Die nicht vorhandenen Unterschiede zwischen L- und SL-Serie

Hier könnte ich mich stundenlang auslassen in diesem Fred und bin teilweise auch belustigt. Die armen Lenovo Leute, teilweise tut man ihnen unrecht. Gerade was Enrico hier schreibt ist teilweise nicht hinterfragte Polemik scheint mir manchmal.

Da war zum Beispiel die Kritik am Ultrabay. Fakt ist die Leute die heutzutage ein Notebook kaufen wollen keine Backsteine mehr und Backsteine waren das früher nun einmal. Das bedeutet um ein Gerät schlank zu machen werden eben nicht mehr 27 Schienen um ein Laufwerk gebaut die die Grösse aufblähen sondern nur noch wenig Kram angeschraubt. Und die Erfahrung zeigt: Die Ultrabay ist eine der Dinge die selten als Servicefall vor mir liegen. Ganz anders zum Beispiel bei den alten R40, die gehen da alle kaputt. Der Aufkleber dürfte auch mehr dem Branding dienen als der Vermeidung von Knarzen.

Dann wurde erwähnt wieviele SL schon in Einzelteilen zu haben sind. Hier muss man einmal folgendes feststellen: Die gehen schon in gröberen Massen in den Markt und es sind eben keine Thinkpads im klassischen Sinn. Aus vielerlei Hinsicht spielt man mit einem SL/L Gerät bei all seinen Nettigkeiten in der zweiten Liga aus Geschäftskundensicht, und zwar dort wo auch Acers Aspire und HPs DV und andere jagen. Und die Geräte werden standardmässig nur mit einem Jahr Garantie verkauft. Im Consumergeschäft, selbst im Prosumergeschäft ordern auch wenige Kunden eine Garantieerweiterung mit. Wenn nun also nach Garantieende ein Elektronikschaden auftritt ist Ende Gelände, Reparatur unwirtschaftlich. Gerade bei dem Preissegment. Wir erinnern uns: Solch ein Gerät kostet 500 Euro. Ein T/W/X kostet leicht mal 1000 Euro, mal etwas weniger aber auch leicht mehr. Da würden Überlegungen der Kunden zu Reparaturen anders aussehen, so verkloppt man den brauchbaren Rest und kauft ein neues. Wen wunderts.

Nächster Punkt: die Verpackung. Hier habe ich keine Kritiken, denn das Geräte mit Transportschaden ankommen war noch nie ein Problem mit dem wir uns tiefer befassen mussten. Die aktuelle Verpackung ist zweckmässig und gut zu lagern. Der Kunde nimmt sein Gerät aus dem Karton und kuckt den in aller Regel nie wieder an. Auch von Kunden werden uns seltenst Transportschäden gemeldet.

Was die Nachfolge der R Serie angeht, ist das kein ganz einfaches Thema weil die Ausstattung breit gestreut war. Im unteren Segment sinds wohl die L-Serie, im oberen die Txx0i Serie. Die Rechtfertigung für die R-Serie wurde aber auch immer schwerer: Die Unterschiede zur T-Serie fiel gerade bei den 14 Zollern nur noch gering aus. Das so nicht ewig fortzuführen machte aus Lenovos Sicht schon Sinn.

Mein Kritikpunkt wäre folgender, und da kann man auf Erfahrungen aus der amerikanischen Autoindustrie kucken: Lenovo weicht die Marke Thinkpad als professionelles Gerät auf. Früher hiess sowas Lenovo 3000. Das kannte aber keiner und verkaufte sich nicht. Also wurden die Value Geräte Thinkpads, eine etablierte Marke mit gutem Image. Hier eine neue Marke als Zugpferd fürs Consumerumfeld zu schaffen wär wohl auch nicht leicht gewesen, kurzsichtig gedacht kommts mir dennoch vor. Die US Autoindustrie hats vorgeturnt: Ein Plymouth xyz wurde noch als Dodge yxz und Chevy zippzappzupp ElDorado Special verkauft. Anderes Logo in den Grill, fertig. Die Marken hatten vorher ihre jeweils eigenen Kundensegmente, so wie hier alte Leute früher einen Opel kauften und Reiche einen Mercedes. Jeder hatte alles, die Leute verloren ihre Identifikation mit dem Brand, die Brands gingen zugrunde und wurden austauschbar. Seien wir gespannt. Man kann jedenfalls davon ausgehen das die Thinkpadnutzerschaar ihr Gesicht ändern wird mehr in Richtung der breiten Masse mit weniger Identifikation. Warten wirs ab.

Das Projektgeschäft ist übrigens kein Problem soweit, da hat sich nicht soviel getan. Man kann Business Thinkpads immernoch leicht argumentieren in unserer Kundschaft als Händler, in unserem Team stehen wir auch hinter den Thinkpads weil wir auch die anderen Kisten kennen. Von Dell, der HP oder anderen kommt auch nicht viel mehr Innovation. Der grösste Niedergang der Margen für Hersteller und Händler sind ausserdem seit einer Weile gerade die Netbooks deren Preise zerrissen werden und wo ruinöser Wettbewerb zwischen allen Beteiligten im Markt besteht. Die oft uninformierte Kundschaft glaubt immernoch da es sich um neue Geräte handelt vergleichsweise Hochleistungsnotebooks zu erhalten mit denen sich alles an Arbeiten genauso wunderbar erledigen lässt. Dieser Irrtum ist weit verbreitet und wird merkwürdig langsam publik. Es ist aber weder als Hersteller noch als Verkäufer ohne weiteres möglich dieses Segment aussen vor zu lassen und nicht anzubieten.

Zu rosa Vaios kann ich nur eins sagen: Da gehen die Lüfter kaputt, wirklich früh. Wir haben z.B. von der Vaio CS Serie nur recht wenige Geräte verkauft, diese jeweils auf Zuruf bei entsprechender Order bestellt und somit nicht Geräte aus einer Tranche erhalten, aber alle waren schon mit einem Schaden daran im Service. Wer das lieber mag...

Grüz!
Hibbel
 
@Hibbelharry:
Danke erst einmal, dass Du so eingehend auf meine Meinung hier eingehst. Nun mag es ja sein, dass ich meinem Ärger über die neuen Geräte hier etwas lauter Luft mache als andere - jedoch bin ich seit nunmehr über 20 Jahren dabei, ehemals als autorisierter IBM-Partner, und der genannte private R500 ist ThinkPad Nr. 16 in dieser Folge, die beim PS/2note N51sx begonnen hat. Somit bin ich also etwas anderes gewohnt als Newcomer, die nichts anderes mehr kennen als die aktuellen Serien. So wie ich es sehe, sind wir im Grunde völlig einer Meinung, was die Verwässerung der Marke durch Mainstream-Ambitionen bei Lenovo angeht. Fakt ist, dass IBM zweimal solche Ambitionen hatte und beide Male extrem fulminant damit gescheitert ist. Das war einmal die Acer-Kooperation, die kommerziell außer mit der 390-er Reihe kein Erfolg war. Zum anderen war das im Desktop-Bereich die Ambra-/ValuePoint-Geschichte. Ambra war sofort ein Reinfall, ValuePoint hat man ebenfalls nach ein paar Baureihen eingestampft. Lenovo versucht es jetzt zum dritten Mal. Der Unterschied ist aber der, dass IBM seinerzeit High-End-Baureihen mit ganz klaren Alleinstellungsmerkmalen hatte (bei der Acer-Koop die 770-er und 600-er, zuvor bei der Ambra-/ValuePoint-Geschichte die PS/2-Panzer und teils PS/1), die den guten Ruf erhalten haben und im Projektgeschäft wie auch Prosumer-Bereich eine feste Größe waren. Lenovo hat nichts. Der W7xx ist mit früheren High-End-Systemen von IBM nicht zu vergleichen. Zwar bietet er ein ganz ausgezeichnetes Display, aber das war es auch schon. Dem Gerät fehlt die technische Ausgewogenheit. Ein Gerät für Profi-Fotografen, die das System morgens von zuhause ins Büro oder die Redaktion transportieren und abends wieder zurück.

Was weiterhin auffällt, ist, dass es seit geraumer Zeit keine echten Innovationen mehr bei Lenovo gibt. IBM hat jedes Jahr massenhaft Patente auf technische Innovationen angemeldet - sei es der Trackpoint, die Shell-Konstruktion, das UltraLight, der UltraPort, bestimmte Verbundwerkstoffe, sogar auf Wärmeleitpads und Schrauben mit Nylonbeschichtung. Es sind auf ThinkPad-Technologien mehr als 2500 Patente angemeldet. Von Lenovo kommt kaum mehr etwas.

Die Argumentation, die Kunden wollten keine Backsteine, kann ich nicht nachvollziehen. Jedes Lenovo-Modell der neuen Baureihen Rxxx, Txxx, Wxxx und Lxxx ist von den Abmessungen her deutlich größer als der A31p, das äußerlich größte jemals von IBM gebaute Modell. Also kann das "Backstein"-Argument nicht stimmen.

Zur Ultrabay: Es dürfen nicht Äpfel mit Birnen verglichen werden. Die Rxxx/Txxx sind erst seit gut zwei Jahren am Markt, der R40 ist in den letzten Varianten im Oktober 2004 ausgelaufen. Dass bei mindestens rund sechs Jahre alten Systemen mehr Defekte auftreten als bei zwei Jahre alten, dürfte nachvollziehbar sein. Ich habe den R40 nur noch in seiner Frühzeit, als 26xx-Modell, verkauft. Allerdings zuvor die vielen Vorgänger mit Ultrabay 2000/Plus. Ich kann mich nicht erinnern, dass an der Ultrabay gehäuft Schäden aufgetreten wären oder Unzulänglichkeiten. Auch heute noch sind bei den alten Modellen die UB-Schächte eigentlich kein Teil, das vermehrt repariert oder getauscht werden müsste. Warten wir also mal ab, wie es bei den neuen Plastebombern in einigen Jahren aussieht.

Bei IBM ist es auch nie vorgekommen, dass man quasi gleich beim Neukauf eines ThinkPads eine zusätzliche Tastatur mitbestellen musste. Bei Lenovo taucht jedoch vermehrt der billigste "Lochkarten"-Dreck in den Geräten auf. Selbst bei den Budget-Linien der e-Reihen bei IBM hat es das nie gegeben.

Es ist von daher sicher interessant, die weitere Entwicklung zu beobachten. Wenn Lenovo ins Mittelmaß abrutscht - wer weiß, vielleicht füllt HP die Lücke?

Gruß
enrico65
 
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