Rotes Signal wird überfahren

Mal die ganze Geschichte mit den Zugbeeinflussungssystemen vorweg gelassen, wieso soll der Zug ein rotes Signal überfahren haben, nur weil er nicht in deinem Bahnhof gehalten hat?
Hast du gesehen, dass ein rotes Signal überfahren wurde?

Ich meine, nur weil er nicht gehalten hat, heisst das nicht, dass ein Signal überfahren wurde...

mfg Moskito
 
ich gehe davon aus, dass das signal grün war, denn ich kenne das von der bahnstrecke hier bei uns immer so, dass das signal direkt hinterm bahnhof bereit grün ist, bevor der zug überhaupt in den bahnhof einfährt. andernfalls muss der zug afaik automatisch ne vollbremsung hinlegen.
 
Sicher, dass da ein rotes SIgnal war? Das ist doch nur dann rot, wenn der Abschnitt danach gesperrt, zB durch einen anderen Zug, ist. Da sind ja keine Fahrplandaten eingespeichert oder so.
 
Also eigentlich kann das dank Indusi (Induktive Zugsicherung) nicht passieren. Der Zug wird dann automatisch gestoppt soweit ich weiß.

Edit: Natürlich war die Indusi gemeint. Tippfehler
 
Zuletzt bearbeitet:
Also eigentlich kann das dank Induis (Induktive Zugsicherung) nicht passieren. Der Zug wird dann automatisch gestoppt soweit ich weiß.
Das letzte große Zugunglück vor einigen Monaten passierte, weil InduSi auf der betreffenden Strecke nicht installiert ist. Über 30 Jahre nach der Einführung sind noch nicht alle Strecken damit ausgestattet.

@Elementus:
Das Signal steht an kleinen Bahnhöfen zum Zeitpunkt der Zugeinfahrt fast immer auf grün, wenn der folgende Streckenblock frei ist und keine Weichen zu stellen sind.
 
Hallo,

interessanter Thread. Ich hoffe, dass ich einbisschen Licht ins Dunkel bringen kann. Ich bin mit solchen Dingen nämlich beruflich befasst.

Zunächst einmal: wie die Vorredner schon geschrieben haben ist es nicht möglich, dass ein Halt zeigendes Signal überfahren wird. Im Fall der Fälle würde der Zug eine Zwangsbremsung (übrigend keine "Voll"bremsung, das bedeutet im Eisenbahnjargon nämlich etwas anderes) erhalten. Da dieses System über im Gleisbett angeordnete Magneten an gewissen Punkten der Strecke arbeitet, nennt man es "Punktförmige Zugbeeinflussung", früher "Indusi" (Induktive Zugsicherung) genannt. diese PZB arbeitet mit den Magneten an der Strecke und unter der Lok hängt ebenfalls ein solcher Magnet. Sollte einer der Streckenmagneten "scharf", also wirksam sein, löst das in der Lok einen Vorgang aus, der zum Halt des Zuges führt.

Nun aber zu Deinem konkreten Fall: Darf ich fragen an welchem Halt Du aussteigen wolltest? Dann könnte ich nämlich nachsehen, um was für eine Betriebsstelle es sich handelt. Nicht überall, wo ein Zug hält steht zwangsläufig auch ein Signal. Solche Betriebsstellen nennt man "Haltepunkte", einfach gesagt sind das einfach nur Bahnsteige am Streckengleis. Andere betriebliche Einrichtungen gibt es dort keine. Anders hingegen ist es bei einem "Bahnhof". Ein Bahnhof ist eine Bahnanlage mit mindestens einer Weiche in der Züge beginnen, enden, wenden usw. können. Auch in einem Bahnhof gibt es selbstverständlich Bahnsteige. In einem Bahnhof gibt es jedoch im gegensatz zum Haltepunkt zwangsläufig Signale (okay, es gibt auch Bahnhöfe ohne Signale, aber das ist ein Sonderfall, auf den ich nicht näher eingehen will). Man nennt diese von Ihrer Bestimmung her entweder Ausfahr- oder Zwischensignale. Wenn so ein Zug nun in einem Bahnhof hält heisst das aber nicht zwangsläufig, dass das Ausfahrsignal noch in Haltstellung ("rot") ist, es sich bereits in Fahrtstellung ("grün") stehen.

Du siehst, es kann durchaus sein, dass technisch nichts dagegen spricht, dass Dein Zug durchgefahren ist. Deswegen kam es nicht zwangsläufig zu einer sogenannten "Betriebsgefahr".

Und warum kann sowas passieren? Das kann mannigfaltige Gründe haben: Der Lokführer war vielleicht duch irgendetwas abgelenkt. es kann jedoch auch sein, dass Dein halt nur seltener bedient wird und somit manche Züge durchfahren. Das wäre dann eine Sache, die der gewohnheit des Lokführers geschuldet wäre. es kann auch sein, dass dieser Zug im alten Fahrplan (wir hatten ja grad Fahrplanwechsel) Deinen Halt nicht bedient hatte, auch das wäre eine Sache, die durch die Gewohnheit des Personals hervorgerufen worden wäre. In ganz ganz ganz seltenen Fällen kann auch mal die Darstellung des Fahrplan beim Lokführer von der Darstellung dem Kunden gegenüber abweichen. Aber solche fehler tauchen schnell auf und werden sogleich berichtigt.

Ich hoffe, dass ich helfen konnte.

Grüße
 
Das letzte große Zugunglück vor einigen Monaten passierte, weil InduSi auf der betreffenden Strecke nicht installiert ist. Über 30 Jahre nach der Einführung sind noch nicht alle Strecken damit ausgestattet.

@Elementus:
Das Signal steht an kleinen Bahnhöfen zum Zeitpunkt der Zugeinfahrt fast immer auf grün, wenn der folgende Streckenblock frei ist und keine Weichen zu stellen sind.

Korrekt, das InduSi wurde nur an sogenannten Gefährdungsstellen direkt eingerichtet... Ich kenne da in Mainz auch so eine Strecke, an der ich den Zug in die andere Richtung nehmen konnte, obwohl es rot war. Diese Strecke ist übrigens eingleisig...

Dazu fällt mir nur noch das ein:
http://www.youtube.com/watch?v=wXjhszy2f9w
 
Zuletzt bearbeitet:
Hab ich auch schon erlebt, lustigerweise auch in der Bremer Ecke. Bummelzug von Oldenburg nach Bremen über Delmenhorst. Der hält auch noch mal in Heidkrug zwischen Delmenhorst und Bremen an. Normalerweise zumindest. Er beschleunigte aber ordentlich vorher und ich wunderte mich schon, ob ich doch den RE erwischt hätte, den ich mit meiner Karte damals hätte gar nicht nutzen dürfen. Dann gabs eine recht scharfe Bremsung, als wir an Heidkrug vorbei kamen und der Zug stand dann so rund 50m hinter dem Bahnhof auf freier Strecke. Die Blicke der Passagiere, die zusteigen wollten, waren göttlich. Nach zwei drei Minuten ein Ruck, der Zug rollt langsam wieder zurück und hält am Bahnhof.
So ganz außergewöhnlich ist die Sache wohl nicht.
 
@Elementus: Du wolltest nicht zufällig mit dem ICE nach Wolfsburg? <klick>
@Mornsgrans: Du meinst bestimmt Hordorf (ist nicht allzu weit von hier). Ja, das war schon übel. Der (überlebende) Lokführer wird wohl nie erzählen, was los war. Es gab da so einige Unstimmigkeiten, die menschliches Versagen oder eher Schlamperei vermuten lassen.

Guido
 
Korrekt, das InduSi wurde nur an sogenannten Gefährdungsstellen direkt eingerichtet... Ich kenne da in Mainz auch so eine Strecke, an der ich den Zug in die andere Richtung nehmen konnte, obwohl es rot war. Diese Strecke ist übrigens eingleisig...

...hmm...ist so nicht ganz korrekt. ich versuche es mal kurz zu fassen. Mal sehen ob es mir gelingt.

Es gibt einen Gesetzestext, der die Ausrüstung mit Sicherungseinrichtungen vorschreibt. In diesem Gesetzestext ist nicht die Rede von Gefahrstellen. Auf dem Gebiet der ehemaligen DB (also Westdeutschland) sind auch die meisten Strecken mit PZB ausgerüstet, die es von Gesetzeswegen her garnicht haben müssten. Auf dem Gebiet der ehemaigen DR (also Ostdeutschland) sieht es hingegen etwas anders aus. Hier geschah vieles erst nach der Wende. Auch die Strecke, auf die Mornsgrans anspielte befand sich, laut meinem Wissenstand, zum Zeitpunkt des Unglücks im Umbau.

Nun kurz zu Deinem Fall mit dem wendenden Zug und dem "roten", also Halt zeigenden Signal: Es gibt sehr viele Möglichkeiten an so einem Halt zeigenden Signal vorbei zu kommen. Das ist ja auch im Störungsfall nötig. Um an einem solchen Signal vorbeizukommen gibt es bspw. schriftliche Befehle, die dem Lokführer per Funk übermittelt oder übergeben werden. Vorab, muss jedoch der Fahrdienstleiter, das ist der, der die Weichen stellt, die Voraussetzungen für eine Zugfahrt schaffen. Die Fahrstraße muss also bspw. gesichert sein. Das heisst, dass alle weichen, die der Zug "festgelegt", also während der Überfahrt des Zuges nicht umstellbar sind und der "Flankenschutz" hergestellt ist. Der Falankenschutz bewirkt, dass dem ausfahrenden Zug keine andere Fahrt "in die Flanke", also in die Seite hineinfahren kann. Es gibt aber auch ganz kleine Signale unterhalb eines solchen Hauptsignals, die drei weiße Lichter anzeigen können (in neueren Signalen sieht das Signalbild etwas anderss aus, aber achtet mal darauf. Es gibt mehr mögliche stellungen als nur "rot" und "grün") oder ähnlich aussehende Signale die drei gelbe Lichter darstellen können. Auch diese Signale gelten dem Lokführer als Zustimmung zur Fahrt. Soll heissen: Er darf an dem Halt zeigenden Signal vorbei fahren. Da ist technisch alles gesichert. Was ich damit sagen will: Kein Zug in deutschland, ja sogar in ganz Europa, "einfach so" an einem Halt zeigenden Signal vorbei. Aber es gibt auch Möglichkeiten daran vorbei zu kommen, die sich dem Beobachter oder Fahrgast nicht erschließen.

Soweit in aller Kürze ohne auf alle Möglichkeiten eingegangen zu sein.


Sorry Schreibfehler

...kein Schreibfehler sondern genau genommen das falsche Wort. Aber Indusi ist im allgemeinen Sprachgebrauch noch durchaus oft zu finden.
 
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