OT: Wärmeleitpaste sorgte für den Tod eines Funkgerätes

Briefkastenopa

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Hier mal nebenbei als Warnung:

Vor zwei Monaten gab es mitten in einer Funkverbindung (Kurzwelle, 50% Leistung) einen Knall mit anschließendem Rauchsignal aus dem Funkgerät.

Das Gerät ist nunmehr 34 Jahre alt und diesbezüglich nie gewartet worden. Ein sträflicher Leichtsinn! Aber erst hinterher ist man schlauer...

In internen Netzteil des Transceivers sorgen vier dicke Transistoren für eine spannungsgeregelte Versorgung der Endstufe und des restlichen Gerätes. Alle vier Transen haben den Deckel aufgemacht und haben gleichzeitig durchlegiert, so dass dort, wo eigentlich 24 Volt bzw. 13.5 V nun die vollen 42 Volt vom NT anlagen. Klar, dass das den Tod einiger Teile und somit wirtschaftlicher Totalschaden bedeutet.

Bei der Demontage der besagten Transistoren fiel mir auf, dass die WLP extrem hart und fast keramikartig ausgehärtet ist. Sie war nur noch mit roher Gewalt mittels eines Schabers sowie eines Dremels mit Trennscheibe zu entfernen (natürlich unter einem Abzug in der Werkstatt - es könnte sich ja auch um berylliumhaltige Paste handeln!).

Nach Tausch der Transen sowie der WLP durch silberhaltige Paste konnte ich den Schaden nun begutachen. (Leider hatte ich völlig vergessen, Bilder zu machen...:facepalm:)

Fazit und Warnung:

Wenn ihr solche alten Schätzchen weiter betreiben wollt, dann erneuert regelmäßig die Paste und reinigt den/die Kühler !


73 de BKO
 
Wobei man sich jetzt streiten darf, ob es an der Paste lag, die auch ausgehärtet immer noch Wärme leitet, oder an den 34Jahre alten Transistoren, die schlicht und ergreifend über der Uhr waren.
 
Wobei man sich jetzt streiten darf, ob es an der Paste lag, die auch ausgehärtet immer noch Wärme leitet, oder an den 34Jahre alten Transistoren, die schlicht und ergreifend über der Uhr waren.

Transistoren altern eigentlich nicht, wenn sie richtig dimensioniert wurden. Zuviel Wärme ist für SI-Halbleiter allertings Gift. Ich höre mehrnals die Woche mit einem Transistorradio von 1970 - die Germanium- und Siliziumtransistoren sind also etwa 50 Jahre alt. Sogar fast ebenso alte Selen-gleich-ri(e)cht-er sind bei mir auch noch in Betrieb.
 
Transistoren, die schlicht und ergreifend über der Uhr waren.

Bei Kondensatoren ist die Aussage klar, aber bei Transistoren habe ich nie was davon gehört/gelesen.

Transistoren altern eigentlich nicht, wenn sie richtig dimensioniert wurden

Sehe ich auch so. Nur mal überschlägig gerechnet:

Spannungsabfall über den Transen 18 Volt multipliziert mit dem Strom (10A) der Endstufe bei Vollast (100W) ergibt eine Verlustleistung von 180 Watt. Zuzüglich etwa 20-30 Watt für die restliche Elektronik kommen wir auf gut 200 Watt.
Die vier Transistoren schaffen lt. Datenblatt insgesamt 320 Watt - es ist also noch reichlich Reserve vorhanden.
Außerdem hatte ich die Sendeleistung auf ca. 50 W reduziert, was im Endeffekt noch weniger Verlustleistung und somit Wärme produziert. Eine (elektrische) Überlastung halte ich daher für ausgeschlossen.

73 de BKO
 
Germanium-Halbleiter altern wohl tatsächlich einfach so. In deinem Fall waren es aber ja Silizium-Halbleiter. Auch die altern, aber der Prozess hängt maßgeblich von den Betriebsbedingungen ab. Sehr interessant dazu ist diese Diskussion: https://www.mikrocontroller.net/topic/205830

Demnach könnte es bei dir auch ein Zwischending gewesen sein. Die hart gewordene Wärmeleitpaste hat die Wärme nicht mehr richtig abgeführt, was wiederum die Alterung stark beschleunigt hat.
 
Transistoren altern eigentlich nicht
Ich hatte so grob die Zeit zurück gedreht und meinte, daß könnte noch so einer in der Blechdose sein. Die geben irgend wann auch mal auf.
Die neuen in PVC vergossen halten eventuell länger, wobei es da dann wohl noch keine verwertbaren Fakten gibt.
Halbleiter sind theoretisch unbegrenzt haltbar...unter optimalen Bedingungen. Die gibt es unter normalen Bedingungen praktisch nie.
 
Wenn man einen Halbleiter nicht röstet oder ersäuft geht der auch nicht kaputt. Probleme machen auch aggressive Chemikalien (etwa ungeeigente Löt-Flußmittel), die die Anschlußdrähte angreifen und so ermöglichen, daß irgendwelche Stoffe (im einfachsten Fall Wasser) ins Gehäuse kommen und Korrosion auslösen. Das Gehäuse kann auch undicht werden, wenn man die Anschlüsse zu nahe am Gehäuse biegt und so das Gehäuse oder die Vergußmasse (kann auch Glas sein) beschädigt. Ab Werk undichte Gehäuse gabs auch. Anders als Röhren unterliegen Halbleiter aber keinem Verschleiß.

Vor 34 Jahren gabs tatsächlich noch Transistoren und Dioden im Blechnapf, sie verloren aber damals schon an Bedeutung und die Nachfolgebauelemente im Keramikgehäuse setzten sich durch.

@Briefkastenopa, was waren das denn für Transistoren bzw. welche Bauform hatten diese?
 
@Briefkastenopa, was waren das denn für Transistoren bzw. welche Bauform hatten diese?

2SD917-L im TOP3-Gehäuse (ähnlich TO220, nur größer). Die Beine werden hier nicht gebogen, nur Drähte angelötet (fliegende Verdrahtung)

73 de BKO
 
Aloha!

Über die Feiertage hatte ich mich mal des Problemgeräts wieder angenommen und die Schäden begutachtet:

1. Internes Netzteil (außer Trafo, Gleichrichter und Elkos) total defekt - sogar die Schutzschaltung (Crowbar-Schaltung) die dieses hätte verhindern sollen, war zerstört (!)
2. Kurzwellen-Endstufenteil zerstört, mehrere Leiterbahnen weggebrannt. Ich denke, die Halbleiter sind damit auch hinüber...
3. 2m-Modul zerstört, keine Ersatzeile mehr erhältlich - also Totalschaden
4. 70cm-Modul angekokelt, funktioniert aber noch einwandfrei.

Also wirtschaftlicher Totalschaden.

Ich bringe es einfach nicht übers Herz, das alte Schätzchen als Ersatzteilspender in die Bucht zu geben. Also habe ich das gesamte interne NT rausgerissen und ein Schaltnetzteil stattdessen eingebaut (btw. keine Störungen!).
Somit kann ich das Gerät als Kurzwellen-Empfänger sowie für 70cm-Relaisfunk weiter benutzen. Ein neues Gerät steht schon hier seit November...

Also nochmal: achtet auf eingetrocknete Wärmeleitpaste!


73 de BKO
 
Mich wuerde ja interessieren welches Funkgeraet es war.
- 34 Jahre
- KW
- 70cm
- 2m

Was kostet es evtl. gebraucht, koennte man dann mal suchen.
(Evtl. mit defektem Gehaeuse.)

Gruss Ingo
 
Hallo Ingo,

das ist eine Yaesu FT767GX, die mich 1986 ohne die 2m- und 70cm- Module mal eben 4000 DM neu kostete. Die Module kosteten damals jedes um die 500 DM. Es ließ sich noch ein drittes Modul nachrüsten für das 6m-Band (habe ich aber leider nicht).

Gebrauchte Geräte in der Bucht kosten derzeit zwischen 400 und 600 Euro - je nach Zustand - wobei hier aber Vorsicht angeraten ist, weil viele verbastelt und verdreht sind. Auf jeden Fall brauchen die Geräte etwas Pflege und einen Neuabgleich (und der wird teuer, weil diese alten Tanten unglaublich serviceunfreundlich sind)
Ein 2m- oder 70cm- Modul kostet heute gebraucht noch um die 100 Euro. Ein 6m-Modul (wenn man es bekommt) um die 300 Euro.

Ein Kauf dieser Funkgeräte lohnt sich heute nur noch aus rein nostalgischen Gründen. Ich hatte gehofft, meins mit ins Grab zu nehmen...

73 de BKO
 
das ist eine Yaesu FT767GX


Danke BKO, ein sehr modernes Geraet.
Meine ich ernst, weil es schon eine digitale Frequenzanzeige hat.

Meine Funkgeraete sind alle ohne Netzteil. Und deshalb in eine andere Gewichtsklasse;-)
Vorteil ist eben, dass diese Waerme vom Netzteil nicht zusaetzlich im Funkgeraet ist.
Aber wenn ein externes Netzteil kaputt geht, wird der Schaden wohl gleich sein.

Mein aeltestes Funkgeraet ist ein Kenwood TR-751E (2m Allmode - 1.500 DM),
(http://www.rigpix.com/kenwood/tr751e.htm)
muss ich 1989 gekauft haben. Wurden aber auch ab 1986 hergestellt.
Da hoffe ich auch, dass es noch lange funktioniert.

BCNU es 73 de Ingo
 
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