C
Chidori
Guest
Themenstarter
Review: ThinkPad Tablet 2
Erfolgreiche Fusion aus Atom und Tablet oder unkontrollierbare Kernschmelze?
Release: 05.11.2013 - exklusiv auf ThinkPad-Forum.de
Die Spatzen pfeifen bereits von den Dächern, dass im Frühjahr die zweite Generation von Tablets mit Atom-Prozessoren und vollwertigem Windows 8 auf den Markt kommen. Doch wie schlägt sich eigentlich die erste Generation im Alltag? Auf dem Papier und in der Werbung weiß das ThinkPad Tablet 2 durchaus zu gefallen: Windows 8 (Professional gegen Aufpreis möglich), Digitizer Pen ohne Batterien und im Gehäuse verstaubar, nur knapp über 530 Gramm und genug Leistung um alle bekannten Anwendungen vom Notebook auch auf einem 10,1 Zoll IPS Display in voller Pracht erstrahlen zu lassen? Das klingt ja fast zu schön um wahr zu sein. Aber der Reihe nach.
1. Haptik
Rein Äußerlich weiß das TPT2 schon zu gefallen. In elegantem schwarz gehalten schreit es schon auf einige Meter Entfernung, dass es sich um ein ThinkPad handelt. Das zeigt nicht nur die Farbe und die Logos auf der Gehäuserückseite. Da wäre zum einen die kantige Form, die bereits von den großen ThinkPads bekannt ist. Zwar wurden die Kanten hier zur besseren Handhabung sauber abgerundet, aber seine Herkunft kann das Tablet nicht verleugnen. Auch die Softtouch-Oberfläche findet man hier wieder. Ähnlich wie beim ersten ThinkPad X1 überzieht diese das gesamte Gehäuse. Dadurch wird das Gerät zum wahren Handschmeichler. Es liegt sicher, rutschfest und stets angenehm in der Hand. Ob und wie lange sich diese Gummischicht jedoch bei täglichem Anfassen halten wird, kann wie so oft nur der Langzeitversuch zeigen.
Für ein Gerät mit vollwertigem Windows 8 weiß das Tablet jedenfalls zu begeistern. Und spätestens beim Vergleich mit seinem Vorgänger, dem ThinkPad Tablet 1, fällt auf, was die Ingenieure von Lenovo geleistet haben. Hält man die beiden Tablet nebeneinander sieht die Neuauflage nochmals eine ganze Ecke kleine aus, als es tatsächlich ist. Dies ist vor allem der flachen Bauweise geschuldet. Denn die Grundfläche der beiden Geräte unterscheidet sich nur um wenige Millimeter. Nur die dritte Dimension gibt schließlich den Ausschlag. Und diese Schlankheitskur steht dem TPT2 richtig gut.
Liegt das Gerät in Querausrichtung vor einem, findet man den Digitizer an der linken oben Ecke im Gehäuse versteckt. Bei der Konkurrenz von Dell, dem Latitude 10, muss der Stift am optionalen Sleeve befestigt werden. Dies nervt auf die Dauer, zumal das Sleeve von Dell nicht unbedingt den Ergonomie-Preis gewinnen würde. Dafür ist der Stift hier angenehm groß und liegt wie ein großer Kugelschreiber sauber in der Hand. Beim TPT2 wirkt der falsche Federhalter im ersten Moment ein wenig kleingeraten und filigran. Und tatsächlich mag ich persönlich die größeren Stifte, wie man sie vom TPT1 oder den X-Serie Tablets kennt, mehr, da sie einfach etwas besser in der Hand legen. Aber auch der Pen des TPT2 funktioniert in Sachen Ergonomie angenehm gut. Doch später mehr dazu.
Ebenfalls links, eher am unteren Rand, findet sich eine Klappe die einen vollwertigen USB Port versteckt. Dieser kann mit allen USB-Geräten umgehen, die entweder sehr wenig Strom benötigen (USB Sticks funktionieren meistens) oder eine eigene Stromversorgung besitzen. Für den Betrieb von 1,8“-Festplatten reicht die Leistung des Ports schon nicht mehr. Noch etwas weiter unten am Gehäuse findet sich der Netzteilanschluss. Dieser ist durch eine Micro-USB-Buche realisiert. Leider eignet sich dieser Port wirklich nur zum Laden. Daten können darüber nicht übertragen werden.
Oben, leicht rechts von der Mitte des Displays versetzt, findet sich eine kleine Abdeckung. Diese versteckt den Micro-SD und SIM-Slot. Das Tablet akzeptiert bis zu 64GB an zusätzlichem Speicher.
An der rechten oben Ecke findet sich schließlich der recht kleine und flache Anschalter für das Tablet. Dieser ist so flach, dass man schon ziemlich genau wissen muss, wo man suchen muss wenn man das Gerät blind anschalten möchte (z. B. im Dunkeln). Jedoch macht er im Gegensatz zu seinem Vorgänger einen stabileren Eindruck. Es scheint, dass Lenovo hier aus seinen Fehler gelernt hat. Auf der rechten Seite des Gehäuses findet man schließlich eine Lautstärke-Wippe, einen Anschluss für ein Head-Set und einen Knopf der die automatische Displayausrichtung unterbindet oder aktiviert.
Abgeschlossen wird die Anschlussvielfalt durch einen Docking-Port und einem Micro-HDMI-Port am unteren Rand des Gerätes. Alles in allem fühlt sich das Gerät ausgesprochen wertig an und trägt den Namen ThinkPad durchaus zu Recht.
Bleibt noch die Frage zu klären, wie sich das TPT2 im Alltag ohne Hilfe eines Sleeves mit Standfunktion anfühlt. Hält man das Gerät mit beiden Händen, z. B. in der U-Bahn, ist es stets sehr angenehm zu nutzen. Für den einhändigen Betrieb, vor allem wenn man etwas sauber schreiben möchte, ist es jedoch nicht ganz so gut geeignet. Dies liegt an zwei Punkten: Zum einen ist es für solche Anwendungen fast noch etwas zu schwer aber vor allem ist es mit seinen 10.1 Zoll einfach zu groß dafür. Möchte man wirklich den Stift zum Schreiben nutzen, benötigt man eine feste Unterlage. Da führt kein Weg dran vorbei. Zum Navigieren durch die Menüs und die eher wenig Touch-freundlichen Seiten von Windows 8 reicht meist eine Hand zum fixieren des Tablets. Ich habe das Tablet häufig morgens in der U-Bahn verwendet und kann ihm für diesen Anwendungszweck ein gutes Führungszeugnis ausstellen.
2. Hard- und Softwareausstattung
Wie bereits eingangs erwähnt haben wir es beim TPT2 erstmals mit einem echten Windows 8 ohne das gefürchtete Anhängsel „RT“ zu tun. Dies bedeutet, dass man in der Theorie alles installieren kann, was man gerne möchte. Das ist in der Theorie auch sehr praktisch, in der Praxis aber leider sehr theoretisch. Das TPT2 wird von einem Intel Atom-Prozessor mit der Bezeichnung Z2760 und zwei Kernen mit je 1,8 GHz Takt befeuert. Als Grafikkern kommt ein Chip (PowerVR SGX545) zum Einsatz, der von seiner Leistung her eher einem ARM-basierten Tablet zuzumuten wäre. Weiterhin finden sich 2GB LPDDR2 Speicher im System und eine 64GB große eMMC SSD. Von dem verbauten Massenspeicher stehen übrigens nur knapp 37GB als nutzbare Partition zur Verfügung. In diesen 37GB müssen also neben dem Betriebssystem auch sämtliche Programme und Daten platznehmen. Die Erweiterung des Speichers mittels SD-Karten ist daher ratsam. Der fest im Gerät verstaute Akku verfügt über 2 Zellen. Anhand dieser Spezifikationen wird bereits ersichtlich, dass das Tablet nicht als Rechenknecht sondern eher als Sprinter mit wenig Gepäck ausgestattet wurde.
Damit stellt sich die Frage, was man dem TPT2 in der Praxis zumuten kann. Ein ordentlicher Internet-Browser, in meinem Fall Firefox, ein Emailclient (Thunderbird) und ein fast vollständiges Office 2010 dürfen es schon sein. Und in Isolation hat das Gerät mit keinem der genannten Programme Probleme. Auch die Kombination aus Browser, Email und Office ist rein von der Anwendungsgeschwindigkeit kein Problem. Sollten man nicht gerade Excel-Files mit 32k-Datensätzen verarbeiten wollen, wird das Tablet vor keine unlösbaren Aufgaben gestellt. Aber etwas Geduld muss man grundsätzlich mitbringen. Nutzt man z. B. nicht den im System verankerten Internet Explorer, so muss man beim Start des Browsers etwas Zeit einplanen. Diese Gendenkminute ist nicht (nur) der CPU geschuldet. Häufig bremst die SSD bzw. der LPDD2-Ram das System ein. LP steht eben nicht umsonst für low Power. Dies liegt jedoch auf der Hand, da die Anforderung des geringen Stromverbrauches den Einsatz von schnellen NAND-Chips verbietet.
Die stromsparende Hardware hat aber auch ihre Vorteile: Im Betrieb bleibt das Tablet selbst bei hoher Auslastung stets in einem angenehmen Temperaturbereich und völlig lautlos. Es befindet sich kein Lüfter im Gerät.
Wo wir gerade beim Stromsparen sind: Wie viel Strom zum Sparen steht eigentlich zur Verfügung? Der Akku mit seiner Kapazität von 30 Wh soll irgendetwas um die acht Stunden Laufzeit ermöglich. Dabei stellt sich natürlich die Frage, was man in diesen acht Stunden treibt. Wird das Tablet nur zum Surfen bzw. Lesen von News verwendet, sind diese acht Stunden nicht im Bereich des unmöglichen. Nutzt man das Tablet aber wirklich eher als Arbeitsgerät und setzt zwei (oder mehr Programme) parallel ein, so schrumpft auch bei diesem Gerät der Batteriepegel rasch. Und dann kann auch hier schon binnen vier oder fünf Stunden Feierabend sein. Das ist insbesondere deshalb ärgerlich, weil das mitgelieferte Netzteil den Prozess des Entladens nur verlangsamt, aber nicht umkehren kann. Das Netzteil liefert derart wenig Strom, dass der Verbrauch des angeschalteten Tablets meist höher liegt als der Ladestrom. Der ein oder andere Leser wird sich nun fragen, wie lange den dann das Laden des Gerätes dauert. Und ja: Das Laden des Tablets dauert sehr lange. Je nach Ladungszustand darf man durchaus über fünf Stunden einrechnen, sofern das Tablet ausgeschaltet ist. Im Standby wird sich diese Zeit nochmal erhöhen.
Die optionale Dockingstation kann die Ladezeit im Übrigen drastisch reduzieren, da der Strom dann über den Dock-Connector bezogen wird und nicht durch die Micro-USB-Buchse.
Bisher kaum Erwähnung fand das 10.1 Zoll IPS Display. Dies löst leider nur mit dem kleinen HD-Standard von 1366 mal 768 Bildpunkten auf und unterscheidet sich somit nur um 2,4 Zoll vom Display des X230. Das schreit doch geradezu nach einem Vergleich.
Fangen wir mit den Gemeinsamkeiten an: Beide Displays sind ausgesprochen unempfindlich gegenüber den Blickwinkeln. Farben invertieren nicht. Lediglich die Helligkeit nimmt etwas ab. Die Überlegenheit gegenüber herkömmlichen TN-Panels ist wie üblich kaum in Worte zu fassen. Jedoch würde beiden Displays eine höhere Auflösung sehr gut stehen. Dies ist beim Notebook wesentlich bedauerlicher, als es beim TPT2 der Fall ist. Kennt man den Unterschied nicht, würde man nicht auf die Idee kommen, das Display des Tablets für eine Auflösung zu kritisieren. Eine höhere Auflösung wäre zudem ohnehin nur mit einer funktionierenden Skalierung des Betriebssystems denkbar. Sowohl zum Arbeiten als auch zum Filmgenuss reicht die Auflösung des TPT2 vollkommen. Übrigens: Das Tablet kann trotz schwacher Grafik-Einheit auch HD-Material abspielen. Jedoch nur dann ruckelfrei, wenn man die Video-App verwendet. Möchte man z. B. den VLC-Player verwendet kommt das System sehr schnell an seine Grenzen. Hier ist die Optimierung des Windows Player ein großer Vorteil. In Sachen Helligkeit muss sich das TPT2 dem X230 geschlagen geben. Dies ist der Prämisse des Stromsparens geschuldet. Ändert man die Einstellung nicht, so wird die Helligkeit von einem Sensor gesteuert und automatisch eingestellt. Dieser reagiert für meinen Geschmack ein klein wenig zu empfindlich und regelt schon dann, wenn nur eine Person vorbeiläuft und für einen kurzen Moment einen Schatten wirft.
Ein weiterer Unterschied zum X230: Das TPT2 verfügt über eine glänzende Oberfläche. Da ich das Gerät von Anfang an mit einer Schutzfolie erhalten habe, kann ich keine Aussage über störende Spiegellungen oder den Betrieb im Freien treffen. Jedoch kann ich den Kauf einer matten Schutzfolie empfehlen. Mein Tablet ist dank der Folie voll und ganz Outdoor-tauglich und hat zwischen wenig und gar keine Reflexionen. Bisher habe ich noch kein Szenario erlebt, in dem das Tablet nicht mehr nutzbar gewesen wäre. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich mit meiner Hardware grundsätzlich nicht in die pralle Sonne setze.
3. Digitizer
Ein Argument für ein ThinkPad Tablet 2 ist ohne Zweifel der beiliegende Digitizer. Beiliegend? Ja, wenn man gut aufgepasst hat oder einfach das teuerste Gerät gekauft hat. Leider hat sich Lenovo dazu entschieden, das TPT2 in mehreren Versionen auf den Markt zu bringen. Und nur eine Version den begehrten Stift im Gepäck. Gerade bei Gebrauchtangeboten oder kleineren Shops ist es daher nicht immer einfach herauszufinden, was denn nun feilgeboten wird.
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Vorgriff wagen: Finger weg von der Version ohne Stift! Da er durch die fehlende Digitizer-Schicht im Display nicht nachgerüstet werden kann, kann man sich nach dem Kauf nicht mehr anders entscheiden. Und selbst wenn man den Stift nicht immer benutzt, gibt es doch Situationen, in denen man ihn sehr schätzt.
Was sind das für Anwendungen? Zum einen muss man Microsoft für die hervorragende Handschrifterkennung in Windows 8 loben. Diese funktioniert Systemübergreifend und hat eine sehr gute Treffsicherheit. Weiterhin ist es, nicht zuletzt wegen des Formfaktors des Tablets, sehr angenehm nicht alles auf der virtuellen Tastatur tippen zu müssen sondern einfach handschriftlich in OneNote fest zu halten. Das bietet sich vor allem für Informationen an, die nicht in einen Bericht überführt werden müssen. Das kann von einer to-do-Liste bis zum Einkaufszettel reichen. Aber das waren bisher ja nur die Anwendungen, bei denen der Stift eine gute Figur macht. Spätestens bei Eingriffen in die weniger häufig besuchten Steuerelemente des Betriebssystems ist man froh, wenn man den Stift hat. Denn diese Menüs stammen durchgängig noch aus Windows Vista / 7 Zeit und sind auf dem Display mit dem Finger nur schwer zu bedienen. Hat man sich aber einmal an den Pen gewöhnt, möchte man ohnehin nicht auf ihn verzichten.
Wie so oft gilt leider auch hier: Wo Licht, da auch Schatten. Wie bereits beim Dell Latitude 10 ist auch der Stift des TPT2 am Rand des Displays etwas ungenau bzw. wirkungslos. Möchte man beispielsweise ein Programm schließen, wird anstelle des X meistens das kleine Rechteck daneben aktiviert. Hat man sich daran erst einmal gewöhnt, nutzt man für diese Aktion automatisch einen Finger. Außerdem ist ab und an eine Rekalibrierung des Displays erforderlich. Diese geht sehr einfach und schnell von der Hand. Alles in allem ist die Genauigkeit des Displays ein klein wenig besser, als es bei Dell der Fall ist.
Erfolgreiche Fusion aus Atom und Tablet oder unkontrollierbare Kernschmelze?
Release: 05.11.2013 - exklusiv auf ThinkPad-Forum.de
Die Spatzen pfeifen bereits von den Dächern, dass im Frühjahr die zweite Generation von Tablets mit Atom-Prozessoren und vollwertigem Windows 8 auf den Markt kommen. Doch wie schlägt sich eigentlich die erste Generation im Alltag? Auf dem Papier und in der Werbung weiß das ThinkPad Tablet 2 durchaus zu gefallen: Windows 8 (Professional gegen Aufpreis möglich), Digitizer Pen ohne Batterien und im Gehäuse verstaubar, nur knapp über 530 Gramm und genug Leistung um alle bekannten Anwendungen vom Notebook auch auf einem 10,1 Zoll IPS Display in voller Pracht erstrahlen zu lassen? Das klingt ja fast zu schön um wahr zu sein. Aber der Reihe nach.
1. Haptik
Rein Äußerlich weiß das TPT2 schon zu gefallen. In elegantem schwarz gehalten schreit es schon auf einige Meter Entfernung, dass es sich um ein ThinkPad handelt. Das zeigt nicht nur die Farbe und die Logos auf der Gehäuserückseite. Da wäre zum einen die kantige Form, die bereits von den großen ThinkPads bekannt ist. Zwar wurden die Kanten hier zur besseren Handhabung sauber abgerundet, aber seine Herkunft kann das Tablet nicht verleugnen. Auch die Softtouch-Oberfläche findet man hier wieder. Ähnlich wie beim ersten ThinkPad X1 überzieht diese das gesamte Gehäuse. Dadurch wird das Gerät zum wahren Handschmeichler. Es liegt sicher, rutschfest und stets angenehm in der Hand. Ob und wie lange sich diese Gummischicht jedoch bei täglichem Anfassen halten wird, kann wie so oft nur der Langzeitversuch zeigen.
Für ein Gerät mit vollwertigem Windows 8 weiß das Tablet jedenfalls zu begeistern. Und spätestens beim Vergleich mit seinem Vorgänger, dem ThinkPad Tablet 1, fällt auf, was die Ingenieure von Lenovo geleistet haben. Hält man die beiden Tablet nebeneinander sieht die Neuauflage nochmals eine ganze Ecke kleine aus, als es tatsächlich ist. Dies ist vor allem der flachen Bauweise geschuldet. Denn die Grundfläche der beiden Geräte unterscheidet sich nur um wenige Millimeter. Nur die dritte Dimension gibt schließlich den Ausschlag. Und diese Schlankheitskur steht dem TPT2 richtig gut.
Liegt das Gerät in Querausrichtung vor einem, findet man den Digitizer an der linken oben Ecke im Gehäuse versteckt. Bei der Konkurrenz von Dell, dem Latitude 10, muss der Stift am optionalen Sleeve befestigt werden. Dies nervt auf die Dauer, zumal das Sleeve von Dell nicht unbedingt den Ergonomie-Preis gewinnen würde. Dafür ist der Stift hier angenehm groß und liegt wie ein großer Kugelschreiber sauber in der Hand. Beim TPT2 wirkt der falsche Federhalter im ersten Moment ein wenig kleingeraten und filigran. Und tatsächlich mag ich persönlich die größeren Stifte, wie man sie vom TPT1 oder den X-Serie Tablets kennt, mehr, da sie einfach etwas besser in der Hand legen. Aber auch der Pen des TPT2 funktioniert in Sachen Ergonomie angenehm gut. Doch später mehr dazu.
Ebenfalls links, eher am unteren Rand, findet sich eine Klappe die einen vollwertigen USB Port versteckt. Dieser kann mit allen USB-Geräten umgehen, die entweder sehr wenig Strom benötigen (USB Sticks funktionieren meistens) oder eine eigene Stromversorgung besitzen. Für den Betrieb von 1,8“-Festplatten reicht die Leistung des Ports schon nicht mehr. Noch etwas weiter unten am Gehäuse findet sich der Netzteilanschluss. Dieser ist durch eine Micro-USB-Buche realisiert. Leider eignet sich dieser Port wirklich nur zum Laden. Daten können darüber nicht übertragen werden.
Oben, leicht rechts von der Mitte des Displays versetzt, findet sich eine kleine Abdeckung. Diese versteckt den Micro-SD und SIM-Slot. Das Tablet akzeptiert bis zu 64GB an zusätzlichem Speicher.
An der rechten oben Ecke findet sich schließlich der recht kleine und flache Anschalter für das Tablet. Dieser ist so flach, dass man schon ziemlich genau wissen muss, wo man suchen muss wenn man das Gerät blind anschalten möchte (z. B. im Dunkeln). Jedoch macht er im Gegensatz zu seinem Vorgänger einen stabileren Eindruck. Es scheint, dass Lenovo hier aus seinen Fehler gelernt hat. Auf der rechten Seite des Gehäuses findet man schließlich eine Lautstärke-Wippe, einen Anschluss für ein Head-Set und einen Knopf der die automatische Displayausrichtung unterbindet oder aktiviert.
Abgeschlossen wird die Anschlussvielfalt durch einen Docking-Port und einem Micro-HDMI-Port am unteren Rand des Gerätes. Alles in allem fühlt sich das Gerät ausgesprochen wertig an und trägt den Namen ThinkPad durchaus zu Recht.
Bleibt noch die Frage zu klären, wie sich das TPT2 im Alltag ohne Hilfe eines Sleeves mit Standfunktion anfühlt. Hält man das Gerät mit beiden Händen, z. B. in der U-Bahn, ist es stets sehr angenehm zu nutzen. Für den einhändigen Betrieb, vor allem wenn man etwas sauber schreiben möchte, ist es jedoch nicht ganz so gut geeignet. Dies liegt an zwei Punkten: Zum einen ist es für solche Anwendungen fast noch etwas zu schwer aber vor allem ist es mit seinen 10.1 Zoll einfach zu groß dafür. Möchte man wirklich den Stift zum Schreiben nutzen, benötigt man eine feste Unterlage. Da führt kein Weg dran vorbei. Zum Navigieren durch die Menüs und die eher wenig Touch-freundlichen Seiten von Windows 8 reicht meist eine Hand zum fixieren des Tablets. Ich habe das Tablet häufig morgens in der U-Bahn verwendet und kann ihm für diesen Anwendungszweck ein gutes Führungszeugnis ausstellen.
2. Hard- und Softwareausstattung
Wie bereits eingangs erwähnt haben wir es beim TPT2 erstmals mit einem echten Windows 8 ohne das gefürchtete Anhängsel „RT“ zu tun. Dies bedeutet, dass man in der Theorie alles installieren kann, was man gerne möchte. Das ist in der Theorie auch sehr praktisch, in der Praxis aber leider sehr theoretisch. Das TPT2 wird von einem Intel Atom-Prozessor mit der Bezeichnung Z2760 und zwei Kernen mit je 1,8 GHz Takt befeuert. Als Grafikkern kommt ein Chip (PowerVR SGX545) zum Einsatz, der von seiner Leistung her eher einem ARM-basierten Tablet zuzumuten wäre. Weiterhin finden sich 2GB LPDDR2 Speicher im System und eine 64GB große eMMC SSD. Von dem verbauten Massenspeicher stehen übrigens nur knapp 37GB als nutzbare Partition zur Verfügung. In diesen 37GB müssen also neben dem Betriebssystem auch sämtliche Programme und Daten platznehmen. Die Erweiterung des Speichers mittels SD-Karten ist daher ratsam. Der fest im Gerät verstaute Akku verfügt über 2 Zellen. Anhand dieser Spezifikationen wird bereits ersichtlich, dass das Tablet nicht als Rechenknecht sondern eher als Sprinter mit wenig Gepäck ausgestattet wurde.
Damit stellt sich die Frage, was man dem TPT2 in der Praxis zumuten kann. Ein ordentlicher Internet-Browser, in meinem Fall Firefox, ein Emailclient (Thunderbird) und ein fast vollständiges Office 2010 dürfen es schon sein. Und in Isolation hat das Gerät mit keinem der genannten Programme Probleme. Auch die Kombination aus Browser, Email und Office ist rein von der Anwendungsgeschwindigkeit kein Problem. Sollten man nicht gerade Excel-Files mit 32k-Datensätzen verarbeiten wollen, wird das Tablet vor keine unlösbaren Aufgaben gestellt. Aber etwas Geduld muss man grundsätzlich mitbringen. Nutzt man z. B. nicht den im System verankerten Internet Explorer, so muss man beim Start des Browsers etwas Zeit einplanen. Diese Gendenkminute ist nicht (nur) der CPU geschuldet. Häufig bremst die SSD bzw. der LPDD2-Ram das System ein. LP steht eben nicht umsonst für low Power. Dies liegt jedoch auf der Hand, da die Anforderung des geringen Stromverbrauches den Einsatz von schnellen NAND-Chips verbietet.
Die stromsparende Hardware hat aber auch ihre Vorteile: Im Betrieb bleibt das Tablet selbst bei hoher Auslastung stets in einem angenehmen Temperaturbereich und völlig lautlos. Es befindet sich kein Lüfter im Gerät.
Wo wir gerade beim Stromsparen sind: Wie viel Strom zum Sparen steht eigentlich zur Verfügung? Der Akku mit seiner Kapazität von 30 Wh soll irgendetwas um die acht Stunden Laufzeit ermöglich. Dabei stellt sich natürlich die Frage, was man in diesen acht Stunden treibt. Wird das Tablet nur zum Surfen bzw. Lesen von News verwendet, sind diese acht Stunden nicht im Bereich des unmöglichen. Nutzt man das Tablet aber wirklich eher als Arbeitsgerät und setzt zwei (oder mehr Programme) parallel ein, so schrumpft auch bei diesem Gerät der Batteriepegel rasch. Und dann kann auch hier schon binnen vier oder fünf Stunden Feierabend sein. Das ist insbesondere deshalb ärgerlich, weil das mitgelieferte Netzteil den Prozess des Entladens nur verlangsamt, aber nicht umkehren kann. Das Netzteil liefert derart wenig Strom, dass der Verbrauch des angeschalteten Tablets meist höher liegt als der Ladestrom. Der ein oder andere Leser wird sich nun fragen, wie lange den dann das Laden des Gerätes dauert. Und ja: Das Laden des Tablets dauert sehr lange. Je nach Ladungszustand darf man durchaus über fünf Stunden einrechnen, sofern das Tablet ausgeschaltet ist. Im Standby wird sich diese Zeit nochmal erhöhen.
Die optionale Dockingstation kann die Ladezeit im Übrigen drastisch reduzieren, da der Strom dann über den Dock-Connector bezogen wird und nicht durch die Micro-USB-Buchse.
Bisher kaum Erwähnung fand das 10.1 Zoll IPS Display. Dies löst leider nur mit dem kleinen HD-Standard von 1366 mal 768 Bildpunkten auf und unterscheidet sich somit nur um 2,4 Zoll vom Display des X230. Das schreit doch geradezu nach einem Vergleich.
Fangen wir mit den Gemeinsamkeiten an: Beide Displays sind ausgesprochen unempfindlich gegenüber den Blickwinkeln. Farben invertieren nicht. Lediglich die Helligkeit nimmt etwas ab. Die Überlegenheit gegenüber herkömmlichen TN-Panels ist wie üblich kaum in Worte zu fassen. Jedoch würde beiden Displays eine höhere Auflösung sehr gut stehen. Dies ist beim Notebook wesentlich bedauerlicher, als es beim TPT2 der Fall ist. Kennt man den Unterschied nicht, würde man nicht auf die Idee kommen, das Display des Tablets für eine Auflösung zu kritisieren. Eine höhere Auflösung wäre zudem ohnehin nur mit einer funktionierenden Skalierung des Betriebssystems denkbar. Sowohl zum Arbeiten als auch zum Filmgenuss reicht die Auflösung des TPT2 vollkommen. Übrigens: Das Tablet kann trotz schwacher Grafik-Einheit auch HD-Material abspielen. Jedoch nur dann ruckelfrei, wenn man die Video-App verwendet. Möchte man z. B. den VLC-Player verwendet kommt das System sehr schnell an seine Grenzen. Hier ist die Optimierung des Windows Player ein großer Vorteil. In Sachen Helligkeit muss sich das TPT2 dem X230 geschlagen geben. Dies ist der Prämisse des Stromsparens geschuldet. Ändert man die Einstellung nicht, so wird die Helligkeit von einem Sensor gesteuert und automatisch eingestellt. Dieser reagiert für meinen Geschmack ein klein wenig zu empfindlich und regelt schon dann, wenn nur eine Person vorbeiläuft und für einen kurzen Moment einen Schatten wirft.
Ein weiterer Unterschied zum X230: Das TPT2 verfügt über eine glänzende Oberfläche. Da ich das Gerät von Anfang an mit einer Schutzfolie erhalten habe, kann ich keine Aussage über störende Spiegellungen oder den Betrieb im Freien treffen. Jedoch kann ich den Kauf einer matten Schutzfolie empfehlen. Mein Tablet ist dank der Folie voll und ganz Outdoor-tauglich und hat zwischen wenig und gar keine Reflexionen. Bisher habe ich noch kein Szenario erlebt, in dem das Tablet nicht mehr nutzbar gewesen wäre. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich mit meiner Hardware grundsätzlich nicht in die pralle Sonne setze.
3. Digitizer
Ein Argument für ein ThinkPad Tablet 2 ist ohne Zweifel der beiliegende Digitizer. Beiliegend? Ja, wenn man gut aufgepasst hat oder einfach das teuerste Gerät gekauft hat. Leider hat sich Lenovo dazu entschieden, das TPT2 in mehreren Versionen auf den Markt zu bringen. Und nur eine Version den begehrten Stift im Gepäck. Gerade bei Gebrauchtangeboten oder kleineren Shops ist es daher nicht immer einfach herauszufinden, was denn nun feilgeboten wird.
An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Vorgriff wagen: Finger weg von der Version ohne Stift! Da er durch die fehlende Digitizer-Schicht im Display nicht nachgerüstet werden kann, kann man sich nach dem Kauf nicht mehr anders entscheiden. Und selbst wenn man den Stift nicht immer benutzt, gibt es doch Situationen, in denen man ihn sehr schätzt.
Was sind das für Anwendungen? Zum einen muss man Microsoft für die hervorragende Handschrifterkennung in Windows 8 loben. Diese funktioniert Systemübergreifend und hat eine sehr gute Treffsicherheit. Weiterhin ist es, nicht zuletzt wegen des Formfaktors des Tablets, sehr angenehm nicht alles auf der virtuellen Tastatur tippen zu müssen sondern einfach handschriftlich in OneNote fest zu halten. Das bietet sich vor allem für Informationen an, die nicht in einen Bericht überführt werden müssen. Das kann von einer to-do-Liste bis zum Einkaufszettel reichen. Aber das waren bisher ja nur die Anwendungen, bei denen der Stift eine gute Figur macht. Spätestens bei Eingriffen in die weniger häufig besuchten Steuerelemente des Betriebssystems ist man froh, wenn man den Stift hat. Denn diese Menüs stammen durchgängig noch aus Windows Vista / 7 Zeit und sind auf dem Display mit dem Finger nur schwer zu bedienen. Hat man sich aber einmal an den Pen gewöhnt, möchte man ohnehin nicht auf ihn verzichten.
Wie so oft gilt leider auch hier: Wo Licht, da auch Schatten. Wie bereits beim Dell Latitude 10 ist auch der Stift des TPT2 am Rand des Displays etwas ungenau bzw. wirkungslos. Möchte man beispielsweise ein Programm schließen, wird anstelle des X meistens das kleine Rechteck daneben aktiviert. Hat man sich daran erst einmal gewöhnt, nutzt man für diese Aktion automatisch einen Finger. Außerdem ist ab und an eine Rekalibrierung des Displays erforderlich. Diese geht sehr einfach und schnell von der Hand. Alles in allem ist die Genauigkeit des Displays ein klein wenig besser, als es bei Dell der Fall ist.
Zuletzt bearbeitet: