Akku-Kapazitätsverlust mit der Zeit (Erfahrungswerte gesucht)

[er1ch]

Hallo zusammen,

ich bin nun seit einem Jahr und zwei Monaten Besitzer eines ThinkPad E14 – und damit bin ich auch zwei Monate über der Garantie. Ich verwende das Gerät im Dual-Boot-Betrieb mit Linux (Debian Bullseye) und Windows 10 (nur wenn es gar nicht anders geht). Unter Linux verwende ich TLP, schaue aber normalerweise nicht, was das so macht.

Jetzt habe ich mir einmal die Ausgaben von upower und tlp-stat angesehen und war doch etwas überrascht, dass nach m. E. „nur” 442 Ladezyklen eine verbliebene Akku-Kapazität von angeblich nur noch 64 % angezeigt worden ist. Ist ein derartiger Verfall in der Akku-Kapazität normal? Ich weiß, dass kurz nach dem Kauf des Notebooks etwas in der Region von 98 % angezeigt worden ist, d. h. der Akku war nicht von Anfang an schlecht.

Über Erfahrungen und Erfahrungswerte wäre ich sehr dankbar!

LG er1ch

 

[fishmac]

Hast Du den Akku mal kalibriert? - Also komplett leer gefahren und nach dem Laden geschaut wie es mit der Kapazität aussieht? Unter Windows gibt es die Möglichkeit die "Gesundheit des Akkus" zu prüfen - Hast Du das schon getestet?

 

[Mornsgrans]

Sollten Akkuladeschwellen gesetzt sein, nimm diese vor dem Kalibrieren heraus und lasse sie danach weg. Diese sorgen dafür, dass mit der Zeit die Restkapazität falsch berechnet wird.

 

[er1ch]

Kalibrierung habe ich noch nicht ausprobiert, werde ich heute mal machen. Ist es wichtig, ob ich den Rechner dabei aktiv verwende (d. h. mit wechselnder Prozessorlast)?

Unter Windows gibt es die Möglichkeit die "Gesundheit des Akkus" zu prüfen - Hast Du das schon getestet?

Ich weiß nicht genau, wo ich das finden soll. Meinst du das hier?

 

[fishmac]

Kalibrierung habe ich noch nicht ausprobiert, werde ich heute mal machen. Ist es wichtig, ob ich den Rechner dabei aktiv verwende (d. h. mit wechselnder Prozessorlast)?

Ich würde ihn im BIOS stehen lassen, so läufst Du nicht Gefahr, dass eine Applikation die Krise kriegt oder das Filesystem hinterher Probleme macht.

Ich weiß nicht genau, wo ich das finden soll. Meinst du das hier?

Eher sowas hier:

 

[mcb]

Sollten Akkuladeschwellen gesetzt sein, nimm diese vor dem Kalibrieren heraus und lasse sie danach weg. Diese sorgen dafür, dass mit der Zeit die Restkapazität falsch berechnet wird.

Ja ich glaube aber nur die oberen Schwelle löst dieses Verhalten aus ?

442 Ladezyklen sind schon ordentlich :huh:

 

[Flexibel]

Ist es wichtig, ob ich den Rechner dabei aktiv verwende (d. h. mit wechselnder Prozessorlast)?

In der Anwendung steht, dass man das ThinkPad nicht verwenden soll waehrend der Rekalibrierung / Zuruecksetzung.

Ich mache sowas ueber Nacht.
Netzteil ist ja angeschlossen, da ist bisher nichts negatives passiert.

 

[er1ch]

Also Lenovo Vantage zeigt das hier an -- genau das gleiche wie TLP unter Linux. Meinem Akku "befindet sich in einem guten Zustand" (an anderer Stelle im Programm zu lesen), was auch immer das heißen soll. Bei einem Vergleich der tatsächlichen Akkukapazität und der Spezifikation ergeben sich die bereits erwähnten 64 %.



Ich werde heute Abend mal eine Neukalibrierung starten. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, setzt die hauptsächlich die Werte für "Verbrauch pro Zeit" neu, mit denen die Anzeige für verbleibende Akkulaufzeit berechnet wird, oder?

 

[Flexibel]

Ich werde heute Abend mal eine Neukalibrierung starten.

Es wird die aktuelle Watt-Leistung des AKKUs gemessen.
Nur so ist die Restladungsanzeige aussagefaehig.

 

[mectst]

Aber wenn ich es richtig verstanden habe, setzt die hauptsächlich die Werte für "Verbrauch pro Zeit" neu, mit denen die Anzeige für verbleibende Akkulaufzeit berechnet wird, oder?

Viel mehr geht ja auch nicht. Die Physik lässt sich durch eine Software ja kaum außer Kraft setzen. Mit anderen Worten: Wenn die Zellen altern und Kapazität einbüßen, ist das irreversibel. Man kann die Parameter der Software also nur an die geänderten Gegebenheiten anpassen und genau das meint kalibrieren.

Grüße Thomas

 

[Schwartz]

Was der Lebensdauer hilft, ist eine Kapazitätsgrenze setzen, also bei 90% oder 95% Ladestopp. Was auch hilft ist, den Akku wenn dann nur kurz bei 100% zu lagern, also nur dann voll machen wenn er danach wieder gebraucht wird. Akku mag keine hohen Spannungen auf Dauer. Bei einer kompletten Be- und Entladung täglich kann der Akku nach einem Jahr schon mal schwächeln. Wahrscheinlich kriegst du nach der Kalibrierung wieder was zurück, aber bestimmt nicht alles.

 

[der_ingo]

ich bin nun seit einem Jahr und zwei Monaten Besitzer eines ThinkPad E14
[...]
dass nach m. E. „nur” 442 Ladezyklen eine verbliebene Akku-Kapazität von angeblich nur noch 64 % angezeigt worden ist.

Also quasi jeden Tag ein Zyklus. Das nenne ich schon mal eine ordentliche Zyklenanzahl.

Ich würde es nicht als ungewöhnlich ansehen, dass Akkus nach der Zyklenanzahl deutlich nachlassen. Nicht jeder, aber viele.
Bei Geräten, die mir hier so durch die Finger gehen, sehe ich selten Zyklenanzahlen von deutlich über 500. Meist sind die Akkus dann entsprechend verschlissen.

 

[er1ch]

Ich habe den Akku jetzt einmal komplett entladen und wieder aufgeladen. Das alleine hat jedenfalls keine Änderung der Kapazitätsanzeige ergeben. Das ist aber prinzipiell alles, was ich für die Kalibrierung tun sollte, oder? tlp recalibrate kann ich nicht benutzen, weil ich dafür das apci_call-Kernelmodul bräuchte und es das bei Debian nur als DKMS-Modul gibt. Mein System nimmt aber nur signierte Module (Secure Boot, und das brauche ich leider auch).

 

[mcb]

Ich habe den Akku jetzt einmal komplett entladen und wieder aufgeladen. Das alleine hat jedenfalls keine Änderung der Kapazitätsanzeige ergeben. Das ist aber prinzipiell alles, was ich für die Kalibrierung tun sollte, oder? tlp recalibrate kann ich nicht benutzen, weil ich dafür das apci_call-Kernelmodul bräuchte und es das bei Debian nur als DKMS-Modul gibt. Mein System nimmt aber nur signierte Module (Secure Boot, und das brauche ich leider auch).

marc@mb:~$ uname -a
Linux mb 5.10.0-6-amd64 #1 SMP Debian 5.10.28-1 (2021-04-09) x86_64 GNU/Linux
marc@mb:~$ apt policy tlp tlp-rdw acpi-call-dkms
tlp:
  Installed: 1.4.0~alpha.2+20210516-1
  Candidate: 1.4.0~alpha.2+20210516-1
  Version table:
 *** 1.4.0~alpha.2+20210516-1 100
        100 /var/lib/dpkg/status
     1.3.1-2 990
        990 http://deb.debian.org/debian bullseye/main amd64 Packages
        990 http://deb.debian.org/debian bullseye/main i386 Packages
        300 http://deb.debian.org/debian unstable/main amd64 Packages
        300 http://deb.debian.org/debian unstable/main i386 Packages
tlp-rdw:
  Installed: 1.4.0~alpha.2+20210516-1
  Candidate: 1.4.0~alpha.2+20210516-1
  Version table:
 *** 1.4.0~alpha.2+20210516-1 100
        100 /var/lib/dpkg/status
     1.3.1-2 990
        990 http://deb.debian.org/debian bullseye/main amd64 Packages
        990 http://deb.debian.org/debian bullseye/main i386 Packages
        300 http://deb.debian.org/debian unstable/main amd64 Packages
        300 http://deb.debian.org/debian unstable/main i386 Packages
acpi-call-dkms:
  Installed: 1.1.0-6
  Candidate: 1.1.0-6
  Version table:
 *** 1.1.0-6 990
        990 http://deb.debian.org/debian bullseye/main amd64 Packages
        990 http://deb.debian.org/debian bullseye/main i386 Packages
        300 http://deb.debian.org/debian unstable/main amd64 Packages
        300 http://deb.debian.org/debian unstable/main i386 Packages
        100 /var/lib/dpkg/status
marc@mb:~$

root@mb:~# tlp-stat -b
--- TLP 1.4.0-alpha.2 --------------------------------------------

+++ Battery Wear Control
Plugin: thinkpad
Supported features: charge thresholds, recalibration
Driver usage:
* natacpi (thinkpad_acpi) = active (charge thresholds)
* tpacpi-bat (acpi_call)  = active (recalibration)

marc@mb:~$ mokutil --sb-state
SecureBoot enabled
marc@mb:~$

Doch das geht ganz vorzüglich das Modul mußt du dir nur signieren:


https://wiki.debian.org/SecureBoot#MOK_-_Machine_Owner_Key

 

[er1ch]

Doch das geht ganz vorzüglich das Modul mußt du dir nur signieren:
https://wiki.debian.org/SecureBoot#MOK_-_Machine_Owner_Key

Da habe ich bisher tatsächlich nicht dran gedacht, und das wäre auch für einige andere Module sehr nützlich. Iche werde es am Wochenende mal ausprobieren.

Aber zur Klarstellung: tlp recalibrate sorgt nur dafür, dass der Akku bei angeschlossenem Netzteil entlädt, oder? Also das, was ich durch rumstehen lassen bewirkt habe. Die Neuberechnung oder -schätzung der Kapazität erfolgt automatisch?

 

[mcb]

Soweit ich weiß ja.

tlp discharge + Schwellen ist ab und an ganz nützlich, wenn das TP längere Zeit am Stromkabel hängt.