How to: Linux Mint 18.1 Installation auf Ideapad 710s

tuxpad

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Hallo Zusammen!

Auf der Suche nach einem möglichst leichten Nachfolger für mein x220 bin ich auf das kanpp 1,2KG "schwere" Ideapad 710s gestoßen (Bericht hier). Dieses hat eine per NVMe angeschlossene SSD, für die ein spezielles BIOS erforderlich ist, da der Linux Kernel NVMe erst ab Version 4.11 unterstützen wird und das Standard-BIOS keinen AHCI-Modus bietet. Für geplante Dual-Boot-Konfigurationen ist es wichtig zu wissen, dass das vorinstallierte Windows im AHCI-Modus nicht mehr bootet und daher vermutlich neu installiert werden muss. Ich habe drauf verzichtet, da ich nicht auf mindestens 100GB meiner SSD verzichten wollte.

Installiert wird Mint 18.1, live ohne nennenswerte Einschränkung getestet wurden auch Lubuntu 16.10 und Kubuntu 17.04

Wissenswertes vorab:
  • Es gibt eine fiese "Besonderheit" des 710s: Neustart per Software auslösen funktioniert praktisch nie, gerade nach einer BIOS-Installation kann sowas kurz Nerven kosten. Der Rechner startet dann nicht richtig neu. Auf der rechten Gehäuseseite ist eine LED, wenn diese Leuchtet muss die Powertaste lang gedrückt werden, bis die LED ausgeht. Dann kurz warten und mit einem kurzen Druck auf die Powertaste neu starten. Nachtrag: Ein zweites, für meine Frau beschaftes Ideapad 710s zeigt dieses eigentümliche Verhalten nicht.
  • Ins Boot-Menü kommt man mit [FN]+[F12], im BIOS kann das Verhalten der Funktionstasten jedoch umgestellt werden, was ich für Linux-Nutzer anraten würde.
  • Ins BIOS kommt man per [NOVO]-Taste auf der linken Gehäuseseite, Büroklammer bereithalten.
  • Für Mint muss Secure Boot nicht deaktiviert werden, EFI-Boot ist möglich. Nachtrag: Voreinstellung in Lenovos Linux-BIOS ist deaktiviertes Secure Boot.
  • Die interne SSD trägt nicht mehr den Devicenamen SDA sondern nvme0n, wer dass nicht beachtet, spielt sich das Linux nur aufs Bootmedium. :p

Vorbereitung:
  1. Falls nötig: Backup erstellen.
  2. Zieht Euch das erforderliche BIOS hier. Wichtig: Lenovo übernimmt keinen Support für dieses BIOS.
  3. Optional: Erstellt eine Recovery-Disk mit dem vorinstallierten Lenovo One Key Recovery (OKR), als Platzbedarf gemeldet werden 34GB, und die muss das genutzte Medium auch bereitstellen, sonst startet das Backup nicht, auch wenn es am Ende eher 22GB sind. Nachtrag: OKR hat bei mir nicht funktioniert, aber Lenovo stellt nach Eingabe der Seriennummer die Recoverymedien einmalig zum Download bereit. Sehr kundenfreundlich, früher hätte man beim Support betteln oder ein Medium kaufen müssen.
  4. Linux mit relativ aktuellem Kernel herunterladen, 4.4 reicht aus, am besten im Live-Modus testen. Unter Windows kann z.B. mit Unetbootin ein USB-Bootstick erstellt werden.
  5. Flasht das BIOS unter dem vorinstallierten Windows 10 (ist eine exe).
  6. Startet den Rechner jetzt mit einem Druck auf die links versenkte [NOVO]-Taste (aufgebogene Büroklammer erforderlich). Einstellungen im BIOS prüfen. Anbei noch ein Bild von der neuen Auswahl:
    Linux_BIOS.jpg
  7. Optional: Windows 10 im AHCI-Modus installieren, dabei den für Linux erforderlichen Speicherplatz in der Installation berücksichtigen

Linux installieren:
  1. Zum Booten von USB hat sich zumindest in meiner Konstellation (Image wird direkt über mein externes Iodd-Gehäuse als DVD-ROM bereitgestellt) die Nutzung des linken USB-Ports als zuverlässiger herausgestellt.
  2. Der einzige Fallstrick liegt in der richtigen Partitionierung. In meinem Fall habe ich einer Empfehlung aus dem Arch-Forum folgend die EFI-Partition (nvme01n1p1) auf 512MB vergrößert, belegt sind aber aktuell nur ca. 34MB. Dort habe ich auch den Bootloader installiert, zusätzlich gibt es die üblich SWAP-Partition, die ich auf 8GB gesetzt habe und natürlich eine ext4-Partition für das System.
  3. Der Rest ist ganz normales Durcharbeiten des Installers.

Ergebnis:

  • Keine wesentlichen Funktionseinschränkungen, 3 Sondertasten funktionieren derzeit nicht: Mikrofon (F4), Kamera (F8) und Lock (F9)
  • Lüfter läuft wesentlich seltener als unter Windows 10
  • Boot ist trotz Beschränkung der SSD auf AHCI-Modus nicht langsamer als der von Win 10, mit kurzer Bestätigung des Grub-Auswahlmenüs knapp unter 17 Sekunden bis zum Anmeldebildschirm.
  • Das Touchpad funktioniert sogar besser als unter dem vorinstallierten Win 10: Hier wurde trotz entsprechender Voreinstellung im Treiber kein Zwei-Finger-Tipp als rechte Maustaste erkannt, unter Mint funktioniert es hingegen out of the box.

Trotz der obigen Fallstricke bin ich jetzt sehr zufrieden und hoffe, dass sich der gute Eindruck im Alltag bestätigt. Falls Ihr Fragen haben solltet, stehe ich gern zur Verfügung.

Viele Grüße

tuxpad
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank tuxpad für diese Erklärung! Ich habe auch vor kurzem ein Lenovo Ideapead 710S-13 ISK gekauft und möchte nun Linux Mint 18.1 Cinnamon darauf installieren. Möchte jedoch nur dieses Linux Betriebssystem auf dem Notebook verwenden und nicht Windows als zweites (wie in deinem Beispiel oben?). Hab zuvor noch nicht viel mit Linux zu tun gehabt und bin mir nicht sicher wie genau ich vorgehen muss. Hab in diesem und anderen Foren (sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch) gelesen, dass generell die Installation von Linux auf diesem Laptop nicht so einfach ist, speziell wenn man nicht die besten Vorkenntnisse in Computern im Allgemeinen, und im speziellen in Linux, hat.

Habe bisher ohne Erfolg eine genau Anleitung gesucht, die auch für ziemliche Neulinge verständlich/machbar ist um Mint 18.1 auf diesem Computer erfolgreich und ohne Schaden zu installieren. Meine Frage ist also: Könntest du uns Neulingen in diesem Gebiet eine detaillierte und einfach verständliche Anleitung über die Installation auf diesem Notebook bereitstellen?

Es wäre von großer Hilfe und ich denke ich wäre nicht die einzige Person die davon profitieren würde.

MFG
PMe
 
Hallo PMe,

vielen Dank für Dein Interesse. Ich versuche mal, es noch etwas weiter einzugrenzen. "Schwierig" sind eigentlich nur zwei Sachen:

1. Linux-BIOS aufspielen. Wichtig: Bitte prüfe, dass Du das richtige BIOS für dein Gerät hast, da es unterschiedliche Varianten des Ideapad 710 gibt!
Zum Flashen: Dazu musst Du vorher im BIOS die Option zulassen, ältere als die installierte BIOS Version einzuspielen. Wenn nicht, bekommst Du vor dem Flashen eine Fehlermeldung, in der auch der Name der zu deaktivierenden Funktion drin steht (kann leider gerade nicht nachschauen, habe das Gerät nicht zur Hand).
Ist das BIOS geflasht, werden automatisch zwei sinnvolle Voreinstellungen gemacht: Secure Boot ist deaktiviert (wäre mit MINT aber auch kein Problem) und die SSD wird im AHCI-Modus angesprochen. D.h. du kannst direkt nach dem Flashen des BIOS mit der Installation beginnen.
2. Der zweite Fallstrick ist die Partitionierung. Die muss im Installer manuell durchgeführt werden. Willst Du kein Windows, kannst Du auf dem Device "nvme0n" alle Partitionen bis auf die EFI-Partition (nvme01n1p1) löschen. Die oben vorgeschlagene Vergrößerung ist optional. Dann erstellst Du Dir zusätzlich eine SWAP-Partition, ich habe 8GB genommen früher war mal die Empfehlung Größe des RAM*2, aber 16GB wollte ich doch nicht opfern und es läuft rund. Den restlichen Speicherplatz kannst Du dann mit ext4 formatieren, nicht vergessen den Mountpoint auf "/" zu setzen.

Alles andere ist wirklich Standardkost, alle Komponenten funktionieren ohne weiteres zutun. Falls Du noch Fragen hast, kannst Du mir gern schreiben, im Raum Bonn oder Hagen könnte man sich auch mal treffen.

Viele Grüße

tuxpad

P.S.: Habe gerade nochmal Dein Post gelesen, da Du offensichtlich noch gar keine Erfahrungen mit Linux gemacht hast, werde ich versuchen, mal zwei Screenshots (Manuelle Partitionierung im Installer/Partitionierung der SSD) nachzureichen. Mint ist für die ersten "Gehversuche" auf jeden Fall gut geeignet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo PMe,
P.S.: Habe gerade nochmal Dein Post gelesen, da Du offensichtlich noch gar keine Erfahrungen mit Linux gemacht hast, werde ich versuchen, mal zwei Screenshots (Manuelle Partitionierung im Installer/Partitionierung der SSD) nachzureichen. Mint ist für die ersten "Gehversuche" auf jeden Fall gut geeignet.

Das wäre super! Vielen Dank :)
 
So, anbei die versprochenen Screenshots.

1. Der Punkt im Installer, an dem die manuelle Partitionierung ausgewählt wird. Der Mauszeiger steht auf dem Auswahlpunkt.
Inst_1.jpg

2. Die Partitionstabelle wie sie im Moment aussieht. Für Dich sind nur die Teile "nvme0n1p1", "nvme0n1p2" und "nvme0n1p3" relevant. Der Mauszeiger steht auf der richtigen Partition für die Bootloader "nvme0n1p1" (also der EFI-Partition).
Inst_2.jpg

3. Noch ein Bild von der Einrichtung der ext4-Partition. Auf dieser ist das Betriebssystem installiert, daher ist es wichtig, den Mount Point einzurichten "/".
Inst_3.jpg

Ich hoffe, es hilft weiter. Wenn nicht, stelle einfach möglichst genaue Fragen, wo es hängt.

Viele Grüße

tuxpad
 
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