Suche ging weiter und ich landete bei HTC, da einige Kollegen beim Kunden kürzlich ein HD2 erhalten haben. Das HD2 ist zwar auch ganz nett, aber ich bin kein Freund des Touch-Hypes (erinnert sich noch jemand an die ersten Touchscreens auf Infrarot-Basis bzw. die Lichtgriffel an den alten 3270(?)-Terminals?). Jedenfalls gab es gute Gründe, weshalb das "Touch" damals verworfen wurde. Und von den Touch-Fähigkeiten der Geräte der aktuellen Generation (auch TPs) bin ich nicht überzeugt (außer dem Umstand, daß man die Fingerabdrücke der letzten Anwender nachweisen könnte). Das HD2 ist aufgrund der reinen "Touch"-Bedienung auch nicht unbedingt das Gerät meiner Wahl. Aber es gibt von HTC auch das Touch Pro 2 mit einer ausklappbaren Tastatur. Die Dinge, die ich lesen und sehen konnte, waren zumindest hardwareseitig nicht schlecht. Die Tastatur scheint der Tastatur des Treo deutlich überlegen zu sein. Aber auch das TP2 ist bzgl. Akkuleistung nicht gerade ein Langläufer. Ich habe aber gelernt, daß dieses Manko wohl alle neueren SmartPhones haben. Hier im Forum wurde auch schon (z.T.) heftig darüber diskutiert, ob eine Laufzeit von 1 Tag oder max. 2 Tage nun den gewaltigen Unterschied bewirken. Da kann ich mich mit dem Treo nur wundern.
Aber dann ... habe ich hier im Forum eine Diskussion nachverfolgt, die sich u.a. mit HTC und dem "Manko" Windows Mobile befaßt hat. Da gab es dann die Lager "Android" und "Windows Mobile". War ganz interessant, aber bzgl. der Informationen teilweise auf dem Niveau "Linux vs. Windows". Was mich aber doch ein wenig schockiert hat, daß in den Beiträgen (der technisch sicher versierten Diskussionteilnehmer) der Schwerpunkt z.T. in Bereichen lag, wo ich mich frage, ob man vergessen hat, WOFÜR ein Gerät überhaupt genutzt werden soll.
Muß ich akzeptieren, daß ein SmartPhone für den Anwender deutlich merkbar bootet oder will ich einfach nur das Gerät einschalten, eine Funktion wählen und dann nutzen. Muß ich akzeptieren, daß ich erst Kernel X oder Patch Y benötige, damit ich eine Funktion nutzen will? Welchen Sinn hat eine neue Funktion und wird sie überhaupt benötigt oder bildet die Funktion nur einen neuen Punkt auf der Feature-Liste (und kann damit den Wettbewerber um einen weiteren Feature-Punkt übertrumpfen)?
Mein momentanes Fazit ist, daß aktuell keines der verfügbaren SmartPhones (seien es Android, Windows Mobile oder iPhone Geräte) die Punkte standardmäßig(!) bietet, die ich mit meinem Treo zur Verfügung habe (OK - ein Fahrtenbuch mit dem Segen des Finanzamts ist sicher sehr speziell). Mir stünden wohl mit einem modernen SmartPhone mehr Features zur Verfügung, die vielleicht nett (aber auch nicht mehr) sind, die aber das Gerät deutlich beschränken (z.B. Akkulaufzeit - wer schon mal einige Tage unterwegs war und das proprietäre Netzteil vergessen hat, der weiß, was ich meine).
Zum Schluß die Anmerkung, daß ich keineswegs ein Luddit bin, aber manche Entwicklungen gehen in eine falsche Richtung (z.B. analog- vs. digital-bedienbare Synthesizer). Moderne Technik und Technologie können sehr wohl Sinn machen, aber es muß auch darüber nachgedacht werden, wie diese dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das ursprüngliche Konzept des Apple Macintosh von Jef Raskin, das aber von Steven Jobs verworfen wurde.
Grüße, Ingolf.
P.S.: Zwei Literaturhinweise:
Donald A. Norman, The Design of Everyday Things (Anwendungsgerechtes Design).
Susan Lammers, Programmers at Work (u.a. Interview mit Jef Raskin).
Hallo ins Forum:
Angeregt durch einen Anruf meines Mobilfunkproviders habe ich mich dieses Wochenende einmal mit der potentiellen Nachfolge für meinen Palm Treo 650 beschäftigt. Das aktuelle Fazit nach dem Lesen zahlreicher Berichte (auch hier im Forum) und diversen Video-Vorstellungen auf YouTube - mir scheint, daß man vergessen hat, was Design im Sinne der Aufgabenangemessenheit bedeutet.
Vorausschicken muß ich, daß ich mein Treo als Telefon mit Zusatzapplikationen verwende. Neben den normalen Palm-Applikationen noch ActionNames als Kalender-Kontakte-Aufgaben-Integration, FTBPro als (vom Finanzamt anerkannte) Fahrtenbuchanwendung, SplashID zur Verwaltung diverser Daten (Paßwörter, Logins, Kontodaten, Softwarelizenzen, ...), HAFAS Palm für DB-Fahrpläne, PocketFly für Flugpläne, Treo Butler für diverse Einstellungen (z.B. verschiedene Alarme) und MegaLauncher als GUI.
Den Treo habe ich mittlerweile über 5 Jahre und habe mit dem ersten Akku eine Betriebsdauer von knapp einer Woche (ich habe allerdings keinen MP3-Player oder Mail-Anwendungen installiert).
So, meine Recherche begann ich mit einem Palm Pre Plus, da ich trotz der wechselvollen Geschichte von Palm doch noch ein wenig Palm-Treue verspüre. Aber das, was ich über den Palm Pre Plus erfahren habe, läßt mich doch diese Treue überdenken. Mit WebOS ist wohl ein interessantes OS geschaffen worden, aber die Bedienung über Gesten ist aus meiner Sicht nicht optimal. Beim Treo habe ich Tasten mit Mehrfachbelegung und die Anwendung ist da oder geschlossen. Und das was ich an Anwendungen gesehen habe - haben denn die Entwickler noch nie was über die Integration diverser Datenbanken i.S.v. ActionNames gehört. Von den anderen Anwendungen, die ich gesehen habe, möchte ich nicht reden - nur soviel - ich bin schwer enttäuscht. Ich gebe zu, daß ich mit den Standardanwendungen des Treo auch nicht so glücklich wurde, aber durch relativ günstige (und stabile und relativ ressourcenschonende) Zusatzprogramme bietet der Treo deutlich mehr Features als sein Ur-Enkel. Die Probleme der Synchronisation mit einem lokalen Outlook (Standard ist ein Google-Mail Anbindung) und die starke Anbindung ans Internet (z.B. ein Feature zur Vollsicherung des Palm Pre Plus sichert das System auf einem Server bei Palm - wieso ist hier keine Sicherung via WLAN ins lokale Netz möglich?) werten den Palm Pre Plus in meinen Augen weiter ab. Abschließend wurde in vielen Tests noch die Laufzeit des Akkus mit "real" max. 1 Tag beziffert und das ist dann das K.O. für den Palm Pre Plus.
Wer nun sagt, daß iPhone ist das ideale SmartPhone. Mag sein, aber nicht für mich, da ich die Geräte für überteuert halte.
Die Suche ging weiter und ich landete bei HTC, da einige Kollegen beim Kunden kürzlich ein HD2 erhalten haben. Das HD2 ist zwar auch ganz nett, aber ich bin kein Freund des Touch-Hypes (erinnert sich noch jemand an die ersten Touchscreens auf Infrarot-Basis bzw. die Lichtgriffel an den alten 3270(?)-Terminals?). Jedenfalls gab es gute Gründe, weshalb das "Touch" damals verworfen wurde. Und von den Touch-Fähigkeiten der Geräte der aktuellen Generation (auch TPs) bin ich nicht überzeugt (außer dem Umstand, daß man die Fingerabdrücke der letzten Anwender nachweisen könnte). Das HD2 ist aufgrund der reinen "Touch"-Bedienung auch nicht unbedingt das Gerät meiner Wahl. Aber es gibt von HTC auch das Touch Pro 2 mit einer ausklappbaren Tastatur. Die Dinge, die ich lesen und sehen konnte, waren zumindest hardwareseitig nicht schlecht. Die Tastatur scheint der Tastatur des Treo deutlich überlegen zu sein. Aber auch das TP2 ist bzgl. Akkuleistung nicht gerade ein Langläufer. Ich habe aber gelernt, daß dieses Manko wohl alle neueren SmartPhones haben. Hier im Forum wurde auch schon (z.T.) heftig darüber diskutiert, ob eine Laufzeit von 1 Tag oder max. 2 Tage nun den gewaltigen Unterschied bewirken. Da kann ich mich mit dem Treo nur wundern.
Aber dann ... habe ich hier im Forum eine Diskussion nachverfolgt, die sich u.a. mit HTC und dem "Manko" Windows Mobile befaßt hat. Da gab es dann die Lager "Android" und "Windows Mobile". War ganz interessant, aber bzgl. der Informationen teilweise auf dem Niveau "Linux vs. Windows". Was mich aber doch ein wenig schockiert hat, daß in den Beiträgen (der technisch sicher versierten Diskussionteilnehmer) der Schwerpunkt z.T. in Bereichen lag, wo ich mich frage, ob man vergessen hat, WOFÜR ein Gerät überhaupt genutzt werden soll.
Muß ich akzeptieren, daß ein SmartPhone für den Anwender deutlich merkbar bootet oder will ich einfach nur das Gerät einschalten, eine Funktion wählen und dann nutzen. Muß ich akzeptieren, daß ich erst Kernel X oder Patch Y benötige, damit ich eine Funktion nutzen will? Welchen Sinn hat eine neue Funktion und wird sie überhaupt benötigt oder bildet die Funktion nur einen neuen Punkt auf der Feature-Liste (und kann damit den Wettbewerber um einen weiteren Feature-Punkt übertrumpfen)?
Mein momentanes Fazit ist, daß aktuell keines der verfügbaren SmartPhones (seien es Android, Windows Mobile oder iPhone Geräte) die Punkte standardmäßig(!) bietet, die ich mit meinem Treo zur Verfügung habe (OK - ein Fahrtenbuch mit dem Segen des Finanzamts ist sicher sehr speziell). Mir stünden wohl mit einem modernen SmartPhone mehr Features zur Verfügung, die vielleicht nett (aber auch nicht mehr) sind, die aber das Gerät deutlich beschränken (z.B. Akkulaufzeit - wer schon mal einige Tage unterwegs war und das proprietäre Netzteil vergessen hat, der weiß, was ich meine).
Zum Schluß die Anmerkung, daß ich keineswegs ein Luddit bin, aber manche Entwicklungen gehen in eine falsche Richtung (z.B. analog- vs. digital-bedienbare Synthesizer). Moderne Technik und Technologie können sehr wohl Sinn machen, aber es muß auch darüber nachgedacht werden, wie diese dem Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das ursprüngliche Konzept des Apple Macintosh von Jef Raskin, das aber von Steven Jobs verworfen wurde.
Grüße, Ingolf.
P.S.: Zwei Literaturhinweise:
Donald A. Norman, The Design of Everyday Things (Anwendungsgerechtes Design).
Susan Lammers, Programmers at Work (u.a. Interview mit Jef Raskin).