Geheimdienste auf unseren Fersen? Was muss man verbrechen?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

dau-dau

New member
Themenstarter
Registriert
11 Dez. 2011
Beiträge
35
Im Rahmen eines Uni-Seminars habe ich mich mit dem Thema Islamismus beschäftigt...

Der Dozent meinte, wir könnten bei Interesse ein Fake-Facebook-Profil erstellen und einschlägigen "Hasspredigern" und Vereinen folgen. Dann würden wir merken, wie schnell man in einer Informationsblase landet und alles nur noch aus einer fundamentalistischen Perspektive präsentiert bekommt.

Mir ist das etwas zu heikel, vor allem wenn die USA einen bei der Einreise zur Offenlegung von Facebook-Zugangsdaten zwingen will.

Allerdings schaue ich mir durchaus fragwürdige Seiten an, z.B. das Magazin mit der "Todesliste" des IS, auf der der deutsche Prediger Pierre Vogel gelandet ist (wobei das eine amerikanische Anti-Islamismus-Website war). Oder original IS-Propagandavideos, in dem ein deutsches Milchgesicht gezeigt wird, kurz bevor er sich in Syrien mit einem Auto selbst in die Luft gesprengt hat.

Auf jeden Fall frage ich mich, ab wann einem die Geheimdienste bei solchen Recherchen im Nacken sitzen. Hat da jemand von euch eine Vorstellung?
 
Ist das nicht eher etwas, was im Rahmen des wissenschaftlichen Schaffens behandelt werden sollte und eben nicht hier? Das sollte Dir im geschlossenen Rahmen(!) eher Dein Dozent erläutern.
 
Auf jeden Fall frage ich mich, ab wann einem die Geheimdienste bei solchen Recherchen im Nacken sitzen. Hat da jemand von euch eine Vorstellung?

Ab jetzt... :D

Mal ganz ehrlich: Sich "aus Interesse" als unbescholtener Bundesbürger auf solchen Seiten herum zu treiben, ist so ziemlich das Dümmste und Blödeste, was man derzeit machen kann.
Wenn Du als Student aus wissenschaftlichem Interesse (!) wirklich am Thema bleiben willst, melde Dich ganz offiziell bei einer Behörde an, die damit beschäftigt ist, und lass Dir dort etwas zeigen. Die sind sogar sehr dankbar für Dein Interesse, was bei einer späteren Jobsuche hilfreich sein kann...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich behaupte mal, dass das so genau keiner sagen kann - wenn das BKA offiziell bekannt gibt "wer xyz aufruft, wird ab dem nächsten Tag überwacht", würde die Seite ja keiner mehr aufrufen. Ich vermute, dass da mehrere Faktoren zusammenkommen, die auch das Offline-Leben umfassen.

An der Stelle gebe ich think_pad ausnahmsweise mal Recht: Ich würde das lieber lassen. Natürlich kommt da nicht am nächsten Tag gleich das SEK durch die Wohnungstür, aber solche Geschichten können zumindest für unangenehme Fragen und verweigerte Einreisen in gewisse Länder jenseits des Atlantiks sorgen.
 
Warum fühle ich mich gerad daran erinnert?

Mustafa, ein alter Araber, lebt seit mehr als 40 Jahren in Chicago. Eines Tages kommt er auf die Idee, dass er in seinem Garten Kartoffeln pflanzen möchte. Da er alleine ist, alt ud schwach, schreibt er seinem Sohn, der in Paris studiert eine Email…
„Mein lieber Ahmed, ich bin sehr traurig. Ich schaffe es nicht mehr, in meinem Garten Kartoffeln zu pflanzen. Wärst Du hier, könntest Du mir helfen den Garten umzugraben. Dein Vater.“
Wenig später erhält der alte Mann eine Antwort seines Sohnes:
„Lieber Vater, bitte rühre auf keinen Fall irgendetwas im Garten an. Dort habe ich nämlich ‚das Ding‘ versteckt. Dein Sohn Ahmed.“
Keine halbe Stunde später umstellen Spezialeinheiten von FBI und CIA das Haus des alten Mannes.
Sie stellen alles auf den Kopf, graben im Garten, suchen jeden Millimeter ab, finden aber nichts.
Enttäuscht ziehen sie wieder ab.
Am nächsten Tag erhält der alte Mann noch eine E-Mail von seinem Sohn:
„Lieber Vater, ich nehme an, dass der Garten jetzt komplett umgegraben ist und dass Du die Kartoffeln pflanzen kannst. Mehr konnte ich nicht für Dich tun. In Liebe, Ahmed“
 
Warum fühle ich mich gerad daran erinnert?

Der Witz wurde schon von russischen Intellektuellen während der stalinistischen Säuberungen Ende der vierziger Jahre erzählt.
Statt E-Mails schickte man sich Postkarten, damit sie jeder lesen konnte...
Der Sohn wohnte damals in Paris, die Gartenfrucht waren Rüben und der Garten / das Feld wurde von abkommandierten Rotarmisten umgegraben. ;)
 

Mist ;) :p

Mal ganz ehrlich: Sich "aus Interesse" als unbescholtener Bundesbürger auf ISIS- oder Kinderporno-Seiten herum zu treiben, ist so ziemlich das Dümmste und Blödeste, was man derzeit machen kann.
Wenn Du als Student aus wissenschaftlichem Interesse (!) wirklich am Thema bleiben willst, melde Dich ganz offiziell bei einer Behörde an, die damit beschäftigt ist, und lass Dir dort etwas zeigen. Die sind sogar sehr dankbar für Dein Interesse, was bei einer späteren Jobsuche hilfreich sein kann...

Zwischen Kinderporno und "passiver" Recherche von Islamistenpropaganda würde ich rechtlich einen gewaltigen Unterschied sehen.

Der Erwerb und Besitz von ersterem ist ganz klar verboten (§ 184 StGB).

Bei der Recherche von verfassungsfeindlicher Propaganda gilt zunächst die Informationsfreiheit/Rezipientenfreiheit gemäß Art 5 GG

(1) Jeder hat das Recht, [...] sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.
.

Klar verboten ist die Verbreitung von entsprechendem Material (§ 86 StGB).

Also wer bei Facebook ein entsprechendes Video mit "like" versieht, kann auf jeden Fall ein Problem bekommen.


Ich denke, es ist wie @Phil2009 schreibt. Die Behörden schreiten ja nicht unbedingt erst ein, wenn ein Gesetz überschritten wird, sondern sie beobachten ihre Pappenheimer.

@Dizzave
Der Dozent kennt sich damit im Detail sicher nicht aus, weil er sich mit dem Thema eher nebenbei beschäftigt.
 
In der DDR der späten achtziger Jahre entdeckte ein Spitzel auf dem Gelände der Charité eines Tages an einem wissenschaftlichen Konferenzraum ein Schild "Konferenz: Freie Radikale". Am nächsten Tag rückte ein Kommando der Stasi ein und wollte vom Institutsleiter wissen, wer diese "Freien Radikalen" sind und was sie denn politisch vorhaben, der Institutsleiter hat es ihnen dann erklärt: --> https://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_der_freien_Radikale
Die Lebenserfahrung lehrt uns also: Man kann sich nicht immer darauf verlassen, dass das, was man will, auch immer von allen richtig verstanden wird. :D

Man kann von einem Studenten tatsächlich auch erwarten, dass er aufgrund seiner Intelligenz und seiner gesellschaftlichen Verantwortung deutlich private von gesellschaftlichen Interessen trennt.
Denk mal drüber nach... ;)
 
Man kann von einem Studenten tatsächlich auch erwarten, dass er aufgrund seiner Intelligenz und seiner gesellschaftlichen Verantwortung deutlich private von gesellschaftlichen Interessen trennt.
Denk mal drüber nach... ;)

Genau darüber denke ich sehr viel nach. Wenn in der Doof-Zeitung steht: "Der Vogel steht jetzt auf der Abschussliste des IS", dann will ich mir die Quelle anschauen: Was steht da genau? Wie argumentieren die? Wie machen die das auf? Was steht da noch? Ich halte das für mein verdammtes grundgesetzlich verbrieftes Recht und es stört mich gewaltig, dass ich bei der Ausübung dieses Rechts den Gedanken im Hinterkopf habe(-n muss), ob ich damit nicht irgendwo anecken könnte.

Ob ich das aus reinem wissenschaftlichem Interesse oder aus persönlicher Neugier nachlese - wer will darüber urteilen? Was wäre Wissenschaft ohne Neugier? Welches Interesse sollte die Gesellschaft daran haben, dass sich seine Bürger nicht selbständig aus Primärquellen informieren?

- - - Beitrag zusammengeführt - - -

PS. Ich will niemandem zu nahe treten. Natürlich sehe ich auch, was solches Material in den falschen Händen anrichten kann.
 
Welches Interesse sollte die Gesellschaft daran haben, dass sich seine Bürger nicht selbständig aus Primärquellen informieren?

Die Doof-Zeitung ist keine Primärquelle, sondern eine Zeitung gemacht für Leute, die keinen intellektuellen Zugang zur Gesellschaft haben oder haben wollen...
 
Die Doof-Zeitung ist keine Primärquelle, sondern eine Zeitung gemacht für Leute, die keinen intellektuellen Zugang zur Gesellschaft haben oder haben wollen...

Genau das meine ich ja. Selbst die Qualitätsmedien beziehen einen erheblichen Teil ihrer Informationen aus Agenturmeldungen. Das ist mir zu wenig und deshalb muss ich im Zweifelsfall im IS-Magazin, auf der Ku-Klux-Klan-Website, bei den "Reichsbürgern" usw. nachlesen dürfen. Mittlerweile habe ich dabei ein ungutes Gefühl, weil man nicht sicher sein kann, wer einem über die Schulter guckt und welche Konsequenzen das haben könnte. Aus meiner Sicht ist das fatal für Demokratie und Rechtsstaat.

Ich habe so viel Vertrauen in unseren Rechtsstaat, dass ich davon ausgehe, dass einem so schnell kein Strick daraus gedreht werden kann, wenn man sich nur informiert.

Andererseits: Man lese diese Geschichte über Andrej Holm (der momentan aus anderen Gründen durch die Presse geistert).

Und ein Recht auf Einreise in die USA gibt es nicht. Wenn man kein Facebook-Account hat...das ist für einen US-Beamten sicher verdächtig.
 
Genau darüber denke ich sehr viel nach. Wenn in der Doof-Zeitung steht: "Der Vogel steht jetzt auf der Abschussliste des IS", dann will ich mir die Quelle anschauen: Was steht da genau? Wie argumentieren die? Wie machen die das auf? Was steht da noch? Ich halte das für mein verdammtes grundgesetzlich verbrieftes Recht und es stört mich gewaltig, dass ich bei der Ausübung dieses Rechts den Gedanken im Hinterkopf habe(-n muss), ob ich damit nicht irgendwo anecken könnte.

Ob ich das aus reinem wissenschaftlichem Interesse oder aus persönlicher Neugier nachlese - wer will darüber urteilen? Was wäre Wissenschaft ohne Neugier? Welches Interesse sollte die Gesellschaft daran haben, dass sich seine Bürger nicht selbständig aus Primärquellen informieren?

Hättest du es nicht so geschrieben, dann hätte ich es getan! Im Grunde konnte dir keiner deine Frage beantworten. Ich tatsächlich auch nicht. Aber das macht es nicht besser, denn du hast vollkommen recht: Es ist nicht deine Aufgabe, das Risiko staatlicher Sanktionen für legales Verhalten abzuwägen. Alleine der Umstand, dass du dies dennoch tust, zeigt, dass deine Freiheit bereits beschnitten ist. Lustig auch der Hinweis, man solle sein wissenschaftliches Interesse bei einer Behörde anmelden. Dass man überhaupt ernsthaft auf die Idee kommen kann, jemandem so etwas zu raten! Was soll die "Behörde" - welche überhaupt - denn sagen? Name, Klasse, Datum für geplante Recherchearbeiten aufnehmen? Absurd!

Ich kann dir ein paar Links geben zu Leuten, die in die Überwachungsmaschinerie geraten sind. Aber wenn du was wirklich Tolles aus deinem Seminar machen willst, dann solltest du, sofern der Rahmen des Seminars das hergibt, nicht unbedingt den Islamismus selbst beschreiben, sondern in allererster Linie die Probleme, auf die man stößt, wenn man zu dem Thema recherchieren will.

edit: Alles klar, du kennst die Story.

https://www.eff.org/node/81889
https://annalist.noblogs.org/post/2007/10/03/sicherheitsknoten/
 
"Mal ein Fake-Profil anlegen und gucken was passiert" - Was ist das denn für eine Uni bzw was für ein Dozent denkt sich denn derartigen Schwachsinn aus. Das ist weder eine seriöse wissenschaftliche Arbeit und ich auch zweifle stark an, dass solche Methoden die Lehre geeignet sind.

Grüße Thomas
 
Ich denke mal eher, dass das nicht als richtige wissenschaftliche Arbeit, sondern eher als "probiert das doch mal aus, wenn euch langweilig ist. Spannende Sache, ihr werdet euch wundern!" gedacht war ;)
 
Vermutlich genau so. Aber ist das Sinn einer Hochschule bzw. gehört sowas in eine akademische Ausbildung? Für mich ist das ein "Testimonium Paupertatis" für diese Hochschule bzw. den Dozenten.

Grüße Thomas
 
Was ist das Problem?
Ein Facebook-Profil ist schnell angelegt, entsprechend verschleierte Verbindungsmöglichkeiten gibt es zuhauf. Wenn es der Wissenschafft dienlich ist...
 
Vielleicht denke ich da zu technisch orientiert, wenn ich keinen wissenschaftlichen Aspekt erkenne und sich mir der Nutzen für eine akademische Ausbildung nicht erschließt. Es soll ja auch angehende Psychologen hier im Forum geben, für die sowas interessant sein könnte.
Sorry, aber ich wollte den Thread nicht zerreden.

Grüße Thomas
 
Was ist das Problem? Ein Facebook-Profil ist schnell angelegt, entsprechend verschleierte Verbindungsmöglichkeiten gibt es zuhauf. Wenn es der Wissenschafft dienlich ist...

So ticken die Uhren zwar in der wunderschönen Steiermark, aber in Berlin wird jetzt ordentlich nachgeprüft und nachgefragt, wenn ein junger Student seine unterdrückte Sexualität in Form von mittelalterlichen Religionsritualen ausleben möchte. Da sind wir aus Schaden klug und eisenhart geworden... :D

Es soll ja auch angehende Psychologen hier im Forum geben, für die sowas interessant sein könnte. ... Sorry, aber ich wollte den Thread nicht zerreden.

Nach dieser Logik müsste jeder angehende Virologe sich erst einmal mit einer heimtückischen Krankheit anstecken und jeder angehende Kriminologe erst mal einen Banküberfall begehen, damit er sich in die Betroffenen mental richtig einfühlen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vorschlag zur Güte: Wenn dich das Thema interessiert, warum fragst du nicht den Dozenten ob man daraus eine wissenschaftliche Arbeit konzipieren kann? Dann könntest du das Thema vergleichsweise objektiv angehen und gründlich untersuchen. In diesem Zusammenhang, steht es dir natürlich frei Kontakt zu den betreffenden Behörden aufzunehmen und dich rechtlich abzusichern.

Könnte mir auch vorstellen, dass dort ein gewisses Interesse an der Thematik besteht.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
  • ok1.de
  • ok2.de
  • thinkstore24.de
  • Preiswerte-IT - Gebrauchte Lenovo Notebooks kaufen

Werbung

Zurück
Oben