Review Thinkpad G40 - der Kraftklotz!

Kman

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IBM/Lenovo bietet mit der X-Serie Notebooks, die für den mobilen Einsatz optimiert sind: lange Akkuleistung, geringes Gewicht, kleine Abmessungen. Mit einem Kompromiss aus Leistung(sumfang) und Funktionalität wurde dabei ein Standardnotebook also speziell auf die Bedürfnisse von Anwendern angepasst, die ihr Notebook den ganzen Tag dabei haben.
Kaum jemand hat sich jemals darüber aufgeregt, dass diese Computer bei hohen Anschaffungskosten nur geringe Leistungsfähigkeit bieten, kleine Displays und keine optischen Laufwerke haben- und das ist ganz normal, denn wer ein Subnotebook kauft, weiß vorher was ihn erwartet. Dass es vor allem klein und leicht sein muss, steht im Vordergrund, andere Aspekte sind zu vernachlässigen.

Daher ist es erstaunlich, dass es viele Anwender gibt, die über die G-Serie ein so schlechtes Bild haben - zugegeben: Pentium4-Prozessor, hohes Gewicht, 15-Zoll-Display und die daraus resultierenden Größenverhältnisse sowie beschränkte Mobilität sind Dinge, die für einen mobilen Computer nicht gerade lukrativ klingen. In diesem Zusammenhang muss man sich aber vor Augen halten, dass diese Notebooks überhaupt nicht dafür entworfen wurden, übermäßig viel durch die Gegend geschleppt zu werden: als Tischrechner und Desktop-Ersatz dagegen machen sie eine sehr gute Figur- und das im Wortsinn.

Denn das Gehäuse dieser Maschinen ist eine wahre Augenweide für Freunde echter Solidität. Als waschechte 15-Zöllner sind Sie entsprechend voluminös und ausladend konzipiert. Durch die sehr gute Wärmeableitung im Innenleben kommt die Tastatur dem Nutzer förmlich "entgegen", denn der gesamte Unterbau ist im hinteren Bereich des Notebooks etwa doppelt so dick wie an der Vorderkante des Bezels, sodass die Oberfläche im ausgeklappten Zustand dem Nutzer keilförmig entgegen geneigt ist. Das sorgt für ein sehr bequemes und angenehmes Schreibgefühl und wird noch durch die Tatsache unterstützt, dass IBM/Lenovo auf ein Touchpad verzichtet hat und damit die Handauflage erfreulich geräumig ist. Hier haben die Entwickler also wirklich aus der Not eine Tugend gemacht. Ansonsten setzt die G-Serie auf bewährte Thinkpad-Qualität: Clamshell-Design, Stahlscharniere, wenig Schnickschnack.
Im Gegensatz zur T-Serie ist sind Deckel und Gehäuse nicht gummiert, sondern aus gewöhnlichem Hartplastik, ganz ohne "Sternhimmeleffekt". Sauber und solide verarbeitet wirkt das Gehäuse dennoch angenehm wertig und nicht zweiter Klasse, wie man fälschlicherweise vermuten könnte. Man sollte sich allerdings im Klaren sein, dass das voluminöse Gehäuse mit fast fünf Zentimetern Dicke im hinteren Bereich nicht unbedingt elegant wirkt - kurz gesagt: ein T61 macht hier ganz klar den besseren Eindruck. ;)

Das eigentlich Ungewöhnliche ist die verbaute CPU: in meinem G40 werkelt ein Intel Pentium 4 Prozessor als Desktop-Variante. In Kombination mit einem Notebook ist das wahrlich keine Innovation, nichtsdestotrotz wurde den Umständen entsprechend alles richtig gemacht. Verwunderlich scheint nämlich auf den ersten Blick, dass es sich trotz der Taktfrequenz von 3 GHz und des nicht allzu hohen Alters der G-Serie noch um eine Northwood-CPU handelt, die ohne HT-Technologie und nur 512 KB L2-Cache daherkommt. Der Nachfolger mit Prescott-Kern entwickelt jedoch gegenüber dem Northwood über 45 % mehr Abwärme und wäre vermutlich wesentlich schwerer zu kühlen gewesen. Wie auch immer - von den Leistungsdaten auf dem Papier einmal abgesehen, macht der Pentium 4 eine Menge Dampf und sorgt für eine wirklich zügige Systemgeschwindigkeit
Zu meiner Überraschung muss der Lüfter weit weniger rackern, als es die CPU vermuten ließe. Da ich ein auch ein T41p mein Eigen nenne, halte ich das Lüfterverhalten dieser beiden (grundverschiedenen!) Notebooks für vergleichbar. Zwar erreicht der Pentium M im Idle- und Officebetrieb eine geringere Betriebstemperatur, vom Lüftergeräusch her gibt es dagegen weniger Unterschiede, auch wenn sich der belüftete Panzer G40 schon durchdringender anhört. Der entscheidende Nachteil ist vor allem, dass sich die Desktop-CPU nicht heruntertakten kann und deshalb bei geringer Auslastung weit mehr Abwärme produziert als der Pentium M. Steigt dagegen die Systemauslastung, sieht mein T41p gegen das G40 schnell alt aus, wenn es um die Lautstärke geht - und das ist auch kein Wunder. Im Inneren des G40 steckt eine gigantische Heatpipe, ein starker Lüfter und ganze drei Lüftungsgritter rund um die CPU. Das Alles in Verbinung mit dem voluminösen Gehäuse sorgt insgesamt für eine sehr gute Wärmeableitung, sodass das G40 kaum ins Schwitzen zu bringen ist. Dass die Grafikkarte kaum Hitze produziert, sorgt für das Übrige.

Denn - und hier macht sich bei mir Unverständnis breit - seltsamerweise haben die Entwickler von Lenovo auf eine integrierte Grafiklösung gesetzt, die Intel Extreme Graphics II. Wie gesagt, die wird nicht warm - aber schnell ist sie eben auch nicht, im Gegenteil. Definitv ist sie der Schwachpunkt im G40, der sich zu Allem Überfluss auch noch 64 MB vom Hauptspeicher gönnt und 3D-Anwendungen zur Farce macht. Von ihrer positiven Eigenschaft als kühler Kopf einmal abgesehen, scheint es geradezu abwegig, eine leistungsstarke Desktop-CPU mit einer veralteten Mobil-Grafiklösung ohne eigenen internen Speicher zu kombinieren. Möglicherweise wollte man dem G40 als günstiges Schreibtisch-Modell gerecht werden und hat hier bewusst am Grafichip gespart.
Aber wie auch immer, für die üblichen Officeanwendungen reicht auch eine solche Lösung aus, Spiele sind allerdings nur sehr eingeschränkt möglich. Für die nötige Performance bei Multimedia-Anwendungen sorgt in der Regel der Pentium 4, ansonsten wird es schnell knapp.

Die internen Laufwerke weisen einige Besonderheiten auf. Die Festplatte lässt sich, wie von Thinkpads gewohnt, mittels Lösen von einer Schraube wechseln. Ich habe bisher drei verschiedene Modelle mit dem G40 betrieben, dahingehend scheint es also nicht wählerisch zu sein. Ungewöhnlich allerdings ist das fest verbaute, interne Disketten- sowie DVD/CD-RW-Laufwerk. Letzteres lässt sich laut thinkwiki.org zwar austauschen, jedoch nicht mit einem Handgriff im laufenden Betrieb, sondern durch aufwendiges Auseinanderschrauben. Dazu müssen Tastatur und Handballenauflage gelöst werden. Auch hier wurde also bewusst gespart.

Was die Akkulaufzeit angeht, gibt es eine angenehme Überraschung. Mit über dreieinhalb Stunden im Officebetrieb bis zum Abschalten bietet das G40 eine für ein solches System sehr ordentliche Laufleistung. Das liegt nicht etwa an angeahnten Stromsparfunktionen der CPU, sondern schlichtweg am Akku. Mit einer Originalkapazität von 97 Wh (!) bei nur durchschnittlichen Abmessungen ist der ein echtes Kraftpaket und kann bei eBay für etwa 60 Euro problemlos nachgekauft werden. Ein zusätzlicher Nachteil für den mobilen Einsatz ist allerdings das Netzteil. Leider passen die üblichen Thinkpad-Netzteile nicht beim G40; es hat eine besondere AC-Buchse und das dazu passende, "besondere" Gegenstück. Es wiegt über 400 Gramm und ist alles andere als klein. Ich vermute, die Leistungsaufnahme des G40 ist für herkömmliche Netzteile einfach zu hoch.

Das Display ist mit 15 Zoll eine sinnvolle Symbiose zwischen Tischrechner und mobilem Computer. Zwar könnte ein wenig mehr Helligkeit nicht schaden, dafür ist es aber angenehm blickwinkelstabil. Die dürftige maximale Auflösung von 1024x768 Pixeln ist auf den ersten Blick als Nachteil zu sehen, bietet aber eine wirklich ergonomische Darstellung. Buchstäblich vor Augen zu halten ist nämlich, dass dieses Notebook meist nicht auf dem Sofa, sondern eher auf dem Schreibtisch steht, wo dank externer Maus und Tastatur eine Entfernung von bis zu einem Meter zwischen Bildschirm und Benutzer nicht ungewöhnlich ist. Auch hier haben die Entwickler also aus der Not der Einsparung im Grunde eine Tugend gemacht.

Was die Konnektivität angeht, so leistet sich das G40 auch hier einige Ausnahmen. Mit vier USB-2.0-Schnittstellen wurde hier eine sinnvolle Maßnahme gegen die chronische Knappheit an USB-Anschlüssen von Thinkpads ergriffen. Ansonsten jedoch wurde eher knapp kalkuliert - LAN, Modem, 2x PCMCIA, VGA und COM sowie die üblichen Audioaus- und eingänge sind standarmäßig dabei. Auf ein Thinklight wurde seltsamerweise verzichtet. Integriertes WLAN fehlt ebenso wie ein Dockingport - was nicht gebraucht wird, muss auch nicht bezahlt werden, scheint hier die Devise gewesen zu sein.

Abschließend lässt sich also festhalten, dass ein G40 durchaus eine Sonderrolle unter den Thinkpads einnimmt. Bedingungslos als preisgünstiger Tischrechner konzipiert, verzichtet es konsequent auf nützliche Extras, hält sich in seiner gesamten Ausstattung an sein Anwendungsgebiet und bietet dabei einige einzigartige Vorteile, die in der Gesamtheit fast ein bisschen zufällig erscheinen.

Insgesamt ist es dennoch ein zuverlässiges Arbeitstier zum günstigen Preis mit guter Performance - bisher acht Monate Einsatz im Dauerbetrieb und schwierigen Bedingungen sprechen für sich - wer ein Thinkpad sucht, dass nicht mobil eingesetzt werden muss, darf hier ohne Vorbehalt zugreifen.

Meine Konfiguration:

Pentium 4 3,0 Ghz
1 GB DDR-RAM
100 GB Samsung HM100JC 5400 RPM
DVD/CD-RW-Laufwerk
15-Zoll XGA-Display

Nützliche Links

Technische Daten bei ThinkWiki.org:
http://www.thinkwiki.org/wiki/Category:G40

Testbericht von zdenet:
http://www.zdnet.de/mobile/notebooks/0,39023409,20001182,00.htm

Ich danke für Euer Interesse!
Christian
 
Schönes Review!

Interessant wäre das Gewicht des Panzers.

Der ingope wird dieses Review bestimmt bald in den Reviewliste aufnehmen.

Schöne Grüße!
 
Schönes Review.

Ansich finde ich die Idee der G40 Serie ganz gut, nur die Umsetzung empfand ich schon damals als völlig daneben. Es wurde ja schon genannt: bei so einen Brummer integrierte Grafik - das geht gar nicht. Klar gab es auch ein paar Modelle mit Geforce Go aber hier hätte man generell ordentlich was einbauen müssen - ebenso bei der Auflösung des Displays. Platz ist ja da.
 
Liest sich sehr schön, danke !

Ich hatte mal was ähnliches von Dell. Ebenfalls P4 allerdings 2,6 GHZ meine ich.
15" allerdings mit 1400er Auflösung.
Der Lüfter lief nur, das Teil war laut und schwer, aber als Desktop Ersatz absolut brauchbar.
 
Schönes Review :thumbup:

Die Erklärung für die Desktop CPU und die intergrierte Grafik einfach, dass das G40 als Budget Laptop entwickelt wurde, der weder in der Produktion noch im Verkauf zuviel kosten sollte. Ganz im Gegenteil leider zur dafür eingestellten A-Serie. Trotzdem ist das Gehäuse sicher sehr solide.

Gruß (aus dem Forum-Exil ;) ), Jan.
 
Dss Gewicht des Boliden liegt bei etwas über 3900 inkl. Akku. Dazu kommen noch mehr als 400 Gramm für das Netzteil.

Macht mobil fast 4,5 KG. :D :D :D


Aber, wie Abigeil immer sagte, man darf halt kein weißbrotessender Student sein. ;)

Kleiner Scherz.

Grüße!
Christian
 
Na klar, so alt ist sie doch nicht...

Eben ein "ganz besonderes" Thinkpad. :love:
 
Bist du dir sicher das deine CPU kein HT kann?
Eigentlich haben alle 200 MHz FSB P4 Northwood CPUs ab 2,4 GHz Hyperthreading. Oder hast du eine 3,06 GHz CPU?
 
Hm, komisch, ich hatte sowohl einen 2,4 GHz als auch einen 3,0 GHz Northwood P4 und beide hatten HT.
Im Taskmanager wurden auch zwei Rechenwerke angezeigt.
 
Willst du deine Daten nicht mal auf das deutsche Think-Wiki laden? Ich hab gesehen, dass die noch gar nichts zur G-Serie haben. Das wäre mal interessant!
 
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